Was sagt uns die Corona-Pandemie über historische Seuchen?

G

Geradedenker

Gast
Die Datenlage über die Corona-Pandemie ist wohl so gut wie nie in der Geschichte der Seuchen und trotzdem ist sie unbefriedigend. Wenn man sieht, wie viele grundlegende Zahlen und Daten dazu auf zweifelhafter analytischer und statistischer Grundlage erstellt und für wahr und richtig erklärt werden, wundert man sich, wie genau unser Wissen über historische Seuchen überhaupt sein kann.

1. Die Corona-Statistiken unterscheiden nicht, ob jemand mit oder an dem Coronavirus gestorben ist. Zwischen beiden Zahlen liegt aber ein himmelweiter Unterschied. Wie wollen wir dann wissen, daß "jeder Dritte" an der mittelalterlichen Pest in Europa gestorben ist? Die Datenlage für diese Schätzung ist unendlich geringer.

2. Die Symptome der Omikron-Variante haben nur noch wenig mit denen des chinesischen Wildtyps zu tun. Auch die Ansteckbarkeit hat sich stark verändert. Innerhalb kurzer Zeit ist das Virus so stark mutiert, daß es ohne die Möglichkeiten der modernen Medizin kaum noch als solches erkennbar wäre. Wie wollen wir dann jemals herausfinden können, welches Pathogen für die Perikleische Seuche oder die "antoninische Pest" verantwortlich war?
 
1. Die Corona-Statistiken unterscheiden nicht, ob jemand mit oder an dem Coronavirus gestorben ist.
Ich halte das für Korinthenkackerei. Der Punkt ist die Übersterblichkeit.
Ziehen wir mal eine andere Viruserkrankung heran, den HIV-Virus. Niemand stirbt AN Aids, sondern immer MIT Aids. Weil Aids das Immunsystem so schwächt, dass man leichter erkrankt und selbst eigentlich harmlosen Erkrankungen nichts mehr entgegenzusetzen hat. Deshalb ist diese mit oder an-Diskussion irreleitend.

Zwischen beiden Zahlen liegt aber ein himmelweiter Unterschied. Wie wollen wir dann wissen, daß "jeder Dritte" an der mittelalterlichen Pest in Europa gestorben ist? Die Datenlage für diese Schätzung ist unendlich geringer.
Wir haben schon einige Daten. Die Archäologie kann Daten liefern, wie etwa das Wüstfallen von Siedlungen oder Stadtvierteln. Aber auch historische Quellen können ganz dienlich sein. Zwar muss man davon ausgehen, dass Historiographen eher ungenaue (wahrscheinlich sogar zu hohe) Angaben machen bei Gesamttodeszahlen, aber die Prosopographie kann helfen. Sprich dort, wo es um die Prominenten einer Gemeinschaft geht. Wer taucht vor der Pest im Rat einer Stadt auf und wer danach? Wie verändern sich Lieferketten.... das sind i.d.R. dann keine historiographischen Quellen, mit denen Historiker da arbeiten, also Quellen, die schon damals verfasst wurden, um sie zu publizieren (Traditionsquellen), sondern archivalische Quellen (Überrestquellen). Die sind i.d,R. viel zuverlässiger als die interessegeleiteten verfassten Quellen.
Wenn Familien, die über Jahrzehnte die Geschicke einer Stadt bestimmt und eifersüchtig auf ihren Einfluss geachtet haben, plötzlich ganz aus den Quellen verschwinden oder zuvor unbekannte Familien in ein Machtvakuum hineinstoßen, dann sind das i.d.R. Folgen katastrophaler Ereignisse.
Anhand solcher herausgehobener Personen/Familien kann man dann untersuchen wie viele die Pest überlebten.

Zu der Frage, ob tatsächlich jeder Dritte an der Pest in Europa verstorben ist: da gibt es keine Einigkeit. Es gibt Schätzungen, die darüber hinausgehen und Schätzungen, die darunter liegen. Es ist auch sicherlich nicht jeder an der Krankheit verstorben, sondern viele auch an durch die Krankheit ausgelösten Dominoeffekten. Wir wissen, dass im Zuge der Pest regional die Landwirtschaft zusammenbrach und weite Bevölkerungsteile hungerten. Wir können davon ausgehen, dass im Zuge eines Zusammenbruchs „staatlicher“ Hierarchie Gewalt zunahm, umso mehr, wenn landwirtschaftliche Erzeugnisse schwerer zu haben waren, es also auch ums Überleben ging.

2. Die Symptome der Omikron-Variante haben nur noch wenig mit denen des chinesischen Wildtyps zu tun. Auch die Ansteckbarkeit hat sich stark verändert. Innerhalb kurzer Zeit ist das Virus so stark mutiert, daß es ohne die Möglichkeiten der modernen Medizin kaum noch als solches erkennbar wäre. Wie wollen wir dann jemals herausfinden können, welches Pathogen für die Perikleische Seuche oder die "antoninische Pest" verantwortlich war?
Der Pesterreger lässt sich archäologisch nachweisen, sofern man an Knochen- oder Zahnmaterial herankommt.
 
1. Die Corona-Statistiken unterscheiden nicht, ob jemand mit oder an dem Coronavirus gestorben ist. Zwischen beiden Zahlen liegt aber ein himmelweiter Unterschied.
So "himmelweit" ist der Unterschied nicht. Die allermeisten "mit Corona" Verstorbenen sind tatsächlich "an Corona" verstorben. 2020 wurden in Hamburg alle Coronatoten obduziert.

"Bei 618 Fällen stellten die UKE-Forschenden eine COVID-19-Erkrankung als Todesursache fest, konkret starben die meisten Infizierten an einer Pneumonie oder an den Folgen einer Thrombose. In sieben Prozent der Fälle waren die Verstorbenen zwar mit dem SARS-CoV-2-Erreger infiziert, die Infektion war aber nicht todesursächlich."
UKE - Pressemitteilung - Auswertung bestätigt: Therapieumstellung bei COVID-19-Erkrankten reduziert Risiko
 
2. Die Symptome der Omikron-Variante haben nur noch wenig mit denen des chinesischen Wildtyps zu tun. Auch die Ansteckbarkeit hat sich stark verändert. Innerhalb kurzer Zeit ist das Virus so stark mutiert, daß es ohne die Möglichkeiten der modernen Medizin kaum noch als solches erkennbar wäre. Wie wollen wir dann jemals herausfinden können, welches Pathogen für die Perikleische Seuche oder die "antoninische Pest" verantwortlich war?

Was die Möglichkeit zu Mutationen angeht, ist bitte in Rechnung zu stellen, dass das von einer ganzen Menge Faktoren abhängig ist:

- Durchschnittliche Dauer der Erkankung (Reproduktionszyklen des Virus)
- Wahrscheinlichkeit eines tötlichen Verlaufs (Chance, dass eine mutierte Variante auch übertragen wird)
- Einschränkungen des Alltagslebens (Wahrscheinlichkeit der Übertragung)
- Wahrscheinlichkeit, dass die Krankheit von anderen erkannt wird (Wahrscheinlichkteit der Übertragung)
- Totale Anzahl der Infektionen

usw.

"Innerhalb kurzer Zeit", wie du im Bezug auf 2 Jahre Corona schreibst, haben wir weltweit an die 400 Millionen bekannte Corona-Infektionen und wahrscheinlich, wenn man bedenkt dass in diversen Teilen der Welt von flächendeckenden, regelmäßigen Testungen nicht die Rede sein kann, so wie Dunkelziffer mit einkalkuliert, wird es sich realiter wahrscheinlich bereits eher an eine Milliarde Infektionen weltweit annähern.

Daraus hat sich eine Hand voll durchsetzungsfähiger Varianten entwickelt.
Über den Daumen könnte man wahrscheinlich sagen, dass je nachdem wo die Dunkelziffer liegt, im Durchschnitt irgendwo bei 100-200 Millionen Infektionen bei Corona eine global durchsetzungsfähige Variante herumkommt.

Um (ich weiß, dass es nicht übertragbar ist, es dient der Anschaulichkeit) 100-200 Millionen Infektionen im mittelalterlichen Europa zusammen zu bekommen, hätte im Grunde jeder Einwohner des Kontinents (und zwar über 2-3 Generationen) die Seuche bekommen müssen.
Dazu hätte sie sich so über den Daumen vermutllich 50-60 Jahren nonstopp flächendeckend halten müssen.

Und jetzt ist Covid 19 noch insofern recht mutationsfreundlich, als das die Krankheit, verglichen mit anderen Seuchen relativ selten tötet und einen relativ lang andauernden Krankheitsverlauf (viele Reproduktionszyklen des Virus, viel Ansteckungsgelegenheit) hat.
 
Wie wollen wir dann jemals herausfinden können, welches Pathogen für die Perikleische Seuche oder die "antoninische Pest" verantwortlich war?

Der Pesterreger lässt sich archäologisch nachweisen, sofern man an Knochen- oder Zahnmaterial herankommt.

Zur Justinianischen Pest und zur Pest im 14. Jahrhundert konnte der Erreger bereits nachgewiesen werden:

"Nachdem lange Zeit nicht fest stand, welche Erreger für die Justinianische Pest und die Pest im 14. Jahrhundert verantwortlich war, konnte der Erreger yersinia pestis in London-Smithfield, einem Massengrab von 1348 (Bos u.a. 2011) und im merowingerzeitlichen Gräberfeld von Aschheim nachgewiesen werden (Wiechmann/ Grupe 2005)."
Archaeologik: Archäologie der Erreger
 
Wenn das über den Vergleich mit heutigen Pesterregern festgestellt wurde, ist die Frage ja durchaus berrechtigt, ob das auch möglich wäre, wenn yersinia pestis ähnlich schnell mutiert wie Corona, oder auch Grippe ua Virenstämme, die da sehr flexibel zu sein scheinen. Wobei es bei der Pest Bakterien sind, keine Viren; schätze, die sind, da wesentlich größer, auch leichter nachweisbar.

Ich kann mir durchaus vorstellen (reine Spekulation!), dass die attische Pest, an der Perikles starb, von einem Erreger ausgelöst wurde, der heute noch Nachfahren oder Verwandte hat, die sich allerdings schon so stark verändert haben, dass wir eine Verwandschaft nicht mehr feststellen könnten, selbst wenn wir das Virus oder Bakterium in 2.500 Jahre alten Überresten isolieren könnten. Ist dann zwar schade, aber nicht zu ändern. Bisher hat die Menschheit ja auch überlebt, ohne zu wissen, welche Einzeller da Athen dezimierten... ;)
 
Wenn das über den Vergleich mit heutigen Pesterregern festgestellt wurde, ist die Frage ja durchaus berrechtigt, ob das auch möglich wäre, wenn yersinia pestis ähnlich schnell mutiert wie Corona, oder auch Grippe ua Virenstämme, die da sehr flexibel zu sein scheinen. Wobei es bei der Pest Bakterien sind, keine Viren; schätze, die sind, da wesentlich größer, auch leichter nachweisbar.

Sicher, bei der archäologischen Nachweisbarkeit der Pestbakterien ging es um deren Nachweisbarkeit, weil eben die Frage gestellt war, wie sicher wir eigentlich bei diesen historischen Epidemien sein können, dass diese durch speziell diesen Erreger verursacht wurden, nicht um den Vergleich mit dem Coronavirus.
 
Mal dazu ne grundsätzliche Frage zur Pest.
Es gab ja diverse Pestwellen im Laufe der Jahrhunderte.Zumindest wurden sie im damaligen Schrifttum als solche bezeichnet. Steht eigentlich wissenschaftlich erwiesen fest, dass die Erreger alle vom gleichen Erregerstamm (Pestbakterien ) stammen oder war "Pest" schlicht in früheren Zeiten eine Sammelbezeichnung für Pandemien jeglicher Art , die man nicht einem konkreten Krankheitsbild zuordnen konnte.
 
Steht eigentlich wissenschaftlich erwiesen fest, dass die Erreger alle vom gleichen Erregerstamm (Pestbakterien ) stammen oder war "Pest" schlicht in früheren Zeiten eine Sammelbezeichnung für Pandemien jeglicher Art , die man nicht einem konkreten Krankheitsbild zuordnen konnte.
Man weiß heute, dass nicht alles, was unter Pest (eigentlich ein sehr ungenauer Begriff) geführt wurde tatsächlich auch die Pest war. Du kannst davon ausgehen, dass Symptome nicht als der Pest zugehörig erkannt wurden und andere Symptome, die denen der Pest oberflächlich ähnelten, der Pest zugeschrieben wurden.
 
Ich halte das für Korinthenkackerei. Der Punkt ist die Übersterblichkeit...

2020 gab es keine Übersterblichkeit. Demnach dürfte es keine Corona-Epidemie gegeben haben (Trotz Covid-19: 2020 keine Übersterblichkeit in Deutschland | MDR.DE ).

Der mangelnden Differenzierung zwischen an und mit liegt ein einfacher Denkfehler zugrunde. Die meisten Corona-Toten hatten mehrere Grunderkrankungen. Zu sagen, daß diese Menschen alleine an Corona gestorben seien, ist zu behaupten, als wären Soldaten, die mehrere Schusswunden erlitten haben, nur an der letzten gestorben, selbst wenn diese für sich genommen nicht tödlich war.

Macht man die Gegenprobe, so stellt man fest, daß die Sterblichkeitsrate von Menschen ohne Grunderkrankungen in allen Alterskohorten deutlich höher liegt. Ergo müssen die Grunderkrankungen bei der Bewertung der Corona-Mortalität eine Schlüsselrolle spielen. Und solche medizinischen Statistiken fehlen uns für historische Seuchen gänzlich.

Wir haben schon einige Daten...Zu der Frage, ob tatsächlich jeder Dritte an der Pest in Europa verstorben ist: da gibt es keine Einigkeit. Es gibt Schätzungen, die darüber hinausgehen und Schätzungen, die darunter liegen.

Sicher haben wir Daten und Indizien. Aber diese erlauben in ihrer beschränkten Aussagekraft eben leider keine seriöse Schätzung der Gesamtopferzahl. Wir können höchstens debattieren, ob es "viele" oder "sehr viele" Opfer gegeben hat.


Der Pesterreger lässt sich archäologisch nachweisen, sofern man an Knochen- oder Zahnmaterial herankommt.

Der Pesterreger scheint über die Jahrhunderte so stabil gewesen zu sein, daß eine rückwirkende Identifikation heute noch möglich ist. Andere Erreger könnten aber inzwischen bis zur Unkenntlichkeit mutiert oder ganz ausgestorben sein. Da helfen uns dann auch nicht mehr die detaillierten Beschreibungen der Krankheitssymptome, die Thukydides und Galen hinterlassen haben.

Und selbst wenn Forscher einmal Knochenmaterial finden, müssen sie sich über den Erreger nicht zwangsläufig einig werden (The Plague of Athens killed tens of thousands, but its cause remains a mystery ).
 
Mal dazu ne grundsätzliche Frage zur Pest.
Es gab ja diverse Pestwellen im Laufe der Jahrhunderte.Zumindest wurden sie im damaligen Schrifttum als solche bezeichnet. Steht eigentlich wissenschaftlich erwiesen fest, dass die Erreger alle vom gleichen Erregerstamm (Pestbakterien ) stammen oder war "Pest" schlicht in früheren Zeiten eine Sammelbezeichnung für Pandemien jeglicher Art , die man nicht einem konkreten Krankheitsbild zuordnen konnte.

"Pest" ist wohl eher als Pestilenz zu verstehen. Die Ursache der "antoninischen Pest" etwa ist noch unbekannt. Der älteste Nachweis der Pest ist die justinianische Pest ein paar Jahrhunderte später.
 
Korrektur: Macht man die Gegenprobe, so stellt man fest, daß die Sterblichkeitsrate von Menschen ohne Grunderkrankungen in allen Alterskohorten deutlich geringer liegt.
 
Lateinisch pestis bezeichnet alle ansteckenden Infektionskrankheiten, also eher allgemein "Seuche" als spezifisch "Pest". Gute Frage, wann der Begriff im Deutschen auf eine Krankheit eigeengt verwendet wurde, wie gut jetzt auch immer diagnostiziert. Eine endgültige Diagnose über Symtpome heraus gab es frühestens ab dem späten 19. Jh., als der Erreger yersinia pestis entdeckt/nachgewiesen wurde.
 
Nach der Entdeckung Amerika durch Columbus war die indianische Bevölkerung gleich mehreren Pandemien gleichzeitig ausgesetzt. Zahlreiche Zivilisationen wurden noch vor dem Kontakt mit den Europäern durch die neuen Seuchen dahingerafft. Die Pandemien bedeuteten den Zusammenbruch aller städtischen Siedlungen der Indianer. Das ganze Ausmaß der Katastrophe wurde erst durch die archäologische Forschung im 20. Jahrhundert bekannt.

Hier ist das Thema ganz kurz erklärt: https://www.lai.fu-berlin.de/e-learning/projekte/caminos/lexikon/demografische_katastrophe.html

Gegen das, was in Amerika im 16. Jahrhundert passiert ist, klingen die antiken und mittelalterlichen Pestwellen harmlos.
 
Nach der Entdeckung Amerika durch Columbus war die indianische Bevölkerung gleich mehreren Pandemien gleichzeitig ausgesetzt.
Pandemien waren das nicht, sondern "nur" Epidemien.

Als einer der Erreger, die in Mexiko wüteten, konnte Salmonella Paratyphi C dingfest gemacht werden:
Salmonellen könnten den Untergang der Azteken besiegelt haben


Wobei es bei der Pest Bakterien sind, keine Viren; schätze, die sind, da wesentlich größer, auch leichter nachweisbar.

Auch Viren sind nach langer Zeit noch nachweisbar:

"In einer aktuellen Studie gelang es dem internationalen Forschungsteam vom Institut für Klinische Molekularbiologie (IKMB) der CAU und dem MPI Jena erstmals die Gewinnung viraler aDNA aus Zahnproben zweier jungsteinzeitlicher Individuen und eines mittelalterlichen Individuums. Das ermöglichte die Rekonstruktion dreier HBV-Stämme. Der Befund aus Karsdorf, Sachsen-Anhalt, stellt mit ca. 7.000 Jahren den ältesten genetisch nachgewiesenen viralen Krankheitserreger dar."
Steinzeitliches Hepatitis-B-Virus genetisch entschlüsselt
 
2020 gab es keine Übersterblichkeit. Demnach dürfte es keine Corona-Epidemie gegeben haben (Trotz Covid-19: 2020 keine Übersterblichkeit in Deutschland | MDR.DE ).

Soweit ich das mitbekommen habe, hatte die Sterblichkeit durch Covid-19 im Januar/Februar noch nicht eingesetzt, und sie war im Dezember 2020 noch nicht vorbei. Sobald Du auch nur den Januar 2021 in Deine Rechnung einbeziehst, stimmt sie schon nicht mehr. Soviel zum Thema "Denkfehler".


Die Corona-Wellen haben in Deutschland zu einer Übersterblichkeit geführt. Zu diesem Befund kommt das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer Auswertung der Sterbefallstatistik im bisherigen Pandemieverlauf. Das führt auch zu erhöhten Sterbefallzahlen im gesamten bisherigen Zeitraum der Pandemie. „Von März 2020 bis Mitte November 2021 sind in Deutschland mehr Menschen verstorben, als unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung zu erwarten gewesen wäre. Der Anstieg der Sterbefallzahlen ist nicht allein durch die Alterung der Bevölkerung erklärbar, sondern maßgeblich durch die Pandemie beeinflusst“, sagte Christoph Unger, Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, am 9. Dezember 2021 bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.

Eine erhöhte Sterblichkeit zeigt sich sowohl für die isolierte Betrachtung des Kalenderjahres 2020 als auch für die ersten zwölf Monate seit Pandemiebeginn von März 2020 bis Februar 2021. Insgesamt starben im Jahr 2020 bundesweit rund 985 600 Menschen. Das waren 5 % oder 46 000 Verstorbene mehr als im Jahr 2019. Alleine aufgrund der Alterung der Bevölkerung wäre nur ein Anstieg der Sterbefallzahlen um etwa 2 % oder etwa 20 000 Fälle zu erwarten gewesen. In den ersten zwölf Monaten der Pandemie von März 2020 bis Februar 2021 starben 7,5 % oder fast 71 000 Menschen mehr als in den zwölf Monaten davor.
Corona-Pandemie führt zu Übersterblichkeit in Deutschland
 

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2020 gab es keine Übersterblichkeit. Demnach dürfte es keine Corona-Epidemie gegeben haben (Trotz Covid-19: 2020 keine Übersterblichkeit in Deutschland | MDR.DE ).
Ja. Dtld. ist doch im ersten Pandemiejahr verglichen mit andere recht glimpflich davon gekommen, dann gab es wesentlich weniger Unfälle (-18 % Unfalltote). Durch Abstand und Masken fanden andere ansteckende Krankheiten quasi nicht statt. Aus dem von dir verlinkten Artikel:

Trotz 34.000 Corona-Todesfällen ist es also in Deutschland statistisch nicht zu einer Übersterblichkeit gekommen. Das kann laut [d]er Studie verschiedene Gründe haben. So zum Beispiel gab es 2019/20 und 2020/21 zwei aufeinanderfolgende Winter, in denen es kaum Influenza-Tote gab. Auch die Zahl der Verkehrstoten ist im ersten Lockdown deutlich zurückgegangen, um 18 Prozent, so Kowall. Ebenso die Zahl der mit Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingelieferten Patienten. All das wirkt sich trotz vieler Covid-19-Opfer positiv auf die Gesamtsterblichkeit aus.
 
Korrektur: Macht man die Gegenprobe, so stellt man fest, daß die Sterblichkeitsrate von Menschen ohne Grunderkrankungen in allen Alterskohorten deutlich geringer liegt.
Korrektur:
Pickt man die Rosinen aus dem Kuchen, isst man deutlich weniger Teig.

Hast Du schon einmal einen Totenschein ausgestellt? Du gibst die aktuelle Todesursache an und deren Kausalitäten, aber separat auch andere Krankheiten die nicht ursächlich waren aber eine Rolle spielten.
Du stirbst z.B. als Raucher an "Respiratorischer Insuffizienz", weil Du erstickst. Das ist "Folge von:" "Lokaler Progress der Grunderkrankung". Die zugrunde liegende Todesursache ist aber das Bronchialkarzinom. Mit eine Rolle spielen Dein Diabetes, Deine Herzinsuffizienz aufgrund Herzklappenfehler und Herzkranzgefäßverengung, denn die verhinderten die einzig lebensrettende Maßnahme, die Operation.
In die Statistik kommst Du als Todesfall an Bronchialkarzinom.

Die ganze Diskussion über "Sterben mit" und "Sterben an" ist querdenkerischer Quatsch.

Du hast eine Covidinfektion, kommst Tage später in die Klinik wegen Luftnot, im CT zeigen sich Covid-typische Lungenveränderungen, und im Verlauf stirbst Du an Sepsis oder Nierenversagen, nachdem Du beatmungspflichtig wurdest und keine Besserung eintrat.

Über die Todesursache entscheidet der Arzt der Dich behandelt, weil er Deinen Fall und dessen Kausalitäten vor Augen hat, bei Totenschein und Arztbrief den Verlauf dokumentiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Soweit ich das mitbekommen habe, hatte die Sterblichkeit durch Covid-19 im Januar/Februar noch nicht eingesetzt, und sie war im Dezember 2020 noch nicht vorbei. Sobald Du auch nur den Januar 2021 in Deine Rechnung einbeziehst, stimmt sie schon nicht mehr. Soviel zum Thema "Denkfehler".

Ich bitte doch darum, sauber zu lesen und zu argumentieren.

Im November 2020 rief die Bundesregierung eine "epidemische Lage von nationaler Tragweite" aus (Drittes Bevölkerungsschutzgesetz ), obgleich es in diesem Jahr keine Übersterblichkeit gab. Das Kriterium der Übersterblichkeit wurde also eben nicht zur Bestimmung einer Epidemie herangezogen.

Der Denkfehler, den ich oben moniere, bezieht sich darauf, daß vorerkrankte und schwer erkrankte Menschen, die beim Eintritt ihres Todes auch an Corona erkrankt waren, schlicht als Corona-Tote klassifiziert werden (gestorben "an"), obwohl ihre Vor- und Grunderkrankungen (Herz-Kreislauf, Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, Atemwegserkrankungen etc). eine entscheidende Rolle dabei spielten (gestorben "mit").

Man kann diesen Denkfehler auch anders illustrieren. Das Durchschnittsalter der Corona-Toten liegt sogar über der durchschnittlichen Lebenserwartung, jedenfalls war dies phasenweise in den USA so. Heißt das jetzt, daß Corona eigentlich lebensverlängernd wirkt?

Solche statistischen 'Blüten' lassen mich doch sehr skeptisch gegenüber den mythischen "Drittel" mittelalterlicher Pesttote werden. Vielleicht muß man einfach frei nach Henry Ford und Napoleon konstatieren, daß Geschichte der Satz an Lügen ist, auf den man sich irgendwann aus Faulheit oder Bosheit geeinigt hat.
 
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