Wie sicher ist es denn eigenlich, dass die Maultiere auch Wagen gezogen haben? Könnten sie nicht auch einfach nur Packsättel gehabt haben, auf denen bspw. die Mühlsteine und anderes Equipment für eine Zeltgemeinschaft untergebracht war.

Das berühmte Maultierskelett von Kalkriese, unter dem eingestürzten Grassodenwall begraben, war als Zugtier eingesetzt, mit Kette und Radkappe:

Der Fund in der Glocke - Überraschende Zeugnisse von der Varusschlacht

Bis hierhin hatte es zumindest ein Maultiergespann geschafft, auch wenn jeder von uns lieber ein Maultier als reines Packtier, wie weiland bei den Berchtesgadener Gebirgsjägern geführt, dabei gehabt hätte.
 
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Das berühmte Maultierskelett von Kalkriese, unter dem eingestürzten Grassodenwall begraben, war als Zugtier eingesetzt, mit Kette und Radkappe:
Das Maultierskelett als Zugtier schließt ja nicht aus, dass die Masse der Maultiere für eine Zeltgemeinschaft mit einem Packsattel ausgestattet war. Der Fund am Grassodenwall lässt allerdings die Erwähnung (Cassius Dio?), dass Varus die Wagen im Tross verbrennen ließ, unwahrscheinlich erscheinen.
 
Ich möchte daran erinnern, dass Cassius Dio schreibt, dass Varus die meisten der Wagen verbrennen ließ (καὶ μετὰ τοῦτο τάς τε πλείους ἁμάξας). Nicht alle. Wenn wir ihm dieses Detail glauben, dann sollten wir das πλείους nicht überlesen.

Was auch immer übersehen wird: Laut Dio wurde wurde nicht alles verbrannt, was man als unnützen Ballast loswerden wollte. Ein Teil wurde verbrannt (möglicherweise Dinge, von denen man nicht wollte, dass sie dem Gegner in die Hände fielen), ein Teil wurde einfach zurückgelassen.

Proviant in Form von Getreide sowie Mahlsteine, um daraus eine schnelle Mahlzeit zubereiten zu können, wird man doch sicherlich zu den Dingen gerechnet haben, die man auch weiterhin für dringend nötig hielt. Man wird sie wohl kaum eingesammelt haben, um sie zurückzulassen, und ganz sicher wird man nicht versucht haben, sie zu verbrennen.

Nordrhein-Westfalen umzugraben auf der Suche nach Mahlsteinen, die "durch thermische Belastung zersprungen" sind, dürfte also ein außerordentlich sinnloses Unterfangen sein.
 
Es wird aber keinem Legionär eingefallen sein, nach Verlust des Tragtieres während der Kampfhandlung einen bis zu 30kg schweren Mahlstein zu schleppen. Im Notfall hätte man das Getreide auch anders klein gekriegt. Natürlich ist ein Waldgebiet bezüglich des Entdeckens von Funden sehr ungünstig. Im Gegensatz zu gepflügten Äckern, wo man geradezu auf Reib- und Mahlsteine warten kann. Aber es gibt heute massenhaft Wanderer, deren Blicke für Steinbruchstücke geschärft werden müssten.
 
Es wird aber keinem Legionär eingefallen sein, nach Verlust des Tragtieres während der Kampfhandlung einen bis zu 30kg schweren Mahlstein zu schleppen. Im Notfall hätte man das Getreide auch anders klein gekriegt.

Ich würde sogar noch weiter gehen:

In Anbetracht des Umstands, dass Eile geboten war hätte es abseits der geübten Routinen sogar nahegelegen ausnahmsweise mehrere Contubernia zusammen zu legen, sich im Hinblick auf die Malzeiten einen Mühlstein zu teilen und die übrigen zurück zu lassen um die Lasttiere zu entlasten.
Angesichts des Umstands, dass an unbehelligte Rast ohnehin sicherlich nicht zu denken war, wäre es ohnehin nicht möglich gewesen alle vorhandenen Truppen zeitgleich rasten und speisen zu lassen, ohne Wachposten und Bedeckung und wenn man voraussetzt, dass die sich ohnehin gegenseitig ablösen mussten, hätte auch das Fehlen von der Hälfte oder 2/3 der Mühlsteine nichts ausgemacht, dafür hätte man durch Umverteilung des sonstigen Equipment allerdings jedes Lasstier um ein paar Kg entlasten und es auf diese Weise schonen können.

Nur hilft uns das ja nicht weiter. Selbst wenn man eine größere Anzahl von Mühlsteinen finden würde, könnte es sich dabei um sonst etwas handeln.

Verunglückter Händler, nicht erwähntes anderes Schlachtenereignis etc.
Das bringt im Hiblick auf die Lokalisierung der Varusschlacht nicht weiter.
 
Nur hilft uns das ja nicht weiter. Selbst wenn man eine größere Anzahl von Mühlsteinen finden würde, könnte es sich dabei um sonst etwas handeln.
Verunglückter Händler, nicht erwähntes anderes Schlachtenereignis etc.
Das bringt im Hiblick auf die Lokalisierung der Varusschlacht nicht weiter.
Es kommt darauf an, wo genau Bruchstücke oder eine größere Anzahl Mühlen gefunden würden. Mitten im Teutoburger Wald ist kein weiteres Schlachtereignis mit Totalverlust bekannt. Auch ein verunglückter Händler dürfte rein aus Gewichtsgründen nur wenige mitgeführt haben. Natürlich würden Beifunde zu erwarten sein, die eine Zuordnung unterstützten.
 
Da ist der Germane Hathumir (fiktiv), die ganze Zeit immer in vorderster Reihe dabei, die ganzen vier Tage, total engagiert bei den Angriffen. Der kommt nach vier Tagen zu einem der Kampfplätze und findet den schon von den interessantesten Dingen abgeräumt, weil andere, im Kampf weniger engagierte Krieger, die sich weniger exponiert haben, vorher zum Kampfplatz zurückgekehrt sind.

Da ist der Germane Hathumir (fiktiv) der sich der großen Bedeutung und der einmaligen Möglichkeit den Römern eine vernichtende Niederlage beizubringen bewusst ist. Der seinem Stammesfürsten unbedingte Treue im Kampf an dessen Seite geschworen hat. Dessen Fernbleiben vom weiteren Kampf als Feigheit ausgelegt werden und dessen Ansehen im Angesichte des durch einzelne Plünderung erworbenen schnöden Reichtums sinken würde.

Wir werden es nicht erfahren wie Hathumir gehandelt hat. ;)
 
Das hat nichts mit Disziplinlosigkeit zu tun, sondern mit dem Umstand, dass das auf germanischer Seite noch keinen modernen Heerescharakter mit ordentlicher Besoldung als "Aufwandsentschädigung" hatte, sondern damit, dass die einzige Möglichkeit für diese Krieger irgendwo ihren Schnitt zu machen in Kriegsbeute bestand.

Natürlich war das Plündern elementarer Bestandteil eines jeden Krieges auf beiden Seiten. Aber selbst das Plündern unterlag gewissen Regeln. Ohne Genehmigung durch den jeweiligen Gefolgschaftsführer wurde überhaupt nichts geplündert. Das Plünderungsgut wurde vielmehr zusammengetragen und dann entschied der Gefolgschaftsführer über seinen Anteil und die Aufteilung der anderen Anteile, ggf. gestaffelt nach Ansehen und Bewährung in der Schlacht. D.h. natürlich nicht, dass sich der einzelne Krieger schon bestimmte Dinge an sich genommen hat, derer er habhaft werden konnte. Einen goldenen Aureus wird er zweilfelsohne an sich genommen haben. Ich möchte bloß der Darstellung entgegentreten, dass sich die germanischen Verbände bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zur Plünderung in Windeseile auflösten und mit Sack und Pack in Kleingruppen mit ihrem Plünderungsgut davon machten. Die Treue im Rahmen des Gefolgschaftsprinzips war für den germanischen Ritterstand ein viel stärkeres Band als die Aussicht auf Beute. Das man den einfachen germanischen Bauern auch mit der Aussicht auf Beute motivieren konnte ist indes auch klar. Gleiches galt ja auch für den einfachen römischen Legionär.
 
Das Maultierskelett als Zugtier schließt ja nicht aus, dass die Masse der Maultiere für eine Zeltgemeinschaft mit einem Packsattel ausgestattet war. Der Fund am Grassodenwall lässt allerdings die Erwähnung (Cassius Dio?), dass Varus die Wagen im Tross verbrennen ließ, unwahrscheinlich erscheinen.

Die römische Armee hätte aus taktischen Erwägungen vermutlich niemals alle Wagen verbrannt. Zu viel militärisches und sonstiges Gut musste weiterhin zur Fortführung des Kampfes mitgeführt werden. Als Beispiele nenne ich hier: Verpflegung, Speerspitzen und Pfeile, Werkzeug, medizinisches Gerät, Varus Privatgepäck u.s.w. Hätte er alle Wagen verbrannt wäre die Schlacht wohl noch schneller vorbei gewesen. Darüber hinaus musste Varus mit einem möglichen Durchbruch in freies Gelände rechnen und der dann erfolgende Rückmarsch hätte wiederum Wagen benötigt.
Ich vermute, dass die Wagen verbrannt wurden, die einfach überflüssiges Material geladen hatten, z.B. das Fronttheater, die vier paar Schuhe der mitreisenden Frauen der Zenturionen, die Sherryfässer u.s.w. Also alles, was man für den weiteren Kampf nicht unmittelbar brauchte.
 
Ohne Genehmigung durch den jeweiligen Gefolgschaftsführer wurde überhaupt nichts geplündert. Das Plünderungsgut wurde vielmehr zusammengetragen und dann entschied der Gefolgschaftsführer über seinen Anteil und die Aufteilung der anderen Anteile, ggf. gestaffelt nach Ansehen und Bewährung in der Schlacht.
Woher nimmst du diese Informationen?
Die Treue im Rahmen des Gefolgschaftsprinzips war für den germanischen Ritterstand ein viel stärkeres Band als die Aussicht auf Beute.
Ritter sind erst frühestens im Frühmittelalter etwa ab den Karolingern 750-800 Jahre nach der Varusschlacht auf die Bühne getreten.
 
Ritter sind erst frühestens im Frühmittelalter etwa ab den Karolingern 750-800 Jahre nach der Varusschlacht auf die Bühne getreten.

Das ist so nicht richtig. Schau dir mal die Struktur der römischen Streitkräfte an. In den römischen Streitkräften gab es bereits einen Ritterstand. Darüber hinaus wollte ich mit "Ritterstand" die ständig bewaffneten Krieger in unmittelbarer Umgebung des Stammesführers unschreiben. Quasi in Abgrenzung zum hin und wieder Waffen tragenden germanischen Bauern.

Woher nimmst du diese Informationen?

Ich habe recht viel über die römischen Feldzüge gelesen. Aber auch in anderen militärhistorischen Kontexten war es üblich, dass oftmals nicht unorganisiert geplündert wurde, sondern schon sehr wohl organisiert. So wie heute war es üblich, dass der Vorsitzende das größte Stück des Kuchen bekommen hat. Und dann entlang der Rangfolge nach unten. Und nochmal: Das schließt bisweilen unorganisiertes Plündern nicht aus. Selbst bei der Plünderung Magdeburgs im dreißigjährigen Krieg begann das Plündern erst, nachdem Tilly der Schreckliche die Stadt zur Plünderung freigegeben hatte.
 
Das ist so nicht richtig. Schau dir mal die Struktur der römischen Streitkräfte an. In den römischen Streitkräften gab es bereits einen Ritterstand.

Doch das ist so richtig. "Ritter" in diesem Zusammenhang ist lediglich die deutsche - etwas unglückliche - Übersetzung des lateinischen "equites". Du hast hingegen von "germanischen Rittern" geschrieben.
Definitionsgemäss sind "Ritter", berittene Krieger, die nicht mit Geld entlohnt wurden, sondern ihr Einkommen aus dem Feudalsystem bezogen. Dieses Feudalsystem bestand aber während der römischen Kaiserzeit nicht - weder im Imperium und schon mal gar nicht in der tribalen Germania magna.

Ich habe recht viel über die römischen Feldzüge gelesen.
Aha, und wo genau hast du diese Informationen rausgelesen:

Ohne Genehmigung durch den jeweiligen Gefolgschaftsführer wurde überhaupt nichts geplündert. Das Plünderungsgut wurde vielmehr zusammengetragen und dann entschied der Gefolgschaftsführer über seinen Anteil und die Aufteilung der anderen Anteile, ggf. gestaffelt nach Ansehen und Bewährung in der Schlacht.
 
Aber auch in anderen militärhistorischen Kontexten war es üblich, dass oftmals nicht unorganisiert geplündert wurde, sondern schon sehr wohl organisiert.

Das kommt halt ganz auf den Kontext an. Ist in der Geschichte mehr als einmal vorgekommen, dass Beute machen manchen wichtiger war als Schlachten gewinnen...

Die Treue im Rahmen des Gefolgschaftsprinzips war für den germanischen Ritterstand ein viel stärkeres Band als die Aussicht auf Beute. Das man den einfachen germanischen Bauern auch mit der Aussicht auf Beute motivieren konnte ist indes auch klar.

Gab es ein solches Gefolgschaftswesen schon? Muss man aus Zuständen hunderte Jahre später zurück schließen, da zeitnahe Quellen mWn nichts dazu sagen.

Und selbst wenn: Wieviele der gegen Varus kämpfenden Germanen waren Gefolgsleute, wieviele einfache Bauern? Können wir auch nur spekulieren; es sei denn man beantwortet obige Frage mit "Nein" und sagt folglich null.
 
Gab es ein solches Gefolgschaftswesen schon? Muss man aus Zuständen hunderte Jahre später zurück schließen, da zeitnahe Quellen mWn nichts dazu sagen.

Tacitus erwähnt in seiner Germania (Kapitel 13+14) ein "fürstliches Geleit", das man durchaus in Richtung Gefolgschaftswesen interpretieren kann. Allerdings muss man da natürlich auch Quellenkritik anwenden. Eine quellenkritische Auslegung von Tacitus ist die Sittenspiegeltheorie. Er schildert den Römern die Germanen in schillernden Farben römische Werte verkörpernd (fides=Treue, virtus=Tapferkeit, pietas=Pflichtgefühl), um den Römern damit ihre Dekadenz vor Augen zu führen, weil diese Tugenden dort zu seiner Zeit anscheinend nicht (mehr?) so stark ausgelebt wurden.
Ob Tacitus Beschreibungen der Germanen nun so zutreffend sind oder nicht, ist jedenfalls sehr diskutabel. Was man jedenfalls nicht herauslesen kann, ist ein dem Feudalismus vergleichbares System, in dem ein Lehnsherr Land gegen "Treue" und "Kriegsdienst" ausgibt.

Ich gebe dir aber recht: Wenn es ein "fürstliches Geleit" im Taciteischen Sinne während der Varusschlacht gab, werden diese Leute wohl nur eine Minderheit der Streitmacht des Arminius ausgemacht haben.
 
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Natürlich war das Plündern elementarer Bestandteil eines jeden Krieges auf beiden Seiten. Aber selbst das Plündern unterlag gewissen Regeln. Ohne Genehmigung durch den jeweiligen Gefolgschaftsführer wurde überhaupt nichts geplündert.

Da setzt du ein Maß an Autorität der Anführer voraus, dass deutlich über die realen Verhältnisse hinausgehen dürfte. De facto sind Plünderungen bis in die Neuzeit d.h. bis in Zeiten in denen Armeen durchhierarchiesiert und das Disziplinarreglement verrechtlicht sind, ein Problem, dass die Anführer durchaus nicht immer unter Kontrolle hatten.

Autorität in disem Ausmaß, hatten die germanischen Anführer kaum.

Ob sich hier schon von Gefolgschaften sprechen lässt, weiß ich nicht. Du übersiehst allerdings eines:

Selbst wenn der Gefolgschaftsbegriff hier schon anwendbar sein sollte, wird davon auszugehen sein, dass die germanische Streitkrafft, die die Römer angriff eine Koalition aus versschiedenen Gefolgschaften dargestellt haben dürfte, womit sich dann zwangsläufig auch Konkurrenz um Beute ergeben hätte.

D.h. natürlich nicht, dass sich der einzelne Krieger schon bestimmte Dinge an sich genommen hat, derer er habhaft werden konnte.

Und genau nach solchen Gegenständen wäre ein zurückgelassener Tross erstmal durchsucht worden. Münzen, Schmuck, sonstiges Edelmetall etc. , wäre ja schade, wenn man das liegen ließe und ees sich jemand anderes unter den Nagel risse.
So wird nicht nur einer gedacht haben, sondern jede der in irgedeiner Form auf denn zurückgelassenen Tross stieß.
Und bis jeder einmal den Tros von vornee bis hinten durchsucht hat, ob man da nichts findet, was man mitgehen lassen kann und ggf. Streitigkeiten um entsprechendes Beutegut ausgetragen hat, können Stunden vergehen.

Stunden in denen sich die römische Truppe über Km entfernen und möglicherweise günstigeres Gelände erreichen kann.

Die Treue im Rahmen des Gefolgschaftsprinzips war für den germanischen Ritterstand ein viel stärkeres Band als die Aussicht auf Beute. Das man den einfachen germanischen Bauern auch mit der Aussicht auf Beute motivieren konnte ist indes auch klar.

Was bitte für ein "germanischer Ritterstsand"? Die Vorstellung, dass es so etwas zu Varus Zeiten gegeben habe dürfte reichlich weit hergeholt sein.
Sofern wir davon ausgehen, dass ein Teil der germanischen Truppen, die sich zuvor als römische Auxiliartruppen verdingt hatten überlief werden die Germanen zwar sicherlich einen gewissen Anteil an Berufskriegern dabei geahbt haben, aber man wird davon ausgehen können, dass in großer Teil der Streitmacht aus zusammengerufenen Bauern bestand und auch die von Rom abgefallenen Auxiliare machten das sicherlich nicht für Umme, das waren schließlich hauptberufliche Söldner, die es gewohnt waren ihre Loyalität gegen Bezahlung zu verkaufen.

Darüber hinaus musste Varus mit einem möglichen Durchbruch in freies Gelände rechnen und der dann erfolgende Rückmarsch hätte wiederum Wagen benötigt.
Nein, hätte er nicht. Wenn man Kalkriese als Ort der Schlacht annimmt, was stand der archäologischen Befunde bis dato als der beste Kandidat erscheint, hätte Varus es von dort aus in 3-4 Tagen zurück an die eigenen Stützpunkte an der Lippe schaffen können.
Heißt man hätte ohne Wagen ggf. mit gekürzten Rationen marschierenn müssen, Trinkwasser ist in diesem Gebiet eher kein Problem, aber das wäre zu machen gewesen, wenn er es in freies Gelände gschafft und die Germanen ihre Angriffe abgebrochen hätten.
In dem Fall hätte es natürlich einen deutlichen Aderlass an Truppen gegeben, die die Überfälle im Wald nicht überlebt hatten und man hätte auch einen großen Teil des Kriegsmaterials verloren, aber es wäre sicherlich kein Problem gewesen, die Armee auf die römischen Stützpunkte zurück zu führen.

Wenn das ganze deutlich weiter entfernt stattgefunden und die Truppe über Wochenn hätte zurückmarschieren müsssen oder wenn es in einer sehr heißen Gegend stattgefunden hätte, wo Trinkwasser ein Problm gewesen wäre, dann hätte man die Vorräte kinesfalls aufgben können.
In diesem Fall allerdings, wäre das wahrscheinlich möglich gewesen.

Schau dir mal die Struktur der römischen Streitkräfte an. In den römischen Streitkräften gab es bereits einen Ritterstand. Darüber hinaus wollte ich mit "Ritterstand" die ständig bewaffneten Krieger in unmittelbarer Umgebung des Stammesführers unschreiben. Quasi in Abgrenzung zum hin und wieder Waffen tragenden germanischen Bauern.

Die römischen "equites" sind zu Varus zeiten keine Streitkräfte, sondern tatsächlich eine Steuer/Vermögensklasse im römischen Gesellschaftssystem.
Sie waren in diesem Sinne nie ein Berufskriegerstand.
"Equites" waren in Rom (jedenfalls in früheren Zeiten) diejenigen, die vermögend genug waren sich ein Pferd zu leisten und im Kriegsfall als berittene Krieger aufzutreten.

Sie waren aber im Gegensatz zu dem, was man aus dem Mittelalter kennt, kein Berufskriegrstand, der sich hauptsächlich mit Kriegsführung beschäftigte, sondern sie waren einfach normale Römer, die in aller Regel zivilen Tätigkeiten nachgingen und lediglich auf Grund ihres Vermögens im Kriegsfall verpflichtet waren eine bestimmte Ausrüstung vorzuhalten.

In der römischen Republik und später unter dem Principat, mit dem Übergang von einer Wehrpflichtarme zu einer Berufsarmee (und da ist man in Varus Zeiten mehr oder minder angekommen) wird das vollkommen bedeutungslos, weil damit auch die "equites" vom Kreigsdienst mehr oder minder entbunden wurden. Seitdem sind "equites", auch wenn es gerne mit "Ritter" übersetzt wird nur noch eine Gesellschaftsklasse, die an sich mit Krieegshandwerk nichts mehr zu tun hat (ausgenommen wer sich aus Karrieregründen selbst verprlichtete).

Aber auch in anderen militärhistorischen Kontexten war es üblich, dass oftmals nicht unorganisiert geplündert wurde, sondern schon sehr wohl organisiert. So wie heute war es üblich, dass der Vorsitzende das größte Stück des Kuchen bekommen hat. Und dann entlang der Rangfolge nach unten.

Da dürftst du dir völlig falsche Vorstellungen machen.

Selbst bei der Plünderung Magdeburgs im dreißigjährigen Krieg begann das Plündern erst, nachdem Tilly der Schreckliche die Stadt zur Plünderung freigegeben hatte.

Das stimmt so nicht. Insofern es dem damaligen Kriegsbrauch entsprach, dass eine Stadt, die im Sturm genommen wurde, geplündert werden durfte, gab sich Magdeburg selbst zum Plündern frei, als es die rechtzeitige Kapitulation verweigerte.
Da hatte ein Tilly relativ wenig Einflussmöglichkeiten.

Auch sonst, waren wilde Plünderungen auch in Konkurrenz zu Kriegshadlungen bis weit in die Neuzeit ein Problem.
Als Napoléon 1812 Moskau erobert plündert die "Grade Armee" was das Zeug hält, mit dem Ergebnis, dass die Soldaten vollkommen überladen sind und das gannze überflüssige Gewicht den Rückzug, mit den bekannten katastrophalen Folgen verzögert.

Das war allerdings eine Zeit, in der die Kommendierenden über die Militärgerichtsbarkeit etc, ganz andere Möglichkeiten zur Disziplinierung der Truppen hatten, wo es möglich war zwecks Abschreckung Plünderer öffentlichkeitswirksam hart zu bestrafen oder hinzurichten um Disziplin einzupeitschen.

Diese Möglichkeit hatten Anführer von Gefolgschaften (sofern man diese annehmen möchte), deren Zusammenhalt einzig auf Freiwilligkeit und Ansehen des Anführers beruhte nicht.
Gerade im Hinblick auf letzteres, dass Ansehen eines Anführers wird man viel mehr voraussetzen müssen, dass dises Ansehen, wenn nicht genügend Beute gemacht wurde und die übrigen Krieger für ihren Aufwand zu entschädigen, denn ordentlich besoldet wurden sie ja nicht, sehr schnell den Bach runter ging und damit auch jede Autorität.
 
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Mitten im Teutoburger Wald ist kein weiteres Schlachtereignis mit Totalverlust bekannt.

Mit Verlaub wissen wir aber überhaupt nicht, wo der in den lateinischen Quellen beschriebene "Teutoburger Wald" überhaupt liegt.

Was wir heute als "Teutoburger Wald" bezeichnen ist unter diesem Namen wohl erst ab ab dem 17. Jahrhundert übefert:

Teutoburger Wald – Wikipedia

Es kann sehr gut sein, dass was wir unter "Teuteburger Wald" verstehen landschaftlich/geographisch nicht mit dem identisch ist, was die Römer darunter verstanden haben mögen.
Es mag sein, dass man als der Name im 17. Jahrhundert aufkam den falschen Wald als "Teutoburger Wald" interpretiert hat.
Bedenkt man die Rodungen und das Schrumpfen des Waldbestands während des Mittelalters, wäre es sogar denkbar, dass der "Teutoburger Wald", den die Römer kannten, als im 17. Jahrhundert die heutige Zuschriebung auftauchte, als Wald schon längst nicht mehr existierte.

Insofern das Gebiet das in den römischen Quellen als "Teutogburger Wald" firmiert heute nicht mehr zweifelsfrei einzugrenzen ist, ist der Umstand, dass keine andere Schlacht im Teutoburger Wald überliefert ist, kein besonders gutes Argument.
 
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Es kann sehr gut sein, dass was wir unter "Teuteburger Wald" verstehen landschaftlich/geographisch nicht mit dem identisch ist, was die Römer darunter verstanden haben mögen.

Das ist eine leichte Untertreibung!
Wir haben eine einzige Quelle, einen einzigen Satz, und eine einzige Schreibweise:
"haud procul Teutoburgiensi saltu in quo reliquiae Vari legionumque insepultae dicebantur."
Und soweit ich weiß, in einer Abschrift ohne deutliche Leerzeichen.

Es definitiv nicht klar, ob wir nicht schon mit dem Begriff "Saltus teutoburgiensis" eine Textverfälschung vornehmen, und ob mit "Saltus" wirklich ein Wald oder ein Gebirge gemeint ist.

Eine Textstelle, ein Satz, eine Schreibweise. Das ist, statisch sehr gewagt, das Fundament des Hermannsdenkmals.
 
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Wir sollten uns nicht an dem Namen festbeißen. Ich meinte "keine weitere bekannte Schlacht mit Totalverlust", also wo ebenfalls mehrere tausend Mühlen übrig bleben. Es könnte auch ein Gebiet näher der Weser gewesen sein.
 
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