Ägypten und das Inzest-Tabu

Vorweg: Ich habe keine Ahnung vom Thema!
Aber man kann ja mal Überlegungen anstellen. Wann werden Dinge thematisiert? I.d.R. dann, wenn man sie für annormal, abartig, problembelastet hält. Sprich: Wenn es für die Ägypter normal war, nahverwandtschaftliche Beziehungen einzugehen, werden wir wenig literarische Quellen aus der Innenperspektive finden, die das erzählen. Die römische Perspektive auf die ägyptischen Provinzialen kann aber durchaus eine Außenperspektive sein, die je nach Quellengattung mehr oder weniger aussagekräftig/plausibel ist.
Handelt es sich um eine Zuschreibung von Personen, die nie in Ägypten waren oder um z.B. juristische Quellen?

Beweisen ließe sich der Inzest im Prinzip nur über DNA-Abgleiche.
 
Die römische Perspektive auf die ägyptischen Provinzialen kann aber durchaus eine Außenperspektive sein, die je nach Quellengattung mehr oder weniger aussagekräftig/plausibel ist.

Was aber auch möglich ist, dass man andere Kulturen als möglichst aufregend und fremd darstellen möchte. Sog. "Exotismus". Muss nicht mal zwangsläufig verächtlich gemeint sein.
Wobei ich das ebenfalls nicht 100% ausschließen würde.

Inzesttabu ist eine starke Empfindung im Menschen und es systematisch zu verletzten...

Es ist sicherlich kein Zufall, dass zur Charakterisierung des "Rednicks" auch eine inzestuöse Familiengeschichte gehört. Um ein Beispiel aus der Jetztzeit aufzugreifen, in der Stadtbewohner auf die Leute vom Lande herabsehen.

El Quijote schrieb:
Beweisen ließe sich der Inzest im Prinzip nur über DNA-Abgleiche.

Gibt es dazu was?
 
Was aber auch möglich ist, dass man andere Kulturen als möglichst aufregend und fremd darstellen möchte. Sog. "Exotismus". Muss nicht mal zwangsläufig verächtlich gemeint sein.
Richtig. Ändert aber nichts an der grundsätzlichen Problematik, dass Quellen aus der Innenperspektive wohl eher nicht literarischen Charakter sind (aber durchaus z.B. juristische Quellen hier etwas ergeben können), wohingegen Quellen aus der Außenperspektive mit Vorsicht zu genießen sind, weil Zuschreibungen. (Zuschreibungen? Man erinnere sich an
Gloria von Thurn und Taxis: "weil der Schwarze gerne schnackselt" <- das ist eine Zuschreibung).
 
Dass die Pharaonen inzestuös waren, war mir bekannt, aber die einfachen Ägypter? Gibt es dafür Quellen und Beweise?

Ja, es gibt Quellen, und zwar Papyrusurkunden (Steuererklärungen, Eheverträge), in denen Geschwisterehen belegt sind:

Egon Weiß, Endogamie und Exogamie im römischen Kaiserreich, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Romanistische Abteilung 29 (1908)

https://ia600708.us.archive.org/view_archive.php?archive=/22/items/crossref-pre-1909-scholarly-works/10.7767%2Fzrgra.1895.16.1.1.zip&file=10.7767%2Fzrgra.1908.29.1.340.pdf
 
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Geschwisterehen kamen unter den Pharaonen zwar vor, sie waren die meiste Zeit aber keineswegs der Regelfall. Erst unter der letzten Dynastie, den Ptolemaiern, wurden sie recht häufig.
 
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