Natürlich war das Plündern elementarer Bestandteil eines jeden Krieges auf beiden Seiten. Aber selbst das Plündern unterlag gewissen Regeln. Ohne Genehmigung durch den jeweiligen Gefolgschaftsführer wurde überhaupt nichts geplündert.
Da setzt du ein Maß an Autorität der Anführer voraus, dass deutlich über die realen Verhältnisse hinausgehen dürfte. De facto sind Plünderungen bis in die Neuzeit d.h. bis in Zeiten in denen Armeen durchhierarchiesiert und das Disziplinarreglement verrechtlicht sind, ein Problem, dass die Anführer durchaus nicht immer unter Kontrolle hatten.
Autorität in disem Ausmaß, hatten die germanischen Anführer kaum.
Ob sich hier schon von Gefolgschaften sprechen lässt, weiß ich nicht. Du übersiehst allerdings eines:
Selbst wenn der Gefolgschaftsbegriff hier schon anwendbar sein sollte, wird davon auszugehen sein, dass die germanische Streitkrafft, die die Römer angriff eine Koalition aus versschiedenen Gefolgschaften dargestellt haben dürfte, womit sich dann zwangsläufig auch Konkurrenz um Beute ergeben hätte.
D.h. natürlich nicht, dass sich der einzelne Krieger schon bestimmte Dinge an sich genommen hat, derer er habhaft werden konnte.
Und genau nach solchen Gegenständen wäre ein zurückgelassener Tross erstmal durchsucht worden. Münzen, Schmuck, sonstiges Edelmetall etc. , wäre ja schade, wenn man das liegen ließe und ees sich jemand anderes unter den Nagel risse.
So wird nicht nur einer gedacht haben, sondern jede der in irgedeiner Form auf denn zurückgelassenen Tross stieß.
Und bis jeder einmal den Tros von vornee bis hinten durchsucht hat, ob man da nichts findet, was man mitgehen lassen kann und ggf. Streitigkeiten um entsprechendes Beutegut ausgetragen hat, können Stunden vergehen.
Stunden in denen sich die römische Truppe über Km entfernen und möglicherweise günstigeres Gelände erreichen kann.
Die Treue im Rahmen des Gefolgschaftsprinzips war für den germanischen Ritterstand ein viel stärkeres Band als die Aussicht auf Beute. Das man den einfachen germanischen Bauern auch mit der Aussicht auf Beute motivieren konnte ist indes auch klar.
Was bitte für ein "germanischer Ritterstsand"? Die Vorstellung, dass es so etwas zu Varus Zeiten gegeben habe dürfte reichlich weit hergeholt sein.
Sofern wir davon ausgehen, dass ein Teil der germanischen Truppen, die sich zuvor als römische Auxiliartruppen verdingt hatten überlief werden die Germanen zwar sicherlich einen gewissen Anteil an Berufskriegern dabei geahbt haben, aber man wird davon ausgehen können, dass in großer Teil der Streitmacht aus zusammengerufenen Bauern bestand und auch die von Rom abgefallenen Auxiliare machten das sicherlich nicht für Umme, das waren schließlich hauptberufliche Söldner, die es gewohnt waren ihre Loyalität gegen Bezahlung zu verkaufen.
Darüber hinaus musste Varus mit einem möglichen Durchbruch in freies Gelände rechnen und der dann erfolgende Rückmarsch hätte wiederum Wagen benötigt.
Nein, hätte er nicht. Wenn man Kalkriese als Ort der Schlacht annimmt, was stand der archäologischen Befunde bis dato als der beste Kandidat erscheint, hätte Varus es von dort aus in 3-4 Tagen zurück an die eigenen Stützpunkte an der Lippe schaffen können.
Heißt man hätte ohne Wagen ggf. mit gekürzten Rationen marschierenn müssen, Trinkwasser ist in diesem Gebiet eher kein Problem, aber das wäre zu machen gewesen, wenn er es in freies Gelände gschafft und die Germanen ihre Angriffe abgebrochen hätten.
In dem Fall hätte es natürlich einen deutlichen Aderlass an Truppen gegeben, die die Überfälle im Wald nicht überlebt hatten und man hätte auch einen großen Teil des Kriegsmaterials verloren, aber es wäre sicherlich kein Problem gewesen, die Armee auf die römischen Stützpunkte zurück zu führen.
Wenn das ganze deutlich weiter entfernt stattgefunden und die Truppe über Wochenn hätte zurückmarschieren müsssen oder wenn es in einer sehr heißen Gegend stattgefunden hätte, wo Trinkwasser ein Problm gewesen wäre, dann hätte man die Vorräte kinesfalls aufgben können.
In diesem Fall allerdings, wäre das wahrscheinlich möglich gewesen.
Schau dir mal die Struktur der römischen Streitkräfte an. In den römischen Streitkräften gab es bereits einen Ritterstand. Darüber hinaus wollte ich mit "Ritterstand" die ständig bewaffneten Krieger in unmittelbarer Umgebung des Stammesführers unschreiben. Quasi in Abgrenzung zum hin und wieder Waffen tragenden germanischen Bauern.
Die römischen "equites" sind zu Varus zeiten keine Streitkräfte, sondern tatsächlich eine Steuer/Vermögensklasse im römischen Gesellschaftssystem.
Sie waren in diesem Sinne nie ein Berufskriegerstand.
"Equites" waren in Rom (jedenfalls in früheren Zeiten) diejenigen, die vermögend genug waren sich ein Pferd zu leisten und im Kriegsfall als berittene Krieger aufzutreten.
Sie waren aber im Gegensatz zu dem, was man aus dem Mittelalter kennt, kein Berufskriegrstand, der sich hauptsächlich mit Kriegsführung beschäftigte, sondern sie waren einfach normale Römer, die in aller Regel zivilen Tätigkeiten nachgingen und lediglich auf Grund ihres Vermögens im Kriegsfall verpflichtet waren eine bestimmte Ausrüstung vorzuhalten.
In der römischen Republik und später unter dem Principat, mit dem Übergang von einer Wehrpflichtarme zu einer Berufsarmee (und da ist man in Varus Zeiten mehr oder minder angekommen) wird das vollkommen bedeutungslos, weil damit auch die "equites" vom Kreigsdienst mehr oder minder entbunden wurden. Seitdem sind "equites", auch wenn es gerne mit "Ritter" übersetzt wird nur noch eine Gesellschaftsklasse, die an sich mit Krieegshandwerk nichts mehr zu tun hat (ausgenommen wer sich aus Karrieregründen selbst verprlichtete).
Aber auch in anderen militärhistorischen Kontexten war es üblich, dass oftmals nicht unorganisiert geplündert wurde, sondern schon sehr wohl organisiert. So wie heute war es üblich, dass der Vorsitzende das größte Stück des Kuchen bekommen hat. Und dann entlang der Rangfolge nach unten.
Da dürftst du dir völlig falsche Vorstellungen machen.
Selbst bei der Plünderung Magdeburgs im dreißigjährigen Krieg begann das Plündern erst, nachdem Tilly der Schreckliche die Stadt zur Plünderung freigegeben hatte.
Das stimmt so nicht. Insofern es dem damaligen Kriegsbrauch entsprach, dass eine Stadt, die im Sturm genommen wurde, geplündert werden durfte, gab sich Magdeburg selbst zum Plündern frei, als es die rechtzeitige Kapitulation verweigerte.
Da hatte ein Tilly relativ wenig Einflussmöglichkeiten.
Auch sonst, waren wilde Plünderungen auch in Konkurrenz zu Kriegshadlungen bis weit in die Neuzeit ein Problem.
Als Napoléon 1812 Moskau erobert plündert die "Grade Armee" was das Zeug hält, mit dem Ergebnis, dass die Soldaten vollkommen überladen sind und das gannze überflüssige Gewicht den Rückzug, mit den bekannten katastrophalen Folgen verzögert.
Das war allerdings eine Zeit, in der die Kommendierenden über die Militärgerichtsbarkeit etc, ganz andere Möglichkeiten zur Disziplinierung der Truppen hatten, wo es möglich war zwecks Abschreckung Plünderer öffentlichkeitswirksam hart zu bestrafen oder hinzurichten um Disziplin einzupeitschen.
Diese Möglichkeit hatten Anführer von Gefolgschaften (sofern man diese annehmen möchte), deren Zusammenhalt einzig auf Freiwilligkeit und Ansehen des Anführers beruhte nicht.
Gerade im Hinblick auf letzteres, dass Ansehen eines Anführers wird man viel mehr voraussetzen müssen, dass dises Ansehen, wenn nicht genügend Beute gemacht wurde und die übrigen Krieger für ihren Aufwand zu entschädigen, denn ordentlich besoldet wurden sie ja nicht, sehr schnell den Bach runter ging und damit auch jede Autorität.