Hinrichtungsarten

Könntest du das eben korrigieren, dann lösche ich auch meinen Beitrag.

In der älteren Forschung so 1990 aufwärts wurde als vorsichtige Schätzung von nicht ganz 100.000 Hinrichtungen weltweit aus.

Auch diese Schätzung ist noch zu hoch und man geht heute von 40-80.000 die tatsächlich hingerichtet wurden. 40-80.000 ist natürlich auch sehr unpräzise, immerhin eine erhebliche Schwankung.

50-60.000 in Europa und maximal bis zu 80.000 dürfte einigermaßen realistisch sein.

Trotzdem eine hohe Zahl, Exekutionen sind ja auch nur die Spitze des Eisbergs
Es gab durchaus viele Prozesse bis zu 3 Millionen! aber es endete eben auch längst nicht jeder Prozess mit Verurteilung, entgegen manchen Behauptungen auch entgegen, dass was "Hexenjagd" im modernen Sinn impliziert, gab es durchaus auch Freisprüche, auch Fälle in denen Denunzianten bestraft wurden.
 
Ohne in der Materie drinzustecken, ohne belastbare Zahlen erscheint 56.000 derartig übertrieben, dass ich das für unmöglich halte. Kirz gesagt, ein Zehntel davon, 5600 Hinrichtungen wäre immer noch eine stattliche Zahl, 140 Hinrichtungen im Jahr.
Hinzu kommt, dass der achte Heinrich erst spät in seiner Regentschaft mit dem Hinrichten so richtig loslegte. Lange galt er als ausgesprochen nachsichtig. Eine vor allem in der englischen Literatur geläufige These besagt, dass Heinrich bei einem Turnierunfall 1536 ein persönlichkeitsveränderndes Hirn-Trauma erlitt und erst dadurch zum Tyrannen mutierte. Tatsächlich fällt die weit überwiegende Mehrheit der verbürgten Hinrichtungen in die Zeit nach 1536; und die zwei Stunden, die er nach dem Unfall bewusstlos war, sprechen in der Tat für eine schwere, destruktive Verletzung.

Es könnte freilich sein, dass in der Zahl der 56.000 Personen enthalten sind, die indirekt durch Heinrichs Repression zu Tode kamen. So kam es etwa während des Volksaufstands gegen den Bruch mit der katholischen Kirche (Pilgrimage of Grace) zu quasi-standgerichtlichen Gewaltausbrüchen durch Heinrichs Heerführer, die nicht ausdrücklich durch den König angeordnet wurden, aber sicherlich von ihm ermuntert oder jedenfalls nachträglich gebilligt wurden.
 
@MichaG Der Genick- oder Kopfschuss war auch in der DDR und einigen anderen sozialistischen Staaten die präferierte Hinrichtungsmethode. Meist in der Form des "unerwarteten Nahschusses", was bedeutet, dass dem Delinquenten ein harmloser Vorgang suggeriert wurde (z.B. dass jemand hinter ihn treten und seine Körpergröße vermessen würde), in Wahrheit aber gerade seine Exekution begann. Aus Sicht des Verurteilten war das sogar wünschenswert. Zur Todesangst kam es im Idealfall nicht, und die Zerstörung des Stammhirns durch Gewalteinwirkung führt sicher und schmerzlos zum Eintritt des Todes.

Die chinesische Praxis des Organhandels mit den Leichnamen von Exekutierten ist da eher Folge als Motivation. Letztlich handelt es sich um eine zynisch-konsequente Auslebung maoistischer Ideale: Das Individuum zählt nicht, nur die Interessen der Gesellschaft zählen.

Bemerkenswerterweise ist die in Europa und den USA bis in die jüngere Vergangenheit gebräuchliche Hinrichtungsmethode des Erschießens per Peloton wesentlich grausamer, da sie nicht verlässlich zum sofortigen Tod führte und der Delinquent größerem Stress ausgesetzt war; und ironischerweise wurde dieser Nachteil ausgerechnet aus Erwägungen in Kauf genommen, die man als humanitär bezeichnen könnte.

Denn der Sinn des Pelotons – meist wurden mehrere vorher zufällig ausgewählte Waffen pro Kommando mit Platzpatronen geladen – bestand in der Verantwortungsdiffusion, zumal vor dem Hintergrund eines Mangels an Freiwilligen sollte den Schützen die Möglichkeit gegeben werden, sich am Tod des Delinquenten unschuldig zu wähnen. Autoritär regierte, kollektivistische Gesellschaften haben solche "Probleme" nicht, da wird einfach jemandem befohlen, den Henker zu spielen.
 
@MichaG Der Genick- oder Kopfschuss war auch in der DDR und einigen anderen sozialistischen Staaten die präferierte Hinrichtungsmethode.
Hat man vor allem auch in der Sowjetunion während der Stalinzeit sehr gerne eingesetzt. Im Keller der Lubjanka unterhielt das NKWD ja durchaus so etwas wie eine inoffizielle Hinrichtungsstätte und war für diese Methode berühmt-berüchtigt.
 
Denn der Sinn des Pelotons – meist wurden mehrere vorher zufällig ausgewählte Waffen pro Kommando mit Platzpatronen geladen – bestand in der Verantwortungsdiffusion, zumal vor dem Hintergrund eines Mangels an Freiwilligen sollte den Schützen die Möglichkeit gegeben werden, sich am Tod des Delinquenten unschuldig zu wähnen. Autoritär regierte, kollektivistische Gesellschaften haben solche "Probleme" nicht, da wird einfach jemandem befohlen, den Henker zu spielen.

Ich habe vor einiger Zeit mal einen Artikel über in Japan gebräuchliche Hinrichtungsmethoden gelesen, in dem stand, dass man verglichbares in Sachen Verantwortungsdiffussion dort auch praktiziert, dadurch, dass immer mehrere Henker identisch aussehende Auslöser entsprechender Hinrichtungs-Gerätschaften betätigen, so dass keinem bekannt wird, bei wem am Ende tatsächlich der Auslöser war und wer ihn betätigt hat.

Der Gedanke scheint über Europa und Amerika hinaus Verbreitung gefunden zu haben, auch wenn es hier nicht um Erschießungen ging.
 
Der Genick- oder Kopfschuss war auch in der DDR und einigen anderen sozialistischen Staaten die präferierte Hinrichtungsmethode. Meist in der Form des "unerwarteten Nahschusses", was bedeutet, dass dem Delinquenten ein harmloser Vorgang suggeriert wurde (z.B. dass jemand hinter ihn treten und seine Körpergröße vermessen würde), in Wahrheit aber gerade seine Exekution begann. Aus Sicht des Verurteilten war das sogar wünschenswert. Zur Todesangst kam es im Idealfall nicht,
War den Verurteilten eigentlich bekannt, dass sie irgendwann per "unerwartetem Nahschuss" hingerichtet würden? Falls ja, mussten sie doch erst recht in permanenter Todesangst schweben, weil sie nie wussten, wann es so weit sein würde.
So wie es in Wikipedia beschrieben wird, müsste dem Verurteilten außerdem eigentlich ohnehin gedämmert haben, was auf ihn zukam.
 
Nun, dass sie zum Tode verurteilt waren, wussten sie wohl in der Regel. Die eigentliche Hinrichtungsstätte war freilich meist getarnt, und die Tötung dürfte zu diesem Zeitpunkt unerwartet erfolgt sein.

In der DDR-Hinrichtungsstätte wurde den Opfern suggeriert, sie würden zu ihrer Hinrichtung gebracht, sie wurden aber schon unterwegs erschossen.

Sogenannte Genickschussanlagen sind noch ausgeklügelter.

Im "Haus des Terrors" in Budapest ist eine Replik der Hinrichtungsstätte zu sehen, die von den Faschisten und Kommunisten bis Ende der Fünfziger genutzt wurde. Sie war als Umkleidekabine konzipiert, das Opfer sollte sich zu einer angeblichen Untersuchung entkleiden, auf einen Stuhl setzen und darauf warten, von einer Krankenschwester abgeholt zu werden. Tatsächlich gab es ein Fensterchen, durch das hinterrücks geschossen wurde.

Noch heimtückischer lief das Ganze im KZ Buchenwald ab. Dort gab es im Stall einen Raum, der an einer Wand mit einem Messschieber ausgestattet war, sodass es für die Opfer aussah, als seien sie nur dort und müssten sich nur deshalb an die Wand stellen, um vermessen zu werden. Doch verdeckte der Schieber lediglich eine Schießscharte in der Wand. Es war sogar der Boden rot gestrichen, um Blutflecken unkenntlich zu machen.

In Buchenwald scheint es freilich zumindest unter den politischen Häftlingen ein offenes Geheimnis gewesen zu sein, wozu der Raum in Wahrheit diente.
 
Arte hat zurzeit eine beeindruckende und bewegende Dokumentation unter dem Titel
'Tod am Kreuz - Der Mann Nummer 4926' im Angebot, die einen archäologischen Fund in Ostengland aus dem dritten nachchristlichen Jahrhundert behandelt. Dort wurde 2018 der Leichnam eines Mannes mit einem Nagel im Fersenbein entdeckt, der, wie die Untersuchung ergab, gekreuzigt worden war. Es handelte sich erst um den zweiten Fund eines Kreuzigungsopfers überhaupt (eine bemerkenswerte Diskrepanz zur vermeintlichen Allgegenwart dieser Hinrichtungsmethode im Römischen Reich). Die archäologische und forensische Untersuchung zeigt, warum dieses Thema nicht tabu sein sollte, erlaubt sie den Experten doch Mutmaßungen und teils sogar sichere Erkenntnisse über die Lebensgeschichte von Fund 4926, von seinem Alter (35-40) über seine genaue Herkunft (Cambridgeshire) bis hin zu seinem Aussehen und sozialen Status (Handwerker, vermutlich Knochenhauer).

Link aus bekannten Gründen nicht.
 
Es handelte sich erst um den zweiten Fund eines Kreuzigungsopfers überhaupt (eine bemerkenswerte Diskrepanz zur vermeintlichen Allgegenwart dieser Hinrichtungsmethode im Römischen Reich).
Warum? Da die meisten Gekreuzigten wohl nicht angenagelt, sondern nur angebunden wurden, wird es wohl eher schwierig sein zu erkennen, dass jemand durch Kreuzigung zu Tode kam.
 
Freilich, aber da die Opfer – gerade Sklaven – wohl regelmäßig lange nach dem Tod am Kreuz verblieben, eben zu Abschreckungszwecken, müsste auch dies Spuren an ihren sterblichen Überresten hinterlassen haben. Strangulationen (am Galgen oder als Gnadenerweis z.B. vor dem Rädern) lassen sich ja auch noch viele Jahrhunderte später nachweisen.
 
Das sind aber Dinge die sich in Knochen bzw dem Fleisch widerspiegeln.
Bei der Kreuzigung stirbt man ja soweit ich mich erinnere durch Kreislaufversagen - ich denke nicht das man das noch nachweisen kann wenn der Körper nicht sehr sehr gut konserviert wurde.

Interessant hierzu ist #7 im Quellenverzeichnis zum Artikel "Kreuzigung" auf Wikipedia
 
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