Angriffsziel Schweiz ?

Zur Internierung von Militärangehörigen

Im Juni 1940 nahm die Schweiz an der Grenze des Berner Juras 29 000 französische und 12 000 polnische Armeeangehörige und 2 000 Zivilpersonen auf. Im Januar 1941 wurden mit dem Einverständnis der Vichy-Regierung und Berlins die Franzosen repatriiert, die Polen blieben bis 1945 in der Schweiz. Nachdem Sturz Mussolinis im Juli 1943 und der Besetzung Norditaliens durch die Deutschen kamen 20 000 Männer über die Schweizer Grenze in den Tessin. Ab dem Sommer 1944 wurden zahlreiche Verbände der deutschen Wehrmacht in der Schweiz interniert. Die Schweizerbehörden wissen Angehörige der SS und der Russen der Wlassow-Armee, die auf der Seite der Deutschen kämpften zurück. Als Interniert wurden betrachtet, hospitalisierte Militärpersonen, Deserteure, Kriegsgegnern, Gewissensverweigerer sowie ausgerissene Kriegsgefangene. Die Schweizerbehörden unternahmen nichts gegen Alliierte die durch die Schweiz reisten, um wieder am Kampf teilzunehmen.

Zwischen 1939 bis 1945 wurden 104 000 Militärangehörige interniert:
34 500 Franzosen
24 400 Italiener
17 100 Polen
7 200 Deutsche und Österreicher
5 800 Briten
2 100 Jugoslawen
1 600 Amerikaner
8 400 Sowjetbürger

Zu den amerikanischen Piloten, die wurden auf Kosten ihrer Botschaft im Hotel einquartiert, die restlichen Internierten leisteten zum Teil harte Arbeit auf den Feldern oder Baustellen.
 
ursi schrieb:
Zur Internierung von Militärangehörigen

ausgerissene Kriegsgefangene. Die Schweizerbehörden unternahmen nichts gegen Alliierte die durch die Schweiz reisten, um wieder am Kampf teilzunehmen.

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Ich dachte das sei zweifelsfrei geregelt gewesen. Bei Einreise Waffenabgabe bei Ausreise bekamen sie diese zurück. Vermutlich gab oder gibt es noch weitere Regeln. (Geleit könnte ich mir vorstellen)

Deutsche Offiziere die dienstlich in der Schweiz zu tun hatten, waren allerdings als "Zivilisten" unterwegs. Ob dies Wunsch der Schweizer oder der deutschen war, ob es für den ganzen Krieg so war, weiß ich nicht.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Deutsche Offiziere die dienstlich in der Schweiz zu tun hatten, waren allerdings als "Zivilisten" unterwegs. Ob dies Wunsch der Schweizer oder der deutschen war, ob es für den ganzen Krieg so war, weiß ich nicht.

Die geniessen wohl eher diplomatischen Schutz!

Die Mythen um die Schweiz im 2.WK sprießen ja aus dem Boden wie Pilze nach dem Regen.

Interessant finde ich, dass grundsätzlich angenommen wird, Deutschland wollte die Schweiz angreifen. Dass Deutschland die Fähigkeit dazu besass, liegt klar auf der Hand. Auch die verschiedenen Argumente (Reduit nationale, Gebirgskampf, wirtschaftliche Aspekte etc.) sind nicht stichhaltig, um das Fehlen der Motivation zu erklären.

Die große Frage muß eigentlich lauten: Warum hätte Deutschland die Schweiz angreifen sollen?

1. Emigranten

Die deutschen Emigranten hätten aus der Sicherheit der Schweiz heraus gegen das Hitlerregime mobilisieren können.

2. Durchmarsch feindlicher Kräfte

Die französische Armee hätte bei einem Durchmarsch durch die Schweiz die deutschen Stellungen am Oberrhein aushebeln können.

3. Transportwege

Die strategisch wichtigen Alpenübergänge hätten Deutschland versperrt werden können.

4. Rüstungsindustrie

Die Rüstungsindustrie der Schweiz hätte Deutschland nicht zur Verfügung gestellt werden können.

In allen vier Bereichen hat die Schweiz alles getan, um Deutschland nicht zu provozieren. Alle vier Bereiche hat Deutschland in konkreten Fällen zur Besetzung anderer Länder zum Anlaß genommen. 1. Tschechoslowakei, Österreich etc. 2. Belgien, Niederlande, Dänemark, Vichy-Frankreich, etc. 3. Jugoslawien, 4. Tschechoslowakei

Ich denke, es ist klar, dass ein Angriff nicht erfolgte, weil es gar nicht nötig war, die Schweiz anzugreifen und zu besetzen. Seit Juni 1940 war die Schweiz umzingelt, es bestand keine Gefahr, dass die Schweiz angreifen würde oder fremden Mächten den Durchmarsch erlaubt hätte. Die Schweiz lieferte weiter Waffen und Technologie an Deutschland, während dies für die Alliierten (fast) nicht geschah. Emigranten hatten in der Schweiz keine Bühne um gegen das Hitlerregime zu mobilisieren (Pfeffermühle). Und die Zugverbindungen standen nicht nur für Güter, sondern auch z.B. für Urlauber bereit. Wozu also die Mühe?

Die Tatsache, dass es Planungen gab, sind m.E. nicht mehr als Fingerübungen der Stäbe nach dem Motto: Was wäre wenn ...
 
Albatros schrieb:
Die geniessen wohl eher diplomatischen Schutz!

Die Mythen um die Schweiz im 2.WK sprießen ja aus dem Boden wie Pilze nach dem Regen.
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Mythen?
Das ist Fakt.
Die hatten dienstlich in der Schweiz zu tun. Was unterstellt, dass sowohl die deutschen als auch die schweizer Dienststellen unterrichtet waren.
Und diese Dienstreisen wurden in Zivil unternommen.

Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Mythen?
Das ist Fakt.
Die hatten dienstlich in der Schweiz zu tun. Was unterstellt, dass sowohl die deutschen als auch die schweizer Dienststellen unterrichtet waren.
Und diese Dienstreisen wurden in Zivil unternommen.

Grüße Repo

Dein Schluss!

Ich habe nie behauptet, dass kein deutscher Wehrmachtsangehöriger die Schweiz betreten hätte, vielmehr im Gegenteil: Jede Menge deutsche Soldaten sind durch die Schweiz gereist, sowohl in Uniform als auch in Zivil. All dies geschah im gegenseitigen Einvernehmen und ich nehme an, mit diplomatischer Rückendeckung.

Problematisch wurde es, wenn deutsche Flugzeuge den Luftraum verletzten oder deutsche Soldaten auf Schweizer Gebiet übertraten (ohne Pass und Visum). Dann wurde entsprechend reagiert, was ja schon zur Sprache kam.

Das gleiche gilt auch für Schweden oder Spanien, die in einem eng gesteckten Rahmen deutsche Soldaten auf ihrem Territorium duldeten.
 
Zum Thema Angriffspläne auf die Schweiz kann ich folgendes Buch empfehlen (leider ist es im Buchhandel vergriffen)

Klaus Urner
"Die Schweiz muss noch geschluckt werden!"
Hitlers Aktionspläne gegen die Schweiz
Pendo Verlag 1998

Im Buch findet man neben den Karten aus dem Jahr 1940 auch Quellen, unter anderem eine Vortragsnotiz über den Angriff gegen Schweiz vom 25.6.1940.

Kurz aus dem Vorwort des Buches:

(...) Begonnen hat sie im Juni 1940, als Deutschland und Italien kurz vor der Kapitulation Frankreichs versuchten, mit einer handstreichartigen Abschnürungsaktion auch die Schweiz vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen. Deren Verlauf und nach dem Scheitern die dramatische Zuspitzung im Führerhauptquartier, die rasche Heranführung der 12. Armee mit 9 Divisionen an die Schweizer Westgrenze und die Vorbereitung für die Sonderaufgabe sind durch die hier dargelegten Forschungsergebnisse erstmals offen gelegt worden. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei den gegen die Schweiz gerichteten deutschen Operationsentwürfen vom Sommer/Herbst 1940 nicht um die vermeintlichen fiktiven Präventivplanungen unterbeschäftigter Stäbe, sonder um fortlaufend revidierte Angriffskonzepte, jeweils abgestimmt auf die verfügbaren Truppen. (...)

Über den Autor:
Klaus Urner ist Professor und Leiter des Archivs für Zeitgeschichte an der ETH Zürich.
 
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