Stark zerbrochene Mühlen stellten wohl kaum einen Exportschlager dar und blieben wahrscheinlich am Ort.
Wie kommst du darauf, dass die Mahlsteine stark zerbrochen waren und deswegen am Ort verblieben?

Viele eher ist das, was @Sepiola in seinem Beitrag #398 sagte bzw. zitierte, näher an der Wahrheit: Die Steine wurden von Germanen in ihre Heimatorte mitgenommen und weiter benutzt, bis sie zerbrachen.
 
Es geht doch nur um einige Steine, die z.B. durch mechanische oder thermische Belastung zersprungen sein könnten. Nur diese können zur Lokalisierung beitragen. Die Exportierten können durchaus aus Kalkriese stammen und die Hypothese stützen. Aber sie helfen uns nicht weiter.
 
Stark zerbrochene Mühlen stellten wohl kaum einen Exportschlager dar und blieben wahrscheinlich am Ort.
Römische Drehmühlen aus Basaltlava boten im Vergleich zu den einfachen Reibsteinen vorangegangener Epochen alle diese Vorteile und sind sicherlich Exportschlager gewesen. Dies gilt nicht nur für die Römische Kaiserzeit, sondern auch für das Mittelalter. Welch große Wertschätzung die Mahlsteine genossen haben müssen, ist auch an dem Umstand absehbar, dass in Nordwestdeutschland meist nur kleine und sehr stark abgenutzte Bruchstücke gefunden werden. Benutzt wurden die Steine solange es irgend möglich war."​
Eine römische Handmühle aus der Eifel in Ostfriesland
Verbreitung der Mahlsteine im sog. freien Germanien (1. bis 4. Jhdt n.Chr.)
Anhang anzeigen 22666
Aus: Schaefer, Klaus (2001): Basaltlava und Tuff - Exportschlager in römischer Zeit. In: Beiträge zur
Rheinkunde 53. Koblenz: Rhein-Museum Koblenz e.V.. S. 6-27.
Ohne die Datierung und die Fundumstände zu kennen: die Einzeichnung in der Karte von Schaefer südwestlich vom Dümmer liegt zumindest nahe der Kalkrieser Funregion.
 
Ich kann mir nur schlecht vorstellen, weshalb man einen zerbrochenen Mühlstein mitnehmen sollte. War eine Mühle aber erst in einer Siedlung angekommen, so wurde sie natürlich benutzt, bis sie abgeschliffen und zerbrochen war. Interessant ist die auf der Karte erkennbare Ostverschiebung der Funde. Entweder war dort die Siedlungsdichte höher oder der Herkunftsort näher heran, wenn man davon ausgeht, dass es sich um die Varusschen Mühlen handelt.
 
die Einzeichnung in der Karte von Schaefer südwestlich vom Dümmer liegt zumindest nahe der Kalkrieser Funregion.
Danke dafür dass Du uns zum Lachen gebracht hast... Ich dachte an eine Art germanischer Tupperware-Party.
Man kann davon ausgehen, dass alles irgendwie Verwertbare weggeschleppt wurde.

Selbst bei mir im Keller liegt noch ein keltiberischer (zerbrochener) brotleibförmiger Mahlstein (ohne Unterliegerplatte), der aus einem germanischen postvarianischen Raubzug (nicht von mir!) stammt, und der der feierlichen Rücküberführung nach Iberien harrt.

Leider werden Mahlsteinreste als Zufallsbefunde zu wenig erkannt.
 
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Ich kann mir nur schlecht vorstellen, weshalb man einen zerbrochenen Mühlstein mitnehmen sollte.
Als Läufer z.B.

Das/die Fragment/e von Schaefer bzw. die Karte dazu, die Basaltmühlenfragmente in Niedersachsen kartiert, stammt ja eigentlich von einem Beitrag von Dieter Bischop in dem Ausstellungsband Die Weser - EinFluss in Europa, Band 1: Leuchtendes Mittelalter, Holzminden 2000 (das mit dem EinFluss ist kein Tippfehler), 2011 sind bei Grabungen in einem Gehöft in Venne ebenfalls Fragmente von Basaltlava zum Vorschein gekommen (Rost/Wilbers-Rost, Das Kampfareal von Kalkriese. Fallstudie einer antiken Konfliktlandschaft):

In den oberen Verfüllschichten mehrerer Befunde (u. a. Bef. 3, 11, 23) und beim Durchsieben von Planumsabträgen wurden kleine Bruchstücke von Basaltlava gefunden, die vermutlich von römischen Mahlsteinen stammen. Ob sie jedoch als Reste von in der Siedlung aufgearbeitetem Beutegut aufgefasst werden können, oder ob sie von der indigenen Bevölkerung eingehandelt worden sind, lässt sich bisher nicht entscheiden.​
 
Es geht doch nur um einige Steine, die z.B. durch mechanische oder thermische Belastung zersprungen sein könnten. Nur diese können zur Lokalisierung beitragen.
Ein kaputter Mühlstein soll bitte zur Lokalisierung von was genau beitragen? Nehmen wir mal den Mahlstein aus Ostfriesland aus dem oben verlinkten Artikel. Man kann feststellen, woher der Stein stammt, man kann feststellen, wo er gefunden wurde, aber was glaubst Du aus dem Stein noch an "Lokalisierungen" herauslesen zu können?
 
aber was glaubst Du aus dem Stein noch an "Lokalisierungen" herauslesen zu können?

Die Überlegung ist doch gut: was ohne große Verbrauchsspuren im Raum Kalkriese, außerhalb einer Siedlung, aufgefunden wird, wird eher als originär im Besitz der Legion befindlich einzuschätzen sein denn als eine bis zur Abnutzung verwendete Importware.

Interessant ist natürlich auch dass viele der römischen Handmühlsteine an Flüssen gefunden wurden: Militärbesitz, beim Flusstransport oder -übergang verlorene intakte Handesware oder als in den dortigen Siedlungen besonders begehrtes Handelsgut?
Oder einfach nur im Uferschlick als fremdes Gestein eher auffällig? Ein Eifelgestein fällt in der Eifel vermutlich weniger auf als im Weserbuntsandstein...
 
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Ich kann mir nur schlecht vorstellen, weshalb man einen zerbrochenen Mühlstein mitnehmen sollte. War eine Mühle aber erst in einer Siedlung angekommen, so wurde sie natürlich benutzt, bis sie abgeschliffen und zerbrochen war. Interessant ist die auf der Karte erkennbare Ostverschiebung der Funde. Entweder war dort die Siedlungsdichte höher oder der Herkunftsort näher heran, wenn man davon ausgeht, dass es sich um die Varusschen Mühlen handelt.

Ein Großteil der Fundorte im Osten scheint an der Weser oder deren Umgebung zu liegen. Sofern man davon ausgeht, dass die Römer teilweise ihr Sommerlager in dieser Region aufschlugen, wären abgenutzte entsorgte römische Mühlsteine in größerer Menge dort nicht verwunderlich.
Sonst fast alles entlang der größeren Flüsse aber zu Großen Teilen Einzelfunde, die wer weiß wie dahin gelagt sein können oder der Nordseeküste (handel? Expeditionen?).

Letztendlich hat Sepiola hier aber recht.
Über Mühlsteine wird man kaum den Ort der Varusschlacht lokalisieren können, schon weil es nicht das einzige Schlachtenereignis gewesen sein wird, bei dem den Römern Mühlsteine verlorengegangen sein dürften und sicherlich auch Andere Verwendung dafür hatten.
 
Ein kaputter Mühlstein soll bitte zur Lokalisierung von was genau beitragen? Nehmen wir mal den Mahlstein aus Ostfriesland aus dem oben verlinkten Artikel. Man kann feststellen, woher der Stein stammt, man kann feststellen, wo er gefunden wurde, aber was glaubst Du aus dem Stein noch an "Lokalisierungen" herauslesen zu können?
Ein Mühlsteinrest mitten im dichtesten Teutoburger Wald könnte einen Hinweis auf den Weg der Legionen geben. Und mehrere solcher Reste vielleicht sogar auf den abgebrannten Tross.
 
Ein Mühlsteinrest mitten im dichtesten Teutoburger Wald könnte einen Hinweis auf den Weg der Legionen geben. Und mehrere solcher Reste vielleicht sogar auf den abgebrannten Tross.

Mit einem einzigen Mühlsteinrest wäre nichts azufangen, da Einzelfund, der da auf 1.000 Wegen hingekommen sein kann.

Hinsichtlich des Trosses, nochmal vorsichtig mein dazu schon gebrachter Einwand:
Es fällt schwer sich vorzustellen, dass man tatsächlich mittem im Wald seine Wagen abfackelte, einmal wegen der Gefahr den Wald an sich dabei in Brand zu setzen und dann aus der Flammenhölle möglicherweise selbst nicht mehr heraus zu kommen, einmal weil es wie schon geschrieben eigentlich sinnvoll gewesen wäre die Dinge unbeschädigt zurück zu lassen, weil man so durch die Möglichkeit zu Plüdern möglicherweise Teile der Germanen von weiteren Angriffen abhalten konnte.

Sollte man auf das Verbrennen von Wagen etc. aber verzichtet haben, wäre es den Germanen im Nachhinein wahrscheinlich sehr leicht gefallen die einfach zum Abtransport der Beute zu nutzen.
 
Wie sicher ist es denn eigenlich, dass die Maultiere auch Wagen gezogen haben? Könnten sie nicht auch einfach nur Packsättel gehabt haben, auf denen bspw. die Mühlsteine und anderes Equipment für eine Zeltgemeinschaft untergebracht war. So wären die Tierchen zumindest etwas geländegängiger.
Die abgefackelten Wagen wären dann für anderes Zeugs zuständig gewesen und eben wohl auch geringer an Anzahl als die annäherend 2000 Maultiere.
 
Hinsichtlich des Trosses, nochmal vorsichtig mein dazu schon gebrachter Einwand:
Es fällt schwer sich vorzustellen, dass man tatsächlich mittem im Wald seine Wagen abfackelte, einmal wegen der Gefahr den Wald an sich dabei in Brand zu setzen und dann aus der Flammenhölle möglicherweise selbst nicht mehr heraus zu kommen, einmal weil es wie schon geschrieben eigentlich sinnvoll gewesen wäre die Dinge unbeschädigt zurück zu lassen, weil man so durch die Möglichkeit zu Plüdern möglicherweise Teile der Germanen von weiteren Angriffen abhalten konnte.
Auf einer Wegeerweiterung, Lichtung, Wiese, wäre ein Feuer ungfährlich. Außerdem soll es ja angeblich wie aus Kannen geregnet haben und die Bäume riesengroß! Da brennt nicht nur nix, sondern, der Einwand ist berechtigt, man hätte sogar Probleme beim Anzünden gehabt. Es sei denn, man hätte brennbare Flüssigkeiten (Öl, Petroleum) mitgeführt. Es passt so manches nicht so recht zusammen.
 
[...] weil man so durch die Möglichkeit zu Plüdern möglicherweise Teile der Germanen von weiteren Angriffen abhalten konnte.

Aus welchem Grund hätten die Germanen von weiteren Angriffen ablassen sollen? Das war erstens das Ziel des ganzen Unternehmens und zweitens hätte man nach Vernichtung der Römer immer noch plündern können.
Daneben unterstellst du den Germanen Disziplinlosigkeit. Aber ohne Disziplin wären die militärischen Erfolge der Germanen gegen die Römer nicht erklärbar.
 
Aus welchem Grund hätten die Germanen von weiteren Angriffen ablassen sollen? Das war erstens das Ziel des ganzen Unternehmens und zweitens hätte man nach Vernichtung der Römer immer noch plündern können.
Da ist der Germane Hathumir (fiktiv), die ganze Zeit immer in vorderster Reihe dabei, die ganzen vier Tage, total engagiert bei den Angriffen. Der kommt nach vier Tagen zu einem der Kampfplätze und findet den schon von den interessantesten Dingen abgeräumt, weil andere, im Kampf weniger engagierte Krieger, die sich weniger exponiert haben, vorher zum Kampfplatz zurückgekehrt sind.
 
Aus welchem Grund hätten die Germanen von weiteren Angriffen ablassen sollen? Das war erstens das Ziel des ganzen Unternehmens und zweitens hätte man nach Vernichtung der Römer immer noch plündern können.
Daneben unterstellst du den Germanen Disziplinlosigkeit. Aber ohne Disziplin wären die militärischen Erfolge der Germanen gegen die Römer nicht erklärbar.

Ganz einfach weil die Hauptmotivation für die meisten beteiligten Krieger darin bestanden haben dürfte Beute zu machen.
Ob die traditionellen germanischen Eliten im Rechtsrheinischen den Ton angaben oder Rom, dass konnte dem dem einfachen Krieger, der ohnehin bei den Entscheidungen nicht viel mitzureden hatte doch egal sein.
Die Römer und ihre Herrschaftsansprüche los zu werden, wird man vor allem als Elitenprojekt derjenigen traditionellen germanischen Anführer betrachten können, auf deren Kosten Roms Einfluss im Rechtsrheinischen ging, oder solchten (wie Arminius?) die sich dazu aufschwingen und eigene Herrschaften begründen wollten.

Was hatte der 0815-Germane, der irgendwie für den Feldzug gewonnen werden musste davon?
Eigentlich nichts. Dessen Motivation dürfte primär in der Möglichkeit bestanden haben Beute zu machen und für Krieger, die sich primär mit dieser Motivation an einem Feldzug beteiligen, ist ein zurückgelassener intakter Tross voller Wertgegenstände sowas wie der Jackpot und viel interessanter als sich weiterhin ins Getümmel zu stürzen und den eigenen Kopf hin zu halten.

Das hat nichts mit Disziplinlosigkeit zu tun, sondern mit dem Umstand, dass das auf germanischer Seite noch keinen modernen Heerescharakter mit ordentlicher Besoldung als "Aufwandsentschädigung" hatte, sondern damit, dass die einzige Möglichkeit für diese Krieger irgendwo ihren Schnitt zu machen in Kriegsbeute bestand.

Das ist im Übrigen ein Phänomen, dass sich wie ein roter Faden durch die Militärgeschichte zieht bis mindestens ins 19. Jahrhundert hinein.
Im Übrigen auch, wenn man sich die viel organisierteren Römer ansieht.
Wann immer es in Rom zu Auflehnungen von militärischen Führern gegen den römischen Staat etc. kam wurden die Soldaten entweder über Solderhöhungen oder über die Möglichkeit hemmungslos zu plündern motiviert.
 
Warum muss es Basalt-Lava sein ? Viele frühe Mahlsteine waren aus Sandstein - siehe Waldgirmes u.a. Ich selbst habe ein Stück eines römischen Mahlsteines aus Sandstein einer mehrperiodigen Siedlung nebst römischer Soldatenfibel Almgren Form 15 gefunden. Ein vollständiges (!) römisches Exemplar eines Mühlsteines wurde in der mehrperiodigen Siedlung in Schwabhausen bei mir in Thüringen nebst Augusteischer Schuhnägel mit Noppen gefunden.
 

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