Zumindest in tschechischen Archiven scheint es noch deutsche Bestände zu geben. Nach dem Krieg waren die Probleme auch andere, als Archivalien zu überführen.
Es gab natürlich von Seiten der Städte sowohl das Interesse Archivalien zu vernichten oder zu erhalten, denn Archivalien (Reposita) sind ja nun in aller Regel Rechtsdokumente. Gerade im Zuge der Rechte der deutschen Bevölkerung kann ich mir vorstellen, dürfte es nach dem Krieg aufgrund der damaligen politischen Situation ein Interesse gegeben haben, entsprechende Archivalien zu vernichten*, wohingegen man wahrscheinlich, was die Rechte der Kommunen anging, eher ein Interesse hatte, die entsprechenden Archivalien zu erhalten.
Man wird das im Einzelfall bei den einzelnen polnischen, tschechischen oder russischen Archiven erfragen müssen, ob die Angaben machen können, was erhalten wurde und was in den Kriegswirren oder im Zuge von Archivsäuberungen der Nachkriegszeit zerstört wurde. Dagegen steht natürlich immer, dass es vordringlichere Probleme gab, als die Vernichtung von Archivalien und dass sich die meisten wohl gar keine Gedanken über Archivalien gemacht haben dürften - außer vielleicht in den Quartieren von Polizei/Gestapo. Aber das ist natürlich zum größten Teil spekulativ. Wenn man an die Erstürmung der MfS-Gebäude denkt, da gilt ja heute als sicher, dass sich Stasi-Mitarbeiter unter die Stürmenden gemischt haben, um noch Dokumente zu vernichten.
*Zum Vergleich: In den Unruhen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit waren häufig Archive Ziel der Zerstörungswut der illiteraten Bevölkerung, weil diese ein rechtliches Tabula Rasa schaffen wollte.