Alexander der Große und der Indien-Feldzug des Dionysos

alenga

Mitglied
Wollte mich nach gaaanz langer Zeit mal wieder zu Wort melden.

Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass der Mythos um den Indien-Feldzug des Dionysos erst nach Alexander dem Großen entstanden sein soll und Alexanders Indien-Feldzug als Vorlage diente.

Stimmt das? Oder ist es doch umgekehrt und Alexander war der Mythos vom Iniden-Feldzug des Dionysos bekannt?

Und welche antiken Quellen berichten vom Indien-Feldzug des Dionysos?

Ich bin gespannt, ob ihr mir helfen könnt.

Liebe Grüße!
 
Als Quellen dieser Indien-Reise erscheinen bei Ranke-Graves Pausanias, Theophilos, Strabon, Diodorus Siculus, Philostratus - alles Leute, die nach Alexander gelebt haben. Aber auch Euripides, Bakchen! Und der konnte von Alexanders Feldzug nun wirklich nichts gehört haben.

Ich zitiere mal die Zeilen aus den Bakchen, die hier relevant sind. Dionysos selbst spricht davon, wo er schon überall war:

Von den Gefilden Lydiens und Phrygiens,
die reich an Schätzen, über die besonnte Flur
der Perser, Baktras Mauern, durch das rauhe Land
der Meder, das gesegnete Arabien
und durch ganz Asien, das längs der Salzflut sich
erstreckt mit hochgetürmten Städten voller Volk,

...wobei von Indien allerdings nicht die Rede ist ^^

<spekulation on>
Ich würde also vermuten, dass man den ursprünglichen Mythos, in dem wschl das Wort "Asien" vorkam, einfach erweitert hatte und damit unproblematisch Indien mit einbeziehen konnte.
<spekulation off>
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Quellen dieser Indien-Reise erscheinen bei Ranke-Graves Pausanias, Theophilos, Strabon, Diodorus Siculus, Philostratus - alles Leute, die nach Alexander gelebt haben. Aber auch Euripides, Bakchen! Und der konnte von Alexanders Feldzug nun wirklich nichts gehört haben. [...] wobei von Indien allerdings nicht die Rede ist

genau, die bei Ranke-Graves genannt, lebten alle nach Alexander:
Pausanias = 2.Jh.n.Chr
Theophilos, da hab ich mehrere gefunden, aber alle die ich gefunden habe, lebt n.Chr.
Strabon zur Zeitenwende
Diodor 1.Jh.v.Chr.
Philostratus 2.Jh.nChr.

Und dass Euripides (5.Jh.v.Chr) Indien in seiner recht detailierten Aufzählung eben nicht explizit erwähnt, die späteren Autoren aber derwohl, könnte umgekehr die These sogar unterstreichen, dass der Indienfeldzug erst nach Alexander dem Dionysos angedichtet wurde. Oder?
 
Aus dem DNP, Indien:
"Ein beliebtes Thema [der röm. kaiserzeitlichen Literatur], urspr. Teil der Alexandergeschichte, waren auch die angeblichen I.-Feldzüge des Herakles und besonders des Dionysos."
 
Theophilos, da hab ich mehrere gefunden, aber alle die ich gefunden habe, lebt n.Chr.
Diese Quelle wird bei Plutarch Über Flüsse zitiert, leider habe ich keinen Text und kann auf die Schnelle auch keinen im Netz finden (der Mann, ich meine Plutarch, hat auch wirklich über alles geschrieben und meist Überflüssiges ;) ).

...könnte umgekehr die These sogar unterstreichen, dass der Indienfeldzug erst nach Alexander dem Dionysos angedichtet wurde. Oder?
Genau das meine ich auch. Aber ich bin kein Experte in dieser Frage und habe mich da bloß an R.-G. gehalten. Ich zitiere mal den Abschnitt, wo R-G die Indien-Reise behandelt, das ist wohl eine Art Kompilation all dieser Quellen:

Dann wandte er sich ostwärts und brach nach Indien auf. Am Euphrat stellte sich ihm der König von Damaskus entgegen. Er wurde bei lebendigem Leibe geschunden. Dionysos baute aus Efeu und Weinranken eine Brücke über den Fluß. Dann half ihm ein Tiger, den sein Vater Zeus ihm gesandt hatte, den Fiuß Tigris zu überschreiten. Er erreichte Indien, nachdem er unterwegs viel Widerstand überwunden hatte, und eroberte das ganze Land. Er lehrte überall die Kunst des Weinbaus, schuf neue Gesetze und gründete große Städte.

Das mit den Städtegründungen usw, klingt doch sehr nach Alexander. Und soll der nicht auch so viel gesoffen haben, so mit Weinsaufwettbewerb, wo einige Leute umgekommen sind? Alexander als der personifizerte Dionysos, nuja.

Eine Quelle habe ich noch vergessen: Arrian, Indica; war das nicht der mit Epiktet? Mal gugge: ja doch, aber den Historikern wohl eher bekannt als Alexander-Biograph. Mir eher als Epiktet-Mitschreiber. Auf jeden Fall 2. Jh nach Chr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bin da auch gerade drauf gestoßen bzw. habe mich dran gestoßen, im Zusammenhang mit dem dionysischen Festzug des Ptolemaios II. in Alexandria, wo auch eine Rückkehr des Dionysos aus Indien, wie sie später in der Dionysiaka beschrieben wird, dargestellt war. Was macht ein griechischer Gott wie Dionysos in Indien und das vor allem vor Alexander, waren vor Alexander denn schon irgendwelche Griechen in Indien, könnte das eine Art Erinnerung daran sein? Auch wenn es sicherlich wahrscheinlicher ist, was Eumolp sagt, dass es sich hierbei um eine Art Anachronismus handelt und Alexander im Hellenismus im Nachhinein irgendwie mit dem Gott Dionysos gleichgesetzt wurde.
 
Aber auch Euripides, Bakchen! Und der konnte von Alexanders Feldzug nun wirklich nichts gehört haben.

Ich zitiere mal die Zeilen aus den Bakchen, die hier relevant sind. Dionysos selbst spricht davon, wo er schon überall war:



...wobei von Indien allerdings nicht die Rede ist ^^

<spekulation on>
Ich würde also vermuten, dass man den ursprünglichen Mythos, in dem wschl das Wort "Asien" vorkam, einfach erweitert hatte und damit unproblematisch Indien mit einbeziehen konnte.
<spekulation off>

Bin da auch gerade drauf gestoßen bzw. habe mich dran gestoßen, im Zusammenhang mit dem dionysischen Festzug des Ptolemaios II. in Alexandria, wo auch eine Rückkehr des Dionysos aus Indien, wie sie später in der Dionysiaka beschrieben wird, dargestellt war. Was macht ein griechischer Gott wie Dionysos in Indien und das vor allem vor Alexander, waren vor Alexander denn schon irgendwelche Griechen in Indien, könnte das eine Art Erinnerung daran sein? Auch wenn es sicherlich wahrscheinlicher ist, was Eumolp sagt, dass es sich hierbei um eine Art Anachronismus handelt und Alexander im Hellenismus im Nachhinein irgendwie mit dem Gott Dionysos gleichgesetzt wurde.

Für die Griechen war Asia das, was wir - seit Plinius den Asienbegriff erweitert hat und das alte Asien als Asia Minor bezeichnete - als Kleinasien kennen, das Kernland der heutigen Türkei. Also zu meinen Indien sei ein Teil von Asien, ist vor Plinius ein Anachronismus.
 
Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Zumindest Strabon bezeichnete mit "Asia" ebenfalls bereits den gesamten Kontinent. Am Beginn des 15. Buches rechnete er ausdrücklich auch Indien dazu.
Bei den Römern verstand zumindest Sallust unter "Asia" bereits den ganzen Kontinent (Iugurthinischer Krieg 17).
 
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