Jahreszeiten im Altertum

Ja, in vielen Regionen der Subtropen ist meist eine Zweiteilung ausreichend, in den meisten Teilen der gemäßigten Zonen wird das nicht reichen, hier sind genaue Aussaattermine überlebenswichtig, ebenso das Wissen um die Winterlänge.
Einfach ausgedrückt, ich muß wissen wann etwa der letzte Frost möglich ist und ab wann etwa Frühfröste zu erwarten sind. Zu diesen Terminen passen aber weder Tag/Nachtgleiche noch Sommer/Wintersonnenwende. Ich halte es für realistisch, das die Menschen damals tatsächlich vier Jahreszeiten hatten/kannten.
 
Ja, in vielen Regionen der Subtropen ist meist eine Zweiteilung ausreichend, in den meisten Teilen der gemäßigten Zonen wird das nicht reichen, hier sind genaue Aussaattermine überlebenswichtig, ebenso das Wissen um die Winterlänge.
Die genauen Aussaattermine nützen nur wenig, da das Wetter sich bekanntlich nicht genau an die Kalenderdaten hält.
Hierzulande assoziieren die Bauernregeln den letzten Frost mit den Eisheiligen (11. bis 15. Mai); kein Bauer hat jedoch mit der Gerstenaussaat bis zum 15. Mai gewartet. Überlebenswichtig war letztlich nicht der Blick auf den Kalender, sondern der Blick in die Natur: Welche Zugvögel sind zurückgekehrt, welche Wildpflanzen keimen, knospen oder blühen, und wie sieht der Ackerboden aus, ist er noch zu kalt, ist er noch zu feucht?

Und da ist es auch zweitrangig, welches Kalendersystem man hat. Die bäuerlichen Kulturen auf unserem Planeten verwendeten teils den Mondkalender, teils einen lunisolaren Kalender (da hat das Jahr mal 12, mal 13 Monate), teils einen Sonnenkalender, und da ist es auch nicht überlebenswichtig, ob man die Monate in zwei, drei, vier oder sechs Jahreszeiten gruppiert, ob man die Jahreszeiten mit dem Monatsbeginn korreliert oder mitten im Monat umschaltet oder ob die Jahreszeiten unterschiedlich lang sind.
Wichtig ist, dass man das Sonnenjahr im Blick behält (mit einem reinen Mondkalender kommt man nicht weit).

Ich hatte oben schon die griechischen Horen erwähnt; in alter Zeit scheint man derer drei gekannt zu haben, was in verschiedenen Texten noch aufscheint:

ὥρα ist ein altes Wort und schon Homer, Alkman und Hesiod verwendeten es, wobei nur aus dem Zusammenhängen erkenntlich wird, ob Zeiten des Jahres oder Horen bzw. Jahreszeitengöttinnen gemeint sind. In der Odyssee von Homer heißt es vom Land der Kyklopen, es sei in jeder ὥρα (Zeit des Jahres) fruchtbar, von Alkman stammt das Gedicht

„Drei ὥρας (Jahreszeiten) gab der Himmel:
den Sommer, Winter und die Ernte.
Als vierte käme noch der Frühling:
der bringt wohl Blüt‘ und Blumen,
aber zum Essen nicht genug“​

und in Hesiods Theogonie wird Themis, die zweite Gemahlin von Zeus, mit den Worten vorgestellt, „welche die Ὥρας (Horen) Dike, Eunomia dann und Eirene, die blühende, zeugte.“​
 
Die genauen Aussaattermine nützen nur wenig, da das Wetter sich bekanntlich nicht genau an die Kalenderdaten hält.
Hierzulande assoziieren die Bauernregeln den letzten Frost mit den Eisheiligen (11. bis 15. Mai); kein Bauer hat jedoch mit der Gerstenaussaat bis zum 15. Mai gewartet. Überlebenswichtig war letztlich nicht der Blick auf den Kalender, sondern der Blick in die Natur: Welche Zugvögel sind zurückgekehrt, welche Wildpflanzen keimen, knospen oder blühen, und wie sieht der Ackerboden aus, ist er noch zu kalt, ist er noch zu feucht?


Ja und Nein, die Eisheiligen sind trotzdem relevant, ich dachte bei meiner Formulierung "genaue Aussaattermine" wäre klar, das es sich nicht um bestimmte Tage handelt, sondern um eine kleinen Zeitraum, vielleicht falsch ausgedrückt von mir.
Und einige "Bauernregeln" unterscheiden sich von Region zu Region. Zugvögel und Pflanzen sind auch nur Indizien, mehr nicht.

Getreide war zwar die wichtigste Feldfrucht aber wir haben auch noch Hackfrüchte, Ölsaaten, Faserpflanzen und Gemüse.
 
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Ja und Nein, die Eisheiligen sind trotzdem relevant, ich dachte bei meiner Formulierung "genaue Aussaattermine" wäre klar, das es sich nicht um bestimmte Tage handelt, sondern um eine kleinen Zeitraum, vielleicht falsch ausgedrückt von mir.
Und der "kleine Zeitraum" kann mehrere Wochen betragen! Entscheidend ist letztlich der Zustand des Bodens.

Wofür genau sollen die Eisheiligen relevant sein? Ein Kälteeinbruch mit Bodenfrost kann noch Wochen später kommen oder auch ganz ausbleiben.
 
Und der "kleine Zeitraum" kann mehrere Wochen betragen! Entscheidend ist letztlich der Zustand des Bodens.

Wofür genau sollen die Eisheiligen relevant sein? Ein Kälteeinbruch mit Bodenfrost kann noch Wochen später kommen oder auch ganz ausbleiben.
Die "Eisheiligen" als Termine sind in allen Gebieten der gemäßigten Zone bei uns in Mitteleuropa relevant. Im allgemeinen sind danach keine Fröste mehr zu erwarten, außer in sehr exponierten Lagen. Der kleine Zeitraum beträgt 2-3 Wochen. Und der Bodenzustand nützt nichts, wenn niedrige Temperaturen die Keimung verzögern, verhindern oder nach dem Auflaufen nochmal ein ordentlicher Frost kommt.
 
Die "Eisheiligen" als Termine sind in allen Gebieten der gemäßigten Zone bei uns in Mitteleuropa relevant. Im allgemeinen sind danach keine Fröste mehr zu erwarten, außer in sehr exponierten Lagen.

Stimmt so halt nicht, in Mitteldeutschland hätte man die Eisheiligen um zwei Wochen nach hinten verlegen müssen (nach dem alten julianischen Kalender würde es da ungefähr passen):

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Der kleine Zeitraum beträgt 2-3 Wochen.

Stimmt so auch nicht:

"Aussaatstärken Sommerungen
Die Aussaat sollte generell so früh wie möglich erfolgen, um das Ertragspotenzial voll auszuschöpfen. Allerdings gilt auch hier: Saatbettqualität geht vor Aussaattermin! Die Aussaat sollte nur in ein gut abgetrocknetes, feinkrümeliges Saatbett erfolgen!

[...]

Aussaat Sommerweizen:
Der normale Aussaattermin von Sommerweizen liegt zwischen Mitte Februar bis Ende März und die Aussaatstärke zwischen 320-380 Kö/m². Sommerweizen verträgt von allen Sommergetreidearten ein feuchteres Saatbett am besten. Ein „Reinschmieren“ der Saat sollte aber trotzdem vermieden werden!

Aussaat Sommergerste
Auch Sommergerste profitiert grundsätzlich von einer frühen Saat. Das optimale Aussaatfenster liegt zwischen Anfang März bis Anfang April bei einer Aussaatstärke von 250-300 Kö/m². Die Sommergerste kann natürlich auch noch weiter in den April hinein gesät werden. Dadurch steigt das Anbaurisiko durch die verkürzte Vegetationszeit in Kombination mit der jeweiligen Witterungslage aber stark an. Auf zu nasse Bodenverhältnisse bei der Aussaat reagiert die Sommergerste sehr empfindlich. Der Boden sollte im Saathorizont krümelig sein. Zu nasse Bodenverhältnisse verzögern das Wurzelwachstum und die Jugendentwicklung der Gerste. Dementsprechend sind günstige Aussaatbedingungen wichtiger als ein möglichst früher Aussaattermin."​
 
Gut, also ist die landwirtschaftliche Produktion in Mitteleuropa nicht von der Temperatur abhängig. Dann brauchen wir natürlich keine Kenntnisse von den vier Jahreszeiten.

Ich nehmen alle meiner Aussagen zurück.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gut, also ist die landwirtschaftliche Produktion in Mitteleuropa nicht von der Temperatur abhängig.
Dabei hatte ich oben noch geschrieben:
... und wie sieht der Ackerboden aus, ist er noch zu kalt, ist er noch zu feucht?
Natürlich hängt die Bodenbeschaffenheit auch von den Temperaturen ab, und auf gefrorenem Boden wird niemand säen. Nur halten sich die Temperaturen nicht an den Kalender; im ersten Märzdrittel kann es zwanzig Grad plus haben oder auch zwanzig Grad unter Null.

Kenntnisse von den vier Jahreszeiten.

Ob die Völker der Antike alle mit vier Jahreszeiten rechneten, ist doch gerade die Frage.

Tacitus schreibt in der Germania:

"Unde annum quoque ipsum non in totidem digerunt species: hiems et ver et aestas intellectum ac vocabula habent, autumni perinde nomen ac bona ignorantur."
=
"Von daher teilen sie auch das Jahr selbst nicht in ebensoviele Stücke ein; für Winter, Frühling und Sommer haben sie den Begriff und die Bezeichnungen, vom Herbst kennen sie den Namen ebensowenig wie die Güter."​

Was ich insofern bezweifeln möchte, als in allen germanischen Sprachen das Wort Herbst/harvest/höst/haust die Jahreszeit (nicht nur die Ernte) bezeichnet.

Und Beda Venerabilis schreibt über die Angeln in De temporum ratione:

"Item principaliter annum totum in duo tempora, hyemis, videlicet, et aestatis dispartiebant, sex illos menses quibus longiores noctibus dies sunt aestati tribuendo, sex reliquos hyemi. Unde et mensem quo hyemalia tempora incipiebant Vuinter-fylleth appellabant, composito nomine ab hyeme et plenilunio, quia videlicet a plenilunio eiusdem mensis hyems sortiretur initium."
=
"Weiterhin unterteilten sie ursprünglich das ganze Jahr in zwei Jahreszeiten, nämlich den Winter und den Sommer; jene sechs Monate, in denen die Nächte länger sind als die Tage, werden dem Sommer zugerechnet, die sechs übrigen dem Winter. Von daher nannten sie auch den Monat, in dem die Winterjahreszeit beginnt, 'Vuinter-fylleth', mit einem Namen der aus 'Winter' und 'Vollmond' zusammengesetzt ist, da nämlich mit dem Vollmond ebendieses Monats der Winter seinen Anfang nimmt."​
 
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