Steuerbord

Ich weiß nicht, ob dem so war, aber wenn dem so war, dann lag das sicher daran, dass die deutlich überwiegende Mehrheit der Menschen Rechtshänder sind, im rechten Arm also auch mehr Kraft liegt.
 
Das mit der Kraft überzeugt leider nicht. Da am Ruder eine Art Pinne dran war. Und dann braucht man links mehr Kraft als rechts.
 
Steuerbord – Backbord.
Ganz einfach (sog. Eselsbrücke):

In den Begriff wo ein „R“ enthalten ist -> ist immer Steuerbord.

So eine schlüssige Erklärung warum ein Ruder vorherrschend an der Steuerbordseite angebracht ist, findet man wahrscheinlich nur in der Händigkeit.

Und weil die Wikinger als seefahrende und kriegerische Seefahrer des Nord-und Ostseeraums während den mitteleuropäischen Frühmittelalter – der sogenannten Wikingerzeit 790 - 1070 n.Chr. – gelebt haben.

Ich meine die Wikinger waren die ersten die dies beiden Begriffe verwendeten.

In der Regel findet man ja das Ruder Rechts an der Bordwand vor dem Achtersteven. „Achtersteven“, die nach oben gezogene Verlängerung des Kiels eines Schiffes.
Um ein Ruder betreiben zu können, benötigt man dazu dann eine sogenannt „rechtwinklige Ruderpinne“.
So etwas hat man wohl erstmalige bei dem 18 m langen „Kvalsund Boot“ aus dem 7 Jahrhundert stammend im der Nähe von Ålesund/Westnorwegen gefunden-

Ålesund, um diese Stadt hat sich mal Kaiser Wilhelm II. nach den verharrenden Stadtbrand 1904 verdient gemacht. Er wird dort noch heute geehrt.

Aber zurück zu den beiden Begriffen...
WIKI beschreibt dies so:
Das Steuer war an der rechten Seite des Schiffes befestigt, weshalb diese Seite „Steuerbord“ genannt wurde.
Der Rudergast saß davor quer zur Schiffsachse mit dem Rücken zur linken Seite des Schiffes, dem „Backbord“ (Back -> engl, -> zurück).
Und weiter schreibt WIKI:

Das erste sichere Beispiel eines Steuerruders am Heck eines Drachenschiffes ist auf dem Siegel der Stadt Bergen vom Jahre 1299 zu sehen.
 
Seit 2013 kann man sich die Frage stellen, wie das genau war. Bei den Wikinger-Schiffen in der TV-Serie Vikings ist das Steuerruder nämlich meist auf der linken Seite, also an Backbord angebracht und scheint auch dort zu funktionieren. Siehe z.B. Staffel 1 Episode 1, am Ende, als Floki Ragnar sein neues Boot vorstellt (obwohl es sich bei dem Boot um eine neue Konstruktion handeln soll und Floki nicht ganz sicher ist, ob es gleich untergehen wird).:D
 
Richtig, Steuerbord weil das Ruder meist in Hauptfahrtrichtung rechts installiert war.
Im Englischen Starboard, höchstwahrscheinlich Mittelenglisch, das sich in die Neuzeit gerettet hat. Und links ist im englischen Portside
 
Vielleicht historisch erklärbar als Weiterentwicklung aus Paddelbooten.
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Ein Mann und sein Paddel: Gold im Canadier-Einer
Ein Mann und sein Paddel: Gold im Canadier-Einer
 
Die meisten Schiffe im frühen MA hatten den Bug und das Heck hochgezogen. Während der Achtersteven, an dem das Mittelruder angebracht ist, auf dem Kiel aufgesetzt wird. Sprich ohne Achtersteven kein Mittelruder. Es ist also bei Wikingerschiffen und Weiterentwicklungen nur die frage Ruder rechts oder links. Da aber die meisten Europäer Rechtshänder sind ist die Befragung des Wohlfühlens an der Position. Und damit sollte klar sein warum Ruder rechts.
 
Es gibt einen - meist unbewussten - Grund.
Beim Segelfliegen mögen fast alle Piloten Linkskreise mehr als Rechtskreise, dies gilt m.E. für Rechts- wie für Linkshänder. Als der erste Pilot in einer aufsteigenden Thermikblase darf man die Drehrichtung bestimmen, die anderen müssen brav folgen (selbst mit kreisende Greifvögel tun das!), was man bösartigerweise in einem Wettbewerb ausnutzen kann, indem man nach rechts, im Uhrzeigersinn, kreist, sofern man es gut trainiert hat. Die nachfolgenden Piloten fühlen sich dabei eher unwohl, was sie Kraft und Konzentration kostet. Man "stürzt" auch lieber nach links hinab in einer Spiralkurve, als nach rechts.

Der linke Arm dient fast immer zur Eigensicherung, wir sind es bei allen Arbeiten in gefährlichem Gelände gewohnt. Auch auf der Malerleiter... Mit dem rechten Arm machen wir mehr Feinarbeiten, bei gröberen Arbeiten können wir mit rechts schneller wechselnde Bewegungen machen.
Die Arbeit an der Ruderpinne ist zwar keine Feinarbeit, aber bei unruhiger See sichert man sich lieber mit links, mit der Körperseite mit der man sich auch sonst zu sichern gewohnt ist. Linkes Bein ausgestreckt; rechtes Bein angewinkelt.
 
Sprich ohne Achtersteven kein Mittelruder. Es ist also bei Wikingerschiffen und Weiterentwicklungen nur die frage Ruder rechts oder links.

Aus reiner Neugier, völlig ohne wirklichen Zusammenhang: Wären nicht theoretisch zwei Steuerruder möglich, eins auf jeder Seite, wie bei vielen antiken Kriegsschiffen? Oder wär das technisch bei einem Langschiff unmöglich gewesen?
 
Da spricht nichts gegen. Auf der Aussenseite der Planke war eine Art Knubbel, der wohl als Widerlager diente. Und wenn ich Burkhardt Pieske richtig in Erinnerung habe, war ein Tampen durch den Knubbel geführt. Warum soll das auf Backbord nicht funktioniert haben? Was nur dagegen spricht ist der erhöhte Strömungswiderstand und das beide Ruder parallel geführt werden müssen um nicht weiter abzubremsen. Bi den modernen Regattayachten, wie den IMOCA 60, welche z.Bsp. beim Vendee Globe gesegelt werden, wird das luvwärtige Ruder hoch geklappt, um weniger Strömungswiderstand zu haben.
 
Da könnte was dran sein. Seeleute sind in sachen Ausrüstung meist Konservativ. Schließlich hängt das Leben von der Ausrüstung ab. Das "neue" muss sich erst einmal bewähren.
 
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