... doch das war eben manchmal, wie gesagt, nicht möglich und so gab es tatsächlich auch kindergärten, die kirchlich oder privat gegründet waren, aber dann teilweise vom ns-regime übernommen wurden ... die restlichen kirchlichen und privaten kindergärten wurden dann bis mitte der 30-er geschlossen und verboten ...
Das ist so nicht korrekt. Schließungen von Kindergärten dürften eher die Ausnahme gewesen sein. Außerdem gab es im ländlichen Bereich zumindest im Süden Deutschlands kaum kommunale sondern überwiegend Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft.
Der
richtig braune Sumpf bei der Durchsetzung nationalsozialistischer Erziehungsziele war da nicht durchsetzbar.
Hier noch ein paar Anmerkungen und Beispiele:
Beispiel Bayern:
Die nationalsozialistische Diktatur (1933 – 1945) gefährdet die Kindergärten in Deutschland organisatorisch wie inhaltlich. Kindergärten freier Träger werden von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übernommen.
Durch Vereinbarungen mit den Kirchen sind die konfessionellen Kindergärten anfangs nicht betroffen. In den ersten Jahren der NS-Diktatur entstehen sogar zahlreiche neue konfessionelle Einrichtungen.
Gleichschaltung
Ab 1936 beansprucht die NSV dann die alleinige Trägerschaft und will dadurch die plurale Vielfalt beseitigen. Ziel der „Gleichschaltung“ ist die Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie bereits in der frühkindlichen Erziehung.
Den beiden großen Kirchen gelingt es in zähen Verhandlungen, den Bestand an Einrichtungen weitgehend zu bewahren. So kann die NSV nur ein Drittel der konfessionellen Kindergärten übernehmen
Mit dem Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie verändert sich die Arbeit im Kindergarten:
blindes Gefolgschaftsdenken und Gehorsam statt individualisierender Erziehung
Bildungsförderung der Kinder wird zur nachrangigen Aufgabe
Hauptziele der Förderung werden Gesundheitserziehung, Gymnastik und Sport
Das Thema „Krieg“ dringt auch in die Kindergärten. Der Luftkrieg verwischt die Grenzen zwischen Heimat und Front. Die unmittelbare Erfahrung von Tod und Zerstörung beeinflusst das Spiel der Kinder.
www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung/ausstellung/panele.pdf
Beispiel Leipzig:
In der NS-Zeit markieren drei Phasen der Gleichschaltung der freien (konfessionelle Vereine) und öffentlichen Träger (Jugend- bzw. Wohlfahrtsamt):
"Erste Phase der Gleichschaltung 1933-1935"
"Kriegsvorbereitung und endgültige Gleichschaltung der konfessionellen Kindergärten 1936-1941"
"Kindergärten und Kindergartenerziehung im Totalen Krieg 1942-1945".
Deutlich werden die unterschiedlichen Interessen: der Stadt, des Wohlfahrtsamtes (Jugendamt), der freien Trägervereine, der Deutschen Hilfe e. V. (Parteiorganisation), der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Sie betrafen Eigentumsrechte, Trägerschaft, Ausrichtung der erzieherischen Arbeit und Aus- und Weiterbildung (politische Schulung). Von handstreichartiger Übernahme und Gleichschaltung kann da nicht die Rede sein. Bei allen Erfolgen, welche die nationalsozialistischen Statthalter in Leipzig zu verbuchen hatten, gab es auch Widerstände, von den freien Vereinen nicht nur, sondern auch von der Stadt.
http://www.klinkhardt.de/ewr/78411532.html
Der nationalsozialistische Kindergarten stellte das "gesunde und arische Kind" in den Mittelpunkt seiner Erziehung. So schrieb die Leiterin eines Kindergartens des Münchner Stadtteils Pasing in einem Rechenschaftsbericht an die Gauleitung von München-Oberbayern:
"Jüdischen und erbkranken Kindern gilt in unserem Kindergarten nicht unsere Fürsorge, sondern den gesunden, tüchtigen und wertvollen deutschen Kindern. Ihnen soll der Kindergarten zur Blutsheimat werden. Somit ist unsere Arbeit Dienst am Kinde und damit zugleich Dienst an deutscher Familie und am deutschen Volk. Darum hüten und fördern wir: Ordnung, Zuverlässigkeit, Pflichttreue, äußere und innere Sauberkeit, Gewissenhaftigkeit, Sinn für Wagemut und eine gewisse Härte."
Ein wirkungsvolles Mittel, dem NS-Staat die Loyalität seiner Untertanen zu sichern, war der Aufbau einer emotionalen Bindung an Adolf Hitler. Bilder vom "Onkel Führer", die zu bestimmten Fest- und Feiertagen von den Kindern geschmückt wurden, sorgten für die allgegenwärtige Präsenz dieser moralischen Instanz. Diese wurde noch zusätzlich verstärkt durch nationalsozialistische Lieder, durch gebetsähnliche Verse und Sprüche, durch Bilderbücher und Märchen, durch (unwahre) Erzählungen über das Leben Adolf Hitlers und seinem Aufstieg zum Führer des deutschen Volkes, durch die Thematik der Spiele u.a.m. Nachstehender Wochenplan aus dem Jahre 1941 veranschaulicht die Instrumentalisierung der Kindergartenkinder:
"Beschäftigungen in der zweiten Märzhälfte des Jahres 1941
Montag
Bilderbuchbetrachtung: 'Eine wahre Geschichte'. Wir erzählen den Kindern vom Leben im Schützengraben.
Dienstag
Bewegungsspiele und -übungen unter Berücksichtigung der klimatorischen Faktoren Licht, Sonne, Luft und Wasser.
Die Kinder basteln Flugzeuge aus Kartonpapier (Bemalung in den Nationalfarben oder Buntpapierverzierung belebt das gebastelte Flugzeug).
Mittwoch
Wir betrachten die Tageszeitung: Die Kinder hören vom Leben unserer tapferen Soldaten an der Front. Sie sehen Bilder vom Kriegsschauplatz.
Die Kinder werden zum Spiel angeleitet: 'Startende Kampfflugzeuge'
Gemeinsam lernen wir:
Lieber Führer!
So, wie Vater und Mutter lieben wir dich.
So, wie wir ihnen gehören, gehören wir dir.
So, wie wir ihnen gehorchen, gehorchen wir dir.
Nimm unsere Liebe und Treue, Führer, zu dir.
Donnerstag
Was erlebt alles eine Feldpostkarte?
Wir vertiefen: Schwarz, weiß, rot, das sind unsere Farben.
Bewegungsspiele und -übungen: Wir sind kleine Soldaten und kämpfen für den Sieg Deutschlands.
Freitag
Märchen: 'Das tapfere Schneiderlein' (den Kindern werden die jüdischen Merkmale des Schneiderleins deutlich veranschaulicht).
Wir singen, musizieren und grüßen uns deutsch nach dem Lied 'Der General Bumbum':
Der General Bumbum, der reitet alles um.
Sein Streitroß ist von Leder, papiernen Hut und Feder,
Sein Säbel ist von Holz, er selber kühn und stolz.
Dort kommt er an mit Schnaufen.
Kam´rad nun laß uns laufen,
sonst bringt er uns noch um,
der General Bumbum!"
Mit großem Aufwand feierte man die völkischen Fest- und Gedenktage mit dem Ziel: zur Förderung der "blutgebundenen Gläubigkeit" und anderer "deutscheigenen Tugenden".
Wie sah nun eine "völkische Feier" in der Praxis aus? Hilde Murschhauser, Kindergärtnerin am Seminarkindergarten der Stadt München, berichtete über dem Verlauf der Feier zum 9. November, jenen Tag im Jahre 1923, als Adolf Hitlers Putschversuch mit Marsch auf die Münchener Feldherrnhalle scheiterte:
"Auch die kleine Schar vom Kindergarten durfte den 9. November feiern und erleben. Noch begeisterter als sonst kamen die Kinder als Hitlerjungen und Hitlermädchen in den Kindergarten; noch strammer als sonst grüßten sie 'Heil Hitler!' Schon die erste Stunde im Kindergarten brachten etwas Besonderes. Aus schönem roten Drachenpapier durfte jedes Kind ein Hakenkreuzfähnchen arbeiten. Wie schafften die Kleinen mit Begeisterung, wie regten sich die Hände, und welcher Stolz dann auf die Fahne! Jedes Spielzeug, jede Puppe blieb im Kasten, ganz von selbst; eine andere Stimmung war im Kindergarten - feierlich und fast ernst. Brachten sie die Hitlerjungen und Hitlermädchen mit? Haben es die Fähnchen gemacht? Es war eben 9. November!
Wir saßen alle beisammen vor unserer schönen Hitlerecke. Die willensstarken, gütigen Augen des Führers blickten auf uns. Und viele große, fragende Kinderaugen schauten hinauf zum Bild. Es war ein feierlicher Augenblick, als ich einen frischen Lorbeerkranz unter das Bild des Führers hängte. Ein ganz besonderes tüchtiges Kind, ein schneidiger, kleiner Hitlerjunge, durfte ein Silberband um den Kranz schlingen. Für den Kleinen war das ein großer Augenblick - seine ernsten und doch so freudestrahlenden Augen zeigten das. - Und dann erzählte ich von den Männern, die für uns erschossen worden sind - damit es uns gut gehen möge - damit wir und Deutschland leben mögen; ich erzählte von Hitler, von seinem Kampf, von seinem Mut, von seinen großen Taten. Dann zeigte ich ein Bild von der Feldherrnhalle, vom Mahnmal, von jenem denkwürdigen Platz, den wir Deutsche nie vergessen werden. Und im Zimmer wurde es immer stiller, die Kinderaugen wurden immer größer. Es war so schön und so feierlich ernst bei uns im Kindergarten - gerade vielleicht deshalb, weil man die Herzen der Allerjüngsten so recht füllen kann mit Liebe zum Führer und zum Vaterland.
http://www.kindergartenpaedagogik.de/518.html
Weitere Hinweise über Erziehungsziele enthält diese Arbeit:
Der nationalsozialistische Kindergarten im Zweiten Weltkrieg. Analyse der Zeitschrift Kindergarten in den Jahrgängen 1939, 1941 und 1942
http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pab/18265.html