Das ist ein Thema zu dem ich eigentlich sehr viel schreiben könnte und wollte, aber aus Zeitmangel versuche ich mich kurz zu halten:
Die Armeen von Chinggis Khan waren noch deutlich von den Angehörigen Mongolischer Stämme geprägt. Insbesondere in der Anfangszeit bestandt die Armee überwiegend aus Mongolen.
Demgegenüber waren die Armeen Timurs vor allem von den Angehörigen von Turkvölkern und teilweise von Persern bzw zum Iranischen Raum gehörenden Völkern dominiert.
Auch wenn Timur eine Abstammung von Chinggis beanspruchte, war kein Mongole und auch kein Nachfahre von Chinggis.
Die Armeen von Chinggis selbst waren noch homogener was die Bewaffnung und Struktur angeht, die Armeen Timurs waren deutlich differenzierter, stärker von Söldnern geprägt, stärker von Berufssoldaten geprägt und allgemein schwerer gerüstet und schwerer bewaffnet als die Mongolischen Armeen zur Zeit von Chinggis.
Wie erwähnt setzte Timur wie sein Vorbild Terror als Waffe der psychologischen Kriegsführung ein, aber er schuf weniger Verwaltungsstrukturen, setzte deutlich mehr auf bloßen Terror und Gewaltherrschaft und schuf weniger Strukturen die länger als über die bloße Gewaltherrschaft hinaus funktionierten.
Chinggis schuf mit der Yasa ein Gesetz, er setzte eine Schrift für die Mongolen durch, schuf Verwaltungsstrukturen, gliederte eroberte Gebiete in das Staatswesen ein.
Timur zerstörte vor allem und schuf keine Strukturen die weiter als über die direkte Gewaltherrschaft von Militärgarnisonen hinaus gingen. Während Chinggis auch das Zivile Element berücksichtigte und zu beherrschen suchte, überbetonte Timur allein das militärische Element. Alles was über seine Armee selbst hinaus ging wurde wenig bis nicht beachtet.
Darüber täuschen die Prachtbauten die er errichtete hinweg, oder die Förderung des Islam. Die Errichtung von prächtigen Moscheen durch Timur verdeckt etwas den Blick darauf, das Timur überwiegend ein Kulturzerstörer war, die Verheerungen die Timur anrichtete übertreffen die Zerstörungen durch die Mongolen sogar noch deutlich.
Er war allerdings ein sehr gläubiger Muslim, auch ein wesentlicher Unterschied zu Chinggis.
Die Armeen Timurs waren Islamische Armeen, die entsprechend der Überzeugung ihres Herrn den Islam überall durchzusetzen versuchten. Demgegenüber waren die Mongolen zur Zeit von Chinggis religiös tolerant und achteten nicht auf Religionsfragen.
Timur hatte sehr viel mehr Artillerie und Belagerungswaffen als Chinggis, erst unter den Nachfolgern von Chinggis hatten die mongolischen Armeen ähnlich viele Belagerungswaffen.
Im Endeffekt entspricht Timurs Armee einer typisch spätmongolischen Armee, wie sie sich organisch aus den Armeen von Chinggis durch die Kriege in vielen verschiedenen Gebieten entwickelte.
Zwischen den Armeen Timurs und den Armeen beispielsweise von Möngke war sehr wenig Unterschied.
Eine Besonderheit noch: Angeblich war Timur ein Meister in der Einschätzung des Wetters. Er muß entweder selbst oder in Form von Beratern über weitgehendes Wissen über Wetterentwicklung gehabt haben, was er zu seinen Gunsten einsetzte. Das brachte ihm früh den Ruf ein Schwarze Magie zu beherrschen.
In Bezug auf Taktik und Strategie fällt auf, daß Timur viel mehr als Chinggis auf Schlachten setzte, und das seine Kriegszüge zum Teil noch schneller und blitzartiger erfolgten als die von Chinggis. Timur suchte mehr die direkte Konfrontation auch mit starken Gegnern, während Chinggis solchen Gegnern eher auswich und versuchte sie indirekt zu packen und den Feind durch Kräftekonzentration partiell zu schlagen. Timur versuchte hingegen meiner Ansicht nach eher, die Hauptmacht des Feindes direkt gesammelt zu stellen und zu vernichten.
In Schlachten war Timur dafür bekannt, die Feinde mit immer wieder völllig neuen Vorgehensweisen zu überraschen. Er hatte nicht denselben Vorteil wie Chinggis das der Gegner nicht über so viele berittene Bogenschützen verfügte da viele seiner Feinde ebenfalls Mongolen oder Turkvölker waren die eine sehr ähnliche Kampfweise aufwiesen.
Timur war ein Fanatiker im Detail, er war ein Perfektionist der regelmäßig selbst kleinste einheiten seiner Armee persönlich auf das genaueste inspizierte. Innerhalb der Armee herrschte eine extrem brutale Disziplin, die bei Chinggis Armeen in der Form noch gar nicht nötig war, aber aufgrund der immer heterogeneren Zusammensetzung von Timurs Truppen vermutlich nötig war.
Beschließend muß man feststellen, daß die Armeen von Timur typisch spätmongolische Armeen waren (sehr ähnlich den Armeen unter den Nachfolgern von Chinggis) aber eben sich von der Herkunft der Truppen unterschieden. Die Armeen waren Islamisch und von Turkvölkern dominiert. Ähnlich im Endeffekt den Armeen der Goldenen Horde (ebenfalls Turkvölker, ebenfalls Islamisch), aber deutlich stärker im Bereich Belagerungswaffen und mit einem deutlich überlegenen Offizierkorps.
Von den Armeen anderer Islamischer Staaten unterschieden sich die Armeen Timurs jedenfalls deutlich. Und sie waren ebenfalls noch deutlich auf Berittene Bogenschützen hin ausgerichtet.
In Bezug auf Taktik und Strategie fällt auf, daß Timur noch mehr als Chinggis auf Terror als Mittel der psychologischen Kriegsführung griff und das Timur agressiver und direkter vorging.