Altersgrenze für NS-Kindergarten

Beatchen

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Hallöchen ihr lieben,

im zuge eines projektes "vom mädchen zur frau im III. reich" bin ich auf der suche nach informationen zu ns-kindergärten ...

was erziehung und organisation etc. angeht, bin ich im bilde, doch mir fehlen die alter ...
heute geht ein kind ab 2 jahren in den kindergarten (wobei das optional unterschiedlich ist, es gibt sogar kindergärten, die kinder ab einem jahr aufnehmen) ...

doch wie war das im III. reich?
eigentlich sollten die mütter da heim bleiben und sich, bis die tochter 6 jahre alt war, um die erziehung kümmern (danach fühlten sich die jungmädel verantwortlich) doch das war nicht zu realisieren und familien brachten ihre kinder weiterhin in kindergärten (ehem. kirchlich, dann teilweise verstaatlicht), ab wieviel jahren nahmen die die kinder auf? kennt sich da jemand aus? vielleicht gibt es auch jemanden, der aus erfahrungen sprechen kann (informationen von zeitzeugen o.ä.) ich wäre euch sehr dankbar :)

LG euer Beatchen!
 
Die Kinder waren bis zum 10. Lebensjahr in NS Kindergarten. Ab dann waren sie im "Deutschen Jungvolk" oder "Deutschen Jungmädel" organisiert. Vielleicht findest du hier nocht etwas.

Eine Frage, ohne jetzt gross nachgelesen zu haben.
Du schreibst, bis zum 10. Lebensjahr im Kindergarten. Aber da waren doch die Kinder schon in der Schule.
Oder ist die ideologische Schulung ( deutsches Jungvolk), die mit diesem Lebensjahr begann, gemeint?
Oder muss ich mir unter Kindergarten etwas anderes vorstellen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Frage, ohne jetzt gross nachgelesen zu haben.
Du schreibst, bis zum 10. Lebensjahr im Kindergarten. Aber da waren doch die Kinder schon in der Schule.
Oder ist die ideologische Schulung ( deutsches Jungvolk), die mit diesem Lebensjahr begann, gemeint?
Oder muss ich mir unter Kindergarten etwas anderes vorstellen?

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass im Dritten Reich der Kindergarten bis ins 10 Lebensjahr ging.

Hab mal einwenig gegoogelt und folgende Biographie gefunden:

"Peter Härtling wurde am 13. November 1933 in Chemnitz geboren. Sein Vater, Rudolf Härtling (1906-1945), war Rechtsanwalt. Zusammen mit ihm und seiner Mutter, Erika Härtling, geborene Häntzschel (1911-1946) und einer jüngeren Schwester lebte er bis 1941 in Sachsen und dann in Olmütz in Mähren. Ab dem Jahr 1939 besuchte er die Grundschule in Chemnitz bis er im Jahr 1943 auf das Gymnasium in Olmütz wechselte. " (Quelle: http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/del/7562.html)

Dem zufolge wurden die Kinder mit 6 Jahren eingeschult.

@Amicus

Meinst du evt. nicht die Einschulung sondern der Eintritt in die HJ?

Denn im Jungvolk waren die Jungen zwischen 10 - 14 Jahren, in der HJ dann zwischen 14 - 18 Jahren. Im Jungmädelbund waren die Mädchen von 10 - 14 Jahren und beim BDM von 14 - 21 Jahren.
 
Hallo,
es ist schon richtig, nach der NS-Ideologie sollten die Frauen daheim bleiben und Kinder hueten. Als gaenzlich unerwuenschter Nebeneffekt wurde dann durch den Krieg genau das Gegenteil erreicht. Die Frauen traten in Berufe ein, die vorher der Maennerwelt vorbehalten war. Hier ein Beispiel aus meiner Familie:
Mein Grossvater war Soldat. Mein Vater ist 1941 geboren. Ende 1942 wurde meine Grossmutter bei der "Deutschen Reichsbahn" dienstverpflichtet. Mein Grossvater hat dann dagegen geklagt, denn dieser liess sich zu seinen Lebzeiten auch von einer Nazi-Regierung nicht einschuechtern. Er hat vor Gericht argumentiert, dass diese Situation ein Unding sei, das Kind koenne sich ja zuhause wohl kaum alleine versorgen. Die Reichsbahn hat argumentiert, meine Oma sei dort "unabkoemmlich".
Das Gericht hat folgenderweise entschieden:
Opa hatte recht. Die Reichsbahn hatte auch recht. So wurde Ihnen per Gerichtsentscheid ein sogenanntes "Pflichtjahrmaedchen" fuer das Kind zugewiesen.
Nach dem Krieg haben sich viele Frauen wie meine Grossmutter niemehr in die Hausfrauenrolle gefuegt. Recht so!
Gruss Daniel
 
Dem zufolge wurden die Kinder mit 6 Jahren eingeschult

Hallo zusammen,
:autsch: hier ist mir ja ein Faupax ohnegleichen passiert.
Ich weiß, das die Kinder im Dritten Reich ab dem 10.Lebensjahr zum Jungvolk mußten. Ich habe unerklärlicherweise dann gepostet, das die Kinder bis zum 10. anstatt bis zum 6. Lebensjahr im NS Kindergarten mußten.

Liebe Mitforianer,:rotwerd: bitte entschuldigt diese peinliche Fehlinfo.

Liebe Grüße
Amicus
 
Meine Mutter bekam Pflegeeltern, da ihre Mutter alleinstehend war. Diese Pflegeeltern waren damals um die 40 Jahre alt. Im Krieg ging dann meine Mutter im Wechsel mal zu ihrer Mutter, zu ihren Pflegeeltern und anderen Bekannten in der Umgebung (z.B. beim Fleischer auf dem Hinterhof), um versorgt und behütet zu sein.
Kindergarten kannte sie allerdings nicht. Im ländlichen Raum auch kein Wunder, der Bedarf war so gering, dass es den Nationalsozialisten zu teuer war, auch auf dem Land KiGa zu errichten. (wie sich die Zeiten wiederholen)
 
also ihr lieben,

ich danke euch sehr für eure gedanken ... die eine seite (kindergartenpädagogik) hatte ich bereits besucht, doch da war nichts konkretes herauszufinden ...
amicus hat recht, wenn er sagt, dass die mädchen ab 10 bei den jungmädel organisiert wurden, doch das waren außerschulische organisationen ...

zur erfassung aller jugendlichen wurden sie noch außerschulisch organisiert und so kamen sie mit 6 jahren in die volksschule und nebenbei noch in die kükenschar ...

davor sollten sie eigentlich von der mutter erzogen und betreut werden (deren motto war ja "Frauen zurück in Küche und Kammer") ... doch das war eben manchmal, wie gesagt, nicht möglich und so gab es tatsächlich auch kindergärten, die kirchlich oder privat gegründet waren, aber dann teilweise vom ns-regime übernommen wurden ... die restlichen kirchlichen und privaten kindergärten wurden dann bis mitte der 30-er geschlossen und verboten ...

was mich interessiert sind die zugangsbedingungen in einen solchen kindergarten ... dieses extreme tischgebet, welches die kinder aufsagen mussten, kennen viele, doch nur recht wenig ist über die kindergärten selbst bekannt ...

ich danke euch übrigens sehr für die rege teilnahme :)

LG Beatchen :)
 
Ich habe hier einen Artikel Manfred Heinemann vorliegen, Evangelische Kindergärten im Nationalsozialismus. Von den Illusionen zum Abwehrkampf. In, ders.: Erziehung und Schulung im Dritten Reich. Teil I: Kindergarten, Schule, Jugend, Berufserziehung. Stuttgart 1980, darin sind noch bis 6. Juni 1941 existierende konfessionelle Kindergärten erwähnt.
Allerdings findet sich darin auch, dass die Kindergärten des NSV vorwiegend für die Kinder berufstätiger Mütter waren bis dahingehend, dass in einigen Kindergärten ausschließlich Kinder berufstätiger Mütter aufgenommen wurden.
 
... doch das war eben manchmal, wie gesagt, nicht möglich und so gab es tatsächlich auch kindergärten, die kirchlich oder privat gegründet waren, aber dann teilweise vom ns-regime übernommen wurden ... die restlichen kirchlichen und privaten kindergärten wurden dann bis mitte der 30-er geschlossen und verboten ...


Das ist so nicht korrekt. Schließungen von Kindergärten dürften eher die Ausnahme gewesen sein. Außerdem gab es im ländlichen Bereich zumindest im Süden Deutschlands kaum kommunale sondern überwiegend Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft.
Der richtig braune Sumpf bei der Durchsetzung nationalsozialistischer Erziehungsziele war da nicht durchsetzbar.

Hier noch ein paar Anmerkungen und Beispiele:


Beispiel Bayern:

Die nationalsozialistische Diktatur (1933 – 1945) gefährdet die Kindergärten in Deutschland organisatorisch wie inhaltlich. Kindergärten freier Träger werden von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übernommen.
Durch Vereinbarungen mit den Kirchen sind die konfessionellen Kindergärten anfangs nicht betroffen. In den ersten Jahren der NS-Diktatur entstehen sogar zahlreiche neue konfessionelle Einrichtungen.

Gleichschaltung
Ab 1936 beansprucht die NSV dann die alleinige Trägerschaft und will dadurch die plurale Vielfalt beseitigen. Ziel der „Gleichschaltung“ ist die Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie bereits in der frühkindlichen Erziehung.
Den beiden großen Kirchen gelingt es in zähen Verhandlungen, den Bestand an Einrichtungen weitgehend zu bewahren. So kann die NSV nur ein Drittel der konfessionellen Kindergärten übernehmen

Mit dem Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie verändert sich die Arbeit im Kindergarten:
blindes Gefolgschaftsdenken und Gehorsam statt individualisierender Erziehung
Bildungsförderung der Kinder wird zur nachrangigen Aufgabe
Hauptziele der Förderung werden Gesundheitserziehung, Gymnastik und Sport

Das Thema „Krieg“ dringt auch in die Kindergärten. Der Luftkrieg verwischt die Grenzen zwischen Heimat und Front. Die unmittelbare Erfahrung von Tod und Zerstörung beeinflusst das Spiel der Kinder.

www.stmas.bayern.de/kinderbetreuung/ausstellung/panele.pdf


Beispiel Leipzig:

In der NS-Zeit markieren drei Phasen der Gleichschaltung der freien (konfessionelle Vereine) und öffentlichen Träger (Jugend- bzw. Wohlfahrtsamt):
"Erste Phase der Gleichschaltung 1933-1935"
"Kriegsvorbereitung und endgültige Gleichschaltung der konfessionellen Kindergärten 1936-1941"
"Kindergärten und Kindergartenerziehung im Totalen Krieg 1942-1945".

Deutlich werden die unterschiedlichen Interessen: der Stadt, des Wohlfahrtsamtes (Jugendamt), der freien Trägervereine, der Deutschen Hilfe e. V. (Parteiorganisation), der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt. Sie betrafen Eigentumsrechte, Trägerschaft, Ausrichtung der erzieherischen Arbeit und Aus- und Weiterbildung (politische Schulung). Von handstreichartiger Übernahme und Gleichschaltung kann da nicht die Rede sein. Bei allen Erfolgen, welche die nationalsozialistischen Statthalter in Leipzig zu verbuchen hatten, gab es auch Widerstände, von den freien Vereinen nicht nur, sondern auch von der Stadt.

http://www.klinkhardt.de/ewr/78411532.html


Der nationalsozialistische Kindergarten stellte das "gesunde und arische Kind" in den Mittelpunkt seiner Erziehung. So schrieb die Leiterin eines Kindergartens des Münchner Stadtteils Pasing in einem Rechenschaftsbericht an die Gauleitung von München-Oberbayern:

"Jüdischen und erbkranken Kindern gilt in unserem Kindergarten nicht unsere Fürsorge, sondern den gesunden, tüchtigen und wertvollen deutschen Kindern. Ihnen soll der Kindergarten zur Blutsheimat werden. Somit ist unsere Arbeit Dienst am Kinde und damit zugleich Dienst an deutscher Familie und am deutschen Volk. Darum hüten und fördern wir: Ordnung, Zuverlässigkeit, Pflichttreue, äußere und innere Sauberkeit, Gewissenhaftigkeit, Sinn für Wagemut und eine gewisse Härte."

Ein wirkungsvolles Mittel, dem NS-Staat die Loyalität seiner Untertanen zu sichern, war der Aufbau einer emotionalen Bindung an Adolf Hitler. Bilder vom "Onkel Führer", die zu bestimmten Fest- und Feiertagen von den Kindern geschmückt wurden, sorgten für die allgegenwärtige Präsenz dieser moralischen Instanz. Diese wurde noch zusätzlich verstärkt durch nationalsozialistische Lieder, durch gebetsähnliche Verse und Sprüche, durch Bilderbücher und Märchen, durch (unwahre) Erzählungen über das Leben Adolf Hitlers und seinem Aufstieg zum Führer des deutschen Volkes, durch die Thematik der Spiele u.a.m. Nachstehender Wochenplan aus dem Jahre 1941 veranschaulicht die Instrumentalisierung der Kindergartenkinder:

"Beschäftigungen in der zweiten Märzhälfte des Jahres 1941

Montag

Bilderbuchbetrachtung: 'Eine wahre Geschichte'. Wir erzählen den Kindern vom Leben im Schützengraben.

Dienstag

Bewegungsspiele und -übungen unter Berücksichtigung der klimatorischen Faktoren Licht, Sonne, Luft und Wasser.
Die Kinder basteln Flugzeuge aus Kartonpapier (Bemalung in den Nationalfarben oder Buntpapierverzierung belebt das gebastelte Flugzeug).

Mittwoch

Wir betrachten die Tageszeitung: Die Kinder hören vom Leben unserer tapferen Soldaten an der Front. Sie sehen Bilder vom Kriegsschauplatz.
Die Kinder werden zum Spiel angeleitet: 'Startende Kampfflugzeuge'
Gemeinsam lernen wir:
Lieber Führer!
So, wie Vater und Mutter lieben wir dich.
So, wie wir ihnen gehören, gehören wir dir.
So, wie wir ihnen gehorchen, gehorchen wir dir.
Nimm unsere Liebe und Treue, Führer, zu dir.

Donnerstag

Was erlebt alles eine Feldpostkarte?
Wir vertiefen: Schwarz, weiß, rot, das sind unsere Farben.
Bewegungsspiele und -übungen: Wir sind kleine Soldaten und kämpfen für den Sieg Deutschlands.

Freitag

Märchen: 'Das tapfere Schneiderlein' (den Kindern werden die jüdischen Merkmale des Schneiderleins deutlich veranschaulicht).
Wir singen, musizieren und grüßen uns deutsch nach dem Lied 'Der General Bumbum':

Der General Bumbum, der reitet alles um.
Sein Streitroß ist von Leder, papiernen Hut und Feder,
Sein Säbel ist von Holz, er selber kühn und stolz.
Dort kommt er an mit Schnaufen.
Kam´rad nun laß uns laufen,
sonst bringt er uns noch um,
der General Bumbum!"

Mit großem Aufwand feierte man die völkischen Fest- und Gedenktage mit dem Ziel: zur Förderung der "blutgebundenen Gläubigkeit" und anderer "deutscheigenen Tugenden".

Wie sah nun eine "völkische Feier" in der Praxis aus? Hilde Murschhauser, Kindergärtnerin am Seminarkindergarten der Stadt München, berichtete über dem Verlauf der Feier zum 9. November, jenen Tag im Jahre 1923, als Adolf Hitlers Putschversuch mit Marsch auf die Münchener Feldherrnhalle scheiterte:

"Auch die kleine Schar vom Kindergarten durfte den 9. November feiern und erleben. Noch begeisterter als sonst kamen die Kinder als Hitlerjungen und Hitlermädchen in den Kindergarten; noch strammer als sonst grüßten sie 'Heil Hitler!' Schon die erste Stunde im Kindergarten brachten etwas Besonderes. Aus schönem roten Drachenpapier durfte jedes Kind ein Hakenkreuzfähnchen arbeiten. Wie schafften die Kleinen mit Begeisterung, wie regten sich die Hände, und welcher Stolz dann auf die Fahne! Jedes Spielzeug, jede Puppe blieb im Kasten, ganz von selbst; eine andere Stimmung war im Kindergarten - feierlich und fast ernst. Brachten sie die Hitlerjungen und Hitlermädchen mit? Haben es die Fähnchen gemacht? Es war eben 9. November!
Wir saßen alle beisammen vor unserer schönen Hitlerecke. Die willensstarken, gütigen Augen des Führers blickten auf uns. Und viele große, fragende Kinderaugen schauten hinauf zum Bild. Es war ein feierlicher Augenblick, als ich einen frischen Lorbeerkranz unter das Bild des Führers hängte. Ein ganz besonderes tüchtiges Kind, ein schneidiger, kleiner Hitlerjunge, durfte ein Silberband um den Kranz schlingen. Für den Kleinen war das ein großer Augenblick - seine ernsten und doch so freudestrahlenden Augen zeigten das. - Und dann erzählte ich von den Männern, die für uns erschossen worden sind - damit es uns gut gehen möge - damit wir und Deutschland leben mögen; ich erzählte von Hitler, von seinem Kampf, von seinem Mut, von seinen großen Taten. Dann zeigte ich ein Bild von der Feldherrnhalle, vom Mahnmal, von jenem denkwürdigen Platz, den wir Deutsche nie vergessen werden. Und im Zimmer wurde es immer stiller, die Kinderaugen wurden immer größer. Es war so schön und so feierlich ernst bei uns im Kindergarten - gerade vielleicht deshalb, weil man die Herzen der Allerjüngsten so recht füllen kann mit Liebe zum Führer und zum Vaterland.


http://www.kindergartenpaedagogik.de/518.html

Weitere Hinweise über Erziehungsziele enthält diese Arbeit:
Der nationalsozialistische Kindergarten im Zweiten Weltkrieg. Analyse der Zeitschrift Kindergarten in den Jahrgängen 1939, 1941 und 1942

http://www.hausarbeiten.de/faecher/hausarbeit/pab/18265.html
 
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