"Harlots" (2017-...) Regie: Coky Giedroyc + China Moo-Young ...
von ITV / Hulu
"Harlots" ist eine moderne Serie über zwei Bordelle im London des ausgehenden 18.Jh.. Es soll zwar 1763+ spielen, schaut aber vom Kostümdesign, wo nicht wieder grobe Schnitzer sind (die es massig gibt) eher nach 1770er/80er aus.
Im Zentrum steht Margaret Wells (wie immer exzellent: Samantha Morton), die ein billiges Bordell besitzt. Ihre Tochter Charlotte (Jessica Rose Brown Findlay) ist die Konkubine eines baldigen Parlamentsmitgliedes, Sir George Howard (Hugh Skinner). Ihre andere Tochter, Lucy (Eloise Smyth), bezieht ihren besonderen Wert für die Mutter in ihrer Jungfräulichkeit und Jugend wodurch Margaret sie möglichst teuer zu verhökern gedenkt. Ein Interessent ist der perverse Lord Repton (Tim McInnerny - den meisten wohl durch "Blackadder" bekannt). Die permanente Gegenspielerin des Bordells der Wells ist Lydia Quigley (Lesley Manville), welche zum einen den Richter Cunliffe (Richard McCabe - bekannt durch u.a. "Master and Commander") und Florence Scanwell (Dorothy Caroline Atkinson) auf sie zu hetzen sucht. Letztere ist eine moralisierende Fanatikerin, die allerdings von der Bordellbesitzerin Quigley abhängig ist, weil sie in einer ihrer Wohnungen lebt. Margaret sieht sich am Anfang mit einer Geldstrafe in Höhe von 100 Pfund konfrontiert, will sich aber nicht unterkriegen lassen und erreicht durch ihren ehemaligen Liebhaber Mr. Lennox (Con O'Neil), einem reichen Plantagenbesitzer, den Umzug in ein ansehnlicheres Haus auch gegen den Widerstand ihrer Konkurrentin.
Charlotte und Lucy haben ihre Schwierigkeiten damit sich in die Rollen einzufügen, die ihnen ihre Mutter vorbestimmt hat, die auch von Lucy zusehends erwartet, dass sie Geld einträgt statt nur zu kosten.
Bis jetzt habe ich 3 Folgen der Serie gesehen.
Sehr nervig ist der Soundtrack, der von der "Versailles" Serie inspiriert scheint. Vor allem in der 1. Folge scheint man dadurch irgendwie Action generieren zu wollen, die eigentlich garnicht vorhanden ist.
Die Handlung mit den 2 rivalisierenden Bordellen ist hanebüchen und daher auch etwas nervig. Dass nachher alle reichen Dauerkunden von Margaret Wells irgendwie perverse Snobs sind trägt auch nicht gerade zum Sehgenuss bei.
Das Thema der Serie, Prostituierte im England des 18.Jh., hingegen bietet viele Möglichkeiten und soviele Aspekte, dass wohl auch über 3 Staffeln nicht alles abgedeckt ist. Natürlich sind "Fanny Hill", "Moll Flanders" oder "Roxana" Romane dieser Zeit, die einem im Kopf rumspuken.
Leider ist das Kostümbild und die Frisuren teilweise echt mies - also nicht mies nach deutschen Maßstäben, aber für eine britische Produktion. So haben Charlotte und Lucy in zahlreichen Szenen einfach Frisuren, die an 20.Jh. erinnern, die eine 1920er, die andere 1950er. Charlottes bescheuerte Perücke in der 1. und 2. Folge macht das nicht gerade besser. Aber auch die Klamotten sind teilweise - sagen wir es so - kreativ.
Wer allerdings Spaß an guten Schauspielern hat, kommt hier auf seine Kosten. Vor allem die vielfach ausgezeichnete Samantha Morton (u.a. BAFTA) brilliert wie praktisch in allen Filmen mit ihr, die ich kenne und sowohl Richard McCabe wie Tim McInnerny sind die Rollen wie maßgeschneidert. Aber auch einige der Prostituierten wirken sehr glaubhaft und schauspielern gut. Am wenigsten kann ich mit den Wells-Töchtern anfangen, aber das liegt vielleicht eher am Design und den irgendwie unglaubhaften Rollen.
Bisher 5 bunte Dreispitze.