8. Mai - Tag der Befreiung in der DDR

Johnnie-Rico

Neues Mitglied
Grüße,

wieder einmal könnte ich eure Hilfe gebrauchen. Ich arbeite zur Zeit an einem Vortrag in einem Seminar zur politischen Symbolik. Das Thema lautet: "Gedenken in der DDR"

Das Seminar befasst sich mit den politischen Konzepten hinter der Erinnerungskultur. Das der Bereich Shoah in der DDR von jemand anderem bearbeitet wird, werde ich mich mit dem Gedenken an den Krieg/ Kriegstote und der Niederlage/ Befreiung befassen. Hierfür werde ich vor allem auf den 8. Mai eingehen.

1. Kennt ihr gute Links, Aufsätze usw. die sich mit dem 8. Mai in der DDR befassen? Also dem Konzept dahinter, der Umsetzung, politischer Inzenierung usw?

2. In diese Fragestellung fallen ja auch Mahnmale und Gedenkstätten. Ich dachte vor allem an das sowjetische Ehrenmal in Treptow oder das Mahnmal der Opfer des Faschismus in Berlin. Kennt ihr weitere?

3. Wisst ihr, inwieweit in der DDR auch den gefallenen Soldaten der Wehrmacht gedacht wurde? Dazu hab ich bis jetzt wenig gefunden.

Danke schon mal und liebe Grüße,
Johnnie
 
zu 2. Sowas gab es fast in jeder Stadt.

Meißen ? Wikipedia

zu 3. Staatlicherseits m.W. nicht.

Die einzigen mir bekannten Wehrmachtssoldaten, die in der Öffentlichkeit positiv erwähnt wurden, waren keine Gefallene, sondern Paulus und der Stadtkommand von Greifswald, Rudolf Petershagen, der die Stadt der Roten Armee kampflos überließ.
 
1. Kennt ihr gute Links, Aufsätze usw. die sich mit dem 8. Mai in der DDR befassen? Also dem Konzept dahinter, der Umsetzung, politischer Inzenierung usw?
siehe hier:
Tag der Befreiung ? Wikipedia

2. In diese Fragestellung fallen ja auch Mahnmale und Gedenkstätten. Ich dachte vor allem an das sowjetische Ehrenmal in Treptow oder das Mahnmal der Opfer des Faschismus in Berlin. Kennt ihr weitere?
In jedem Ort gab es Mahn- und Gedenkstätten für Kommunisten - meist für Kommunistenführer wie Ernst Thälmann oder Rosa Luxemburg u. a. oder auch für Kommunisten, die mit dem entsprechenden Ort/Stadt zu tun hatten, sowie auch Gedenkstätten, die an die KZs erinnerten oder Ehrenmale für die Sowjetsoldaten.

3. Wisst ihr, inwieweit in der DDR auch den gefallenen Soldaten der Wehrmacht gedacht wurde? Dazu hab ich bis jetzt wenig gefunden.
Da wüßte ich jetzt kein Beispiel.
Edit:
Das war das eigenartige daran, daß in der DDR der Zweite Weltkrieg immer von der Sichtweise der UdSSR dargestellt wurde, während die Deutschen ja die "Faschisten" waren, die "heimtückisch das friedliebende Volk der SU" überfielen. Andererseits waren es ja z. B. meine eigenen Großeltern, die auf deutscher Seite gekämpft haben. Damit muß man als Kind in der Schule erst mal klar kommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
zu 2.)
Sehr "beliebt" waren Panzermonumente in unzähligen Städten und sogar Dörfern. Einige haben 1989/90 überlebt.

Dazu ein besonderes Highlight: am 9. März 1980 wurde das sowjetische Panzermonument in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) aus Protest gegen den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan Opfer eines Sprengstoffanschlags.

Zitat Kneifel:
Der reale Sozialismus hat es geschafft, einen Bücherwurm zum Terroristen zu machen.

Der sich nicht fügen wollte - Kölner Stadt-Anzeiger
 
Grüße,

vielen Danl schon mal.

Noch mal zum 8. Mai: Weiß jemand, was genau für Veranstaltungen dort geschahen? Gab es berühmte Reden usw.? Bekannte Aufmärsche?

Zu den Denkmälern: für tote Kommunisten und Sowjetsoldaten gabs ja wirklich viele. Werde wohl das in Treptow nehmen, das fand ich als Kind immer Klasse.


@Barbarossa: Dieses Paradoxon lag im Antifaschismus der DDR begründet. Als erster antifaschistischer Staat auf deutschem Boden war man ja das "bessere Deutschland" und hatte mit dem Krieg nichts zu tun.
Im Widerspruch hierzu stellte sich ja die NVA ganz bewusst in die deutsche Militärtradition, im Gegensatz zur BW. Ist schon verwirrend.
Mein Opa konnte mir als Kind auch nie klar machen, warum er sein Leben lang in der NVA war, aber im Krieg bei der Wehrmacht.
 
Zum 8. Mai gab es in der Regel an den örtlichen Mahnmalen Gedenk-
veranstaltungen.

Das konnte sehr verschieden ausfallen- je nachdem was man am Ort an
"sozialistischen " Kultstätten errichtet hatte.
Von Grabmalen für verstorbene russische Kriegsgefangene, über solche
für KZ-Häftlinge , solche für kommunistische Widerstandskämpfer
bis hin zu den grossen Erinnerungsstätten ( Treptow , Seelower Höhen,
KZ ua. )

Meist waren es Kranzniederlegungen mit kurzen Reden örtlicher Partei -
oder Staatsfunktionäre , also Vorsitzende der Bezirks/Kreisleitungen der
SED oder Vorsitzende der Räte des Bezirkes / Kreis.
Garniert mit einer Handvoll Soldaten in Uniform ( meist nicht NVA , sondern
Bereitschaftspolizei oder MfS-Wachtruppe ) , Pionieren , FDJ-lern usw.
Fall russische Garnisionen am Ort waren , nahmen eine Menge deren
Offiziere teil.
Übrigens fast der einzige Tag , an dem man einmal MfS - Offiziere in Uniform zu Gesicht bekam !

Danach gab es natürlich ein " Prassnik " - sprich eine Festivität mit schwerem Besäufnis - natürlich nichtöffentlich.....
 
Das war das eigenartige daran, daß in der DDR der Zweite Weltkrieg immer von der Sichtweise der UdSSR dargestellt wurde, während die Deutschen ja die "Faschisten" waren, die "heimtückisch das friedliebende Volk der SU" überfielen. Andererseits waren es ja z. B. meine eigenen Großeltern, die auf deutscher Seite gekämpft haben. Damit muß man als Kind in der Schule erst mal klar kommen.


Na so ungewöhnlich war das nicht, da das Bild vom Klassenfeind der Faschismus darstellte. Somit DDR sozialistisch, der Feind, die BRD faschistisch, somit war natürlich auch alles negativ im Zusammenhang mit dem Faschismus, sonst passt ja dieses Weltbild nicht zusammen.

Aber soweit ich informiert bin, wurden nicht nur keine Denkmäler für Gefallene Deutschen Soldaten des 2. WK errichtet, sondern auch solche, die noch an Gefallene Soldaten bis zurück zum 1870/71ger Krieg zurück reichen entfernt und vernichtet.

Die DDR stellte einen neuen deutschen Staat dar, der nichts mehr mit der revanchistischen Vergangenheit zu tun haben wollte. Somit sollte auch nicht daran erinnern, schon gar nicht ein Personenkult. Dieser war jetzt für die neuen Helden reserviert.
Einzig die Art und weise einer Diktatur zu führen und die Bevölkerung zu unterdrücken, sowie der preußische Drill im Militär wurden übernommen.

Was für ein Widerspruch eigentlich...
 
Zumindestens in Berlin gab und gibt es die Neue Wache mitdem Grabmal des unbekannten Soldaten. Damit dürften nicht nur die "Befreier" sondern alle Soldaten gemeint sein.

Grabmal des unbekannten Soldaten ? Wikipedia


Danach gab es natürlich ein " Prassnik " - sprich
eine Festivität mit schwerem Besäufnis - natürlich nichtöffentlich.....

OT: Prasdnik - ist das russische Wort für Feiertag und/oder Fest.
Das an Feiertagen manchmal bis zur "Besinnungslosigkeit" ist leider nicht auf den ehemaligen Ostblock beschränkbar aber wird doch unweigerlich mit diesem assoziiert.
 
Noch mal zum 8. Mai: Weiß jemand, was genau für Veranstaltungen dort geschahen? Gab es berühmte Reden usw.? Bekannte Aufmärsche?

Von 1950-1966 war der 8. Mai gesetzlicher Feiertag in der DDR. Sowie in den Jahren 1975 und 1985.
Große Reden oder Demos fallen mir nicht ein. Allerdings habe ich Manifeste entdeckt.
Ich hab das von 1965 herausgekramt.
1950 gab es einen Aufruf an das DDR-Volk, in den Reihen der Nationalen Front für die Einheit Deutschlands, einen gerechten Friedensvertrag und feste Freundschaft mit der Sowjetunion zu kämpfen.
 
Von 1950-1966 war der 8. Mai gesetzlicher Feiertag in der DDR. Sowie in den Jahren 1975 und 1985.
Große Reden oder Demos fallen mir nicht ein. Allerdings habe ich Manifeste entdeckt.
Ich hab das von 1965 herausgekramt.
1950 gab es einen Aufruf an das DDR-Volk, in den Reihen der Nationalen Front für die Einheit Deutschlands, einen gerechten Friedensvertrag und feste Freundschaft mit der Sowjetunion zu kämpfen.


Das ist richtig. Es war kein offizieller Feiertag mehr.
Es blieb allerdings ein wichtiger Gedenktag und es wurde medial
( Zeitung , TV) jedesmal gross aufgemacht - wie auch jedesmal der
22.6. zB. ( Überfall auf die SU ).
Und diese Gedenken wurden auch in den 80ern durchgeführt -
natürlich war das nicht wie der 1. Mai.

Fiel der 8.Mai als Feiertag weg , wie andere Feiertage wegen der
Aufgabe des Samstag als Arbeitstag ? Weiss ich gerade nicht mehr.
 
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