Heute stehen noch die Bauwerke aus Antike und Mittelalter, die heute noch stehen.
Auch in Antike und Mittelalter wurde nicht alles "für die Ewigkeit" gebaut.
Man denke etwa an Amphitheater: Ehe das Kolosseum und andere solide steinerne Bauten errichtet wurden, gab es (oft recht kurzlebige) schnell und improvisiert errichtete Amphitheater aus Holz - mitsamt entsprechenden Unglücken, weil sie den Menschenmassen nicht standhielten. Beim Zusammenbruch eines Amphitheaters in Fidenae unter Tiberius sollen mehrere Zehntausend Menschen umgekommen sein. (Die Zahl mag übertrieben sein, erscheint mir aber nicht abwegig, wenn ich mir vorstelle, dass die Menschen plötzlich aus mehreren Metern Höhe in die Tiefe stürzten und auf Holzsplittern landeten.) Dass schnell und billig (kostensparend - gewinnmaximierend) gearbeitet wird, ist also wahrlich kein Phänomen unserer Zeit.
Auch Rom wurde erst in der Kaiserzeit eine Stadt aus (etwas übertrieben) Marmor. Die Masse der Stadtrömer lebte - vor allem in der späten Republik, aber auch noch in der Kaiserzeit - in schnell und billig hochgezogenen mehrstöckigen Mietskasernen, die weder feuerfest noch einsturzsicher waren. (Z.B. verdankte der Triumvir Crassus derartigen Immobilieninvestitionen einen Teil seines Reichtums.) (Heutzutage wären solche Bauten in Mitteleuropa mit all den Baubestimmungen undenkbar. Wenn hierzulande heutzutage Häuser einstürzen, dann meist wegen Gasexplosionen - die es in der Antike naturgemäß noch nicht gab -, aber nur selten wegen Baumängeln.)
Nur ein Bruchteil der antiken und mittelalterlichen Bauwerke überdauerte tatsächlich bis heute. Vieles davon waren Repräsentationsbauten, die von Vornherein so geplant und gebaut wurden, dass sie überdauern sollten. Das kann man nicht mit einem Auto vergleichen.
Bedenken muss man auch die unterschiedliche Beanspruchung: Ja, es gibt noch Römerstraßen und Römerbrücken. Über sie fuhren aber auch nicht jahrzehntelang täglich Tausende tonnenschwere LKWs wie über heutige Autobahnen und Brücken.