Auch Neitzels Aussage ist bereits jenseits von "Interesse als Historiker".
Durchaus nicht
Ob Neitzels Einlassung, dass es Keller gelungen sei zu zeigen/nachzuweisen, dass der Widerstand von Zivilisten in Belgien umfassender ausgefallen sei, als vorher angenommen, berechtigt ist, hängt dann sehr davon ab, auf welche vorherigen Stand sich Neitzel da bezieht, denn da gibt es ja verschiedene Versionen von mehr oder minder überhaupt keinem Widerstand bis hin zu lediglich sporadischem, nicht zentral organisierten Wiederstand.
Das Neitzel Kellers These von einem mehr oder weniger zentral organisierten Widerstand teilen würde, geht aus der Äußerung nicht hervor.
Warum du Anstoß daran nimmst, das Neitzel darin einer von mehreren Erklärungen für die deutschen Gewalttaten sieht, erschließt sich mir nicht.
Die Aufgabe eines Historikers besteht darin ein möglichst präzises Bild von Teilen der Vergangenheit zu schaffen um diese Vergangenheit für uns erklär- und begreifbar zu machen.
Und insofern ist das Suchen und Benennen/Bekantmachen von Erklärungsmodellen für Ereignisse der Vergangenheit, wozu auch Belgien 1914 gehört, genau das, was dem fachlichen Interesse als Historiker entspricht.
Was demgegenüber
NICHT zum fachlichen Interesse eines Historikers gehört, ist historisches Handeln zu
rechtfertigen.
Die Feststellung, dass ein größerer Widerstand als bisher angenommen ein sinnnvolles Erklärungsmuster für die deutschen Gewaltaten darsstellen könnte, entspricht offensichtlich erstmal keiner Rechtfertigung dieser Taten.
Wenn du einem Historiker untersagen möchtest möglicherweise sinnvolle Erklärungen für Ereignisse der Vergangenheit zu benennen, entspricht das quasi dem Wunsch nach einem Berufsverbot.
Ansonsten würde ich dir nahelegen, vernünftig zwischen Erklärungen und Rechtfertigungen zu unterscheiden.