excideuil
unvergessen
Der Marquis Armand de Caulaincourt hat zu Recht mit seinen Memoiren Berühmtheit erlangt. Mit seinen Memoiren, mit denen er den Kaiser der Franzosen ein großes Stück seines Weges begleitet hat und die auch von der Auszeichnung zeugen, mit der ihn Napoleon bedacht hat.
Erstaunlich ist, dass bisher keine deutsche Biografie über ihn erschienen ist. Ist sein Leben, seine Leistung so wenig bedeutend oder war die Figur des Marquis etwa so durchschnittlich der eines Champagny oder Maret vergleichbar, dass eine nähere Beschäftigung nicht lohnt? Dabei ist die bei näherer Betrachtung sichtbare Tragik des Lebens des späteren Herzogs von Vicenza durchaus wert, um einen näheren Blick zu wagen.
Sein deutscher Wiki-Auftritt gibt kaum Aufschluss:
Armand de Caulaincourt ? Wikipedia
Es kann festgestellt werden, dass er als ein Spross uraltem französischen Adel sich der Revolution anschloss und in der Armee Karriere machte. Nicht ungewöhnlich für eine Zeit des Umbruches. Halten wir noch fest, dass seine Karriere unabhängig von der eines Bonapartes verlief und er z. B. in der Schlacht von Hohenlinden (1800) kämpfte.
Wir befinden uns zu Zeiten des Konsulates:
„Er gehörte zum ältesten Adel und lebte in dessen Tradition und Haltung. Das veranlasste Talleyrand, ihn mit Auszeichnung zu behandeln und Bonaparte, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Ein zweifelhaftes Glück!“ [1a]
Es war nicht ungewöhnlich, dass Bonaparte Militärs diplomatisch zu verwenden oder den alten Adel an das Konsulat, später an das Empire zu binden suchte:
Am 10. Oktober 1801 erhielt Caulaincourt, …, den Befehl, sich nach Paris zu begeben. Dort erfuhr er vom Minister des Auswärtigen, der Erste Konsul schicke ihn nach Petersburg, um Alexander I., dem russischen Kaiser, der nach der Ermordung seines Vaters den Thron bestiegen hatte, persönlich einen Brief von Bonaparte zu übergeben.“ [1b]
Caulaincourt erledigte seine erste Mission in Petersburg zur Zufriedenheit des Ersten Konsuls, es muss aber auch festgestellt werden, dass der Mann, „der nur sein Soldatenhandwerk liebte und nur von Schlachten träumte, in die Diplomatie hinein (kam), ohne dass er darum gebeten oder nachgesucht hätte, … vom ersten Augenblick durch den Glanz des russischen Hofes geblendet (war). Kaiser Alexander fesselte ihn mit seiner zuvorkommenden Art und vollendeten Höflichkeit und gewann ihn für immer.“ [1c]
Zurück in Paris wurde er zum Adjutanten des Ersten Konsuls ernannt und 1803 mit 30 Jahren zum Brigadegeneral befördert. „Diese Auszeichnung schmeichelte ihm sehr.“ [1c]
Dann kam das Ereignis, das sein weiteres Leben überschatten sollte: Die Affäre d’Enghien.
„Am 9. März 1804 empfing er den Befehl, sich mit dem General Ordener in das Großherzogtum Baden zu begeben und an der Spitze einer Abteilung ihm seine Hilfe zur Verfügung zu stellen, um den Herzog von Enghien zu verhaften.“ [1d]
Caulaincourt war im Dienstrang höher als Ordener, dennoch bestand seine Mission vornehmlich darin, der großherzoglichen Regierung einen Brief Talleyrands zu übergeben. Weder wusste er, dass der Herzog nicht nur verhaftet werden sollte, noch, wer (Talleyrand) ihn für diese Mission beim Ersten Konsul vorgeschlagen hatte.
Die Folgen waren katastrophal:
„Er ist bloßgestellt“, sagte Bonaparte, „um so mehr ist er für uns gewonnen.“ [1e]
Laut den Memoiren der Mme. de Rémusat hat Josephine Bonaparte befragt, warum er denn ausgerechnet Caulaincourt für die Mission ausgewählt habe, „von dem er doch wisse, dass seine Familie früher in sehr intimen Beziehungen zu den Condés gestanden. „Das ist mir nicht eingefallen“, habe Bonaparte geantwortet, „aber im Grunde ist es kein großes Unglück. Wenn Caulaincourt dadurch bloßgestellt ist, so wird er mir dafür nur umso treuer dienen, und die Republikaner werden ihm dann auch umso leichter seine hohe Stellung verzeihen.“ [2]
Wie wirkte die spätere zur Kenntnisnahme der Erschießung des Herzogs auf Caulaincourt:
(sorry, wenn es etwas länger wird!)
„Als er nach Malmaison kam, fand er Josephine in Tränen, sie erzählte ihm von der Erschießung. Frau von Rémusat zog sich zurück, sobald sie Caulaincourt bemerkte. Da wurde ihm plötzlich das Scheußliche dieses Verbrechens und die Schmach und die Schande klar, die auf ihn zurückfielen. Eine heftige Verzweifelung erfasste diesen Mann, der auf seine Ehre hielt, und er brach in Schluchzen aus. Er erschien vor dem ersten Konsul, „mit erstem und erregtem Gesicht“, „mit zusammengepressten Lippen, gelber Gesichtsfarbe und mit verzerrten Zügen.“ Er brachte, sagte Pasquier, „seine Empörung so stark zum Ausdruck, dass die Anwesenden nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten.“ Das Entgegenkommen des Ersten Konsuls wies er zurück und bewahrte lange Zeit vor ihm eine „zurückhaltende und eisige“ Haltung. Einer seiner Freunde fand ihn in seinem Bett krank vor Kummer. Die Gesellschaftskreise, zu denen er gehörte, und sogar mehrere seiner nächsten Verwandten, zogen sich von ihm zurück. Er hatte keine Lust, diese Kränkungen zu ertragen, aber er musste doch manchen Schimpf erdulden. Als er eines Abends bei Frau von Récamier tanzte, bildete sich ein leerer Raum um das Paar und er wurde bleich wie der Tod. Er kam niemals darüber hinweg. Noch auf seinem Totenbett wehrte er in seinen letzten Worten die Anklage zurück, die man gegen ihn überall erhob. Er hätte vllt., nachdem er nun einmal blind gehorcht hatte, den Hof des Ersten Konsuls verlassen, ein Kommando in der Armee annehmen und niemals wieder nach Paris zurückkehren sollen. Aber es war nicht so leicht, einen solchen Herrn, so wie man wollte, zu verlassen. Frau von Rémusat hat schon mit dem ihr eigenen eindringlichen Blick sicherlich das Richtige getroffen, wenn sie schrieb: „Als er sah, dass man entschlossen war, ihm den letzten Schimpf anzutun … da packte ihn tiefste Menschenverachtung und er empfand, dass er die Menschen nur zum Schweigen bringen könnte, wenn er sich zu einer imponierenden Machtstellung erhob.““ [1f]
Die folgenden Jahre brachten viel Ehre für Caulaincourt: Er wurde zum Großstallmeister des neuen Kaisers ernannt, zum Divisionsgeneral befördert, er erhielt das Großkreuz der Ehrenlegion …
„Trotz dieser hohen Gunstbezeigungen blieb er im Herzen verbittert … Er wurde finster und schweigsam, versah von nun an mit größten Diensteifer sein Amt als Großstallmeister, folgte dem Kaiser hintereinander nach Ulm, Austerlitz, Jena und Tilsit und fühlte sich überall verantwortlich für seine Sicherheit, selbst auf die Gefahr seines eigenen Lebens. Er scheute sich nicht, offen vor dem Kaiser seine Meinung zu vertreten und ihm sogar mit einer Schroffheit zu widersprechen, dass der Kaiser sich darüber beklagte, „wie ein Kutscher“ behandelt zu werden, und dies alles sicherlich nur in Erinnerung an Ettenheim duldete.“ [1g]
Gegen 1805 verliebt sich Caulaincourt in die junge Mme. Adrienne de Canisy, einer Palastdame der Kaiserin. Seine Liebe wurde erwidert und da sie bereits getrennt von ihrem Manne lebte, war ihre Scheidung und dann die Hochzeit geplant. Zwar widersetzte sich die royalistisch gesinnte Familie namens ihrer Großmutter Mme. de Brienne dieser Absicht, schwerer wog aber die Ablehnung des Kaisers. Dies aus zweierlei Gründen. Napoleon hatte den Grundsatz, die Personen, die in seinem Dienst standen, nicht nur bloßzustellen sondern sie auch in fortwährender Unruhe zu halten. In diesem Fall kam noch der Umstand hinzu, dass Mme. de Canisy im Salon der Mme. de Laval, einer alten Freundin Talleyrands, verkehrte. Seine Weigerung hatte auch den Zweck, Caulaincourt des Einflusses von Talleyrand zu entziehen.
Letzteres erwies sich als unmöglich. Talleyrand intensivierte seine Bemühungen durch Begegnungen in den Salons, auch existiert ein Briefwechsel zwischen beiden, der Beweis dafür ist, dass der Minister und der Großstallmeister den Frieden sehnlichst herbeiwünschten: „Kommen Sie, ich bin nicht der einzige, der für Frieden ist“, schrieb er Talleyrand. „Der Augenblick ist günstig… Sie fehlen dem Kaiser sehr, der nicht recht weiß, was er tun soll und dem Lande, das vllt. durch Ihre Friedensliebe zum Frieden kommen könnte … Friedland bedeutet Land des Friedens … Schade, dass sie nicht da sind. Wir würden sonst Frieden haben … [1h] „Es fällt (daher) schwer, in Caulaincourt nicht einen geheimen Parteigänger Talleyrand zu sehen.“ [1i]
Nach Tilsit weigerte sich Caulaincourt, wieder als Gesandter nach Petersburg zu gehen:
„Ich hätte damals“, schrieb er, „gern eine Gelegenheit gefunden, den Staatsdienst zu verlassen und mich zu verheiraten.“ [1j]
So wurde zunächst Savary entsandt, der aber nicht den Anforderungen entsprach:
„Savary“, meinte er (Napoleon), „möchte in Petersburg bleiben; aber er passt mir dort nicht; ich brauche ihn hier. Er meldet mir, dort sei ein Offizier nötig, ein Mann, der die Paraden besuchen kann, ein Mann, der durch sein Alter, seine Umgangsformen, seinen Geschmack, seinem Freimut dem Kaiser Alexander gefällt … ich brauche dort einen Mann von guter Herkunft, dessen Formen, dessen Repräsentationsgabe, dessen Verbindlichkeit den Frauen und der Gesellschaft gegenüber bei Hofe ansprechen … [3a]
Napoleon beließ es nicht bei Schmeicheleien sondern griff auch zu Erpressung:
„Es ist die schöne Frau v. Canisy, die Sie in Paris hält. Aber wenn Sie nun einmal heiraten wollen, wird Ihre Angelegenheit sich besser aus der Ferne regeln lassen.“ [3b]
Erstaunlich ist, dass bisher keine deutsche Biografie über ihn erschienen ist. Ist sein Leben, seine Leistung so wenig bedeutend oder war die Figur des Marquis etwa so durchschnittlich der eines Champagny oder Maret vergleichbar, dass eine nähere Beschäftigung nicht lohnt? Dabei ist die bei näherer Betrachtung sichtbare Tragik des Lebens des späteren Herzogs von Vicenza durchaus wert, um einen näheren Blick zu wagen.
Sein deutscher Wiki-Auftritt gibt kaum Aufschluss:
Armand de Caulaincourt ? Wikipedia
Es kann festgestellt werden, dass er als ein Spross uraltem französischen Adel sich der Revolution anschloss und in der Armee Karriere machte. Nicht ungewöhnlich für eine Zeit des Umbruches. Halten wir noch fest, dass seine Karriere unabhängig von der eines Bonapartes verlief und er z. B. in der Schlacht von Hohenlinden (1800) kämpfte.
Wir befinden uns zu Zeiten des Konsulates:
„Er gehörte zum ältesten Adel und lebte in dessen Tradition und Haltung. Das veranlasste Talleyrand, ihn mit Auszeichnung zu behandeln und Bonaparte, seine Dienste in Anspruch zu nehmen. Ein zweifelhaftes Glück!“ [1a]
Es war nicht ungewöhnlich, dass Bonaparte Militärs diplomatisch zu verwenden oder den alten Adel an das Konsulat, später an das Empire zu binden suchte:
Am 10. Oktober 1801 erhielt Caulaincourt, …, den Befehl, sich nach Paris zu begeben. Dort erfuhr er vom Minister des Auswärtigen, der Erste Konsul schicke ihn nach Petersburg, um Alexander I., dem russischen Kaiser, der nach der Ermordung seines Vaters den Thron bestiegen hatte, persönlich einen Brief von Bonaparte zu übergeben.“ [1b]
Caulaincourt erledigte seine erste Mission in Petersburg zur Zufriedenheit des Ersten Konsuls, es muss aber auch festgestellt werden, dass der Mann, „der nur sein Soldatenhandwerk liebte und nur von Schlachten träumte, in die Diplomatie hinein (kam), ohne dass er darum gebeten oder nachgesucht hätte, … vom ersten Augenblick durch den Glanz des russischen Hofes geblendet (war). Kaiser Alexander fesselte ihn mit seiner zuvorkommenden Art und vollendeten Höflichkeit und gewann ihn für immer.“ [1c]
Zurück in Paris wurde er zum Adjutanten des Ersten Konsuls ernannt und 1803 mit 30 Jahren zum Brigadegeneral befördert. „Diese Auszeichnung schmeichelte ihm sehr.“ [1c]
Dann kam das Ereignis, das sein weiteres Leben überschatten sollte: Die Affäre d’Enghien.
„Am 9. März 1804 empfing er den Befehl, sich mit dem General Ordener in das Großherzogtum Baden zu begeben und an der Spitze einer Abteilung ihm seine Hilfe zur Verfügung zu stellen, um den Herzog von Enghien zu verhaften.“ [1d]
Caulaincourt war im Dienstrang höher als Ordener, dennoch bestand seine Mission vornehmlich darin, der großherzoglichen Regierung einen Brief Talleyrands zu übergeben. Weder wusste er, dass der Herzog nicht nur verhaftet werden sollte, noch, wer (Talleyrand) ihn für diese Mission beim Ersten Konsul vorgeschlagen hatte.
Die Folgen waren katastrophal:
„Er ist bloßgestellt“, sagte Bonaparte, „um so mehr ist er für uns gewonnen.“ [1e]
Laut den Memoiren der Mme. de Rémusat hat Josephine Bonaparte befragt, warum er denn ausgerechnet Caulaincourt für die Mission ausgewählt habe, „von dem er doch wisse, dass seine Familie früher in sehr intimen Beziehungen zu den Condés gestanden. „Das ist mir nicht eingefallen“, habe Bonaparte geantwortet, „aber im Grunde ist es kein großes Unglück. Wenn Caulaincourt dadurch bloßgestellt ist, so wird er mir dafür nur umso treuer dienen, und die Republikaner werden ihm dann auch umso leichter seine hohe Stellung verzeihen.“ [2]
Wie wirkte die spätere zur Kenntnisnahme der Erschießung des Herzogs auf Caulaincourt:
(sorry, wenn es etwas länger wird!)
„Als er nach Malmaison kam, fand er Josephine in Tränen, sie erzählte ihm von der Erschießung. Frau von Rémusat zog sich zurück, sobald sie Caulaincourt bemerkte. Da wurde ihm plötzlich das Scheußliche dieses Verbrechens und die Schmach und die Schande klar, die auf ihn zurückfielen. Eine heftige Verzweifelung erfasste diesen Mann, der auf seine Ehre hielt, und er brach in Schluchzen aus. Er erschien vor dem ersten Konsul, „mit erstem und erregtem Gesicht“, „mit zusammengepressten Lippen, gelber Gesichtsfarbe und mit verzerrten Zügen.“ Er brachte, sagte Pasquier, „seine Empörung so stark zum Ausdruck, dass die Anwesenden nicht wussten, wie sie sich verhalten sollten.“ Das Entgegenkommen des Ersten Konsuls wies er zurück und bewahrte lange Zeit vor ihm eine „zurückhaltende und eisige“ Haltung. Einer seiner Freunde fand ihn in seinem Bett krank vor Kummer. Die Gesellschaftskreise, zu denen er gehörte, und sogar mehrere seiner nächsten Verwandten, zogen sich von ihm zurück. Er hatte keine Lust, diese Kränkungen zu ertragen, aber er musste doch manchen Schimpf erdulden. Als er eines Abends bei Frau von Récamier tanzte, bildete sich ein leerer Raum um das Paar und er wurde bleich wie der Tod. Er kam niemals darüber hinweg. Noch auf seinem Totenbett wehrte er in seinen letzten Worten die Anklage zurück, die man gegen ihn überall erhob. Er hätte vllt., nachdem er nun einmal blind gehorcht hatte, den Hof des Ersten Konsuls verlassen, ein Kommando in der Armee annehmen und niemals wieder nach Paris zurückkehren sollen. Aber es war nicht so leicht, einen solchen Herrn, so wie man wollte, zu verlassen. Frau von Rémusat hat schon mit dem ihr eigenen eindringlichen Blick sicherlich das Richtige getroffen, wenn sie schrieb: „Als er sah, dass man entschlossen war, ihm den letzten Schimpf anzutun … da packte ihn tiefste Menschenverachtung und er empfand, dass er die Menschen nur zum Schweigen bringen könnte, wenn er sich zu einer imponierenden Machtstellung erhob.““ [1f]
Die folgenden Jahre brachten viel Ehre für Caulaincourt: Er wurde zum Großstallmeister des neuen Kaisers ernannt, zum Divisionsgeneral befördert, er erhielt das Großkreuz der Ehrenlegion …
„Trotz dieser hohen Gunstbezeigungen blieb er im Herzen verbittert … Er wurde finster und schweigsam, versah von nun an mit größten Diensteifer sein Amt als Großstallmeister, folgte dem Kaiser hintereinander nach Ulm, Austerlitz, Jena und Tilsit und fühlte sich überall verantwortlich für seine Sicherheit, selbst auf die Gefahr seines eigenen Lebens. Er scheute sich nicht, offen vor dem Kaiser seine Meinung zu vertreten und ihm sogar mit einer Schroffheit zu widersprechen, dass der Kaiser sich darüber beklagte, „wie ein Kutscher“ behandelt zu werden, und dies alles sicherlich nur in Erinnerung an Ettenheim duldete.“ [1g]
Gegen 1805 verliebt sich Caulaincourt in die junge Mme. Adrienne de Canisy, einer Palastdame der Kaiserin. Seine Liebe wurde erwidert und da sie bereits getrennt von ihrem Manne lebte, war ihre Scheidung und dann die Hochzeit geplant. Zwar widersetzte sich die royalistisch gesinnte Familie namens ihrer Großmutter Mme. de Brienne dieser Absicht, schwerer wog aber die Ablehnung des Kaisers. Dies aus zweierlei Gründen. Napoleon hatte den Grundsatz, die Personen, die in seinem Dienst standen, nicht nur bloßzustellen sondern sie auch in fortwährender Unruhe zu halten. In diesem Fall kam noch der Umstand hinzu, dass Mme. de Canisy im Salon der Mme. de Laval, einer alten Freundin Talleyrands, verkehrte. Seine Weigerung hatte auch den Zweck, Caulaincourt des Einflusses von Talleyrand zu entziehen.
Letzteres erwies sich als unmöglich. Talleyrand intensivierte seine Bemühungen durch Begegnungen in den Salons, auch existiert ein Briefwechsel zwischen beiden, der Beweis dafür ist, dass der Minister und der Großstallmeister den Frieden sehnlichst herbeiwünschten: „Kommen Sie, ich bin nicht der einzige, der für Frieden ist“, schrieb er Talleyrand. „Der Augenblick ist günstig… Sie fehlen dem Kaiser sehr, der nicht recht weiß, was er tun soll und dem Lande, das vllt. durch Ihre Friedensliebe zum Frieden kommen könnte … Friedland bedeutet Land des Friedens … Schade, dass sie nicht da sind. Wir würden sonst Frieden haben … [1h] „Es fällt (daher) schwer, in Caulaincourt nicht einen geheimen Parteigänger Talleyrand zu sehen.“ [1i]
Nach Tilsit weigerte sich Caulaincourt, wieder als Gesandter nach Petersburg zu gehen:
„Ich hätte damals“, schrieb er, „gern eine Gelegenheit gefunden, den Staatsdienst zu verlassen und mich zu verheiraten.“ [1j]
So wurde zunächst Savary entsandt, der aber nicht den Anforderungen entsprach:
„Savary“, meinte er (Napoleon), „möchte in Petersburg bleiben; aber er passt mir dort nicht; ich brauche ihn hier. Er meldet mir, dort sei ein Offizier nötig, ein Mann, der die Paraden besuchen kann, ein Mann, der durch sein Alter, seine Umgangsformen, seinen Geschmack, seinem Freimut dem Kaiser Alexander gefällt … ich brauche dort einen Mann von guter Herkunft, dessen Formen, dessen Repräsentationsgabe, dessen Verbindlichkeit den Frauen und der Gesellschaft gegenüber bei Hofe ansprechen … [3a]
Napoleon beließ es nicht bei Schmeicheleien sondern griff auch zu Erpressung:
„Es ist die schöne Frau v. Canisy, die Sie in Paris hält. Aber wenn Sie nun einmal heiraten wollen, wird Ihre Angelegenheit sich besser aus der Ferne regeln lassen.“ [3b]