Pope
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Wie versprochen (bzw. angedroht :still gebe ich hier mal Auszüge aus dem Buch 1492 von Charles C. Mann wieder. Mann schreibt, dass er mit dem Buch die neuen Erkenntnisse zusammentragen wollte, um mit dem klassischen Schulbild der Indianer endlich abrechnen zu können - denn scheinbar wird es auch in den Klassenzimmern weiterhin verbreitet.
Der erste Teil konzentriert sich auf die ständige Diskussion um die Urbevölkerung ...
Anhand mehrere Beispiele (Neuengland, Florida, Mississippi, Zentralmexiko, Peru) wird die Erkundung, Eroberung und anfängliche Besiedlung Amerikas nachgezeichnet. Eines der Anschaulichsten soll hier ausreichen, um die Thesen Manns zusammen zu fassen.
Der erste schriftliche Bericht über die Küste Neuenglands kommt von Giovanni da Verrazzano. Er fand die Küste "dicht besiedelt" vor. (S.44) Die Indianer empfingen die Expedition überschwenglich und ohne Furcht. Von späteren Berichten erfahren wir, dass die Gegend als überaus bevölkert und wehrhaft angetroffen wurde. 1605 wollte Samuel de Champlain eine Kolonie gründen - verwarf die Idee aber, weil kein unbesiedelter Platz anzutreffen war. (S. 48)
In 1619 kehrte der fünf Jahre zuvor entführte Indianer Tisquantum wieder in seine Heimat in Neuengland zurück. Von der Spitze Maines bis nach Narragansett Bay war die Küste menschenleer. Patuxet - seine Heimatstadt - war gänzlich ausgerottet. Als die Gruppe im Landesinneren auf einige Überlebende traf, berichteten diese, dass "die Menschen in Haufen gestorben waren, während sie in ihren Häusern lagen"(S.55). 1616 begann die Seuche zu wüten und verwandelte die Küstenstriche im Laufe von drei Jahren in ein "neu gegründetes Golgatha". Viele spätere, europäische Ansiedlungen erfolgten dann auf den Ruinen der Städte und Dörfer der entvölkerten Gebiete. Man vermutet heute, dass es sich bei der Seuche um Hepatitis gehandelt hat und bis zu 90% der Einwohner dahingerafft wurden. Die Indianer kannten keine Quarantäne, und so lagen die Kranken neben den Gesunden, bis auch diese krank fielen.
Das Bild, das die ersten Entdecker (Verrazzano, Soto) von Teilen der Neuen Welt zeichneten, war geprägt von einer immens hohen Siedlungsdichte. Kein Tag verging, ohne dass sie auf Menschen stießen. Ihre Nachfolger fanden wenige Jahrzehnte später nur noch menschenleeres Land vor.
In den weiteren Ausführungen werden alte und neue Schätzungen zur Bevölkerung des prä-kolumbischen Amerika präsentiert. Im Laufe der letzten 50 Jahre wurden die weit verbreiteten Zahlen von ein oder zwei Millionen stets nach oben korrigiert. Der Autor geht mittlerweile von Einwohnerzahlen um die 100-120 Millionen (Cook & Borah) im Jahre 1492 aus. Zentralmexiko alleine soll 25,2 Millionen Einwohner gehabt haben - und damit weltweit die höchste Bevölkerungsdichte. (S.94, S.130)
Thesen:
1. Die Bevölkerung Amerikas war deutlich höher, als die, der Alten Welt.
2. Die eingeschleppten Seuchen kosteten ca. 100 Millionen Menschenleben.
3. Die technische Überlegenheit der Europäer ist ein Mythos. Weder in der Landwirtschaft, noch in der Bewaffnung (S.58), noch in der Schifffahrt, hatten die Eroberer einen klaren Vorteil. Alleine die totale Entvölkerung durch die Epidemien und die folgende Instabilität erklären den Erfolg der europäischen Siedler.
Der erste Teil konzentriert sich auf die ständige Diskussion um die Urbevölkerung ...
Anhand mehrere Beispiele (Neuengland, Florida, Mississippi, Zentralmexiko, Peru) wird die Erkundung, Eroberung und anfängliche Besiedlung Amerikas nachgezeichnet. Eines der Anschaulichsten soll hier ausreichen, um die Thesen Manns zusammen zu fassen.
Der erste schriftliche Bericht über die Küste Neuenglands kommt von Giovanni da Verrazzano. Er fand die Küste "dicht besiedelt" vor. (S.44) Die Indianer empfingen die Expedition überschwenglich und ohne Furcht. Von späteren Berichten erfahren wir, dass die Gegend als überaus bevölkert und wehrhaft angetroffen wurde. 1605 wollte Samuel de Champlain eine Kolonie gründen - verwarf die Idee aber, weil kein unbesiedelter Platz anzutreffen war. (S. 48)
In 1619 kehrte der fünf Jahre zuvor entführte Indianer Tisquantum wieder in seine Heimat in Neuengland zurück. Von der Spitze Maines bis nach Narragansett Bay war die Küste menschenleer. Patuxet - seine Heimatstadt - war gänzlich ausgerottet. Als die Gruppe im Landesinneren auf einige Überlebende traf, berichteten diese, dass "die Menschen in Haufen gestorben waren, während sie in ihren Häusern lagen"(S.55). 1616 begann die Seuche zu wüten und verwandelte die Küstenstriche im Laufe von drei Jahren in ein "neu gegründetes Golgatha". Viele spätere, europäische Ansiedlungen erfolgten dann auf den Ruinen der Städte und Dörfer der entvölkerten Gebiete. Man vermutet heute, dass es sich bei der Seuche um Hepatitis gehandelt hat und bis zu 90% der Einwohner dahingerafft wurden. Die Indianer kannten keine Quarantäne, und so lagen die Kranken neben den Gesunden, bis auch diese krank fielen.
Das Bild, das die ersten Entdecker (Verrazzano, Soto) von Teilen der Neuen Welt zeichneten, war geprägt von einer immens hohen Siedlungsdichte. Kein Tag verging, ohne dass sie auf Menschen stießen. Ihre Nachfolger fanden wenige Jahrzehnte später nur noch menschenleeres Land vor.
In den weiteren Ausführungen werden alte und neue Schätzungen zur Bevölkerung des prä-kolumbischen Amerika präsentiert. Im Laufe der letzten 50 Jahre wurden die weit verbreiteten Zahlen von ein oder zwei Millionen stets nach oben korrigiert. Der Autor geht mittlerweile von Einwohnerzahlen um die 100-120 Millionen (Cook & Borah) im Jahre 1492 aus. Zentralmexiko alleine soll 25,2 Millionen Einwohner gehabt haben - und damit weltweit die höchste Bevölkerungsdichte. (S.94, S.130)
Thesen:
1. Die Bevölkerung Amerikas war deutlich höher, als die, der Alten Welt.
2. Die eingeschleppten Seuchen kosteten ca. 100 Millionen Menschenleben.
3. Die technische Überlegenheit der Europäer ist ein Mythos. Weder in der Landwirtschaft, noch in der Bewaffnung (S.58), noch in der Schifffahrt, hatten die Eroberer einen klaren Vorteil. Alleine die totale Entvölkerung durch die Epidemien und die folgende Instabilität erklären den Erfolg der europäischen Siedler.
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