Rüdiger schrieb:
da weiß man eventuell mehr darüber(?)
Philister,(hebräisch pelistim; LXX Philistieím, Gn 10,14 u.ö.; Allóphyloi, 1 Chr 14,10 u.ö.; Vulgata Philistim). Im AT die Bewohner einer Pentapolis mit den Städten Gaza, Askalon, Asdod, Ekron und Gat in der südl. Küstenebene östl. des Mittelmeeres ( Palaestina). Zum ersten Mal bezeugt sind sie als prst/pw-rs-ss-t im Zusammenhang einer See- und Landschlacht 1177 v.Chr. in Inschr. und Reliefs des Totentempels Ramses' III. in Madinat Habu (Theben-West) neben anderen Gruppen der sog. Seevölker. Seit Mitte des 12. Jh. v.Chr. gründeten die Ph. neue Orte und suchten die Macht über Teile des gebirgigen Hinterlandes. »Israel« war zunächst unterlegen (1 Sam 4-6), dann aber unter Saul vorübergehend (1 Sam 13 f.) und unter David dauerhaft (2 Sam 5,17-25; 8,1) mil. erfolgreich. Nach assyr. Quellen schlugen die Assyrer im 8. Jh. v. Chr. wiederholt Aufstände im Ph.-Land (piliha) nieder und machten 711 v.Chr. das Land zur assyr. Prov. Mit den babylonischen Eroberungen (vgl. Jer 47,1) verlieren sich die Spuren selbständiger Ph.-Städte.
Ausgrabungen haben eine vielfältige materielle Kultur erschlossen, aber leider kaum Sprachzeugnisse erbracht. Die sog. Ph.-Keramik mit schwarzer und roter Dekoration auf weißem Untergrund ist seit Mitte des 12.Jh.v.Chr. belegt. Sie stellt eine Weiterführung der feineren Myk. IIIC:ib-Ware dar, die vor Ort gefertigt wurde, als das internationale Wirtschaftssystem kollabierte und keine Myk. IIIB-Importware mehr zur Verfügung stand. Für Form und Dekoration, bei der geom. Muster sowie stilisierte Vögel und Fische vorherrschen, lassen sich auch äg., kanaanäische und zyprische Vorbilder erkennen. Stadtplanung und Architektur weisen z. T. nach Zypern, stehen aber auch in Kontinuität zur autochthonen spät-brz. Kultur. Die Ph. beherrschten das Metallhandwerk, haben aber weder die Eisenproduktion erfunden noch gegenüber Israel monopolisiert (vgl. 1 Sam 13,19-22).
Über die Rel. ist wenig bekannt. Die Götter Dagon (1 Sam 5,1 f.) und Baal Zebub (2 Kg 1,1 ff.) sowie die Göttinnen Astarte (1 Sam 31,10) und die inschr. erwähnte Aschera stehen in einem allg. vorderorientalischen Kontext, weibliche Figurinen und Götterstatuen haben Parallelen in Funden aus Zypern.
Von verheerenden Eroberungszügen der Ph. im Zusammenhang eines Seevölkersturms kann keine Rede sein. Sie haben die polit. und wirtschaftl. labile Situation beim Übergang von der Spät-Brz. zur Eisenzeit nicht hervorgerufen, sondern ausgenutzt. Ihre materiellen Relikte in der südl. Küstenebene haben allochthone Wurzeln, die Mischkultur verhindert jedoch eine ethnische Deutung. Eine oft vertretene Herkunft der Ph. aus der Ägäis (vgl. Am 9,7) bleibt eine Vermutung.
(Der Neue Pauly)