White schrieb:
Also dazu würde ich wirklich gerne mal etwas lesen... Gibt es Literatur dazu?
Vielleicht bringt der folgende Text etwas Klarheit, auch wenn das jetzt nichts mit Amerika zu tun hat:
Das Geheimnis der Gene
Vaterschaften und andere verwandschaftliche Beziehungen lassen sich mit standardisierten Tests schnell und zuverlässig nachweisen. Die DNS einer jeden Körperzelle liefert fast alle Informationen über den in Frage stehenden Organismus, sofern der genetische Code der betreffenden Spezies bereits geknackt ist. Doch die Methoden eignen sich vor allem für Analysen von Einzelfällen und Kleingruppen. Zur Rekonstruktion der menschlichen Abstammungsgeschichte sind sie ungeignet.
Rebecca Cann und ihre Kollegen haben einen anderen Weg gefunden. Sie nutzen die Erbinformation von Mitochondrien. Diese körnchenförmigen "Minikraftwerke" arbeiten in unseren Körperzellen als Energieversorger. Mitochondrien besitzen eine eigene DNS, die sich von der DNS im Zellkern unterscheidet. Sie ist überschaubarer und lässt sich besser untersuchen.
Wegweiser zu den Wurzeln
Bei der Zellteilung muss auch die DNS verdoppelt, das heißt der genetische Code kopiert werden. Dabei kommt es immer wieder einmal zu Mutationen. Die meisten von ihnen sind für den Organismus folgenlos. Sie bleiben jedoch im Erbmaterial erhalten. Durch die Fortpflanzung werden die veränderten Gene an die nächste Generation weitergegeben.
Mitochondrien und ihre DNS können nur die Mütter vererben. Die winzigen Zellorganellen sind in der Eizelle reichlich vorhanden. Beim Spermium jedoch sitzen sie im Schwanzteil, und der wird im Augenblick der Verschmelzung von Ei und Samen abgestoßen. Somit gelangen weder die väterlichen Mitochondrien noch deren Erbmaterial in die Eizelle. Anhand der teils uralten Mutationen auf der Mitochondrien-DNS können Forscher die mütterliche Ahnenreihe heute lebender Menschen bis in die frühen Phasen der menschlichen Entwicklungsgeschichte zurückverfolgen.
Quelle
Ein "internationales Team" von Genforschern berichtet in der November-Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature Genetics", dass der genetische Urvater des Homo sapiens sapiens (also unser!) etwa 84 000 Jahre später lebte als die genetische Urmutter. Die weibliche Vererbungslinie (festgestellt anhand der Zellkraftwerke - Mitochondrien), so nehmen die Forscher seit langem an, ist auf eine Dame zurückzuführen, die vor 143 000 Jahren in Afrika lebte und ihr genetisches Profil über unzählige Generationen weltweit ausbreitete. Dagegen beruht die weltweit vorherrschende Variante des männlichen Y-Chromosoms auf dem Erbgut eines Mannes, der vor etwa 59 000 Jahren in Afrika zur Welt kam.
Quelle
In jahrelangen Untersuchungen wertete Sykes das Erbgut von einigen tausend Europäern aus. Der Forscher kam letztlich zum Schluss, dass sich das Erbgut anhand der Abfolge der DNS-Bausteine in sieben Gruppen einteilen lässt. Von sieben Frauen, resümiert der Spezialist für genetische Verwandtschaftsforschung, stammen 99% aller Europäer ab. Damit das Ganze nicht allzu theoretisch klingt, gab Sykes den Frauen blumige Namen. Unsere Vergangenheit heißt seitdem: Tara, Helena, Katrine, Ursula, Valda, Xenia oder Jasmine.
Quelle
Allerdings:
Professor Dr. Wolfram S. Kunz konnte nun jedoch zusammen mit Kollegen aus den USA und Dänemark entgegen der gängigen Auffassung in den Muskelzellen eines 28-jährigen Mannes mit einer mitochondrialen Erkrankung auch mtDNA des Vaters nachweisen. Durch Rekombination, das heißt den Austausch ähnlicher Erbgutsequenzen, war in einigen Mitochondrien augenscheinlich eine Art "Patchwork-DNA-Molekül" entstanden, das neben mütterlichen auch väterliche mtDNA-Sequenzen enthielt. Bislang war strittig, ob menschliche mtDNA überhaupt rekombinieren kann.
Derartige Rekombinationsereignisse können natürlich sehr schnell zu drastischen Änderungen in der mitochondrialen DNA führen. "Wir wissen noch nicht, wie häufig solche Ereignisse wirklich sind", erklärt Professor Kunz, "dennoch habe unsere Ergebnisse für die genetische Stammbaumanalyse höchste Relevanz."
Quelle
Gruß
Cassandra