Angriff auf Sender Gleiwitz

Im Grundsatz hat Hitler die Haltung Großbritanniens und Frankreichs singemäß mehr oder weniger als Kriegserklärung betrachtet. So führte Hitler am 23.August 1939 gegenüber den britischen Botschaft Henderson aus, das Großbritannien Polen erst zu seiner deutschfeindlichen Poliotik ermutigt habe und jetzt dafür zahlen müsse. (1)


Das Bündnisangebot Hitlers vom 25.August 1939 an Großbritannien ist m.E. auch als medienwirksamer Theaterdonner für das eigene Volk zu verstehen, denn ansonsten würde das in der Sache ja bedeuten, das Hitler zu seiner urpsrünglichen außenpoltischen Konzeption gegenüber Großbritannien zurückgekehrt wäre. Das wäre ein wenig sehr plötzlich und die nachfolgenden Handlungen liefern kein Argument, das dies wirklich der Fall gewesen wäre.

Der Pakt mit Stalin bedeutete in der Sache Krieg gegen Polen und das musste der eigenen Bevölkerung noch entsprechend verkauft werden.

Hitler nahm das Risiko einen Zweifrontenkrieges ganz bewußt in Kauf. So äußerte er eben am jenen 23.August gegenüber Henderson:" Die Fragen Danzigs und des Korridors werden liquidiert, so oder so. Ich bitte Sie, das zur Kenntnis zu nehmen. (2)

Die von Goebbels gelenkte und gesteuerte Hetzkampagne gegenüber Polen wurde sicherlich auch nicht so ganz ohne Grunde gefahren.

Auch ein totalitäres System will seine Bevölkerung im Kriegsfall hinter sich wissen, was ja auch in einen industrialisierten Volkskrieg zwingend erforderlich ist.

Ich kann mir bei der stümperhaften Durchführung des fingierten Überfalls auf Gleiwtz nicht ernsthaft vorstellen, das diese Maßnahme Großbritannien und Frankreich dazu veranlassen sollte, sich aus dem Krieg herauszuhalten.

(1) ADAP, Serie D, Bd.VII, Nr.200

(2) Quelle wie (1)
 
Ich kann mir bei der stümperhaften Durchführung des fingierten Überfalls auf Gleiwtz nicht ernsthaft vorstellen, das diese Maßnahme Großbritannien und Frankreich dazu veranlassen sollte, sich aus dem Krieg herauszuhalten.

Von außen betrachtet wirkt das tatsächlich naiv. Ich möchte zwei Überlegungen dazu anführen, die an Hitlers Vorträgen am 22.8.1939 und 5.11.1939 vor den Spitzen der Wehrmachtsführung anknüpfen. Hierin wird nämlich betont, dass ein Anlaß für den Überfall gefunden bzw. konstruiert wird. Das zielt in zwei Richtungen:

- möglw. bestand tatsächlich eine Überlegung Hitlers, dass eine solche Zuspitzung die Einlösung der alliierten Garantie erschweren würde

- jedenfalls benutzte er das Argument und es war ihm wertvoll genug, um die Wehrmachtsspitze bzgl. des Eingreifens von Frankreich und Großbritannien bei einem Angriff auf Polen zu beruhigen (Vermeidung des Zweifrontenkrieges).

- schließlich betonte er später seine Sorge, dass ihm beim Angriff auf Polen in letzter Minute irgendjemand mit einem Vermittlungsplan (umstritten ist die Formulierung: irgendein "Schweinehund") "dazwischen kommt". Auch das könnte ein Motiv gewesen sein: ein taktischer Zug, um Vermittlungsbemühungen auszuschließen, Rechtfertigung des Angriffs. Auch in der Reichstagsrede vom 1.9.1939 taucht dieses Motiv indirekt auf: es werde nun "zurückgeschossen".
 
Wenn Hitler das vor den Wehrmachtspitzen ausgeführt hat, dann ist es möglicherweise in der Tat so, das dieser grottenschlecht organisierte Überfall dazudienen sollte, die Westmaächte herauszuhalten.

Kaum zu glauben.
 
Da Hitler ja ohnehin nicht ernsthaft glaubte, daß die Westmächte ihren Beistandspakt gegenüber Polen einhalten würden, wollte er genau diesen vielleicht hier einfach nur einen Vorwand für die Nichteinhaltung liefern?!

Daß dieser Vorwand - Überfall auf den Sender Gleiwitz - keiner ernsthaften Überprüfung standhalten würde? Was soll's? Geschichte wird von den Siegern geschrieben und da Hitler sich sicherlich als den späteren Sieger betrachtete, konnte er dies aus seiner Perspektive sicherlich vernachlässigen.

Grüßle aus dem Schwabenländle
 
Geschichte wird von den Siegern geschrieben und da Hitler sich sicherlich als den späteren Sieger betrachtete, konnte er dies aus seiner Perspektive sicherlich vernachlässigen.

Genau das wurde von Hitler am 22.8.1939 aufgeführt, ist hier irgendwo im Wortlaut im Forum hinterlegt worden.
 
Genau das wurde von Hitler am 22.8.1939 aufgeführt, ist hier irgendwo im Wortlaut im Forum hinterlegt worden.

Um den Herrn zu zitieren: "Ich werde propagandistischen Anlass zur Auslösung des Krieges geben, gleichgültig, ob glaubhaft. Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob er die Wahrheit gesagt hat oder nicht."
 
Wie sah es nach innen gerichtet aus? Mit Blick auf die eigene Bevölkerung? Eine Kriegsbegeisterung wie im August 1914 gab es ja nicht ... könnte der "Angriff" nicht auch eine beabsichtigte Propaganda in Bezug auf die Deutschen beinhaltet haben?

Klar, Kriegsbegeisterung war nicht auszulösen, aber evtl. doch der Eindruck, dass man "im Recht" sei ... oder sich nur verteidige ... oder zumindest die Notwendigkeit des Krieges einsehen ...
 
Wie sah es nach innen gerichtet aus? Mit Blick auf die eigene Bevölkerung? Eine Kriegsbegeisterung wie im August 1914 gab es ja nicht ... könnte der "Angriff" nicht auch eine beabsichtigte Propaganda in Bezug auf die Deutschen beinhaltet haben? Klar, Kriegsbegeisterung war nicht auszulösen, aber evtl. doch der Eindruck, dass man "im Recht" sei ... oder sich nur verteidige ... oder zumindest die Notwendigkeit des Krieges einsehen ...

In dieser Bedeutung würde die Gleiwitz-Propaganda (ist das eigentlich durch die Goebbels-Presse am 1. und 2.9. ausgeschlachtet worden?) in Kontinuität zur Presse in den letzten Monaten vor dem Krieg stehen.

Darin gab es eine Fülle von Berichten über polnische Aggressionen, Grenzverletzungen, Schießereien. Die Kampangne wurde durch das Auswärtige Amt unterstützt, das "Berichte" sammelte.
 
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