Agathokles von Baktrien

Mittelalterlager

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Moin

Ich habe bei einer Münzsuche im Netz etwas überraschendes, mir nicht einleuchtendes gefunden.

Angeblich gibt es Nickelmünzen von Agathokles von Baktrien. Wie konnte denn damals Nickel erschmolzen werden?
 
Bei Wikipedia und in anderen Chemie-Internetseiten finden sich eingehende Erläuterungen zur Nickelgewinnung:

Nickel- und kupferhaltige Eisenerze werden geröstet, wie auch damals bei der Kupfergewinnung. Dabei wird das Eisensulfid zu Eisenoxid umgewandelt, anschließend durch Zugabe von Koks und Silikaten zu Eisensilikaten verschlackt.
Die beiden Phasen lassen sich dann durch Abstechen trennen, da im Ofen das Eisensilikat deutlich leichter ist.
Der gewonnene, spezifisch schwerere Kupfer-Nickel-Rohstein kann dann durch Zugabe von Siliciumdioxid und unter Luftzufuhr weiter von Eisensulfiden gereinigt werden, indem diese erneut oxidiert, verschlackt und abgetrennt werden.
Es entsteht ein Nickel-Kupfer-Feinstein, der wiederum getrennt werden kann.

Das hört sich kompliziert an, entspricht aber auch damals üblichen Verfahren in Rennöfen und Schmieden.
Oxidieren, Reduzieren, Verschlacken und Trennen.

Nota: Ich bin kein Chemiker und Metallurge, aber die zeitlich aufwendigen Produktionsschritte sind nachvollziehbar und waren auch damals den Menschen als komplex bekannt, man denke an die Wielandssage.

Und da in meiner Heimat die Landschaft von latènezeitlichen Gruben und Rennöfen geprägt ist und aussieht wie ein Streuselkuchen (heute erst recht im LIDAR), macht es doch recht neugierig.
 
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Es geht ja hier um die "Reindarstellung", als geringe Beimengen werden "Stahlveredler" bei der alten klassischen Verhüttung mit erschmolzen, Beispiel Mangan.
 
Und es ist ja vermutlich nicht Nickel als Reinmetall, sondern als Legierung, mit niedrigerem Schmelzpunkt. Es gibt zudem viele natürlich vorkommende unterschiedliche Nickel-Eisenerzverbindungen, die als Ausgangsmaterial für die Erzaufbereitung nutzbar waren.

Wirklich erstaunt war ich hier:
Das braucht Dich nicht zu erstaunen, es gibt einige Pflanzen die Metalle in relativ hohen Konzentrationen einlagern. Soweit mir bekannt laufen hier schon Versuche zu deren Gewinnung, müßte in Australien sein.

Die Legierungen mit Stahlveredlern und "niedrigem" Schmelzpunkt können keine sehr hohen Gehalte an Veredelungsmetallen enthalten.
Legierungen, deren Hauptanteil z.B. Nickel, Kobalt, Vanadium enthalten sind meines Wissens nach nicht erschmelzbar gewesen. Ein Anteil von bis zu 5% sollte Problemlos möglich sein, ob das bei 15% auch noch so ist weiß ich nicht. Man sollte hier mal jemanden fragen, der das schon mit experimenteller Archäologie versucht hat.
 
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Die angestrebte Temperatur von Rennöfen war 1100 bis 1350 °C, nicht höher, um die Schmiedebarkeit zu erhalten.

Die Schmelzpunkte von Nickellegierungen sind da kein Problem, hier die Tabelle eines kommerziellen Anbieters:

Ich weiß nicht den Nickelanteil dieser Münzen. Da sie silbrig glänzten, muss er höher als 15% gewesen sein.

Die Schmelzpunkte der Legierungen sind hier:
1.100° C für 11% Nickelanteil, 1.150° C für 21% Nickelanteil.
 
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Die angestrebte Temperatur von Rennöfen war 1100 bis 1350 °C, nicht höher, um die Schmiedebarkeit zu erhalten.

Die Schmelzpunkte von Nickellegierungen sind da kein Problem, hier die Tabelle eines kommerziellen Anbieters:

Ich weiß nicht den Nickelanteil dieser Münzen. Da sie silbrig glänzten, muss er höher als 15% gewesen sein.

Die Schmelzpunkte der Legierungen sind hier:
1.100° C für 11% Nickelanteil, 1.150° C für 21% Nickelanteil.
D.h aber auch, reine Nickelerze können nicht erschmolzen werden.
 
Hier stellt sich dann auch die Frage der entsprechenden Eisenerzvorkommen. Mir sich hier keine bekannt, die einen hohen NI-Anteil haben!? und in der vorindustriellen Zeit abgebaut wurden!?
 
Reine Nickelerze konnten vermutlich nicht erschmolzen werden, brauchte man aber auch nicht. Wozu denn auch?

Es hatte ja keiner die analytischen Verfahren. Auch Ötzi oder Agathokles von Baktrien hatten kein Spektroskop, keine Auflichtmikroskopie, keine Ätzanalytik mit Säuren.

Natürliche Vorkommen von hochkonzentrierten Nickelerzen gab es.
 
Bin ja schon seit 15.00 wieder da, morgen um 11.00 wieder hin , für einige Mädels noch ihre Hölzer scheiden, Amboss auf dem Holzblock befestigen, den anderen beim ihrem Kram helfen und gegen 14.30 die Kohle anfeuern:)
 
Ja und eben die konnten nicht abgebaut werden.
Die folgenden Angaben beantworten nicht die Frage, wo das Nickelerz für die Münzen des Agathokles von Baktrien abgebaut wurde. Wir wissen ja auch gar nichts über die weitere Zusammensetzung dieser Münzen! Aber die nachfolgenden Angaben belegen, dass es hochwertige Nickelerzvorkommen gab:

Wichtig erscheint mir:
  • Diese Münzen des Agathokles von Baktrien waren fälschungssicher!
  • Sie sind schwer, haben aber zugleich eine deutlich höhere Kratzfestigkeit als silber- und bleihaltige Kupfermünzen.
  • Sie sind abriebfester und ermöglichen somit eine noch höhere Prägequalität als die ohnehin schon qualitativ und künstlerisch hochwertigen baktrischen Münzen.
  • Diese Eigenschaften steigern den ohnehin schon erkennbar hohen und beabsichtigten propagandistischen Wert dieser Münzprägungen.
 
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