Quintus Fabius schrieb:
... Eine klassische Deutung ist die: das sich in Norddeutschland einwandernde Stämme (diverser Herkunft) mit der einheimischen Megalithkultur vermischt hätten und das aus dieser Mischung die Germanen enstanden seien. Von dort hätten sie dann Skandinavien besiedelt, und die dort lebende Finno-Ugrische Bevölkerung verdrängt.
Dazu passt aber das Fundgut überhaupt nicht und auch andere Methoden z.B. aus der Linguistik lassen da massive Zweifel aufkommen.
Prinzipiell kann man von einem sehr großen Anteil schon ansässiger Elemente ausgehen und das sich die Norgermanen als Gruppe aus diesen von selbst heraus entwickelt haben und dies unter einer kulturellen und sprachlichen Beeinflußung von Süden her wobei die Unterscheidung Kelten – Germanen zu diesem Zeitpunkt so noch gar nicht getroffen werden kann.
Die Nordgermanen haben sich also als Volksgruppe vor Ort aus den vorhandenen Stämmen und Völkern von selbst gebildet im Rahmen der allgemeinen Veränderung und Weiterentwicklung der einheimischen Kulturen unter massiver kultureller Beeinflußung aus Norddeutschland aber ohne größere Einwanderung von dort.
Ein Blick in meinen Geschichtsatlas auf die Karte "Ausgehende Jungsteinzeit, 20. - 19. Jahrhundert v. Chr." (ausgehende Jungsteinzeit = Kupferzeit) zeigt die Ausbreitung der Großsteingräberkultur von Westen her kommend in Europa, Norddeutschland, sowie in Dänemark und an den Küsten Schwedens.
Diese Großsteingräberkultur war wohl die, im 2. Jahrtausend v. Chr. ansässige Bevölkerung. Sie betrieb Ackerbau, wohnte in Langhäusern und nutzte Grubenhäuschen, in geringer Distanz entlang der Langseiten der Häuser errichet, für Vorratshaltung, als Spinnstuben und als Werkstätten. Das alles wurde von den späteren Germanen komplett übernommen.
Dieselbe Karte zeigt aber auch die Ausbreitung der Streitaxtkultur, die von Osten her kommend ebenfalls im 2. Jahrtausend v. Chr. stattfand, sie überdeckte Deutschland (bis an den Rhein), überdeckte Dänemark, und die Küsten Schwedens, überschnitt sich dort also mit der Großsteingräberkultur.
Die Streitaxtkultur wird mit der Wanderung der indogermanischen Hirtenvölkern in Verbindung gebracht. Sie kannten Wagen, Streitaxt, Pfeil und Bogen, Pferde, Rinder, Schafe, Ziegen und Geflügel. Sie war patriarchalisch, in Sippen organisiert. Sie kannte drei Stände: Priester, Krieger und Hirten, Auch all dies fand sich, z. T. in abgewandelter Form, bei den späteren Germanen wieder.
Nur werden die körperbaulichen Merkmale der Großsteingräber-Leute als rundschädlig, kräftig-gedrungen, beschrieben. Diese also von eher geringer Körpergrösse waren. Während die Streitaxt-Leute als langschädlig, schlank-hochgewachsen beschrieben werden.
In Norddeutschland hatte sich daraus von etwa 2.000 v. Chr. bis 1.400 v. Chr ein Körperbautyp entwickelt, der langschädlig, hochgewachsen, - und kräftig war; eben die Germanen.
Nach meiner Karte, waren die Vorraussetzungen in Dänemark, und Schweden dieselben. Das Ergebnis war, wenn meine Vorstellungen vom Erscheinungsbild eines Wikingers zutreffen, ebenfalls verblüffend ähnlich. Und, - die Wikinger sprachen eine germanische Sprache -, genau wie ihre südlichen Nachbarn.
Ob sich die Wikinger nach der Jungsteinzeit aus der ansässigen Bevölkerung entwickelt haben, oder ob sie aus eingewanderten Germanen entstanden sind, ist letzlich unerheblich, denn die ansässige Bevölkerung bestand zu diesem Zeitpunkt aus den gleichen Komponenten aus denen auch die Germanen entstanden.