BerndHH
Aktives Mitglied
Moin zusammen,
ein Begriff, den jeder kennt, der aber kaum näher durchleuchtet wurde, ist der preußische Drill, begründet vom Soldatenkaiser Friedrich Wilhelm I., über Reichswehr, Wehrmacht und Waffen-SS bishin zur heutigen Bundeswehr.
Friedrich Wilhelm I., König in Preußen und Markgraf von Brandenburg, Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches (* 14. August 1688 in Berlin; † 31. Mai 1740 in Potsdam), aus dem Haus Hohenzollern, bekannt als „Soldatenkönig“, regierte Preußen von 1713 bis 1740.
Hier eine Materialsammlung:
Organisation, Struktur und Funktionalität des preußischen Heeres schien offensichtlich seit der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) das damalige Militärwesen revolutioniert haben und war ein großer Schritt in die Moderne, in die Zeiten des industrialisierten Krieges hinein.
Damit war Preußen auf den Schlachtfeldern Europas offensichtlich so erfolgreich, dass viele Dinge bis heute überliefert wurden. Der Exerzierdienst hatte sich anscheinend seit dem Kaiserlichen Heer, dem WK I, der Reichswehr und der Wehrmacht nicht grundlegend mehr verändert. Formationen und Paraden. Militärmärsche. Perfekte Waffengriffe, Zucht und Ordnung. Bezeichnend in der einen Quelle ist der Satz “vor den eigenen Offizieren mehr Angst als vor dem Feind haben”.
Ich möchte an dieser Stelle eine Diskussion zu diesem Thema anregen und würde mich über zahlreiche Beiträge sehr freuen.
Gruss,
Bernd
ein Begriff, den jeder kennt, der aber kaum näher durchleuchtet wurde, ist der preußische Drill, begründet vom Soldatenkaiser Friedrich Wilhelm I., über Reichswehr, Wehrmacht und Waffen-SS bishin zur heutigen Bundeswehr.
Friedrich Wilhelm I., König in Preußen und Markgraf von Brandenburg, Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches (* 14. August 1688 in Berlin; † 31. Mai 1740 in Potsdam), aus dem Haus Hohenzollern, bekannt als „Soldatenkönig“, regierte Preußen von 1713 bis 1740.
Hier eine Materialsammlung:
rbb Preußen-Chronik | Preußischer Drill und grausame Militärstrafen als Voraussetzung einer formidablen Armee ( 1726)In rascher Folge verabschiedet Friedrich Wilhelm I. bis zum Jahr 1726 mehrere Militärreglements, die Leben und Dienst der Soldaten auf das strengste und penibelste regeln. Ausbildung und Drill sind hart und grausam. Geringste Verstöße werden hart geahndet. In den Stock spannen, Reiten auf dem scharfen Esel, Krummschließen und Arrest sind Strafen, die der Soldat schon aus dem Zivilleben kennt. Nicht vorschriftsmäßige Montur oder Frisur haben Prügel zur Folge. Neu ist das Spießrutenlaufen, womit Räsonieren, Trunkenheit, Prügelei und Glücksspiele bestraft werden. Mängel an Montur oder Frisur haben Prügel zur Folge. Räsonieren, Trunkenheit und Glücksspiele werden mit Spießrutenlaufen bestraft, Angriff gegen den Vorgesetzten oder Desertation mit Erschießen oder Hängen. Die Todesstrafen werden nicht immer vollzogen. Zu kostbar ist das Leben des Soldaten. Die Ausbildung der Armee erfolgt nach modernsten Regeln des Kriegshandwerks. Lehr-, Exerzier- und Drillmeister ist General Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, genannt der " Alte Dessauer". Er führt den Gleichschritt und den eisernen Ladestock in der preußischen Armee ein. Friedrich II. berichtet aus eigener Anschauung .
„Der Fürst von Anhalt, der das Kriegshandwerk gründlich verstand, hatte bemerkt, daß die Gewehre nicht ausgiebig genug gebraucht wurden. Er führte eiserne Ladestöcke ein und brachte den Soldaten eine unglaubliche Feuergeschwindigkeit bei. Von 1733 an schoß das erste Glied mit aufgeplanztem Bajonett. Das Exerzieren spielte sich nun folgendermaßen ab. Zunächst wurden die Griffe geübt. Dann wurde zugweise und divisionsweise gefeuert. Dann wurde unter langsamem Vorrücken in gleicher Weise gefeuert, ebenso im Zurückgehen. Danach wurden zwei Karrees formiert, ein vor dem Feind unausführbares Manöver. Den Schluß bildete ein ganz unnützes Heckenfeuer. Immerhin wurden alle Übungen im Bataillon schon mit der Präzision eines tadellosen Uhrwerks ausgeführt.“
Siebenjähriger Krieg: Die preußische Armee-Maschine beruhte auf Drill und Entindividualisierung | ZEIT ONLINEDie preußische Armee-Maschine beruhte auf Drill und Entindividualisierung. Die Kriegswissenschaft des 18. Jahrhunderts, sagt der Historiker Jannis Wagner, »war eine Tochter von Mathematik und Geometrie. Sie operierte mit Geraden und Zirkellinien der Marschrichtungen, den Intervallen zwischen Laden und Feuern.« Friedrich selbst bezeichnete seine Armee als »vollkommene Maschine«. In dieser Maschine, so Jannis Wagner, waren die gemeinen Soldaten »der Grundstoff, aus dem die einzelnen militärischen Einheiten gebildet wurden«, die Offiziere dagegen »die Maschinisten, die das Funktionieren der Maschinerie gewährleisteten«. […]
Die preußische Armee-Maschine beruhte auf Drill und Entindividualisierung. Nur unter Zwang ließen sich Tausenden von Soldaten, mit schwerem Gepäck beladen, wochenlange tägliche Marschleistungen von 20 Kilometern und mehr abverlangen. In der Schlacht war die Disziplin erst recht erste soldatische Tugend. »Gewiss geht es über das Menschliche weit hinaus«, gab ein preußischer Rittmeister 1757 nach der verlorenen Schlacht bei Kolin zu bedenken, »dass ein Soldat unbeweglich wie eine leblose Statue auf dem ihm angewiesenen Posten stehen muss, wenngleich Kugeln, Haubitzen und Kartätschen ihm um die Ohren fliegen.«
[…] Das Prinzip der Subordination als »Seele der Armee« war unter Friedrich II. dabei längst in eine Disziplinierungsbesessenheit umgeschlagen. Der gemeine Soldat müsse »vor dem Officiere mehr Furcht als vor dem Feinde haben«, lautete sein Leitprinzip, da ansonsten niemand imstande sei, »ihn zum Angriff unter dem Getöse von 300 Kanonen zu führen, welche ihm entgegendonnern«. Stockschläge, Arrest, Haft, Fausthiebe oder Anketten an das Bettgestell waren an der Tagesordnung. Und natürlich das Spießrutenlaufen: Ein ums andere Mal wurde der in Ungnade Gefallene durch eine Gasse von 200 Mann getrieben, die mit eingeweichten Haselstecken auf ihn einhieben. Oft riss man dem Gefolterten am nächsten Tag erneut »die Kleider vom zerhackten Rücken« und haute wieder drauflos, »bis Fetzen geronnenen Bluts über die Hosen hinabhingen«. Korporale prügelten mit dem Stock auf jeden Soldaten ein, der nicht kräftig genug zuschlug. Auch während der Schlacht begradigte der Offiziersstock die Reihen.
Preußischer Drill und Gedächtnisballast. Je weniger man davon schleppt, desto besser. (Theodor Fontane, 1887)
Organisation, Struktur und Funktionalität des preußischen Heeres schien offensichtlich seit der Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) das damalige Militärwesen revolutioniert haben und war ein großer Schritt in die Moderne, in die Zeiten des industrialisierten Krieges hinein.
Damit war Preußen auf den Schlachtfeldern Europas offensichtlich so erfolgreich, dass viele Dinge bis heute überliefert wurden. Der Exerzierdienst hatte sich anscheinend seit dem Kaiserlichen Heer, dem WK I, der Reichswehr und der Wehrmacht nicht grundlegend mehr verändert. Formationen und Paraden. Militärmärsche. Perfekte Waffengriffe, Zucht und Ordnung. Bezeichnend in der einen Quelle ist der Satz “vor den eigenen Offizieren mehr Angst als vor dem Feind haben”.
Ich möchte an dieser Stelle eine Diskussion zu diesem Thema anregen und würde mich über zahlreiche Beiträge sehr freuen.
Gruss,
Bernd