Goten = Germanen?

Nun Tacitus hat sich der Einfachheit halber irgendeinen (germanischen) Stamm herausgezogen (Quelle: Stern/"die Deutschen" 2009/2010),
der sich eben Germanen genannt haben sollte und hat ein bisschen verallgemeinert gegenüber dem ganzen Sternenhaufen, der sich am Limes versammelte.

Der Legende nach handelt es sich zwar bei den Goten um eben einen Volksstamm der einst von der Insel Gotland aufbrach gen Süden,
aber inwieweit Vermischungen und Kulturabsorbationen stattgefunden haben, lässt sich nicht genau sagen.
Wieviel versprengte Kelten schwirrten noch umher.
Haben sich die Goten denn dann nicht mit den Italiern vermischt (Ravenna).
So gesehen ist es mir zu diffus von "den Germanen" als quasi Ursprungsvolk der Deutschen zu sprechen.
Da wären mit die Goten lieber, wobei auch dieser Begriff unzureichend ist.
Aber auch all die Stämme: Sueben/Alemannen, Thüringer, Franken und Bajuwaren usw. unterschieden sich voneinander durchaus.
Seit der Einheit grassieren da so Filmchen, leider auch von Guido Knopp, die alles gerne in einen Topf schmeissen wollen und gut umrühren.
Geschichte ist aber nicht immer ein Eintropf.
Mir ist bislang gar nicht bewusst gewesen, dass es Menschen gibt, die Tacitus noch zu Lebzeiten getroffen haben und von daher zu dem Schluss kommen können, welchen germanischen Stamm er sich herausgezogen hat. Anscheinend ist der Beitragssteller schon 2000 Jahre alt. Ich glaube, dass man schon merkt, was ich von diesem Beitrag halte. Nämlich gar nichts.
 
Der Beitrag ist allerdings 14 Jahre alt und wurde anscheinend aus einer anderen Diskussion ausgelagert. Es kann gut sein, dass der Autor des Beitrags gar nicht mehr hier aktiv ist, so dass Du vielleicht keine Antwort bekommen wirst.
 
Tacitus selbst schreibt in seiner Germania, dass der Namen Germanen zuerst nur für den Einzelstamm der Tungrer verwendet worden sei, die zuerst den Rhein überschritten hätten. Danach wurde der Name Germanen zum Sammelname für praktisch alle Völker östlich des Rheins oder mit einem vermeintlichen Ursprung im ostrheinischen Gebiet.
Tacitus erwähnt einen Germanenstamm namens Gutones an der Weichsel.
Die ältere Forschung nahm aufgrund der etymologischen Ähnlichkeit bereitwillig an, dass dies die späteren Goten seien. Neuerdings wird ein direkter Zusammenhang eher bezweifelt.

Spätrömische Autoren identifizierten die Goten keineswegs mit den "Germanen" sondern hielten sie für Skythen, weil es zur Zeit Herodots einen Skythenstamm namens Geten gab. Gleichzeitig schrieb Jordanes eine Herkunftslegende auf, wonach die Goten mit exakt drei Schiffen(!) direkt aus Skandinavien gekommen seien.
Ähnlich wie zuvor der Germanenname fungiert auch der Name der Goten als Sammelname für unterschiedliche Einzelvölker wie Heruler, Alanen ... und natürlich Goten aller Himmelsrichtungen.
 
Allerdings wurde "Skythen" von manchen antiken Autoren als Sammelbegriff für alle europäischen Völker nördlich des Mittelmeerraums und östlich der Kelten verwendet.

Die Geten gab es auch noch in den Jahrhunderten nach Herodot. Ovid lernte sie in seinem Exil in Tomi nahe der Donaumündung unfreiwillig näher kennen, lernte ihre Sprache und dichtete nach eigener Aussage sogar auf Getisch (wovon freilich nichts erhalten ist).
 
Tacitus selbst schreibt in seiner Germania, dass der Namen Germanen zuerst nur für den Einzelstamm der Tungrer verwendet worden sei, die zuerst den Rhein überschritten hätten. Danach wurde der Name Germanen zum Sammelname für praktisch alle Völker östlich des Rheins oder mit einem vermeintlichen Ursprung im ostrheinischen Gebiet.
Tacitus erwähnt einen Germanenstamm namens Gutones an der Weichsel.
Die ältere Forschung nahm aufgrund der etymologischen Ähnlichkeit bereitwillig an, dass dies die späteren Goten seien. Neuerdings wird ein direkter Zusammenhang eher bezweifelt.

Spätrömische Autoren identifizierten die Goten keineswegs mit den "Germanen" sondern hielten sie für Skythen, weil es zur Zeit Herodots einen Skythenstamm namens Geten gab. Gleichzeitig schrieb Jordanes eine Herkunftslegende auf, wonach die Goten mit exakt drei Schiffen(!) direkt aus Skandinavien gekommen seien.
Ähnlich wie zuvor der Germanenname fungiert auch der Name der Goten als Sammelname für unterschiedliche Einzelvölker wie Heruler, Alanen ... und natürlich Goten aller Himmelsrichtungen.
Die Aussage enthält sowohl korrekte als auch ungenaue oder missverständliche Dinge, die einer genaueren Betrachtung bedürfen. Es ist wichtig, die historischen Quellen und die Forschungsergebnisse zu differenzieren.

Tacitus beschreibt in seiner Germania tatsächlich die Germanen als ein weitverbreitetes Volk jenseits des Rheins und stellt fest, dass der Name „Germanen“ ursprünglich den Stamm der Tungrer bezeichnet haben könnte. In seiner Darstellung wird jedoch nicht explizit gesagt, dass der Name nur für die Tungrer verwendet wurde, sondern er beschreibt die Germanen als eine Gruppe von Völkern, die von den Römern unter diesem Namen zusammengefasst wurden. Tacitus weist auf die Vielgestaltigkeit dieser Völker hin, ohne jedoch eine spezifische, historische Ursprungsregion zu benennen. Der Begriff „Germanen“ wurde somit zu einem Sammelbegriff für die Vielzahl der Völker jenseits des Rheins, ohne dass Tacitus dies als einen direkten geografischen oder kulturellen Ursprung in einem bestimmten Gebiet beschreibt.

Die Erwähnung der Gutones in der Germania ist korrekt, und Tacitus ordnet sie als germanischen Stamm ein, der sich am „Ostufer der Weichsel“ aufhielt. Jedoch wird der direkte Zusammenhang mit den späteren Goten in der Forschung zunehmend infrage gestellt. Die ältere etymologische Theorie, die die Gutones mit den Goten in Verbindung brachte, wurde durch neuere Erkenntnisse relativiert, da die sprachlichen und kulturellen Verbindungen weniger eindeutig sind, als man zunächst annahm. Die Goten, als ein spezifischer Stamm, erscheinen erst in späteren Quellen, und es ist fraglich, ob sie direkt aus den Gutones hervorgingen.

Die Behauptung, dass späte römische Autoren die Goten als Skythen bezeichneten, basiert auf der Tatsache, dass sie in der Tat oft als “Geten” bezeichnet wurden, was im antiken Verständnis mit den Skythen in Verbindung gebracht wurde. In der antiken Literatur gab es eine Verwirrung zwischen den „Geten“ (einem stammverwandten Volk der Skythen) und den Goten, was auf die sprachliche Nähe der Begriffe zurückzuführen ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dies eine Begriffsverwirrung aus der Perspektive der antiken Autoren war und nicht unbedingt die historische Realität widerspiegelt.

Die Herkunftslegende der Goten, die von Jordanes in seiner Getica überliefert wird, spricht tatsächlich davon, dass die Goten aus Skandinavien stammten und über das Meer mit drei Schiffen in das heutige Gebiet der Goten eingewandert seien. Diese Legende hat jedoch keinen historischen Beweis und wird von der modernen Forschung als mythologisch oder als eine symbolische Erzählung betrachtet, die die Herkunft der Goten erklären sollte, jedoch keine historische Realität widerspiegelt.

Schließlich ist der Hinweis, dass der Name „Goten“ als Sammelbegriff für verschiedene Völker verwendet wurde, weitgehend korrekt. In der antiken und spätantiken Literatur finden sich Berichte über Goten, die als Sammelbegriff für verschiedene Völker wie die Heruler, Alanen und andere germanische oder nicht-germanische Gruppen benutzt wurden. Diese ethnischen Identitäten waren jedoch nicht immer eindeutig und sind von modernen Historikern oft als sehr fließend oder sogar als politisch motiviert betrachtet worden.

Ich bin gemäß der neuesten Wissenschaft der Meinung, dass der Begriff „Germanen“ in der Antike tatsächlich als Sammelbegriff verwendet wurde, der verschiedene Völker umfasste. Die Verbindungen zwischen den Gutones und den späteren Goten sind nicht eindeutig nachweisbar, und die Identifikation der Goten mit den Skythen beruht eher auf antiker Fehlinterpretation. Die Herkunftsgeschichte der Goten aus Skandinavien in der Legende von Jordanes ist historisch nicht belegt und wird von modernen Historikern als Mythe betrachtet.
 
Tacitus weist auf die Vielgestaltigkeit dieser Völker hin, ohne jedoch eine spezifische, historische Ursprungsregion zu benennen. Der Begriff „Germanen“ wurde somit zu einem Sammelbegriff für die Vielzahl der Völker jenseits des Rheins, ohne dass Tacitus dies als einen direkten geografischen oder kulturellen Ursprung in einem bestimmten Gebiet beschreibt.
Weil er sie für "Eingeborene" (indigenas) hielt. Er schrieb ihnen aber eine gemeinsame Abstammung von einem "Mannus" zu, Sohn eines der Erde entsprossenen Gottes Tuisto.
 
Schließlich ist der Hinweis, dass der Name „Goten“ als Sammelbegriff für verschiedene Völker verwendet wurde, weitgehend korrekt. In der antiken und spätantiken Literatur finden sich Berichte über Goten, die als Sammelbegriff für verschiedene Völker wie die Heruler, Alanen und andere germanische oder nicht-germanische Gruppen benutzt wurden.
Wenn ich mich richtig erinnere, verwendet Prokop "gotische Völker", welche dieselbe gotische Sprache verwenden. Die polyethnische Zusammensetzung der gotischen Gruppen der Völkerwanderungszeit erklärt auch "Gotenprofi" Herwig Wolfram in seinem Standardwerk Geschichte der Goten. Entwurf einer historischen Ethnographie, allerdings bilden in diesen Gruppen die Goten selber die Mehrheit (deren Exercitus sich, wo er Erfolg versprach, allerlei Kontingente anschlossen und damit zu Goten wurden; z.B. bei den italischen Ostgoten Theoderichs waren Rugier eine eigene, recht große Gruppierung)
 
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