Was ich besonders finde... Was kann man sich unter den Islae purpureae vorstellen? Ist dies nur die sehr kleine Insel Mogador an der südlichen Atlantikküste Marokkos, mit der strategisch attraktiven Siedlung auf dem Festland, dem heutigen Essaouira?
Ganz ohne Zweifel, und auch archäologisch belegt, war Mogador sowohl eine punische Gründung als auch in mauretanischer und römischer Zeit Produktionsstandort und Handelsniederlassung.
Mogador: 790 x 620 m, 30 ha.
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Jetzt gibt es die neuen römischen Funde auf der Robbeninsel, der Isla de los Lobos, auf den Kanaren.
Isla de Lobos: 4,58 km².
Hier mit großer Funddichte an römischen Artefakten sowohl zur Purpurgewinnung als auch zum Fischfang und -konservierung (Salaciones)
Beide Fundorte verweisen mit der gefundenen Keramik auf die römische Baetica.
Mogador - Cádiz: 643,3 km
Mogador - Huelva: 690,4 km
Mogador - Djerba: 1.948,4 km
Lobos - Cádiz: 1.118,4 km
Lobos - Huelva: 1.146,2 km
Lobis - Djerba: 2.413,4 km
Es gibt zeitgenössische sehr detaillierte Beschreibungen der hochkomplexen Purpurproduktion.
Purpur wird aber nicht nur aus Purpurschnecken gewonnen, sondern auch aus Flechten: Orseille
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Diese Flechten sind seit der Antike mit den Kanarischen Inseln assoziiert, aber es gab sie im Mittelmeer, und auch in der Bretagne, hochgerühmt von den griechischen und römischen Wissenschaftlern. Mehr noch als bei den Purpurschnecken war die Suche aufwendig und gefährlich, vor allem kam es überall zu einer Erschöpfung der natürlichen Vorkommen. Flechten wurden in der frühen Neuzeit entlang der nordafrikanischen Küste, aber auch auf Madeira, den Azoren und weit im Süden bis zu den Kapverden gewonnen.
Das Sammeln der Flechten wie auch das Sammeln von Purpurschnecken ist arbeitsintensiv, aber lohnend. Der Farbstoff war teuer, teurer als Gold. Darin liegt für mich der Schlüssel für die planmäßige Erstbesiedelung der kanarischen Inseln, vermutlich durch Menschen, die vorher schon hiervon gelebt hatten.
Ein anderer Punkt ist der: Auf der nahen Inselgruppe der Selvagens ist für das 19. und 18. Jahrhundert der Anbau und die Nutzung von Barilla belegt: Man verbrennt die Pflanze und gewinnt natürliches Soda. Dieses ist aber für die Färbung von Stoffen wichtig.
Eine sehr gute Darstellung ist bei dem österreichischen Institutum canarium IC zu lesen, mit anschaulichen Fotos die zeigen, dass scheinbar unwirtliche Inseln Orte komplexer und hoch spezialisierter vorindustrieller Produktion waren.
Ich halte eine Nutzung der Selvagens schon in der römischen Antike für möglich.