2. Punischer Krieg - Rekrutierung frischer Soldaten

J

Juliane80

Gast
Hallo Geschichtsinteressierte,
Ich beschäftige mich zur Zeit mit dem 2, Punischen Krieg zwischen Rom und Karthago.
Was mich dabei besonders verblüfft ist wie Rom es immer wieder geschafft hat die gefallenen Legionäre in kurzer Zeit durch neue Rekruten zu ersetzen, da es zu der Zeit nur die italienische Halbinsel erobert hatte.
Ich hoffe ihr könnt mir dabei helfen diese Frage zu beantworten
 
Du musst bedenken, dass der Krieg etwa 18 Jahre dauerte und auch wenn Hanniba'al von diesen 18 Jahren 15 sich in Italien aufhielt, nicht die ganze Zeit nur gekämpft wurde. Und nicht jede Schlacht war so verheerend, wie Cannae. Titus Livius (XXII, 57) schreibt:

Et aliam formam noui dilectus inopia liberorum capitum ac necessitas dedit: octo milia iuuenum ualidorum ex seruitiis, prius sciscitantes singulos uellentne militare, empta publice armauerunt.
8000 junge, kräftige Sklaven wurden (frei?)gekauft und bewaffnet, sofern sie zu kämpfen bereit waren.
 
Und noch dazu gab es natürlich viele Tote, aber immer auch Gefangene und vor allem Geflohene.
Scipio Africanus selbst, der Livius zufolge selbst als Tribun die Schlacht von Cannae überlebt hatte, nahm zu seinem Afrikafeldzug viele weitere Cannae-Überlebende mit sowie zwangsrekrutierte sizilianische Adlige, mit denen er seine Kavallerie auffüllte (ich glaube, auch das ist bei Livius überliefert, sicher bin ich mir da aber nicht, könnte auch Polybios sein).

Mit den normalen Militärdienstlern und Entkommenen, Zwangsrekrutierten, Freiwilligen, Sklaven und Verbündeten konnte man immer wieder neue Heere aufstellen. Trotzdem wird es die Bevölkerung des Reiches sehr strapaziert haben.
 
Rom erlitt zwar tatsächlich verheerende Verluste, allerdings muss man mehrere Punkte bedenken:
- Rom verfügte zur Zeit des 2. Punischen Krieges bereits über eine beachtliche demographische Basis. Römer lebten ja nicht nur in Rom und seiner Umgebung, sondern auch in römischen Kolonien in ganz Italien, außerdem hatte es bereits Bürgerrechtsverleihungen gegeben. 225 v. Chr. konnten Römer und Campanier dem zeitgenössischen Historiker Quintus Fabius Pictor zufolge zusammen 269.200 Fußsoldaten und 26.600 Reiter aufstellen.
- Der Krieg dauerte lang genug, dass bereits die nächste Generation heranwuchs: Wer zur Zeit der großen Niederlagen 218-216 noch ein Kind war (und eventuell seinen Vater verlor), war zur Zeit der Invasion in Afrika 204-201 bereits selbst wehrfähig. In der Zeit dazwischen wurden größere Schlachten (abgesehen von der Vernichtung von Hasdrubals Heer) im Wesentlichen nur in Spanien geschlagen.
- Außerdem waren auch die Bundesgenossen (soweit sie nicht abgefallen waren) zur Stellung von Truppen verpflichtet.
- Dass auf außerordentliche Maßnahmen zurückgegriffen wurde, wurde bereits erwähnt.
 
Frische Rekruten zu "finden" ist eine Sache.
Interessanter wäre die Frage der Waffen und vor allem Ausrüstung wie Helme etc.:
Dazu mussten Werkstätten mit entsprechender Kapazität vorhanden sein.
Noch spannender: Pferde. Da reicht es nicht einmal, eine genügende Anzahl zu haben, diese brauchen auch eine Ausbildung/Gewöhnung an den Militärdienst, mehr noch als die Rekruten.

Gruß, muheijo
 
Danke für eure Antworten. Die Sache ist mir nun etwas klarer. Könnt ihr mir auch Literatur zum Thema empfehlen?
 
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