DNA-Untersuchungen an blutigen Stofffragment von Hitlers Sofa

rrttdd

Mitglied
Ich weiß nicht, ob es hierzu schon einen Thread gibt.


Demnach soll der Gröfaz am Kallmann-Syndrom gelitten haben, was in einer verzögerten Pubertät und Mikropenis resultierte.

Kallmann kann bei den Betroffenen zu Schüchternheit, Scham, Depressionen, Stimmungsschwankungen und Unzufriedenheit führen.


Allerdings frage ich mich, ob das tatsächlich so stimmt. Die Stimmlage war ja eher tiefer, und ein Bart ebenfalls vorhanden...

Insgesamt fügt sich die Meldung aber in andere Spekulationen über Hitlers Penis ein. z.b. habe ich mal die Theorie gelesen, dass er im 1. WK einen Munitionsunfall erlitten haben soll, welcher sich auf seine Zeugungsfähigkeit auswirkte.

Gibt es hierzu eigentlich irgendwo einen Publikationsüberblick?
 
Allerdings frage ich mich, ob das tatsächlich so stimmt.
Das ist als Fußnote im Wikipedia Artikel zum Kallmann-Syndrom verlinkt.
 
Hier findest du etwas, nicht zuletzt ueber die britische Dokumentation, die sich damit befasst. Channel 4 ist eher ein Unterhaltungssender, was nichts ueber die Qualitaet der Dokus sagt, sondern eher ueber deren Massenwirksamkeit. Ich weiss nicht wie du darauf aus Deutschland zugreifen koenntest, biete aber im Notfall an es mir anzuschauen und eine Zusammenfassung zu schreiben.

 
Der Begriff Reductio ad Hitlerum bedeutet zwar etwas anderes (nämlich bezogen Argumentationen wie Vegetarier und Nichtraucher neigten zur Radikalität, siehe den Vegetarier und Nichtraucher Hitler), aber auch dies hier würde ich - in einem anderen Sinne - als Reductio ad HItlerum bezeichnen. Die Beschäftigung mit Hitlers vermeintlichen Krankheiten entschuldigt nicht nur nicht seine Verbrechen, wie Emma Turi richtig feststellt, sie erklärt nicht, warum ein Großteil dem Führer folgte. Warum zig Millionen seine Komplizen und willfährigen Instrumente wurden.
 
auf jeden Fall bedienen allerlei derartige wissenschaftliche Arbeiten küchenpsychologische Erklärungsmuster a la kleiner Zipfel großes Auto etc also vordergründige Kompensation als Deutung. Warten wir ab, ob auch noch Hitlers Schnupftuch, Spucknapf, Klobrille, Kopfkissen usw auftauchen...
 
Bevor der versammelte Stammtisch nun anfängt loszugröhlen: "Höhö, Hitler hatte einen Mikropenis!", ein paar kleine Anmerkungen: zum einen ist absolut unklar, ob das untersuchte Blut wirklich von Hitler stammt, der betreffende Artikel in der "Welt" stellt das auch klar heraus:


Zum anderen kann eine DNA-Analyse höchstens ergeben, ob Hitler eine Disposition für das Kallmann-Syndrom hatte. Ob Hitler am Kallmann-Syndrom litt, welche Ausprägung es ggf. hatte, und welche Aspekte des Kallmann-Syndroms ggf. ausgeprägt waren, kann eine DNA-Analyse nicht ergeben. Allerdings sollte schon bei der Frage, ob das untersuchte Blut wirklich von Hitler stammt, höchste Vorsicht geboten sein. Man lese den verlinkten Artikel, um einen Eindruck zu erhalten, wie unsicher das Ganze eigentlich ist. Ich habe für Hitler und den Nationalsozialismus absolut nichts übrig (muss ich das eigens betonen?), aber hier ist (glaube ich) eher Zurückhaltung angesagt.
 
auf jeden Fall bedienen allerlei derartige wissenschaftliche Arbeiten küchenpsychologische Erklärungsmuster a la kleiner Zipfel großes Auto etc also vordergründige Kompensation als Deutung. Warten wir ab, ob auch noch Hitlers Schnupftuch, Spucknapf, Klobrille, Kopfkissen usw auftauchen...
Am meisten freue ich mich auf die Auswertung eines von ihm angeschauten Baumes! :)

Spass beseite ist es interessant etwas ueber eine historische Person zu erfahren, aber liefert keine Erklaerung warum dem Groefaz gleich zwei Nationen und dann Zulaeufer anderer Laender gefolt sind. Zweifelsfrei ist das Kallmann-Syndrom nicht ploetzliche wie die Grippe aufgetreten, also kann eine DNA Analyse eines einzigen Menschen weder den Holocaust, noch den 2. Weltkrieg erklaeren, sondern bleibt eine Analyse ueber die man spekulieren kann, die aber ansonsten wenig aussagt.
 
Zumindest müsste man sicher sein können, daß das analysierte Blut wirklich von Hitler stammt. Und ich glaube nicht, daß bei der gegebenen Ausgangslage dieser Nachweis erbracht werden kann. Interessanter als das Kallmann-Syndrom finde ich aber Folgendes:

"Ebenfalls soll die (mutmaßliche) Hitler-DNA hinweisen auf Dispositionen für drei weitere genetische Besonderheiten: Schizophrenie, Autismus und eine bipolare Störung. Teilweise befinde sich die untersuchte DNA im Bereich des einen Prozents mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch solcher Krankheiten"(Zitat aus dem betreffenden Artikel bei welt.de).

Das wäre schon eher etwas, mit dem man der Persönlichkeit Hitlers auf den Grund gehen könnte. Es wurde ja schon oft die Frage gestellt, ob, und inwieweit Hitler psychisch gestört war. Und dieser Gedanke liegt ja auch wirklich nahe. Aber hier muss man sehr vorsichtig sein, auch weil eine Pathologisierung Hitlers dazu benutzt werden könnte, ihn wenigstens zum Teil von seiner Verantwortung zu entbinden. Hier ist also größte Vorsicht und Sorgfalt angebracht.
 
"Ebenfalls soll die (mutmaßliche) Hitler-DNA hinweisen auf Dispositionen für drei weitere genetische Besonderheiten: Schizophrenie, Autismus und eine bipolare Störung. Teilweise befinde sich die untersuchte DNA im Bereich des einen Prozents mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch solcher Krankheiten"(Zitat aus dem betreffenden Artikel bei welt.de).
Gleichwohl besagt eine genetische Disposition für eine psychische Störung noch lange nicht, dass die Krankheit tatsächlich ausgebrochen ist.

Es wurde ja schon oft die Frage gestellt, ob, und inwieweit Hitler psychisch gestört war.

Hans-Joachim Neumann und Henrik Eberle (War Hitler krank? Ein abschließender Befund, Bergisch Gladbach 2009) haben die Frage nach Auswertung der damals bekannten medizinischen Fakten folgendermaßen beantwortet:

"Hitlers Handeln war nicht von einer krankhaften seelischen Störung oder von psychotropen Substanzen wie Alkohol oder Drogen beeinflusst, sondern hatte vielmehr etwas mit seiner 'Primärpersönlichkeit' zu tun. Gegen eine Bewusstseinsstörung spricht Hitlers aktives Handeln bis hinein in die letzten Kriegstage. Es ist nicht zu leugnen, dass Hitler 1945 gelegentlich erschöpft wirkte. Aber durch Selbstdisziplin und einen überaus starken Willen vermochte er es, sich und andere zu motivieren.
Die Antwort auf die Frage 'War Hitler krank?' lautet also: Der Führer der NSDAP, der Kanzler des Deutschen Reichs und Oberste Befehlshaber der Deutschen Wehrmacht war gesund und voll schuldfähig."

Was Hitlers Genitalien betrifft, ist Neumann/Eberle nicht mehr aktuell. Ein Jahr der Veröffentlichung ist Hitlers Gefangenen-Personalakt aus dem Jahr 1923 mit dem Hinweis "rechtsseitiger Kryptorchismus" aufgetaucht:

Dazu würde der (seit langem bekannte) Autopsiebericht sowjetischer Militärärzte passen, die Hitlers Leiche (bzw. das, was von ihr noch übrig war) untersuchten:

Wie auch immer: Wilhelms II. verkrüppelter Arm erklärt nicht den Ausbruch des 1. Weltkriegs, Caesars Epilepsie erklärt nicht den Gallischen Krieg, und Beethovens Schwerhörigkeit erklärt nicht seine 9. Sinfonie.
 
@Clemens64

Das Sofa existiert wohl nicht mehr, analysiert wurde Blut von einem kleinen Stoffetzen, der angeblich von Hitlers Sofa im Bunker der Reichskanzlei stammen soll. Dieser Stoffetzen befindet sich heute im Besitz des privaten Gettysburg Museum of History, aber ob es sich wirklich um einen Teil des Sofas im "Führerbunker" handelt, ist äußerst ungewiss. Daran ist auch zu erkennen, auf wie wackligen Beinen diese gesamte DNA-Analyse steht.
 
Übertreibst du nicht?
Mal abgesehen davon, dass man die Persönlichkeit eines Diktators durchaus isoliert betrachten kann (denn Sozialisierung und Persönlichkeitsformung fanden in aller Regel vor dem Aufstieg zur Macht statt), kannst Du Deinen Mitmenschen schon etwas mehr kritisches Denken zutrauen.
 
Es gibt in der deutschen Nachkriegsgesellschaft eine Lesart, Hitler als psychisch krank und gestört zu betrachten.
Diese Lesart ist den meisten in Fleisch und Blut übergegangen. Denn sie ist bequem und entbindet von der Beantwortung der Frage:

Wie konnte ein normaler oder normal wirkender Mensch seine normalen Mitmenschen und Mitbürger zu wissenden und freudigen, aktiv planenden Mittätern machen?


Exkurs, nicht Exkulpation:
Es gibt einige Gesprächsfetzen privater Tonband- und Filmaufnahmen auf dem Obersalzberg, und es gibt die Tonbandaufzeichnungen der "Mannerheim-Tapes", der heimlichen Mitschnitte der Gespräche mit dem finnischen Oberbefehlshaber Mannerheim aus dem Jahr 1942, in denen man einen nicht schauspielerisch selbstinszenierten Menschen reden hört.
Der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz hat in "Der Untergang" mit einer schier unglaublichen schauspielerischen Leistung diese Persönlichkeit zu fassen gesucht.
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Es gibt einen "Verführer" (schon das Verwenden oder Weglassen der Anführungszeichen akzentuieren unsere Lesart), und es gibt die freudig, willig und lustvoll Verführten. Ich könnte auch bösartig sagen: Ein ganzes Volk ließ die Sau raus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man darf Geschichte nicht vom Ergebnis her denken, sondern muss die Offenheit der Situation stets beachten. Das Schicksal des Deutschen Volkes am Pimpelchen des "Führers" festzumachen, halte ich für einen interessanten Gedanken. Was wäre geschehen, wenn Hitler zu Beginn der 1920er Jahre eine Familie gegründet hätte? Wahrscheinlich wäre die Geschichte nicht viel anders verlaufen. Jedenfalls muss man attestieren, dass andere Diktatoren da keine Probleme hatten. Insofern würde ich dem Phänomen keine allzu große Beachtung schenken. Mussolinis Urenkel ist Fußballer, vielleicht wäre der Hitlers Enkel Taxifahrer, Buchhändler oder gar Juwelier? Niemand würde sich groß dafür interessieren. Es gäbe bestenfalls Probleme, sich bei Instagram zu registrieren. https://www.agenzianova.com/de/news/alessandra-mussolini-pr%C3%A4sentiert-eine-frage-gegen-instagram-ich-kann-mich-nicht-mit-meinem-nachnamen-registrieren/

PS: Einen Buchhändler oder Juwelier würde man auch heute nicht wählen, einen Taxifahrer schon eher. Leute ohne Eigenschaften, durchschnittlich und mit einer gewissen rhetorischen Begabung werden in einer demokratisch wählenden Gesellschaft eher akzeptiert als hochgelehrte Persönlichkeiten oder "elitäre" Menschen mit einem besonderen Lebenslauf. Die Figur Hitler wäre ohne demokratische Strukturen nicht möglich gewesen (Götz Aly). Im alten Obrigkeitsstaat hätte eine solche unrühmliche Negativfigur ihre rhetorische Demagogie wohl kaum ausspielen können.
 
Es gibt in der deutschen Nachkriegsgesellschaft eine Lesart, Hitler als psychisch krank und gestört zu betrachten.
Diese Lesart ist den meisten in Fleisch und Blut übergegangen. Denn sie ist bequem und entbindet von der Beantwortung der Frage:

Wie konnte ein normaler oder normal wirkender Mensch seine normalen Mitmenschen und Mitbürger zu wissenden und freudigen, aktiv planenden Mittätern machen?
Das überzeugt mich nicht.

Mal ganz abgesehen davon, dass es sogar schwerer wiegen dürfte, einem Verrückten als einem rational denkenden Menschen Gefolgschaft geleistet zu haben—wie also soll man sich da entschulden?—, stellt sich die Menschheit seit jeher regelmäßig solche Fragen, wenn sie mit dem Bösen konfrontiert wird. Wie konnte aus diesem schüchternen Jungen ein Massenmörder werden, der zehn Klassenkameraden erschießt? Wie konnte aus jener engagierten Krankenschwester ein "Todesengel" werden, der ein halbes Dutzend Eltern ihrer neugeborenen Kinder beraubt?

Die "aufgeklärte" Menschheit tut sich unglaublich schwer damit, die Existenz des reinen Bösen zu akzeptieren—einerseits, weil die Vorstellung, dass manche Menschen einfach "schlecht" sind, etwas Archaisches hat und der Religion Tür und Tor öffnet, andererseits, weil man in unserem rationalen Zeitalter glauben will, dass alles eine Ursache haben muss, eine nachvollziehbare Begründung, und dass jedes Problem abgestellt werden kann.

In den Nullerjahren hat man in der Verhaltenspsychologie eine Zeitlang sogar rundheraus angezweifelt, dass es von Natur aus "schlechte" Menschen überhaupt gibt. Großes Aufsehen erregten damals Versuche mit Magnetresonanztomografien, die nahezulegen schienen, dass sich der Mensch seinen freien Willen nur einbildet, da die für Motorik zuständigen Bereiche des Gehirns vor dem Zentrum des Willens Aktivität zeigten.

Es ging sogar das Wort die Runde, ob man vor diesem Hintergrund Menschen überhaupt noch bestrafen könnte. Was den Kabarettisten Dieter Nuhr zu dem Spott veranlasste: "Haben Millionen Deutsche etwa gar nicht den Arm zum Hitlergruß erhoben, waren das nur die ihre Gehirne?"

Ich halte es daher für abseitig, die Beschäftigung mit der Frage, ob Hitler psychisch gestört war, pauschal als (bewussten oder unbewussten) Versuch abzuweisen, die Deutschen irgendwie zu entschuldigen. Es liegt in der menschlichen Natur, sich mit Dingen, die man nicht versteht, nicht abfinden zu wollen, und nach Erklärungen für das Unbegreifliche zu suchen.

Und im vorliegenden Fall hat meines Erachtens @Ravenik vollkommen Recht, wenn er meint, dass es vor allem darum gehen dürfte, Hitler lächerlich zu machen. Die Briten sind in dieser Hinsicht sowieso schräg drauf, nicht einmal Guido Knopp widmet abseitigen Fakten über das Dritte Reich so viel Aufmerksamkeit, wie es heute noch britische Zeitungen tun.
 
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