Turgot
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Zu den deutsch-englischen Beziehungen gehört auch, das England seit dem Ende des Berliner Kongresses sich immer wieder um eine Abmachung mit Deutschland und Österreich-Ungarn bemüht hatte.
Ein Beispiel:
Die Russen haben ja bekanntermaßten 1877 den Krieg gegen das Osmanische Reich, wieder einmal, gestartet. Damit haben die Russen, soweit ich es korrekt erinnere gegen den Pariser Vertrag verstoßen gehabt.
Gut, für die Briten war natürlich die gesicherte Verbindung zur See nach Indien von zentraler Bedeutung. Also der Suezkanal und Ägypten bildeten definitiv ein Rote Linie. Die Einhaltung bzw. der Erhalt der internationalen Abmachungen hinsichtlich der Meerengen sicher ganz ebenso und natürlich durfte Konstantinopel nicht an die Russen fallen. Aber ich habe den Eindruck, das man in London eher bemüht war, diese Ziele eher “passiv” als “aktiv” erreichen wollte; nur ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Andrassy dachte an den “kostenlosen” Erwerb von Bosnien, , keine Schaffung eines großen slawischen Staates (Bulgarien) und die Umschließung Serbiens, und hat sich das schon im Abkommen von Reichsstadt und etwas später in den Abmachungen der Budapester Konvention bestätigen lassem.
Nur, das interessierte die Russen am Ende des Tages, siehe San Stefano, herzlich wenig.
Nach den Maßstäben der damaligen Zeit, war es für Österreich-Ungarn und Großbritannien nun eine außerordentlich günstige Gelegenheit, eine potenzielle Bedrohung, für Wien, und/oder eben einen überaus lästigen Konkurrenten, eben für London, für längere Zeit nachhaltig zu schwächen.
Wenn die Briten in das Schwarze Meer eingelaufen wären, die Türken hätten die Meerengen mit Kußhand geöffnet, dann wären auf einem Schlag die russischen Nachschublinien unterbrochen. Es wäre der russischen Armee nicht anderes übrig geblieben, als schleunigst die Koffer zu packen.
Die Österreicher hätten unterdessen in Rumänien und Serbien einmarschieren können. Das hätte für die Russen übel ausgehen können. Aber, die Machtverhältnisse auf dem Balkan wären erst einmal wahrscheinlich zu Gunsten Österreich-Ungarns verändert, wobei man natürlich nie sicher sein kann, wie sich ein Krieg tatsächlich entwickelt. Aber es war eine reale Chance, den Panslawismus einen Riegel vorzuschieben und dann den Frieden für längere Zeit zu sichern.
Andrassy war durchaus kein Idiot und rechnete schon mit dem russischen Wortbruch, trotz Reichstadt und der Budapester Konvention, die dem russischen Vormarsch eben verhindern sollten. Deshalb schloß er mit der britischen Regierung in Form eines Notenwechsels im Sommer 1877 für diesen Fall eine Konvention ab, die ein gemeinsames Auftreten gegen die Russen vorsah. Sie sah die Verhinderung eines russischen Zugriffs auf Konstantinopel sowie die Verhinderung der Begründung eines großen slawischen Staates, Bulgarien, vor.
Nach Adrianopel bzw. San Stefano war der Zeitpunkt für eine Intervention gekommen, und Andrássy trat im österreichisch-ungarischen Ministerrat und beim Kaiser für einen sofortigen Krieg gegen das Zarenreich ein. Von Franz-Joseph erhielt er dafür grünes Licht aber unter 2 Bedingungen: Bismarck mußte seine Neutralität fest zusagen, und London mußte die Meerengen mit Kriegsschiffen abriegeln und an Wien entsprechende Subsidien zahlen.
Der britische Premier Disraeli konnte hierfür, trotz Unterstützung von Königin Victoria, keine Mehrheit in der konservativen Regierung finden. Insbesondere Außenminister Lord Salisbury stellte sich quer und zog die meisten Kabinettskollegen auf seine Seite. Die entsandten britischen Panzerschiffe, ein knappes Dutzend, blieben somit in der Besika Bay und stießen nicht durch die Meerengen in das Schwarze gegen die Russen vor.
Fast noch wichtiger noch war, daß Bismarck keine Neutralitätserklärung abgeben und den Österreichern keine freie Hand für einen Krieg gegen Russland geben wollte. Sein Ausweg bestand darin, die Mächte zu einer Konferenz nach Berlin zu laden, wogegen er sich über Monate hinweg gesperrt und gewehrt hatte.
Damals wurde, was Bismarck später bedauerte, versäumt, die russische Aggression auf Jahrzehnte hinaus einzudämmen. Möglicherweise wäre es nicht zu einem Weltkrieg gekommen, zumindest wohl nicht der der Konstellation von 1914. Die russischen Expansionsgelüste wären wahrscheinlich für sehr lange Zeit eingedämmt gewesen.
Ein Beispiel:
Die Russen haben ja bekanntermaßten 1877 den Krieg gegen das Osmanische Reich, wieder einmal, gestartet. Damit haben die Russen, soweit ich es korrekt erinnere gegen den Pariser Vertrag verstoßen gehabt.
Gut, für die Briten war natürlich die gesicherte Verbindung zur See nach Indien von zentraler Bedeutung. Also der Suezkanal und Ägypten bildeten definitiv ein Rote Linie. Die Einhaltung bzw. der Erhalt der internationalen Abmachungen hinsichtlich der Meerengen sicher ganz ebenso und natürlich durfte Konstantinopel nicht an die Russen fallen. Aber ich habe den Eindruck, das man in London eher bemüht war, diese Ziele eher “passiv” als “aktiv” erreichen wollte; nur ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Andrassy dachte an den “kostenlosen” Erwerb von Bosnien, , keine Schaffung eines großen slawischen Staates (Bulgarien) und die Umschließung Serbiens, und hat sich das schon im Abkommen von Reichsstadt und etwas später in den Abmachungen der Budapester Konvention bestätigen lassem.
Nur, das interessierte die Russen am Ende des Tages, siehe San Stefano, herzlich wenig.
Nach den Maßstäben der damaligen Zeit, war es für Österreich-Ungarn und Großbritannien nun eine außerordentlich günstige Gelegenheit, eine potenzielle Bedrohung, für Wien, und/oder eben einen überaus lästigen Konkurrenten, eben für London, für längere Zeit nachhaltig zu schwächen.
Wenn die Briten in das Schwarze Meer eingelaufen wären, die Türken hätten die Meerengen mit Kußhand geöffnet, dann wären auf einem Schlag die russischen Nachschublinien unterbrochen. Es wäre der russischen Armee nicht anderes übrig geblieben, als schleunigst die Koffer zu packen.
Die Österreicher hätten unterdessen in Rumänien und Serbien einmarschieren können. Das hätte für die Russen übel ausgehen können. Aber, die Machtverhältnisse auf dem Balkan wären erst einmal wahrscheinlich zu Gunsten Österreich-Ungarns verändert, wobei man natürlich nie sicher sein kann, wie sich ein Krieg tatsächlich entwickelt. Aber es war eine reale Chance, den Panslawismus einen Riegel vorzuschieben und dann den Frieden für längere Zeit zu sichern.
Andrassy war durchaus kein Idiot und rechnete schon mit dem russischen Wortbruch, trotz Reichstadt und der Budapester Konvention, die dem russischen Vormarsch eben verhindern sollten. Deshalb schloß er mit der britischen Regierung in Form eines Notenwechsels im Sommer 1877 für diesen Fall eine Konvention ab, die ein gemeinsames Auftreten gegen die Russen vorsah. Sie sah die Verhinderung eines russischen Zugriffs auf Konstantinopel sowie die Verhinderung der Begründung eines großen slawischen Staates, Bulgarien, vor.
Nach Adrianopel bzw. San Stefano war der Zeitpunkt für eine Intervention gekommen, und Andrássy trat im österreichisch-ungarischen Ministerrat und beim Kaiser für einen sofortigen Krieg gegen das Zarenreich ein. Von Franz-Joseph erhielt er dafür grünes Licht aber unter 2 Bedingungen: Bismarck mußte seine Neutralität fest zusagen, und London mußte die Meerengen mit Kriegsschiffen abriegeln und an Wien entsprechende Subsidien zahlen.
Der britische Premier Disraeli konnte hierfür, trotz Unterstützung von Königin Victoria, keine Mehrheit in der konservativen Regierung finden. Insbesondere Außenminister Lord Salisbury stellte sich quer und zog die meisten Kabinettskollegen auf seine Seite. Die entsandten britischen Panzerschiffe, ein knappes Dutzend, blieben somit in der Besika Bay und stießen nicht durch die Meerengen in das Schwarze gegen die Russen vor.
Fast noch wichtiger noch war, daß Bismarck keine Neutralitätserklärung abgeben und den Österreichern keine freie Hand für einen Krieg gegen Russland geben wollte. Sein Ausweg bestand darin, die Mächte zu einer Konferenz nach Berlin zu laden, wogegen er sich über Monate hinweg gesperrt und gewehrt hatte.
Damals wurde, was Bismarck später bedauerte, versäumt, die russische Aggression auf Jahrzehnte hinaus einzudämmen. Möglicherweise wäre es nicht zu einem Weltkrieg gekommen, zumindest wohl nicht der der Konstellation von 1914. Die russischen Expansionsgelüste wären wahrscheinlich für sehr lange Zeit eingedämmt gewesen.
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