Turgot hat die militärische Gründe schon im wesentlichen genannt. Zwei Aspekte will ich auch noch ergänzen:
1) Die Wahl des Oberbefehlshabers der Österreichischen Nordarmee
Zur Wahl standen Erzherzog Albrecht sowie der Feldzeugmeister von Bedenek. Albrecht galt in Fachkreisen als der bessere Stratege und Organisator. Benedek dagegen hatte seine Stärke in der Taktik und in seine Art, die Zuneigung seiner Soldaten gewinnen zu können.
Benedek selbst hatte seine Dienstzeit überwiegend in Norditalien absolviert und kannte sich dort sehr gut aus. Zudem sagte er von sich selbst:
Benedek schrieb:
"Bin zu wenig wissenschaftlich arroganter Stratege, treibe das Kriegshandwerk nach ganz einfachen Grundsätzen, bin kein Freund von komplizierten Kombinationen"
Aus militärischer Sicht hätte die Wahl für die Stelle des Nordbefehlshabers auf Erzherzog Albrecht fallen müssen. Benedek dagegen zwang sich geradezu für die Stelle des Befehlshabers an der Italienfront auf. Nur ist leider nicht immer nur die fachliche Eignung entscheidend, bei solchen Positionen spielt auch immer die Politik mit. Erzherzog Albrecht als Angehöriger des Hauses Habsburg war bei der Bevölkerung unbeliebt. Albrecht hatte 1848/1849 die Revolution als Militärbefehlshaber niedergeworfen und 1860 als Reichsverweser in Ungarn sich auch die letzten Sympathien im diesem Reichtsteil verspielt. Der Kaiser in Wien hatte Angst, dass bei einer schweren Niederlage unter der Führung von Albrecht das Haus Habsburg stürzen könnte. Deshalb wählte man den volkstümlichen Benedek aus, welcher in Österreich als Held von Solferino gefeiert wurde. Albrecht wurde mit der Führung auf den weniger wichtigen Kriegsschauplatz in Italien betraut. Albrecht bewährte sich gegen die Italiener erfolgreich und wurde nach der Niederlage von Königgrätz zum Nachfolger Benedeks im Norden ernannt. Zu diesem Zeitpunkt war die österreichische Nordarmee nur noch ein Trümmerhaufen
2) Während Preußen ein weitgehend homogener Staat war (es gab eine polnische Minderheit, wobei diese jedoch in weiten Teilen schon in der Schule deutsch lernten), war Österreich ein Vielvölkerstaat. Zudem war es in Österreich so, dass nur die Unterschicht als einfacher Soldat diente. Dies zeigte dann auch in der Qualität der Truppen entsprechende Auswirkung
- in Österreich waren Gymnasiasten und Hochschulabsolventen sowie Angehörige bestimmter Berufe vom Militärdienst befreit
- theoretisch gab es eine achtjährige Wehrpflicht in Österreich. Gegen Zahlung von 1.000 Gulden konnte man sich davon befreien lassen. Diese 1.000 Gulden waren für einen Landarbeiter unerschwinglich, dagegen konnte ein kaufmännischer Angestellter diesen Betrag ohne weiteres aufbringen
- das Kaiserreich hatte Probleme mit Nationalbewegungen. Nur eine Minderheit sprach deutsch. Es gab ungarische Bestrebungen, einen eigenen ungarischen Staat zu bilden. Die italienischsprachigen Österreicher galten als unzuverlässig, auch den Tschechen begegnete man aus Wien mit Misstrauen. Die Ruthenen ( = Ukrainer ) und Galizier ( = Polen ) wurden als geistig dumpf eingeschätzt. In meiner Familie werden heute noch unglaubliche Anedokten weiter erzählt, mit welchen Methoden man diese Sprachprobleme in der KuK-Armee auch noch während des 1. Weltkrieges Herr zu werden versuchte.
Zu der 2. Frage, warum man mit den Süddeutschen Staaten aus preußischer Sicht pfleglich umging:
Der badische Großherzog Friedrich war mit Luise von Preußen verheiratet, also der Schwiegersohn des preußischen Königs. Das badische Herrscherhaus war also pro-preußisch, dagegen war der badische Ständetag anti-preußisch. Preußische Truppen hatten 1848/1849 die badische Revolution blutig niedergeschlagen*. Nach der Niederlage der Bundestruppen unterstellte Baden im August 1866 aufgrund eines Friedens- und Allianzvertrages seine Armee dem preußischen Oberkommando. Die höheren Offiziere waren Preußen. Dagegen wurde der Antrags Badens - dem Norddeutschen Bund beizutreten - von Bismarck aus Rücksichtsnahme auf Frankreich und den anderen süddeutschen Staaten abgelehnt.
*württembergische Truppen waren auch beteiligt, dies sei insbesondere für Repo angemerkt. Als exzellenten Kenner der württembergische Geschichte müsste er mich sonst auf meinem Fauxpas hinweisen