Kalkriese als Ort der Varusschlacht zweifelhaft

Noch ein kleiner anatomischer Nachtrag: Handwurzelknochen bleiben im anatomischen Verbund, weil sie durch Ringbänder (die bei uns allen die Sehnen führen und so uns das Beugen der Hand ermöglichen) zusammengehalten werden.
Meine Frage hierzu ist wohl untergegangen: wie lange ist zu erwarten, dass solche Ringbänder obertägig dem Verwesungsprozess widerstehen? Sechs Jahre werden es doch wohl bei dem maritim bis mäßig-kontinentalen Klima des Nordhangs Sehen und Bänder kaum halten?
 
Ich weiß es nicht.
Der Bundesverband der Bestatter sagt dass sich Sehnen nach etwa 4 Jahren zersetzen.
An der freien Luft sicherlich schneller.

Ich habe Skelette gesehen, bei denen Haut und Sehnen, v.a. im Gelenkbereich, gut erhalten waren. Das war allerdings natürliche Mumifizierung, infolge trockener Umgebungsluft mit Luftbewegung, in Grabhöhlen der Guanchen auf den Kanaren.
Das ist ja nun wirklich nicht mit dem immerfeuchten Klima Niedersachsens vergleichbar.

Eine zusätzliche Einschränkung ergibt sich daraus, dass die Legionäre Arme und Beine offen trugen, nur durch Tunika und vielleicht Beinschienen geschützt.

Ich gehe dennoch davon aus, dass die Handwurzelknochen und auch z.T. die Unterarmknochen lange im anatomischen Verbund blieben.
 
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Ich weiß es nicht.
Der Bundesverband der Bestatter sagt dass sich Sehnen nach etwa 4 Jahren zersetzen.
An der freien Luft sicherlich schneller.

Ich habe Skelette gesehen, bei denen Haut und Sehnen, v.a. im Gelenkbereich, gut erhalten waren. Das war allerdings natürliche Mumifizierung, infolge trockener Umgebungsluft mit Luftbewegung, in Grabhöhlen der Guanchen auf den Kanaren.
Das ist ja nun wirklich nicht mit dem immerfeuchten Klima Niedersachsens vergleichbar.

Eine zusätzliche Einschränkung ergibt sich daraus, dass die Legionäre Arme und Beine offen trugen, nur durch Tunika und vielleicht Beinschienen geschützt.

Ich gehe dennoch davon aus, dass die Handwurzelknochen und auch z.T. die Unterarmknochen lange im anatomischen Verbund blieben.
Die Erklärung von Achim Rost für die Handwurzelknochen in den Knochengruben war die Annahme, dass es sich um bereits um einen verletzten Soldaten gehandelt habe, der ärztlich versorgt worden sei (medizinisches Besteck hat man in K'riese auch gefunden) und daher mittlerweile vergangenes, sechs Jahre nach der Schlacht aber noch erhaltenes Verbandsmaterial, in dem die Handwurzelknochen sich befanden, mit in die Grabgrube kamen.
 
Hallo, ich bin zum ersten Mal im Forum und habe gerade ein Manuskript, "Die Schlacht im Teutoburger Wald - ein falscher Mythos", beendet. Und es gibt immer noch zig Fragen. Zu der bisherigen Diskussion z. B. folgende: In Kalkriese wurden bisher lediglich acht Knochengruben gefunden, von maximal 19 Personen sowie den Skelettresten von zwei Maultieren. Allein diese Zusammenstellung sowie die geringe Anzahl der Funde sprechen gegen die ehrenvolle Bestattung "der Gebeine von drei Legionen", wie Tacitus berichtete.
Auf andere Widersprüche zu Kalkriese will ich gar nicht eingehen. Nur soviel: Ich glaube, dass Aulus Caecina Severus dort mit seinen vier Legionen unterwegs war, dass sich das Sommerlager des Varus im Emmertal oder im Mündungsgebiet der Nethe befand und die Reste seines Heeres doch in der Nähe von Detmold vernichtet wurden.
Entschuldigt bitte, dass ich gleich mit solchen Krawall hier auftauche, aber ich bin wie gesagt neu und möchte mich somit vorstellen ...
 
Hallo, ich bin zum ersten Mal im Forum und habe gerade ein Manuskript, "Die Schlacht im Teutoburger Wald - ein falscher Mythos", beendet. Und es gibt immer noch zig Fragen. Zu der bisherigen Diskussion z. B. folgende: In Kalkriese wurden bisher lediglich acht Knochengruben gefunden, von maximal 19 Personen sowie den Skelettresten von zwei Maultieren. Allein diese Zusammenstellung sowie die geringe Anzahl der Funde sprechen gegen die ehrenvolle Bestattung "der Gebeine von drei Legionen", wie Tacitus berichtete.
Auf andere Widersprüche zu Kalkriese will ich gar nicht eingehen. Nur soviel: Ich glaube, dass Aulus Caecina Severus dort mit seinen vier Legionen unterwegs war, dass sich das Sommerlager des Varus im Emmertal oder im Mündungsgebiet der Nethe befand und die Reste seines Heeres doch in der Nähe von Detmold vernichtet wurden.
Entschuldigt bitte, dass ich gleich mit solchen Krawall hier auftauche, aber ich bin wie gesagt neu und möchte mich somit vorstellen ...
Du tauchst mit keinem Krawall auf, nur haben wir das meiste von dem, was du an Kritik anbringst schon ad nauseam diskutiert.
Was immer wieder ignoriert wird (so auch von dir), ist der Befund, dass die Knochen mehrere Jahre (mindestens zwei, maximal 10) an der Erdoberfläche lagen, bevor sie bestattet wurden. Dann sagt niemand, dass alle Knochen an einem Ort bestattet wurden. Das dürfte bei einer mehrtägigen Marschschlacht logistisch unmöglich gewesen sein. Zudem, was auch immer wieder gerne ignoriert wird, wenn es um die Knochengruben geht, ist, dass Tacitus ausdrücklich berichtet, dass der errichtete Tumulus bereits innerhalb eines Jahres von den Germanen zerstört wurde.
Caecina war nebenbei ganz ausdrücklich auf dem Varusschlachtfeld.
Du unterstellst ja nun, dass wir hier das Schlachtfeld vor uns liegen hätten, was wir pontes longi nennen. Dagegen sprechen aber mehrere Dinge:
  1. die Knochengruben (wer hätte einige Jahre nach der Schlacht an den pontes longi die zurückgelassenen Gefallenen bestatten sollen?) Vom Varusschlachtfeld ist das hingegen ausdrücklich überliefert
  2. Tiberius verbot nach der Varusschlacht die Mitnahme von militärisch irrelevantem Kram und soll angeblich selbst die Wagen kontrolliert haben, dass da kein überflüssiges Gepäck mitgenommen wurde - in Kalkriese hat man hingegen Reste von Klinen, Weinsiebe etc. Gut, man kann natürlich sagen, dass Tiberius mittlerweile im weit entfernten Rom saß und jetzt Germanicus das Oberkommando hatte. Aber Aulus Caecina der alte Haudegen, der sich im Senat gegen die Mitnahme von Frauen und Tand auf Feldzügen aussprach, soll bei den pontes longi Luxusgegenstände dabei gehabt oder geduldet haben?
  3. die pontes longi müssen südwestlich der Ems gelegen haben. Tacitus berichtet, dass Germanicus das Heer an die Ems an den Ausschiffungspunkt zurückführte, dort die Legionen, wie er sie herbeigebracht hatte, einschiffte und Caecina mit seinen Soldaten befahl, schnellst möglich nach Hause zu marschieren, die Reiterrei wiederum [als Flottenbegleitung] entlang der Küste.
  4. der Münzhorizont: der Münzhorizont stand lange zur Debatte. Aber im Winter 14/15 n. Chr. gab es in Köln einen Stadtviertelbrand. In der Brandschicht hat man 56 teils angeschmolzene Münzen gefunden. Von diesen 56 Münzen waren 7 oder 8 (also ein Siebtel oder eine Achtel) postvarianisch. Man stelle sich nun vor, Kalkriese sei ein Schlachtfeld aus den Feldzügen der Jahre 15/16. Bei über 2.300 in Kalkriese gefundenen Münzen ist keine einzige postvarianisch. Und die Germanicusfeldzüge liegen nach diesem Kölner Stadtviertelbrand, Köln war einer der Legionsstandorte des Germanicus. Es muss ja nicht gleich ein Siebtel oder Achtel der Münzen postvarianisch sein in einem Germanicus oder Caecina zugewiesenen Schlachtfeld, aber keine einzige bei einer statistisch so relevanten Menge?
Bzgl. deiner Hypothesen wo das "Sommerlager" (das in dieser Form eine Erfindung des 19. Jhdts. ist) lag oder wo Varus' Legionen vernichtet wurden: Da gibt es 700 von. Die einzige, die bislang mit relevanten archäologischen Funden aufwarten kann, ist Kalkriese
 
Mir leuchtet das Argument "Luxusgegenstände" ein,für mich das überzeugenste. Bisher ist kein weiterer Fund aufgetaucht, der diese beinhaltet. Gut, ein paar Kleinigkeiten werden die Offiziere mitgeführt haben. Jedoch waren diese nicht zur Repräsentation gedacht. Denn wer auf einem Kriegszug ist, führt nicht gerade seine künstlerische Palette mit
 
Caecina war nebenbei ganz ausdrücklich auf dem Varusschlachtfeld.
Es gibt auch Hypothesen, dass sich das Varussschlacht und das Schlachtfeld bei den pontes longi überlagert hätten.

Dagegen spricht allerdings, dass zwischen der Bestattungsaktion und der Schlacht an den Langen Brücken Germanicus zunächst den sich in der Nähe aufhaltenden Arminius verfolgte, es zu einem Scharmützel kam, man sich wieder trennte, Germanicus das Heer an die Ems zurückführte und dort eben Caecina befahl, den schnellsten Weg zum Rhein zu nehmen.

Für die Gleichsetzung der Schlachtfelder würden eher schwächere Argumente sprechen, etwa dass Arminius seinen Leuten auf Caecina und seine Soldaten deutend gerufen haben soll "Seht, derselbe Varus in demselben Schlamassel!" (freie Wiedergabe durch mich) und dass Caecina geträumt haben soll, dass Varus ihn in den Sumpf hinabzöge.
 
(Dass Kalkriese zeitlich varianisch ist, ist klar. Münzen, Metall, Jahre später bestattete Leichen. Wobei ich bis jetzt noch nicht ganz verstanden habe, warum Kalkriese zwingend der Hauptzug des Varus gewesen sein muss. Warum sind einzeln operierende Kohorten in Kalkriese zwingend ausgeschlossen?

Auch die können Geschirr transportiert haben, auch die können durch Germanicus bestattet worden sein.

Eine Quelle spricht auch ausdrücklich von varianischem Truppen, die einzeln aufgerieben worden sind:

"Varus behielt daher seine Legionen … nicht beisammen, sondern verteilte viele seiner Soldaten an schwache Gemeinwesen, die ihn darum baten, angeblich … oder gewisse Lebensmitteltransporte zu geleiten. … So fühlte sich der römische Feldherr sicher … Dann kam es zu einer ersten Aufstandsbewegung, und zwar bei den Völkerschaften, die von ihm entfernt wohnten; ein wohlüberlegter Plan:
Varus sollte … mit geringerer Mühe überwältigt werden… zuerst gaben ihm die Verschworenen beim Ausmarsch das Geleite, dann … übernahmen aber nur die Führung ihrer schon bereitstehenden Truppen und griffen, nachdem man allerorts die dort befindlichen, zuvor erbetenen Garnisonen niedergemacht hatte, den Feldherrn selber an … Dort aber offenbarten sich … im gleichen Augenblick die Germanen … und richteten schreckliche Verheerungen an."
Dio



Habe das schonmal angesprochen, die Antworten aber nicht ganz verstanden.)
 
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Warum sind einzeln operierende Kohorten in Kalkriese zwingend ausgeschlossen?

Auch die können Geschirr transportiert haben, auch die können durch Germanicus bestattet worden sein.

Betrachte die Gesamtzahl aller militärischen Kleinfunde im rechtsrheinischen Germanien. Und die Gesamtzahl der römischen Münzfunde eben dort.
Und bilde dann einen Quotienten.

Eine "einzelne Kohorte" hat 80-100 Mann.
Welche Fundmenge erwartest du von 80-100 gefallenen Soldaten, nach 2.000 Jahren, nach vergeblicher Flucht, Schlacht, Plünderung, unbestattetetem Liegen auf dem Schlachtfeld für 6 Jahre, Beisetzung und 2.000 Jahren Landwirtschaft?
 
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Dann lass es eben zwei oder drei Kohorten gewesen sein.

Dass Kalkriese "grösser" war, ist klar.
Dass wir uns zwingend in Kalkriese im Grössenbereich von mehreren Legionen bewegen müssen, leuchtet mir nicht ein.

Ich lasse mich aber gerne überzeugen.
 
Dann lass es eben zwei oder drei Kohorten gewesen sein.

Dass Kalkriese "grösser" war, ist klar.
Dass wir uns zwingend in Kalkriese im Grössenbereich von mehreren Legionen bewegen müssen, leuchtet mir nicht ein.

Ich lasse mich aber gerne überzeugen.
Wir hatten das doch schon mal irgendwo in diesem Faden!?

Wenn wir bei Kalkriese von der Endphase der Schlacht/den Gefechten der kämpfenden Legionen ausgehen, dann kann die Zahl sicherlich nicht mehr so groß gewesen sein, vielleicht eine Legion oder noch weniger.!?

Nach der bisherigen Fundlage spricht nichts dagegen ( eher sehr dafür), das wir es hier mit Einheiten der damaligen Legionen des Varus zu tun haben und das "Schlachtereignis" in direktem Zusammenhang mit der geschichtlich überlieferten Vernichtung der drei Legionen steht.
 
Eine Quelle spricht auch ausdrücklich von varianischem Truppen, die einzeln aufgerieben worden sind:

"Varus behielt daher seine Legionen … nicht beisammen, sondern verteilte viele seiner Soldaten an schwache Gemeinwesen, die ihn darum baten, angeblich … oder gewisse Lebensmitteltransporte zu geleiten. … So fühlte sich der römische Feldherr sicher … Dann kam es zu einer ersten Aufstandsbewegung, und zwar bei den Völkerschaften, die von ihm entfernt wohnten; ein wohlüberlegter Plan:
Varus sollte … mit geringerer Mühe überwältigt werden… zuerst gaben ihm die Verschworenen beim Ausmarsch das Geleite, dann … übernahmen aber nur die Führung ihrer schon bereitstehenden Truppen und griffen, nachdem man allerorts die dort befindlichen, zuvor erbetenen Garnisonen niedergemacht hatte, den Feldherrn selber an … Dort aber offenbarten sich … im gleichen Augenblick die Germanen … und richteten schreckliche Verheerungen an."
Dio



Habe das schonmal angesprochen, die Antworten aber nicht ganz verstanden.)
Das ist Eigengut bei Cassius Dio, das wir nur bei ihm finden und dem bei Tacitus ganz klar widersprochen wird.

Als Caecina und Germanicus Varus auf seinem Zug folgten fanden sie zunächst ein intaktes Dreilegionenlager*:

Tac. ann. I, 61: Igitur cupido Caesarem invadit solvendi suprema militibus ducique, permoto ad miserationem omni qui aderat exercitu ob propinquos, amicos, denique ob casus bellorum et sortem hominum. praemisso Caecina ut occulta saltuum scrutaretur pontesque et aggeres umido paludum et fallacibus campis inponeret, incedunt maestos locos visuque ac memoria deformis. prima Vari castra lato ambitu et dimensis principiis trium legionum manus ostentabant;

Es wurden die Gebeine der Angehörigen dreier Legionen bestattet:

Tac. ann. I, 62: Igitur Romanus qui aderat exercitus sextum post cladis annum trium legionum ossa,

In seiner Wutrede über die Entführung seiner Frau durch die Römer rühmt sich Arminius, dass er drei Legionen besiegt habe (nicht kleine Detachments):

Tac. ann. I, 59: sibi tres legiones, totidem legatos procubuisse

Vellius präzisiert die Menge:

Vell. hist. rom. II, 117: caesi Vari trucidatarumque legionum trium todidemque alarum et sex cohortium,

Ihm zufolge kann man zwar nicht gänzlich ausschließen, dass die Germanen die Römer aufgeteilt hätten, aber im Text steht nur de Anzahl (hist. rom. II, 117) und dass sie zwischen Wäldern uns Sümpfgen eingeschlossen waren (hist. rom II, 119, das wird als ein Szenario geschildert, nicht als mehrere)

Ich weiß, dass ich gleich wieder in eine Meinungsverschiedenheit mit Ravenik gerate, die wir hierüber schon oft ausgetragen haben, aber Cassius Dio ist ein unzuverlässiger Kantonist. Z.B. verändert er auch den Narrativ, dass Segestes ihn vor Arminius gewarnt habe. Aus Segestes (Arminius' unwilligem Schwiegervater) wird Segimer (Arminius' Vater), die gemeinsame Sache machen.

Er findet viele Gründe für die Niederlage der Römer (Regen, dicht stehende Bäume, Sturm, Varus' Fehler (die finden sich in allen Quellen ab Vellius, mal weniger mal stärker herausgehoben), die Detachments), davon weiß kein früherer Autor etwas. Je länger ein Ereignis her ist, desto leichter ist es auszuschmücken.

Wir wissen natürlich nicht, was tatsächlich abgelaufen ist, aber wir können sehen, dass Velleius und Tacitus (aber auch Florus, der allerdings total unzuverlässig ist) davon ausgehen, dass die drei Legionen zusammen waren, Vellius war Soldat in Germanien (wenngleich nicht Teilnehmer der Varusschlacht) und Tacitus hatte Plinius' Aufzeichnungen über die germanischen Kriege zur Hand, der war ungefähr zur Hälfte des Jahrhunderts als Offizier in Germanien. Erst Cassius Dio weicht 200 Jahre später von der Darstellung, dass die drei Legionen beisammen waren, ab. Er steht, wie gesagt, damit im klaren Widerspruch zu Tacitus, und (weniger klar, aber im Grund auch) zu Vellius.




*Ob das tatsächlich so war, ist natürlich anzuzweifeln, also nicht unbedingt der Lagerfund an sich, sondern, dass sie alles in der beschriebenen Reihenfolge fanden, der Text wäre halt schlecht komponiert, wenn Tacitus geschrieben hätte, "zunächst fanden sie ein kleines, unfertiges Lager und einige Tage später ein intaktes Dreilegionenlager." Oder Varus starb und später auch die Aquilifer und die Legaten. Da gehen die beschriebene Schlachtfeldbegehung und der Schlachtverlauf mit dem Tod des Feldherren als Höhepunkt ineinander über.
 
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Dass Velleius und Tacitus von drei Legionen schreiben, schließt für mich nicht dezidiert aus, dass nicht dennoch einzelne Kohorten detachiert gewesen sein könnten (ich will es aber auch nicht vertreten). Trotzdem handelte es sich noch um „Legionen“ als Verbände.
Es wäre wohl etwas seltsam und bei Tacitus‘ knappem Stil auch nicht zu erwarten, wenn er in diesem Fall genau auflisten würde, wieviele Kohorten(, Manipeln und Centurien) es waren, also z.B.: „27 Kohorten“ oder „eine Legion und 17 Kohorten“. Immerhin erwähnt er die von Velleius zusätzlich genannten drei Alen und sechs Kohorten auch nicht, ist also jedenfalls nicht ganz präzise.
Velleius wiederum listet zwar Alen und Kohorten auf, meint damit aber offensichtlich Einheiten, die nicht zu den drei Legionen gehörten. Dass die drei Legionen selbst jeweils komplett waren, würde ich daraus auch nicht zwingend schließen.
 
Dass Velleius und Tacitus von drei Legionen schreiben, schließt für mich nicht dezidiert aus, dass nicht dennoch einzelne Kohorten detachiert gewesen sein könnten (ich will es aber auch nicht vertreten). Trotzdem handelte es sich noch um „Legionen“ als Verbände.
Es wäre wohl etwas seltsam und bei Tacitus‘ knappem Stil auch nicht zu erwarten, wenn er in diesem Fall genau auflisten würde, wieviele Kohorten(, Manipeln und Centurien) es waren, also z.B.: „27 Kohorten“ oder „eine Legion und 17 Kohorten“. Immerhin erwähnt er die von Velleius zusätzlich genannten drei Alen und sechs Kohorten auch nicht, ist also jedenfalls nicht ganz präzise.
Velleius wiederum listet zwar Alen und Kohorten auf, meint damit aber offensichtlich Einheiten, die nicht zu den drei Legionen gehörten. Dass die drei Legionen selbst jeweils komplett waren, würde ich daraus auch nicht zwingend schließen.
Tacitus spricht ausdrücklich vom Dreilegionenlager und Tacitus spricht ausdrücklich davon, dass man die Gebeine von drei Legionen begrub, nachdem man Stunden bis Tage (vermutlich Tage) erst mal durch unwegsames Gebiet gezogen ist, um das Schlachtfeld zu erreichen.

Velleius Paterculus, der ja wirklich kein gutes Haar an Varus lässt, quasi der erste ist, der negativ über Varus schreibt (frühere Quellen betrauern den Tod des Varus, davon ist bei Vellius keine Spur mehr) und ihm alle Schuld an der Niederlage zuschiebt und das mit seinem Verhalten begründet (das nicht anders war, als von anderen Mitgliedern des Kaiserhauses) hätte sich wohl kaum entgehen lassen, Varus auch diesen vermeintlichen Fehler anzukreiden, wenn dieser Narrativ damals, ca zehn Jahre nach der Varusschlacht, schon im Umlauf gewesen wäre, so finden wir diesen Narrativ erst bei Cassius Dio, 200 Jahre nach der Varusschlacht. Bei Velleius finden wir nur Charakterschwäche (Gier) und Gutgläubigkeit. Und die Beschreibung des Gemetzels:

Exercitus [...] circumventus, [...] inclusus silvis, paludibus,​
Mehrere Zeilen zusammengedampft: Die Armee ... umzingelt, eingeschlossen in Wälde rund Sümpfe.

Exercitus omnium fortissimus, disciplina, manu experentiaque bellorum inter Romanos milites princeps, marcore ducis, refidia hostis, iniquitate fortunae circumventus, cum ne pugnandi quidem aut egrediendi occasio iis, in quantum voluerant, data esset immunis, castigatis etiam quibusdam gravi poena, quia Romanis et armis et animis usi fuissent, inclusus silvis, paludibus, insisiis ab eo hoste ad internecionem trucidatus est, quem ita semper more pecudum trucidaverat, ut vitam aut mortem eius nunc ira nunc venia temperraret.
 
Tacitus spricht ausdrücklich vom Dreilegionenlager und Tacitus spricht ausdrücklich davon, dass man die Gebeine von drei Legionen begrub, nachdem man Stunden bis Tage (vermutlich Tage) erst mal durch unwegsames Gebiet gezogen ist, um das Schlachtfeld zu erreichen.
Ja eh, aber die drei Alen und sechs zusätzlichen Kohorten erwähnt er nicht. Wenn Du also aus der Nennung der "drei Legionen" zwingend ableitest, dass die drei Legionen jedenfalls komplett gewesen sein müssen (weil sich Tacitus sonst nicht so geäußert hätte), müsstest Du konsequenterweise aus der Nichtnennung der Alen und Kohorten ableiten, dass sie nicht dabei waren.
Velleius Paterculus, der ja wirklich kein gutes Haar an Varus lässt, quasi der erste ist, der negativ über Varus schreibt (frühere Quellen betrauern den Tod des Varus, davon ist bei Vellius keine Spur mehr) und ihm alle Schuld an der Niederlage zuschiebt und das mit seinem Verhalten begründet (das nicht anders war, als von anderen Mitgliedern des Kaiserhauses) hätte sich wohl kaum entgehen lassen, Varus auch diesen vermeintlichen Fehler anzukreiden, wenn dieser Narrativ damals, ca zehn Jahre nach der Varusschlacht, schon im Umlauf gewesen wäre,
Es sei denn, es war nicht unüblich, einzelne Einheiten zu detachieren. Falls das Tiberius auch gemacht hat, konnte Velleius es kaum dem Varus ankreiden.
 
El Quijote schrieb:
Tacitus spricht ausdrücklich vom Dreilegionenlager
Ich sehe da keinen Widerspruch zwischen Dio und Tacitus/Florus denn:
Dass Velleius und Tacitus von drei Legionen schreiben, schließt für mich nicht dezidiert aus, dass nicht dennoch einzelne Kohorten detachiert gewesen sein könnten (ich will es aber auch nicht vertreten).
Das war auch exakt mein Gedanke: Bei nem drei Legionen Lager zzgl. Hilfstruppen können mindestens mehrere Kohorten fehlen, ohne dass es an den Lagerdimensionen nennenswert auffällt.

In seiner Wutrede über die Entführung seiner Frau durch die Römer rühmt sich Arminius, dass er drei Legionen besiegt habe
Wären die Legionen verteilt und dezentral besiegt worden, wären es immer noch drei besiegte Legionen. Arminius Behauptung wäre also immer noch korrekt.


(Nebenbei gibt's noch nen Bericht über eine seperat niedergemachte römische Einheit.
Paterculus berichtete über den Präfekten Numomius Vala, der sich mit ner Reitereinheit davon machte und seperat besiegt wurde.
(Wobei Kalkriese nicht zu Kavallerie passt))
 
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Warum sollte man ein oder zwei schwache Einheiten soweit exponiert detachieren?
Kalkriese ist ja schon (und damals wohl auch), was die Lage betrifft aus südlicher, südöstlicher und südwestlicher Richtung nur durch recht unwegsames Gelände zu erreichen. Aus dem nördlichen Bereich kommend sind hier Moore und Feuchtgebiete ernsthafte Hindernisse.
 
Warum sollte man ein oder zwei schwache Einheiten soweit exponiert detachieren?
Da gibt's endlose Gründe.
Bewachung, Patroullie, Eskortieren, Steuern eintreiben(Hatte Varus laut Quellen machen lassen. Der wird wohl kaum mit 3 Legionen von Dorf zu Dorf gelaufen sein. Der hat Untereinheiten geschickt), Bestrafen, Diplomatische Mission.. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
 
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