Warum keine Expansion?

:);)Ein schönes Wochenende euich allen! Da ich diesen Platz nun einmal gefunden habe, will ich die Gelegenheit nutzen, etwas zu thematisieren, welches mich schon lange umtreibt! Zumindest gedanklich:

Ich nehme doch einmal stark an, dass man mir hier nicht widersprechen wird wenn, ich sage bzw. behaupte, dass die Kultur des alten Ägypten, eine der interessantessten der Welt ist!:cool: Und auch ich, habe mich damit beschäftigt, soweit mir dies als Laie ohne Ausbildung und Mittel möglich war. Dabei viel mir etwas auf, dass für solch hochentwickelte Kulturen eher untypisch ist.

Es gab in der Geschichte des ägyptischen Reiches, nie eine Phase größerer Expansion!? Natürlich, wurden immer mal wieder Kriege gegen Nachbarn geführt. Gewonnen und verloren. Und auch auf den benachbarten Sudan, hatte Ägypten großen Einfluss!

Jedoch wundert es mich, dass ein Volk, welches Wissen und Bildung offensichtlich so sehr geschätzt hat, nie irgendwelche Entdeckungsfahrten unternommen hat. Oder jenseits der eigenen Grenzen, Kolonien gegründet hat.

Bitte halten wir uns vor Augen, dass eigentlich, alle Vorraussetzungen für solche Unternehmungen gegeben waren! Ein Volk, welches die Mumifizierung, Astronomie und Baukunst derart perfektioniert hatte, Müsste folglich auch in der Lage gewesen sein, Schiffe und Boote zu bauen, die für längere Seereisen tauglich waren.

Immerhin, trieben die alten Ägypter mit dem gesamten Mittelmeerraum handel. Und der erfolgte ab einem gewissen Punkt, immer über das Meer. Nicht zu vergessen, dass das Wasser und Boote bzw. Barken eine wichtige Rolle in der Religion spielten.

Alle späteren sogenannten"Hochkulturen", haben das ja getan! Kreter, Phönizier, Griechen und auch Römer. Wobei ich schwer damit tue, Letztere als Hochkultur zu bezeichnen!:rolleyes: Und das liegt nicht nur an ihrem Lebensstil und ihrem Verhalten. Was Kolonisation angeht, waren ja vorallem die Griechen erfolgreich. Ich denke, ich brauche die Gründungen hier nicht mehr zu nennen. Und nun. Frohes Diskutiern.

Mich wundert es wie man schreiben kann, dass es im Alten Ägypten keine nennenswerte Expansion gegeben habe. Vom Nildelta bis zum 6. Katarakt das ist doch eine ganz schöne Strecke. Die Halbinsel Sinai, ein Großteil Syriens, fast die gesamte Cyrenaica macht insgesamt doch schon eine recht bedeutende Landmasse aus, und die beiden Reiche aufzubauen, sie zu einigen, eine arbeitsteilige Gesellschaftsordnung aufzubauen, ein Schriftsystem zu entwickeln, und die sehr heterogenen Territorien zu befrieden und zu beherrschen, erledigte sich nicht von alleine.

Alle Imperien, auch Großreiche wie das Persische Reich, das Imperium Romanum, das Osmanische Reich waren in ihrer Expansion begrenzt, stießen an natürliche Grenzen, an ethnische, an ideologische. Die Perser hatten wohl niemals die Ambition, wirklich Griechenland zu erobern. Die Römer taten gut daran, sich nicht an der Elbe zu verzetteln, sondern sich auf den Rhein zurückzuziehen. Sie stießen kurzzeitig bis in die Highlands vor, doch der Antoninuswall ließ sich nur unter günstigen Bedingungen halten, und sie zögerten nicht, eroberte Gebiete wieder zu räumen. Trajan konnte der Versuchung einer Imitation Alexanders nicht widerstehen. Einige Male haben römische Armeen die Hauptstadt der Parther Ktesiphon-Seleukia erobert, ganz Mesopotamien aber nie dauerhaft beherrschen können, also ließen Kaiser wie Hadrian die Eroberungen räumen. Als die Osmanen 1683 bis vor Wien zogen, hatten sie nicht vor, das Habsburgerreich zu zerschlagen oder Mitteleuropa zu erobern. Alle Reiche stoßen irgendwann an Grenzen der Expansion wo eine weitere Ausdehnung nicht sinnvoll ist, wo sich Nachschub- und Verbindungslinien vom Zentrum zu weit entfernten.
 
Ich würde auch noch einen Punkt zu bedenken geben, wer schon einmal Karl Butzers "Early Hydraulic Civilization in Egypt: A Study in Cultural Ecology (Prehistoric Archaeology and Ecology)" gelesen hat, der dürfte auch über Tabelle 4 gestolpert sein. Die Bevölkerung Ägyptens war nie besonders groß, damit konnte man, zumindest im Alten Reich, keine großen Expansionen durchführen (außer Nubien bot sich eh nicht viel an). Snofru, und auch andere nach ihm, haben ja sogar Expeditionen zur Menschenjagd, anders kann man das nicht bezeichnen, durchgeführt.

Hier mal Butzers Tabelle:

Kleiner Hinweis noch, die Zahlen sind natürlich Schätzungen/Berechnungen! Sein Buch erschien schon 1976, also auch da kann und wird sich einiges geändert haben, die Zahlen sind also nicht in Stein gemeißelt. :)

Warum sollten 1,6 Millionen Einwohner zu wenig für eine kriegerische Expansion sein? Das kommt mir eigentlich verhältnsimäßig viel vor.

Ich bezweilfle auch, dass die These, zwischen Bevölkerungszahl und Expansion liesse sich eine Verbindung herstellen, schlüssig ist. Dein Ansatz ist doch schon allein mit dem Beispiel Rom widerlegt. Und wieviele Einwohner hatte etwa Makedonien zur Zeit von Alexander dem Großen?
 
Also die Behauptung das Ägypten nicht expandiert sei halte ich für sehr fragwürdig. Ägypten hat seinen Machtbereich mehrfach auf die Levante ausgedehnt und das obwohl die Sinai Halbinsel in einem gewissen Maß eine natürliche Grenze darstellte, welche die Expansion in diese Gebiete erschwert haben dürfte.
Natürlich waren diese Gebiete nicht fest in eine Ägyptische Administration eingeliefert, aber das war in der Bronzezeit auch nicht üblich. Die Herrschaft über diese Gebiete wurde eher in Form von Vasallenverträgen und dergleichen abgesichert.
Über die Levante hinaus zu expandieren dürfte für Ägypten nicht sonderlich lukrativ gewesen sein. Schließlich wird es schwerer Kontrolle auszuüben, je weiter ein Gebiet von deinem Kernland entfernt ist. Zudem hätte solche Expansion auf Kosten anderer Großmächte wie den Mittani, Hethitern, Assyrern oder Babyloniern stattfinden müssen, was zudem wahrscheinlich sehr kostspielig geworden wäre.

Für die Gründung von Kolonien dürfte es wohl auch keinen Grund gegeben haben. Ägypten war mit einem Kernland gesegnet, welches ohne Probleme eine große Bevölkerung ernähren konnte. Die Griechische Kolonisation wurde ja zum Beispiel sehr davon getrieben das im Mutterland der Platz ausging.
Die Koloniegründungen der Phönizier hingegen wurden stark von deren Handelsunternehmungen im Mittelmeerraum getrieben.
Solche Gründe gab es für Ägypten nicht. Ich denke es ist sinnvoller zu fragen warum gewisse Völker Kolonien gegründet haben, anstatt zu Fragen warum es andere nicht getan haben.
 
nun ja,das fehlen äyptischer Expnsion würde ich so nicht unterschreiben
Wir haben zum einen fortgesetzt feldzüge im südlichen Niltal gegen Nubien und Kush und auch nach Palästina.Hier gab es also zumindest ein ägyptisches Einflussguebiet ggf. in Form von Vasallenstaaten
Unter Thutmosis' IV. und Ahnmose gab es darüber hinaus Expeditionen und rege Handelskontakte nach Kreta die möglicherweise auch Expansionscharakter hatten.ähnliches gilt wohl auch für die Schiffsexpeditionen durch das Rote Meer und entlang der afrikanischen kKüste (z.B. unter Necho)
 
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