Ich habe noch etwas in einem Sachbuch gefunden:
"Der Gegenspieler des Varus war der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer, Arminius, wie ihn die Römer nannten, Hermann der Cherusker, wie ihn der deutsche Volksmund heißt. Um 18 oder 16. v.u.Z. geboren, diente er wie viele barbarische Adlige längere Zeit im römischen Heer, erhielt das römische Bürgerrecht und den Ritterrang und kehrte im Jahre 7 wegen des Todes seines Vaters in die Heimat zurück. Er wurde, wie der größte römische Historiker Tacitus sagt, "unbestreitbar der Befreier Germaniens, wenn auch in manchen Gefechten unterlegen, so doch unbesiegt im Kriege, und noch heute - d.h. hundert Jahre nach seinem Tode -feiert man ihn bei den barbarischen Völern in Liedern". "
In der weiteren Schilderung der Ereignisse folgt der Autor Tacitus und zitiert ihn.
Quelle: Wolfgang Seyfarth: Römische Geschichte, Kaiserzeit I, Akademie Verlag Berlin 1980, S. 69
Die Hauptaussage im Schul-Geschichtsunterricht der DDR war: "Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen", und demzufolge wurden Ereignisse im Unterricht behandelt, die (entsprechend interpretiert) diese Theorie stützten. Wir haben den Spartakus-Aufstand behandelt, Augustus als Begründer des Prinzipats, Arminius als Befreier Germaniens und die Varus-Schlacht sowie die Kolonen, die die Sklaven abzulösen begannen und damit der Anfang vom Ende der Sklavenhalterordnung waren. Das war dann - leider - schon alles über das alte Rom.
Der Eindruck, der meinen Kindern im vereinten Deutschland vermittelt wurde, war doch etwas breiter gefächert.
Ich will noch einen Link zu Ludwig Renn nachreichen:
Ludwig Renn - Wikipedia
Bei den von mir genannten Büchern handelt es sich um Belletristik.
Aus einem anderen Buch von Ludwig Renn stammt folgendes Zitat, das seine Abneigung gegen Rom ein wenig verständlich macht
(leider habe ich mir die Seite nicht aufgeschrieben):
"Und soweit meine Eltern noch nicht erreicht hatten, mir den lauten Nationalismus unangenehm zu machen, hatte es die Schule fertiggebracht. Die Professoren des Gymnasiums mit dicken Bäuchen und hängenden Schnurrbärten hatten uns zu Königs Geburtstag oder zum Sedanfest mit deutschen Heldentaten gelangweilt. Sonst erzählten sie die Heldentaten der alten Römer. Unwillkürlich stellte ich mir die alten Römer auch mit hängenden Schnurrbärten und schrecklich langweilig vor, wenn sie in sächsischem Dialekt Reden gegen Catilina oder sonst wen hielten."
(Ludwig Renn: "Adel im Untergang", Aufbau Verlag Berlin, 1954)
Ich finde, dieses Zitat passt doch ein bisschen hierher, weil es so schön zeigt, wie Geschichtsbilder entstehen und zu was für kuriosen Verknüpfungen es dabei kommen kann.