Eine Entwicklung erst ab dem späten 18. Jh., nach intensiver AntikenRezeption ab dem Renaissance-Humanismus. Europa? Wie bereits notiert, besteht Europa nicht nur aus Frankreich und England, wo Demokratie-Vorstellungen ab dem späten 18. Jh. entwickelt wurden. Der Individualismus, Menschrechtsideen, ein vergleichsweise wachsender Bildungssektor, ein sich bald stark dynamisierender Wirtschaftssektor, globaler Handel, Industrialisierung, eine durchschlagende Säkularisierung usw. usw. sind wohl eher die Basis und Begleiterscheinungen zunehmender demokratischer Forderungen - nach Teilhabe.
Finden wir zeitgenössisch praktisch nicht in den Gebieten außerhalb Westeuropa.
Ich kann Dir nicht folgen. Du hast doch auf Frankreich, Großbritannien und die USA hingewiesen, ich habe das nur aufgegriffen.
Im Übrigen schwenkst Du hier doch ein wenig den roten Hering, denn soweit ich mich erinnern kann, hat niemand behauptet, die Demokratie gehe unmittelbar aus dem Christentum hervor und sei ohne dieses nicht denkbar. Niemand hat andere Einflüsse oder gar Wechselwirkungen infrage gestellt. Die Ausgangsfrage war: "Gibt es einen Zusammenhang zwischen Christentum und Demokratie?"
Die islamische Welt hat jedenfalls keineswegs das römische Modell der Republik, des Senats oder antiken griechisch-hellenistischen Selbstregierungs-Demokratien übernommen.
Eben, und anhand dieses Beispiels habe ich behauptet, dass gräko-römische Philosophie schon mal nicht die Triebfeder der Demokratisierung sein kann (was nicht heißen soll, dass sie keinen Anteil daran hatte).
Eben. Der ganze Faden hinkt daran, dass kaum eine hinreichende Präzisierung des Begriffes 'Demokratie' statt finden. UK hat eine lange parlamentarische Tradition - das reicht wiederum nicht, um daraus eine Demokratie im idealen Sinne zu postulieren.
Ich kann Dir immer noch nicht folgen. Du hast das Beispiel Großbritannien angeführt, nicht ich. Mein Argument war, dass Großbritannien ein casus sui generis sei und in Betrachtungen, ob das Christentum die Demokratisierung gefördert hat (oder nicht), keine Aufnahme finden sollte.
Eben. Die USA wurden als Republik gegründet, nicht als Demokratie. Aktuell wird das wieder relevant, da im Umfeld des POTUS durchaus eine Republik bejaht wird, aber keine Demokratie.
Das ist nicht korrekt. Sowohl die Unabhängigkeitserklärung als auch die Verfassung nehmen klaren Bezug auf die Volksherrschaft und leiten diese unmittelbar von gottgegebenen Rechten des Menschen her.
Siehe DDR: Deutsche Demokratische Republik.
Das ist kein belastbares Argument. Wasser in einen Weinschlauch zu füllen, macht aus Wasser keinen Wein und sagt auch nichts über Weine aus.
??? Das Russische Reich, Georgien, Armenien....
Du hast aber den Teil mit "eigenen Schicksals Schmied" gelesen?
Das heutige Russland stand bis zum 16. Jahrhundert unter mongolischer Vorherrschaft und entwickelte sich danach zu einer absoluten Autokratie.
Georgien und Armenien verloren ihre Unabhängigkeit erst an die Seldschuken, dann an die Mongolen, teilweise an die Safawiden, und schließlich an die russischen Zaren. Wenn Autokraten jegliche Aussicht eines Gebiets auf Selbstherrschaft unterdrücken, die die Voraussetzung einer Volksherrschaft ist, wurde noch nichts darüber ausgesagt, ob das Christentum der Demokratie förderlich ist oder nicht.
Überdies ploppte die Forderung nach einer Volksherrschaft in Westeuropa ja auch nicht im 18. Jahrhundert aus dem Nichts auf, sondern fußte auf früheren Konzepten, die zu unterdrücken Westeuropas Autokraten sich tunlichst bemühten. Kurz, dieser Gedanke scheint im Sande zu verlaufen.
Nein, sorry. Die grob 1700 Jahre Christentum ohne demokratische Allüren zu übersehen, das geht nicht, meine ich.
Du übersiehst freilich zweierlei:
Erstens, dass nicht behauptet wurde, das Christentum führe automatisch oder alleiniglich zur Demokratie.
Zweitens, dass es "demokratische Allüren" und Menschenrechtsforderungen schon lange vor dem 18. Jahrhundert gab—und zwar regelmäßig unter expliziter Bezugnahme auf christliche Lehren.
Marsilius von Padua leitete aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen und seiner Pflicht, Gottes Schöpfung bestmöglich zu nutzen, ein Recht auf eine Regierung her, die das Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft zu mehren hat und ihre Legitimation aus dem Volkswillen bezieht.
John Pall predigte: "When Adam delved and Eve span, who was then the gentleman?" Die Wycliffiten und die aufständischen englischen Gemeinen um Wat Tyler beriefen sich darauf, dass Gott alle Menschen gleich geschaffen habe, und verlangten auf dieser Basis Herrschaftsteilhabe.
Die hussitischen Taboriten strebten unter Bezugnahme auf Wycliff und Hus selbst, mit dem gleichen Argument, eine proto-demokratische und proto-sozialistische Gesellschaftsordnung an.
Die rebellierenden deutschen Bauern schließlich führten 1525 Luther im Munde: "Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan." Art. 3 der Zwölf Artikel leitet den Anspruch auf persönliche Freiheit unmittelbar—und die Forderung der Bauern nach Konsensherrschaft mittelbar—vom Opfer Jesu her.
Ich finde es auch nicht überraschend, dass praktisch alle Forderungen nach Teilhabe an der Herrschaft und nach unveräußerlichen Menschenrechten, die vor dem Zeitalter der Ideologien erhoben wurden, Bezug auf die Religion nahmen. Die meisten Menschen waren gläubig oder tiefgläubig, und vor allem: Wie sonst hätte man die durch das Gottesgnadentum gegen Kritik gefeiten Herrscher kritisieren können, wenn nicht, indem man ihnen nachwies, göttliche Gebote zu verletzen?
Beide gebt ihr euch so viele Mühe...es fehlt nach wie vor eine ausführlichere Darstellung, was mit "Demokratie" gemeint sein soll, welche Elemente dazu gehören (sollen).
Bist Du Dir sicher, dass Du diese ausführlichere Darstellung nicht auf den 14 vorangegangenen Seiten des Fadens gefunden hast?
Ebenso darf man den Blick in die Ferne lenken - das christliche Äthiopien hatte historisch nie demokratische Strukturen entwickelt.
Und, sorry, die Christentümer hatten weder im Römischen Reich/ Oströmischen Reich, noch außerhalb wie beispielweise bei den christianisierten ursprünglichen Stammesgemeinschaften, wie den Franken, die Ostgoten usw. als Nachfolge-'Staaten' auf dem früheren römischen Reichsgebiet, demokratische Regierungs- und Partizipationsstrukturen ausgebildet. Die islamischen Araber, der Islam griff erst nach 630 auf christliche Gebiet über.
Siehe die vorangegangenen Einwände.