Die westdeutsche General Air beschaffte 1972 aus der Sowjetunion 5 Kurzstreckenverkehrsflugzeuge vom Typ Jakowlew Jak-40 und ließ sie mit westlicher Avionik ausstatten. Die Jak-40 war in der UdSSR entwickelt worden, um kleinere Flughäfen mit schlechter Infrastruktur zu erschließen, sie war robust und verfügte über Features wie eine Heckeinstiegstreppe, die sie für Ferienflieger interessant machten.
Trotzdem entwickelte sich das auch preislich interessante Vorhaben zu einem absoluten Reinfall. Die Maschine war (sogar für die damalige Zeit) extrem laut, unzuverlässig und sehr unwirtschaftlich. So erreichte sie im Reiseflug nur 275 kn (510 km/h), lächerlich für ein strahlgetriebenes Flugzeug, und ihre Reichweite war aufgrund der geringen Dienstgipfelhöhe und ungünstigen Formgebung stark begrenzt.
Die General Air ging 1976 pleite.
Alles in allem hatte man im Westen kein Interesse an sowjetischen Flugzeugen, mit gutem Grund. Die sowjetische Luftfahrtindustrie stand zu Beginn des Kalten Krieges, v.a. unter Chruschtschow, eine Zeitlang mit der des Westens auf gleichem Fuß, aber seither nicht mehr. Insbesondere die russische Zivilluftfahrt hat niemals ein Produkt hervorgebracht, das sich als konkurrenzfähig erwiesen hätte, und überlebte nur dank politischer Sachzwänge in der UdSSR und ihren Satelliten- oder Klientelstaaten.
Sogar Leuchtturmprojekte wie die überschallschnelle Tu-144 – die so unsicher war, dass Chefentwickler Alexei Tupolew das Flugzeug vor jedem Flug inspizieren musste – schafften es meist nur dank Wirtschaftsspionage in die Luft, und erwiesen sich als unzulänglich und unwirtschaftlich.
Siehe auch:
The 11 worst Soviet aircraft
Es fehlte durchaus nicht am Know-how, nicht einmal am Geld (auch in der Spätphase der Sowjetunion nicht), aber selbst Wissen und staatliche Finanzspritzen konnten nicht ändern, was Planwirtschaft (lies: fehlende Bestenauslese) und Nationalismus (lies: unsinnige Prestigeprojekte) anrichteten. Natürlich wird das kapitalistische Prinzip von Angebot und Nachfrage auch im Westen mal hintertrieben, aber immerhin sind solche Versuche selten von Dauer, wie z.B. die erfolgreiche Etablierung von Airbus in den USA zeigt.
Das rote Erbe wirkt in der russischen Industrie bis heute nach. Suchoi scheiterte in den 2010er Jahren mit dem Versuch, den SuperJet in Europa zu verkaufen – im Vergleich dazu wirkt sogar die Boeing 737 Max wie ein Paragon der Sicherheit –, und selbst die staatliche Aeroflot weigert sich mit Händen und Füßen gegen das Drängen des Kremls, russische Flugzeuge einzuflotten.
Es waren denn auch Planwirtschaft und Nationalismus, die verhinderten, dass die UdSSR Flugzeuge im Westen kaufte, selbst wenn sie welche bekommen hätte. Wie empfindlich die sozialistischen Regimes diesbezüglich waren, lässt sich beispielhaft daran ablesen, mit welchem Aufwand die West-Ausrüstung der DDR-Anti-Terror-Einheit 9. Volkspolizei-Kompanie geheim gehalten wurde.
Ingenieurstechnisch wenig spektakuläre Waffen von Heckler & Koch, die hierzulande jeder Wehrpflichtige in die Hand gedrückt bekam, galten hinter dem Eisernen Vorhang als technologischer Quantensprung, und man fürchte den Propaganda-Fallout, damit gesehen zu werden.