Früher war alles besser - oder?

Ich hab glaub ich irgendwo gelesen, dass viele Delegationen nicht in den Städten, sondern in Höfen der Umgebung untergebracht waren.

Ein Vergleich der Verhandlungen von Münster und Osnabrück, von Wien und denen zu den Pariser Vorortverträgen, mit einem Epilog zum 2+4-Vertrag, das könnte doch ein interessantes Buch geben!
 
Ich hab glaub ich irgendwo gelesen, dass viele Delegationen nicht in den Städten, sondern in Höfen der Umgebung untergebracht waren.
Das ist durchaus gut denkbar, wenn man in Rechnung stellt, dass so viel Platz innerhalb der beiden Städte wahrscheinlich ad hoc nicht bereitzustellen war.

Mir ging es einfach nur um die Einordung des Zitats.
Der päpstliche Gesandte Chigi kam aus einer Familie, die zum päpstlichen Adel zählte und zu den größeren Familien Italiens, die in wohl teilweise in Rom ansässig waren gehörte.

Wenn man vorraussetzt, dass der Mann wahrscheinlich von Jugend auf die Verhältnisse in Rom kannte, und auch auch kirchlicher Funktionsträger dort gewöhnlich viel Zeit verbrachte, verwundern solche Einlassungen nicht.

Rom als wesentlich größere Stadt und Zentrum des katholischen Christentums, war natürlich auf Besuchermassen und auch auch hohen fürstlichen Besuch und dessen Unterhaltung und standesgemäße Verpflegung immer eingestellt.
Immerhin Rom war natürlich alljährlich das Ziel großer Pilgerströme, adliger Bildunsreisender etc. und Abgesandte der europäischen Monarchen, die Versorgt und unterhalten werden wollten, schlugen da auch regelmäßig auf.

Das jemand, der das gewohnt war, über die Verhältnisse in Münster und Osnabrück, eher mit Entsetzen reagierte, ist durchaus verständlich.
Keiner der beiden Orte war auf eine solche Veranstaltung vorbereitet oder hatte die eigentliche Infrastruktur dafür.
Die Wahl war halt stark durch den Krieg und seine Umstände bedingt.
Hätte man ohne dem, irgendwo im Heiligen Römischen Reich einen internationalen Kongress abhalten wollen, wäre man auch niemals auf diese beiden relativ kleinen Städte in der westfälischen Provinz aus Austragungsort gekommen, sondern wahrscheinlich wäre man dann in eine der relativ großen süddeutschen Städte, nach Prag, nach Köln oder in eine der Großstädte Flanderns und Brabants oder gleich irgenwo nach Reichsitalien (Mailand/Florenz) gegangen.
Jedenfalls irgednwo hin, wo es Infrastruktur gegebenen hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ja „früher war alles besser“.
Manche sagen da auch, da hatten wir noch den Kaiser.
Sie meinen aber den mit dem Bart.
Sei also gegrüsst „Fehrberlliner Reitermarsch!
 
Elise von der Recke, um 1790 (Herzens-Geschichten einer baltischen Edelfrau. Erinnerungen und Briefe, Kapitel 15):

Über ein Vierteljahrhundert ist seitdem entflohen! Schon weht hohes Gras über die Grabstätte der mehresten derer, die da durch herzliche Freude vereint waren, und noch wachen angenehme Erinnerungen in uns Übriggebliebenen auf, wenn wir der acht fröhlichen Tage denken, die wir in diesem Hause genossen, wo heitere Geselligkeit, mit fröhlichem Wohlwollen vermischt, einheimisch waren. Die heutige Art, sich gedankenlos allen sinnlichen Freuden zu überlassen, von einem rauschenden Vergnügen zum anderen hinüberzutaumeln, ohne den Geist dabei edel zu beschäftigen, wird in der heutigen Jugend keine solche Erinnerungen in der Folge des Lebens hervorrufen, die den Glauben an edle Menschheit und beseligende Tugend aufrecht erhalten, wenn man im Gewühle der großen Welt, unter kalten Egoisten und anmutsvollen, leichtsinnigen Genießern des Lebens, in Gefahr steht, den Glauben an stille, tätige, sanftbeseligende Tugend zu verlieren. Oft wenn der Geist der Gegenwart, der edlen Frohsinn und weise Gefälligkeit erstickt, mich niederdrückt, dann denke ich an die reinen, schuldlosen Freuden unserer Jugend, die noch einen stillen Schatz edeln Lebensgenusses im Innern einer Seele unter manchem harten Drucke des äußeren Schicksals erhielten, und ich möchte unserer egoistischen Jugend dann Gleims Verse bei ihren grundsatzlosen Vergnügungen zurufen:​
»Tugend und Freude sind ewig verwandt
Es knüpfet sie beide ein himmlisches Band.«
 
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