Danke
@Ralf.M .
Wenn gewünscht schreib ich auch gern mit wem man sich bekämpfte.
Halte ich im Moment für nicht nötig, interessant wären allerdings Angaben zu Gebietserweiterungen, sofern vorhanden. Also wann und wo.
Auch die ägyptische Religion selbst expandierte, wenn auch erst in späterer Zeit, durchaus: Isisheiligtümer gab es sogar in Rom.
Den Teil kenne ich, über die Verbreitung von Isis und Sarapis habe ich eine Arbeit geschrieben. Da hast du natürlich Recht, aber nur in Teilen. Man muss unterscheiden: Der hellenistische, exportierte Isiskult kann nicht gleichgesetzt werden mit der gesamten ägyptischen Religion. Und nur weil man Anhänger dieses einzelnen Kultes war, war man nicht Ägypter bzw. Anhänger der ägyptischen Religion - Isis wurde vor Ort in die bestehenden Religionen integriert (das lässt sich natürlich nicht in allen Fällen mit völliger Sicherheit sagen, es gibt einige Erwähnungen von Tempeln dieses Kultes, wo wir einfach keine weiteren Informationen haben), ebenso wie Sarapis (wobei der von Anfang an nicht rein ägyptisch war).
Zu Recht sprichst du auch die ebenfalls vorhandene Verbindung von Religion und Land in Griechenland an. Diese ist aber meiner Meinung nach im Fall von Ägypten deutlich stärker. Beim Götterursprung stimme ich dir zu, wobei ich fraglich finde, ob die Bindung alleine durch die Herkunft der Götter wirklich so stark gewesen sein kann - gleiches gilt selbstverständlich auch für Ägypten. Die von dir genannten Orakel und panhellenischen Heiligtümer - nun, Heiligtümer lassen sich in Kolonien neu bauen, obgleich die Bedeutung nicht einfach übertragbar ist. Gleichzeitig darf man nicht vergessen, dass es abseits dieser großen Spiele (und Orakel) nie die einheitliche "griechische Religion" gab. Ich glaube auch, nicht zuletzt mit deinen Argumenten, dass sich die Praxis der "griechischen" Religion in den entfernteren Kolonien in vielerlei Hinsicht völlig anders gestaltete. Dennoch waren die Bewohner eben jener Griechen. (Eine Entschuldigung zwischendurch, ich glaube das wird noch ein längerer Text...)
Nun sind Fragen zu klären.
Wie stark unterscheidet sich der Anteil der Religion an der kulturellen Identität bei Griechen und Ägyptern? Die finale Frage: Hätten sich die Bewohner einer theoretischen ägyptischen Kolonie als Ägypter gesehen? (Annahme: Die Bewohner kommen aus dem ägyptischen Kernland)
Und das hängt jetzt eben wieder mit der Landbindung zusammen, die meiner Meinung nach in Ägypten viel stärker ist. Angefangen (noch so halb abseits der Religion) bei dem Nilkalender. Dann die starke Bindung des Totenkultes an den Nil (wobei mir klar ist, dass das in der Praxis im Wesentlich bei Herrscherhaus und Oberpriestern relevant ist, nicht bei den "normalen" Menschen). Letztlich hat jede lokale Bindung in Ägypten in irgendeiner Form mit dem Nil zu tun, abseits davon gibt es ja relativ wenig. Dazu kommen gewisse Wesensunterschiede im grundsätzlichen Verständnis, was die Götter eigentlich sind - nur am Rande erwähnt, sehr umfangreiches eigenes Thema, ich forsche aktuell genau dazu im Rahmen einer Seminararbeit und stehe noch recht am Anfang.
Natürlich gibt es noch etwas, das man nicht vergessen sollte. Einige Herrschaften, zum Beispiel die Perser, haben reichlich Expansion betrieben und die Menschen der eroberten Regionen relativ selbstständig gelassen, vor allem was ihre Religion angeht. Daher habe ich oben die Annahme vorausgesetzt, dass die Kolonisten aus Ägypten selbst kommen. Da wird die ganz oben von mir aufgestellte Unterscheidung innerhalb der Aktionen nach draußen wichtig, denn Kolonien sind hier gänzlich anders zu betrachten als aggressive Gebietserweiterungen, die eventuell überhaupt keine Bewegung in der ägyptischen Bevölkerung nach sich ziehen.
Es ist wie gesagt nur eine These. Und bisher gibt es noch nicht genügend Belege dafür, aber auch nicht genügend gute Argumente dagegen. Fakt ist, dass viele Überlegungen hier auch rein theoretisch sind.
Das wird auf jeden Fall noch eine interessante Diskussion, ich freue mich.