Arbeitstag im Mittelalter

caliban

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Mich würde interessieren, wie lange die Menschen in Mittelalter täglich so gearbeitet haben. Generell stellt man sich ja im Mittelalter den typischen Bauern vor, der zwölf Stunden täglich mit schlechtem Gerät einen steinigen Acker pflügt. Aber was war mit den anderen Ständen - insbesondere den mittleren, wie Handwerker oder Kaufleute? Ich habe mal gerüchteweise gehört, dass diese Berufestände durchaus weniger gearbeitet haben als das heute der Fall ist. Stimmt das?
 
Grüezi

Für den ländlichen Raum kann ich sagen, da bestimmte das Tageslicht die Arbeitszeit. Das gilt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern eigentlich für das gesamte Leben...

Gruss Pelzer

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Für den ländlichen Raum kann ich sagen, da bestimmte das Tageslicht die Arbeitszeit. Das gilt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern eigentlich für das gesamte Leben...
Na ja, in gewisser Weise stimmt das immer noch. jedenfalls solange auf dem Feld keine Flutlichtanlage installiert ist. :winke:

Interessant diebezüglich auch ein Link die Jahre 1866-1890 betreffend (Seite2), den ich an anderer Stelle schon gepostet hab http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/pdf/deu/219_Kategorien%20L%C3%A4ndlicher%20Arbeiter_37.pdf

Am morgentlichen Aufstehen hat sich kaum etwas geändert. Bauern, Landsknechte/Mägde und Bäcker stehen als erste auf ...
 
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Na ja, in gewisser Weise stimmt das immer noch. jedenfalls solange auf dem Feld keine Flutlichtanlage installiert ist. :winke:

Du wohnst nicht auf dem Land, oder? Gerade in der Erntezeit ist dann nämlich Feierabend, wenn die Ernte eingebracht ist, nicht wenn's dunkel ist.
 
Hab ich mich so missverständlich ausgedrückt? :Grübel: Sorry! Ich meinte eher das, man steht mit den Hühnern, bzw. entsprechend dem Link noch viel früher auf und geht früh zu Bett. Gut, hat sich mit Errungenschaften wie Fernsehen und DVD etwas geändert.

Ich dachte jetzt nicht gerade an heute, wo mehrere Hektar am gleichen Tag mit dem "Fuhrpark" gepflügt, mit Sämereien und Knollen versetzt und gedüngt werden. :red:

Zumal es bis ...(müsste lügen) in den Ställen noch gar keine Elektrizität gab und man hier auch von den Jahreszeiten/-Lichtverhältnissen abhängig war. Zumindest wenn man nicht gleichzeitig Stall ausmisten oder mit der Gabel Heu und Funzel herumtragen wollte. Ich weiss nicht, wie's bei euch ist, bei meinen Großeltern war die Scheune nicht unmittelbar am Stall, was heisst, man musste mehrere Heuhaufen zum Stall rüberschleppen. Vor allem im Winter!
 
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Zumal es bis ...(müsste lügen) in den Ställen noch gar keine Elektrizität gab und man hier auch von den Jahreszeiten/-Lichtverhältnissen abhängig war. Zumindest wenn man nicht gleichzeitig Stall ausmisten oder mit der Gabel Heu und Funzel herumtragen wollte. Ich weiss nicht, wie's bei euch ist, bei meinen Großeltern war die Scheune nicht unmittelbar am Stall, was heisst, man musste mehrere Heuhaufen zum Stall rüberschleppen. Vor allem im Winter!

also ich ,Jahrgang 62,bin auf einem Dorf groß geworden und die meisten meiner Freunde waren Bauernsöhne,da war aber in den 60ern in allen Ställen und Scheunen elektrisches Licht und auch die Melkmaschinen brauchte Strom
 
also ich ,Jahrgang 62,bin auf einem Dorf groß geworden und die meisten meiner Freunde waren Bauernsöhne,da war aber in den 60ern in allen Ställen und Scheunen elektrisches Licht und auch die Melkmaschinen brauchte Strom
Meine Großeltern hatten um 1945/50 in der Scheune kein Licht (wohl aber im Stall, der dem Wohnhaus direkt angegliedert war) und auf dem Hof, den man mit der vollen Heugabel durchqueren musste eben auch nicht ... :cry:
Sie hatten die gleichen Aufstehens- und Schlafenszeiten, wie ihre Urgroßeltern auch schon ...
 
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Grüezi

Wenn ich richtig gelesen ahbe, geht es hier ums Mittelalter. (Guntbot: 1962 ist zwar auch schon lange her, aber...:still:)

In meiner Region veränderte sich im ausgehenden Mittelalter die Landwirtschaft grundlegend. Die Fettziger-Produktion wurde mehr und mehr vom neue Labkäse verdrängte. Der Labkäse war haltbarer und ein begehrter Exportartikel. Das führte zu grossen Umstellungen in der Landwirtschaft. Die Haltung von Milchvieh ersetzte vielerorts den Ackerbau. Statt Getreide und Feldfrüchten wurde nun vermehrt Viehfutter angebaut. Die Landwirtschaft wurde ertragreicher, die Bauern etwas wohlhabender.

Allerdings veränderte sich auch der Arbeitsalltag. Die Milchkühe verlangten nach mehr und besserem Futter. Und nach Stallhaltung und täglicher Betreuung usw. Die einst eher ruhige Wintermonate waren nun viel arbeitsintensiver. Das Milchvieh benötigte nun wesentlich mehr Futter. Dieses musste täglich von den manchmal weit entfernten Scheunen herbeigeschafft werden. Oder man zog mit dem Vieh zu den Scheunen, dann mussten die Bauern halt täglich hin und her laufen. Und dass tat man selbstverständlich bei Dunkelheit; das Tageslicht brauchte man zum Arbeiten.

und so weiter...

Gruss Pelzer

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Ein Grund für das Verharren des okonomischen Systems des Mittelalter auf oder nahe dem Subsistenzniveaus (es werden keine Überschüsse für den Markt erwirtschaftet) liegt in der unglaublichen Vielzahl von kirchlichen Feiertagen an denen nicht gearbeitet werden durfte bzw. nur die notwendigsten Arbeiten verrichtet werden durften, wie z.B. melken, füttern u.ä. Desweiteren war der "blaue Montag" gang und gebe, dieser wurde erst im Zeitalter des Absolutismus abgeschafft. Ein anderer Grund ist die hohe Belastung durch Abgaben (Zehnt), die den Bauern keinen Anreiz bot, Überschüsse zu erwirtschaften, da sie diese ja weitestgehend hätten abgeben müssen (mit höherem Ertag, steigt ja die Abgabenlast). Die aus obigem Grund schon knappe Arbeitszeit verringerte sich nochmals durch die zwangsweise Ableistung der Fronarbeit. Diese Zeit konnte auf dem "eigenen" Hof nicht zur Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden.

Im Großen und Ganzen denke ich auch, dass sich die Arbeitszeit auf die Tagesstunden beschränkt hat, nicht jedoch die "Rüstzeiten". Mein Opa hat immer erzählt (und das ist grade mal ca. 60+ Jahre her), dass er und sein Vater im Sommer zum Mähen so gegen 4 Uhr aufgestanden sind, um den Fußmarsch bis zur Wiese mit Tagesanbruch beendet zu haben, damit man mit dem ersten Tageslicht mit dem Tagwerk beginnen konnte. Er sprach dann auch eher von einer Pause um die Mittagszeit um der größten Hitze zu entgehen.
 
Ein Grund für das Verharren des okonomischen Systems des Mittelalter auf oder nahe dem Subsistenzniveaus ... liegt in der unglaublichen Vielzahl von kirchlichen Feiertagen an denen nicht gearbeitet werden durfte...
Grüezi
Die zahllosen Feiertage wären einen eigen Beitrag wert!
Noch vor 100 Jahren kannten wir über 50 Feiertage im Jahr. Neben den "kirchlichen" Feiertagen hatte jedes Dorf, jede Kirche, jede Gemeinschaft ihren Schutzpatron. Und damit einen weiteren Feiertag. Man kannte aber auch Halb-Feiertage; am Vormittag Kirchgang, am Nachmittag dann wieder arbeiten. Dazu kamen unzählige Bittgänge, Wallfahrten und Flurprozessionen...

Gruss Pelzer

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Ein anderer Grund ist die hohe Belastung durch Abgaben (Zehnt), die den Bauern keinen Anreiz bot, Überschüsse zu erwirtschaften, da sie diese ja weitestgehend hätten abgeben müssen (mit höherem Ertag, steigt ja die Abgabenlast).
Versteh ich nicht.
Die Abgaben waren doch ein fester Wert (etwa ein Zehntel) und von jedem Überschuß den ich produziere, darf ich doch immer noch einen Großteil behalten.
Oder bestand eine Form von Steuerklassen, die schlecht aufeinander abgestimmt waren, so dass ich beim Wechsel in die nächsthöhere durch größere Erntemenge mehr abgeben musste, als ich an ÜBerschuß einfuhr?
 
Versteh ich nicht.
Die Abgaben waren doch ein fester Wert (etwa ein Zehntel) und von jedem Überschuß den ich produziere, darf ich doch immer noch einen Großteil behalten.
Grüezi

Das hört sich so harmonisch an; Zehntel, Überschuss...

Meist kamen zum Zehnten noch weitere Abgaben. In schlechten Jahren führte die Last der Abgaben oft zu grossem Elend und Verschuldung.

Hier eine Aufstellung der Abgaben von 6 (möglicherweise 10 Bauernhöfen) an ein Kloster Mitte des 14. Jahrhunderts.
- 7 Pfund 5 Schilling
- 9 Malter (ca. 600kg) Hafer 9 Malter Dinkel
- 1 Scheffel (ca. 50 Liter) Gerste
- 6 Mütt (ca. 420kg) Nüsse
- 1 Scheffel (ca. 50 Liter) Bohnen
- 13 Ziegen
- 13 Ziegenhäute
- 7 Ziger
- 18 Käse (ca. 180kg)
- 18 Becher Butter
Dazu kamen noch die ordentlichen Zehnten-Abgaben!


Gruss Pelzer

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