Englische (britische?) Küche und ihr z.T. unverdient schlechter Ruf

zaphodB.

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das bedeutet:die Engländer sind eigentlich Franzosen :D:p
-aber wie kommen die dann zu ihrer grauenhaften Küche ? gab es da neben Laut- auch Geschmacksverschiebungen oder sind daran die angelnden Sachsen schuld ?;)
 

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das bedeutet:die Engländer sind eigentlich Franzosen :D:p
-aber wie kommen die dann zu ihrer grauenhaften Küche ?
Ich ignoriere jetzt mal das Kalauernde und bemerke ganz im Ernst, dass die englische Küche viel besser ist, als ihr Ruf. Vor allem die vielgescholtene Minzsauce ist so schlecht nicht. Und auch die cerevisia, die bei Asterix so schlecht wegkommt, ist nicht sooooo schlecht. Brot könn'n se nicht.
 
Nun ja, da sind ganze Nationen anderer Meinung (frag mal die Franzosen).
aber im Ernst..wenn beide im Prinzip den gleichen Ursprung haben fragt man sich schon,wo die doch relativ grossen kulturellen Unterschiede herkommen zumal das ja nicht die einzige Verbindung beider Länder blieb,die im Lauf der Jahrhunderte bestanden hat
 
Nicht zu vergessen der brit.-franz. Mix auf den Kanalinseln!!! (Ob dort die Küche so wie die Ortsnamen einen Hauch wikingisches enthält, weiß ich nicht - aber St. Helier ist ein kulinarisches Mekka)
...wie steht der festlandkeltische Gallier denn zu den spätantiken "Rückkehrern" der Bretagne?
 
Wenn ich die Wahl habe zwischen einem English breakfast und irgendeinem kontinental-europäischen Frühstück, entscheide ich mich für English breakfast. Die englische Küche sollte man echt nicht unterschätzen. Von wirklich aufwändigen Gerichten wie steak wellington bis zu englischen Snacks, die es inzwischen überall auf der Welt gibt wie Sandwiches oder Süßgebäck wie Scones findet man da einiges Leckeres. Zwei weltbekannte Köche sind Briten: Jamie Oliver und Gordon Ramsey.
 
Nun ja, da sind ganze Nationen anderer Meinung (frag mal die Franzosen).
aber im Ernst..wenn beide im Prinzip den gleichen Ursprung haben fragt man sich schon,wo die doch relativ grossen kulturellen Unterschiede herkommen zumal das ja nicht die einzige Verbindung beider Länder blieb,die im Lauf der Jahrhunderte bestanden hat
Naja, die Studie ist ein erster Schritt zur archäogenetischen Beantwortung der Frage, wie die keltischen Sprachen auf die Britischen Inseln gelangten: "But says Prof Reich, 'We don't yet have adequate sampling to directly confirm that or to see where exactly in France it would be."' Da steht noch einiges an Forschung an aDNA bevor und natürlich ist es auch eine interdisziplinäre Frage.
 
Von wirklich aufwändigen Gerichten wie steak wellington ...
... welches in Wirklichkeit ein französisches Gericht ist, dem deutsche Köche aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen den Namen Wellingtons angehängt haben...

"Seltsamerweise taucht Beef Wellington in alten englischen Kochbüchern nicht auf, obwohl der Herzog es sich nicht nehmen ließ, seinen größten Militärerfolg alljährlich am 18. Juni mit einem Waterloo Dinner zu feiern. Dieses Gericht wurde da aber nicht serviert.
[...]
Ende des 18. Jahrhunderts war es Mode, größere Rindfleischstücke mit einer Mehlpaste zu umhüllen und es so über offenem Feuer zu braten, um eine dunkle bis verbrannte Kruste zu vermeiden. Dieser noch recht primitive Teigmantel wurde später in Frankreich durch Blätterteig ersetzt, wo man die Zubereitung auch im Übrigen verfeinerte. So bevorzugten manche Köche statt Pilzen und Schalotten eine Schicht aus Trüffeln oder Gänseleberpastete – edle Zutaten, wie sie für die Haute Cuisine seit jeher typisch sind.
Natürlich tauften die Franzosen dieses Filet nicht nach dem Napoleon-Bezwinger Wellington, das wäre ihnen nicht im Traum eingefallen, sie nannten es vielmehr Filet de Bœuf en croute. An der Umbenennung sind die Engländer aber völlig unschuldig. Seltsamerweise waren es nämlich deutsche Köche, die dieses Gericht um 1900 posthum dem britischen Feldherrn widmeten und es als Wellington-Filet in ihre Kochbücher aufnahmen."
Petra Foede, Wie Bismarck auf den Hering kam. Kulinarische Legenden, Zürich 2009
 
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nicht zu vergessen ,,die anschließende Teatime" ,"wohlbekömmlich" und "lecker" und darf wohl zur britischen Küche zählen.
 
Shepherd's pie
Shepherds-Pie-Rezept--1170x781.jpg


Edit: Auch ganze Geschmacksrichtung für Chips z.B. gehen auf die englische Küche zurück: Salt&Vinegar oder Sourcream&Onion. Hinzu kommen Zutaten, die auch gerne international verwendet werden: Worcestersauce oder Currypulver, ohne das die traditionelle deutsche Currywurst nie entwickelt worden wäre.
 
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Salt&Vinegar oder Sourcream&Onion.
@Ugh Valencia auch die zusätzlichen Saucen zu Fish'n'Chips oder surf'n'turf wie auf diesem Foto:
Screenshot_20220112-193141_Gallery.jpg

Der feinsinnige Gourmet mit verfeinertem Tischsittenfetisch mag sich über die Tütchen moquieren - im Pub gab es die halt in dieser Form, auch beim Fishers Hummer-Bunker am Ende der St.Oue-Bucht (der Bunker ist berühmt für seine Delikatessen)
Screenshot_20220112-193729_Gallery.jpg
 
na ja, beide Köche sind wohl eher durch Medienpräsenz als durch kulinarische Grosstaten bekannt geworden,Curry kommt aus der asiatischen Küche ,und belegte Brötchen und Brote gibt es überall auf der Welt-(mit die besten übrigens in Wien in einer Gasse hinterm Steffansdom)
Es geht aber nicht um die Kreationen des ein oder anderen populären Kochs sondern um das ,was dort normalerweise auf den Tisch kommt...und mit Grauen erinnere nicht nur ich mich da an meine beiden Schüleraustauschaufenthalte in England....da war fish&chips die letzte Rettung um zu überleben..und das will was heissen.
Es scheint nach meinen Erfahrungen dort ein Hobby zu sein ,selbst aus vernünftigen Zutaten noch halbwegs ungeniessbare Gerichte zu "zaubern"
(Aber wenigstens kann man inzwischen in London vernünftig indisch oder pakistanisch essen)
Das absolute Kontrastprogramm zu Frankreich ,Italien und dem Rest des Kontinents.
 
Ich ignoriere jetzt mal das Kalauernde und bemerke ganz im Ernst, dass die englische Küche viel besser ist, als ihr Ruf. Vor allem die vielgescholtene Minzsauce ist so schlecht nicht. Und auch die cerevisia, die bei Asterix so schlecht wegkommt, ist nicht sooooo schlecht. Brot könn'n se nicht.

Ich weiß nicht, "nicht ganz sooo schlecht" ist leider immer noch schlecht, und meiner Ansicht nach verdient die britische Cuisine ihren schlechten Ruf zu Recht.

Mit 15 ging ich zum ersten Mal nach England, um die Sprache besser zu lernen. Bei Gastfamilien zog ich, zumindest was die Verpflegung betraf eine Niete. Die Gastfamilien, so mein Eindruck waren wohl auf das Geld angewiesen. Die holten sich einen jungen Deutschen oder Franzosen, fütterten ihn zwei Wochen mit Toastbrot und Peanutbutter und holten sich dann den nächsten. Das einzige genießbare war die Teatime-solange man nicht mit Gurkensandwiches traktiert wurde (Ich habe eine Allergie gegen rohe Gurken, wenn ich welche rieche, bekomme ich im wahrsten Sinne des Wortes Brechreiz).

Wir waren fast immer hungrig, und unsere Rettung war ein kleiner Imbiss, wo es Fish and Chips gab. Die Betreiber waren Chinesen. Beim ersten Mal fragte mich die Bedienung: "Vinegal?, You want vinegal?" Ich hatte es nicht richtig verstanden und sagte aus Höflichkeit yes. Als sie mir Essig auf die Fritten kippte, bekam ich meinen zweiten Kulturschock- der erste war das Mittagessen in der Gastfamilie.

Ein Schulfreund von mir, ein perfekter Frauenversteher hatte mehr Glück. Während wir zu zweit auf Zimmer im Reihenhaus saßen, logierte er im Verwaltergebäude von Broadlands, einem aristokratischen Anwesen der Lords of Romsey. Das Verwalterhaus sah selbst wie ein Schloss aus, die Landlady verwöhnte ihn, briet ihm morgens Spiegeleier, abends Steaks und zwischendurch mal einen Fasan oder ein Rebhuhn oder ein Stück vom Damhirsch. Als wir ihn besuchten, kletterten wir bei Lord Romsey über ein schmiedeeisernes Tor und mussten dann einen cholerischen Typen beschwichtigen, der eine Schrotflinte trug. Ich denke gerne an England zurück, sehr nette experimentierfreudige Mädchen- aber das Essen-horrible!


Jahre später war ich auf Angelurlaub in Irland. Meine Gastgeber waren Anglo-Iren, Schafzüchter. Die Leute waren furchtbar nett und sichtlich um mein leibliches Wohl besorgt. Es war ein schöner Urlaub, auch wenn die Angelei eher durchwachsen war, Ende der 1980er Jahre waren die Hechtbestände durch Überfischung und Raubbau dezimiert. Wenn nur nicht der Hammel gewesen wäre!

Lamm, richtig zubereitet, mit etwas Rosmarin und einer Spur Knoblauch, am Holzkohlefeuer gebraten und heiß serviert, esse ich durchaus mal mit Genuss, aber porchierter Hammel mit Minzsoße und Salzkartoffeln-das war nichts. Ich wollte die Leute nicht kränken, ließ das Zeug in der Serviette verschwinden und dann den Abfluß hinunter. Der Bruder der Landlady war taubstumm, wenn der morgens die Hände an die Ohren legte und mit den Ohren wackelte, wusste ich, am Abend gibt es Hammel. Dann wusste ich, heute musst du einen "Küchenhecht" fangen oder wenigstens eine Pfanne voll Barsche. Am vorletzten Tag fing ich einen Trophäenhecht. Ein Franzose, den ich in der Pension kennengelernt habe, mit dem ich oft zusammen angelte, bereitete ihn zu. Das Essen war ein Festmahl, und als wir beim Cognac waren, fragten mich meine Gastgeber, weshalb ich nichts von meiner Abneigung gegen Hammel gesagt hätte, sie hätten bis zum vorletzten Tag nichts davon gewusst und gedacht, sie machten mir eine Freude, wo ich doch immer den Teller geleert hätte.
 
Tja, de gustibus...
Ich kann zumindest für die Kanalinseln die subjektiven Horrorgeschichten über das Essen nicht bestätigen. Das deftige Frühstück dort war jeden Tag super, abends essen gehen ein Genuss - bis auf einmal: da waren wir in St. Helier bei einem "Italiener"... Pizza fad und Penne arabiata sehr eigenwillig (mit geraspelten Orangenschalen) - der Abstecher zum "Jersey-Italo" war ein Reinfall. Hingegen die typische d.h. einheimische Küche grandios. Aber de gustibus...! Uns schmecken "Chips" mit Essigsauce etc. halt mehr als die langweilige internationale Hotelküche mit ihren normierten Buffetsachen (am Meer will ich kein mittelmäßiges Cordon bleu mit Pommes essen!)
 
Ich mag die Cornish Pasties ganz gern. Sie sollen bereits in Érec et Énide - Wikisource von Chrétien de Troyes – Wikipedia im 12. Jh. von seinen Helden aus Cornwall gegessen worden sein.
Das Wort pasty stammt vermutlich aus dem Lateinischen und/oder Altfranzösischen und bedeutet ja erst einmal nur "etwas in Teig gewickeltes". Chrétien de Troyes benützt das Wort "pastez" im Plural. Welches lateinische Wort Matthäus Paris – Wikipedia in seiner Chronik benutzte, weiß ich noch nicht, jedenfalls sollen sich nach ihm die Mönche von St. Albans im 13. Jh. "gemäß ihrer Gewohnheit" aus Fleisch im Teig ernährt haben.
Ich würde keine Wette eingehen wollen, wer zuerst Teig um ein Stück oder eine Masse aus Fleisch u.a. wickelte. Vom etymologischen Standpunkt her gesehen, müssten es im Falle der Cornish Pasties die Franzosen gewesen sein und dann hätten wir hier ein Speise, welche relativ früh von/über Frankreich nach England importiert wurde und heute als Bestandteil der englischen Küche gilt.

Meine Erfahrung mit der englischen Küche ist eine zwiespältige. Zuerst war ich bei einer sehr traditionsbewussten Gastfamilie und da gab es einfach jeden Abend immer nur das Gleiche: Fleisch, Kartoffeln, Erbsen, Minzsauce. Es war gut, aber eben immer das Gleiche. Diese aus Tradition geborene Eintönigkeit ist vermutlich ein Mitgrund für den schlechten Ruf der englischen Küche. Selbst als ich einmal ein Gericht aus meiner Heimat zubereitete, gab es anschließend noch das, weil es der Gastfamilie unmöglich erschien, dass man von irgend etwas anderem auch satt werden könnte.
Bei meiner zweiten Gastfamilie, wesentlich jünger, hatte ich dann eine experimentierfreudigere Landlady, die sogar an einem Kurs für "europäische" Küche teilgenommen hatte.
Als sie mir dann ihre Version von Spaghetti aus der Büchse servierte, wünschte ich mir mein Fleisch mit Kartoffeln und Minzsauce zurück.
Das Essen in den Pubs war Hit & Miss. Da haben sich einige Pubbesitzer als Köche völlig überschätzt, andere zauberten echt gute kleine Gerichte.
 
Beim ersten Mal fragte mich die Bedienung: "Vinegal?, You want vinegal?" Ich hatte es nicht richtig verstanden und sagte aus Höflichkeit yes. Als sie mir Essig auf die Fritten kippte, bekam ich meinen zweiten Kulturschock.
Nein, das kann ich nicht nachvollziehen! Ich bin nicht nur ein dedizierter Anhänger von Chips mit einem Hauch von Vinegar, was man hierzulande nur in ausgesuchten Geschäften erhält, sondern auch wahrscheinlich der landesweit einzige Abnehmer von Marmite.
Es geht nichts über Marmite! Wer jemals seine Suppe mit Maggi gewürzt und genossen hat, wird das Aroma als solches schätzen: man braucht die Suppe nicht, das Maggi sprich Marmite reicht völlig aus!
Umami, we love you.
 
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Tannhäuser, jederzeit und gerne..Winzersektkorken aus der Flasche auf 15 Meter und ich nehm den Gisonen und Ogrim als Sekundanten ;) :D

da haben wohl viele ähnliche Erfahrungen bei ihrem Schüleraustausch gemacht wie ich...wie gesagt der Kontrast zur unter gleichen Umständen genossenen französischen land- und Regionalküche war schon dramatisch und auch auf einfachsten italienischen Alpenhütten hab ich in der Regel besser gegessen.
Ich glaube mich erinnern zu können irgendwo gelesen zu haben , dass der Verfall des letzten Restes der englischen Küche letztlich mit dem Verlust der Kolonien und den wirtschaftlichen Auswirkungen des 1.Weltkrieges zusammenhängen soll. Wenn das stimmt,lässt die Post-Brexit-Ära kulinarisch ja übles befürchten, wobei,wie wir alle wissen das Rezept für Ente à la Banane gottseidank mit ins Grab genommen wurde und auch Wildschwein in lauwarmer Pfefferminzsauce sich bisher nicht wirklich durchgesetzt hat
 
Das deftige Frühstück dort war jeden Tag super
Und an das deftige Frühstück (full Jersey Breakfast) erinnere ich mich immer noch ebenso gerne wie - sehnsüchtig!

full Jersey Breakfast:
Gegrillte/gebratene Tomate, gegrillte/gebratene Pilze, gebratene Zwiebelringe, ordentliche Portion ham'n eggs (dort gebratener Schinkenspeck mit Rührei), ein gegrilltes/gebratene Würstchen, baked beans und dazu --- ja --- Toastscheiben. Und HP-Sauce ("Heinz! of course") und dazu die Frage, ob man auch Black Pudding dazu haben möchte (mit der Erklärung, dass das auch unter Engländern und "Kanalinslern" bei weitem nicht jedermanns Geschmack sei...)
Black Pudding ist eine Art eigenwillig gewürzte Blutwurst, davon eine große Scheibe kräftig gebraten - ja, zum Frühstück dazu. Vinegar und HP drauf! Mir hatte dieser Wahlzusatz sehr geschmeckt, meine bessere Hälfte ... schweigen wir darüber.

Dazu ohnehin vorrätig ein Buffet mit diversen Müslisachen, Yoghurtsorten, verschiedene Orangen- & Zitronenmarmeladen.

Nach wie vor: de gustibus non est disputandum - für mich war diese enorm deftige Frühstücksvariante fantastisch. (welche weiteren Varianten zur Auswahl standen, zähle ich nicht auf, weil ich immer dieses gewählt hatte. Meine bessere Hälfte variierte hingegen und kam so in den Genuss verblüffend guter Käsesorten, Lachsvariationen etc) - - Kanalinseln: ein Frühstücksparadies!
 
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