Arminius nach 16

Zudem steht in von Historikern verfaßten aktuellen Werken wie verschiedenen Geschichtsatlanten und ebenso in Herder Lexikon: Germanische und keltische Mythologie bekanntlich: einen eigenständigen Priesterstand gab es nicht; anfangs der Hausvater, dann das Sippenoberhaupt und später das Stammesoberhaupt übten kultische Handlungen aus.


M.E. unlogisch, da sich in fast allen indogermanischen "Herrschaften" eine Priesterschicht ausgebreitet hat. Es gibt da auch einen Widerspruch zu den Befunden.
 
M.E. unlogisch, da sich in fast allen indogermanischen "Herrschaften" eine Priesterschicht ausgebreitet hat. Es gibt da auch einen Widerspruch zu den Befunden.

Die Betonung liegt dabei auf "eigenständig", was wohl insbesondere als Unterscheidung bspw. zu den keltischen Druiden zu verstehen ist.
Anders gesagt - und wie es bspw. selbst bei dtv nachzulesen ist: politisches Amt und Kultamt liegen in einer Hand.

Die angeführten Befunde würden mich nichtsdestotrotz interessieren... :fs:
 
Quellenkritik! grins
Da gibt es nix zu grinsen: Ich habe nur die Übersetzung einer Quelle eingestellt. Die Quellenkritik kommt danach.

Wieso führt er hier die Chaucen auf? Schließlich stellten sie doch den Römern Hilfstruppen . (Tacitus II.Buch (17)).
Tja. Vielleicht handelt es sich bei den Καούλκων auch nicht um die Chauken sondern um einen anderen Stamm. Allerdings muss hier kein Widerspruch bestehen. Wir wissen ja - nicht nur aus dem Text des Strabon, sondern auch von Tacitus -, dass innerhalb der Stämme verschiedene Strömungen herrschten, romfreundliche, wie romfeindliche. Berühmtestes Bsp. sind die Cherusker mit Arminius als aus römischer Sicht wesentlichen Führer der romfeindlichen Strömung; die römfreundliche Strömung wird durch die stammesintern wohl unterlegenen Verwandten des Arminius, seinen Schwiegervater Segestes und seinen Bruder Flavus repräsentiert. Kaum eine Generation später können die Römer den Flavus-Sohn Italicus als König der Cherusker durchsetzen. (P.S. Im wesentlichen schreibst Du das ja auch.) Nichts spricht dagegen, dass es in der chaukischen Stammeskonföderation ähnliche Differenzen gab. Strabo ist möglicherweise die Quelle dafür.

Und warum wurde vorher ein Sugambrer genannt? Zu dem Zeitpunkt spielte
dieser Stamm keine Rolle mehr im Widerstand gegen Rom.
Strabon ist Zeitgenosse dieser Ereignisse. Er starb wohl 24 n Chr. Es ist also einigermaßen wahrscheinlich, dass er Informationen einwebt, die dem Zeitgenossen wichtig erschienen, die späteren Historiographen aber eher unwichtig waren. Wenn also der Neffe des Maelo beim Triumphzug vorgeführt wird, passt das vom zeitlichen Rahmen her - es sind gerade 30 Jahre vergangen zwischen dem Aufstand des Maelo und der Gefangenahme des sugambrischen Theoderich (Deuderix).

Über den Todeszeitpunkt des Arminius wird ja auch spekuliert. Wenn er im gleichen Jahr wie Germanicus starb, dann kann er 23 n.Chr. nicht mehr aktiv gewesen sein.
Über Arminius berichtet Tacitus: "Indessen stieß Arminius bei dem Abzug der Römer und nach der Vertreibung von Maroboduus in seinem Streben nach dem Thron auf den Widerstand seiner freiheitsliebenden Landsleute. Es kam zu einer bewaffneten Auseinandersetzung, bei der er mit wechselnden Glück kämpfte und durch die Hinterlist seiner Verwandten fiel." (Annalen II.Buch (88)).
Tacitus' Zeitangabe ist doch etwas wage. Hiernach kann man nur festhalten, dass Arminius nach 18 n. Chr. ermordet wurde.
 
Nur mal ein schneller Gedanke: Vielleicht hat Tacitus einfach bei einem wesentlichen älteren Autor (Pytheas im damals noch bekannten Original?) abgeschrieben, der sich lange vorher auf Britannien und die Druiden bezog, bevor diese Insel in den Dunstkreis der Römer geriet. Nach Helgoland klingt das jedenfalls nicht, auch wenn der "Fuselfelsen" damals viel, viel größer war.

Das schweift jetzt zwar vom Thema ab, aber Tacitus hat hier wohl keine Nordsee-Insel beschrieben, da diese Beschreibung den suebischen Stämmen zugeordnet wurde. Er berichtet von Reudigner, Avionen, Anglier, Variner, Eudosen, Suardonen und Nuitonen, deren Gebiete von Flüssen und Wäldern bestimmt wurde (also im heutigen Schleswig-Holstein). Diese suebischen Stämme sollen die Nerthus (Mutter Erde) verehren und da soll es auf einer Insel des Weltmeeres diesen heiligen Hain und einen See gegeben haben. Es ist aber auch möglich, daß die Römer die Ostsee auch als "Weltmeer" bezeichnet haben. Dann käme auch noch Fehmarn in Frage... Da Tacitus dann schreibt: "Dieser Teil von Suebien reicht bis in die entlegeneren Gebiete Germaniens." (Germania,(41)).
Helgoland wird wohl beim Bericht über die Friesen erwähnt ("Ja, selbst auf das Weltmeer haben wir uns dort hinausgewagt, und wie die Kunde verbreitet, gibt es da noch Säulen des Herkules,..." Germania, (34)).
 
[...]

Interessant an der Behauptung ist, dass das letzte Datum der Geographia bei Strabo der Tod des Königs Juba 23 n. Chr. ist. Dies hieße also, dass der Krieg zwischen Römern und Cheruskern auch dann noch lief.

Lässt sich den feststellen oder gibt es Indizien, wann Strabon den Eintag über die Gefangennahme machte?
Ich meine etwas genauer als "bis 23".
 
Lässt sich den feststellen oder gibt es Indizien, wann Strabon den Eintag über die Gefangennahme machte?
Ich meine etwas genauer als "bis 23".


"Das Arminius den Kampf gegen die Römer fortsetzt", kann man auch so deuten, daß er nicht besiegt und gefangengenommen wurde. Die Römer haben nicht im Zeitraum zwischen der Varusschlacht und den Germanicusfeldzügen unterschieden. Für sie war es ein Krieg, der durch diverse Ruhephasen durchzogen war. So ähnlich sieht es auch Jahn.
 
Ave Zusammen,
Ave El Quijote,

der Thread war ja lange Zeit etwas verwaist. Schön das sich noch mal etwas tut.

El Quijote schrieb:
..Bisher wurde in diesem Thread noch keinen Deut auf Strabon eingegangen...

Yep, der ist auch interessant.

Strabo schrieb:
..der Triumph in dem die bekanntesten ihrer Männer gefangen vorgeführt wurden. Ich meine Segimunt, den Sohn des Segestes und Häuptling der Cherusker und seine Schwester Thusnelda, die Frau des Armenius [so die Schriebweise bei Strabo], der Mann der zum Zeitpunkt des Vertragsbruchs der Oberbefehlshaber des Heeres der Cherusker war und bis heute den Krieg aufrecht erhält.Desweiteren Thusneldas drei Jahre alter Sohn Thumelicus und Sesithacus, der Sohn des Segimer und Häuptling der Cherusker und Rhamis, seine Frau und Tochter des Chattenhäuptlings Ucro und Deudorix, ein Sugambrer, der Sohn des Baetorix des Bruders von Melo. ...

"..bis heute.." muss sich ja auf den Tag beziehen, an dem er das verfasst hat. Nur wann war das genau? Frühestens kann er den Text im Triumphjahr 17 und spätestens vor seinem Tod in 24 geschrieben haben. Arminius dagegen dürfte frühestens um 19 und spätestens um 21 gestorben sein.

El Quijote schrieb:
..Interessant an der Behauptung ist, dass das letzte Datum der Geographia bei Strabo der Tod des Königs Juba 23 n. Chr. ist. Dies hieße also, dass der Krieg zwischen Römern und Cheruskern auch dann noch lief. ..

Kann man das so sagen? Mit „..den Krieg...“ muss ja auch nicht unbedingt der zwischen Römern und Germanen gemeint sein, vielleicht bezog er sich auf den Krieg zwischen den Germanen selbst. Ausserdem: Wie eng hängen denn diese Textstellen zusammen, kann man davon ausgehen, dass sie zeitgleich verfasst wurden? Wenn ja, wann?

Aber an Strabo ist weiteres interessant. So ist er meines Wissens der Einzige, der überhaupt die Namen Thusnelda und Thumelicus überliefert hat. Anderswo ist immer nur von Frau und Sohn des Arminius die Rede.

Und das besondere an Strabo ist: Er war Geograph, sein Werk die Geographia. Genauso wie Ptolemäus, der seine Geographie um 150 herausbrachte. Daher sind auch die Namen geographisch zu begründen: Thus-nelda und Thu-melicus.

Das Tu-/Thu- ist eine geographische Bezeichnung; Ptolemäus etwa, der seine Karten mit recht genauen Koordinaten versah, lokalisiert zwei Orte im Cheruskerland: Tuliphurdum und Tulisurgium. Der Wortstamm taucht dort auch heute noch auf, so z.B. am Thüster Berg nahe Hildesheim, oder auch Thüringen, wodurch sich die Voranstellung der Ortsbezeichnung Thu- zwanglos erklärt.

Die beiden Namen Thus-nelda und Thu-melicus sind daher vermutlich römische Zusammensetzungen. So sind Nelda und Neldus heute noch vorkommende Namen im spanischen und englischen Sprachraum. Der zugrunde liegende Namensstamm Nel- taucht aber auch in Nell, Nele, Cornelia oder in (N)Eleanor auf. Für letztere habe ich bei Namenskundigen auch die Deutung „die Davongelaufene“ gefunden. Lat. melicus bedeutet meist "musikalisch, der Musikalische", es kommt aber von mel für Honig. So hieß der Grieche Simonides von Keos (557-467 v. Chr.), ein beliebter Dichter, wegen seiner eindrucksvollen Bildsprache bei den Römern Melicus, der "Honigzüngige". Thumelicus wäre demnach etwa mit der "honigsüße Knabe aus Germanien" zu übersetzen: in Italien eine nachvollziehbare Benennung für einen kleinen, süßen, honigfarbenen Blondschopf aus dem hohen Norden. Somit sind diese Namen mit einiger Wahrscheinlichkeit römische Spott- oder Spitznamen, wobei jeweils über die Herkunft Tu- sowie über die Person selbst, -nelda, -melicus, etwas ausgesagt wird. Vergleichbar auch dem römischen Spitznamen für den Arminiusbruder Flavus „der Blonde“, wegen seines blonden Haares, bei ihm aber ohne geographische Vorsilbe.


Beste Grüsse, Trajan.
 
Das Tu-/Thu- ist eine geographische Bezeichnung; Ptolemäus etwa, der seine Karten mit recht genauen Koordinaten versah, lokalisiert zwei Orte im Cheruskerland: Tuliphurdum und Tulisurgium.

Auffällig ist hier das Element "Tuli-". Wenn man daran irgendwelche begründeten Vermutungen anknüpfen will, sollte man das erst einmal im Zusammenhang sehen, bevor man irgendwelche beliebige Segmente davon abschneidet, etwa "li" oder "uli" oder "t" oder "tu" oder "ul". Einen "Wortstamm" erhält man dadurch jedenfalls nicht.

Was haben die Wörter "Tuba",
"Tuch", "Turbine", "Tuff", "Tugend", "Tunnel", "Turteltaube", "Turm", "Tumult", "Tundra", "Turbine", "Tulpe" sowie "tummeln", "tunken", "tupfen" und "tuscheln" miteinander zu tun?
Ganz gewiß keinen gemeinsamen Wortstamm.

Die beiden Namen Thus-nelda und Thu-melicus sind daher vermutlich römische Zusammensetzungen.

Wenn es tatsächlich einen nachweisbaren Wortstamm "Tu" oder "Thu" (was nicht notwendigerweise dasselbe sein muß!) gäbe, müßte logischerweise der Name "Thusnelda" in die Bestandteile "Thu"+"Snelda" zerlegt werden. Dann müßten wir erst einmal nach Anknüpfungspunkten für "Snelda" suchen.

Der zugrunde liegende Namensstamm Nel- taucht aber auch in Nell, Nele, Cornelia oder in (N)Eleanor auf.
"Nele" ist eine moderne Kurzform; eine alleinige Verwendung der Silbe "nel" als Namensstamm (oder auch als sonstiger Wortstamm) läßt sich im Lateinischen nicht nachweisen, die Behauptung eines dem altrömischen Cornelier-Namens "zugrunde liegenden Namensstamms Nel"
ist somit substanzlos. Siehe meine obige Bemerkung: Man erhält keine Wort- oder Namensstämme, indem man einfach irgendwo wahllos eine Buchstabenfolge beliebiger Länge herausschneidet.



 
Aber an Strabo ist weiteres interessant. So ist er meines Wissens der Einzige, der überhaupt die Namen Thusnelda und Thumelicus überliefert hat. [...] Und das besondere an Strabo ist: Er war Geograph, sein Werk die Geographia. [...] Daher sind auch die Namen geographisch zu begründen: Thus-nelda und Thu-melicus.

Personennamen sind geographisch zu begründen, weil sie ein Geograph überliefert? D


Die beiden Namen Thus-nelda und Thu-melicus sind daher vermutlich römische Zusammensetzungen.
Im Lateinischen gab es kein þorn oder θíta. Da Strabo aber das θíta verwendet (Θουσνέλδα, Θουμέλικος), handelt es sich entweder um die originalen germanischen Namen oder wenn um Fremdbezeichnungen, dann um Griechische. Daraus lassen sich keine lateinischen Übersetzungen kreieren.

Ptolemäus etwa, der seine Karten mit recht genauen Koordinaten versah, lokalisiert zwei Orte im Cheruskerland: Tuliphurdum und Tulisurgium.
Dass die Ortsnamen wiederum nichts mit den Eigennamen zu tun haben sieht man bei Ptolemaios, der verwendet nämlich Tau: Τουλίφουρδον, Τουλισούργιον.
 
Ave Zusammen,


hyokkose schrieb:
...Was haben die Wörter "Tuba", "Tuch", "Turbine", "Tuff", "Tugend", "Tunnel", "Turteltaube", "Turm", "Tumult", "Tundra", "Turbine", "Tulpe" sowie "tummeln", "tunken", "tupfen" und "tuscheln" miteinander zu tun?...


Wir reden hier von ORTSNAMEN und nicht von Blümchen und der gleichen. Das hat mit meiner Argumentation nichts zu tun.

hyokkose schrieb:
...Wenn es tatsächlich einen nachweisbaren Wortstamm "Tu" oder "Thu" (was nicht notwendigerweise dasselbe sein muß!) gäbe, müßte logischerweise der Name "Thusnelda" in die Bestandteile "Thu"+"Snelda" zerlegt werden.......Man erhält keine Wort- oder Namensstämme, indem man einfach irgendwo wahllos eine Buchstabenfolge beliebiger Länge herausschneidet. .


Yep genau, also denn mal zu den Ortsnamen:

Thüster Berg,
hier haben wir Thüs, wegen Thüsberg oder Thüster Berg

Tübingen,
hier haben wir , wegen dem Ortsnamen Bingen: (Wikipedia: Schon vor den Römern gab es hier wegen der verkehrgünstigen Lage (Zusammenfluss von Nahe und Rhein, Eintritt des Rheins in das Engtal) eine keltische (gallische) Siedlung mit Namen „Binge“ (=Graben). Anfang des ersten Jahrhunderts AD wurden römische Truppen in Bingen stationiert. Sie änderten den Namen in "Bingium".)



Thüringen, hier ist es Thü (wg. Wikipedia: Aber auch der Charakter von Völkern, aus denen Namen von Ländern und Landschaften entstanden (Thüringen - Land der Mutigen vom Germanischen: thuringoz, die Wagenden, die Mutigen), findet man in den Ortsnamen (etymologische Bedeutung) wieder)

Weitere Beispiele für solche Ortsnamen von Tante Wiki:

Angehörige eines Volksstamms wurden zum Beispiel von KdG umgesiedelt: Dürkheim - Thuringeheim, hier also Thu

Italienische Namen für deutsche Städte:
Tubinga: Tübingen
Turingia: Thüringen
Hier also zweimal Tu

(wiki) Lateinische Ortnamen:

Mühlhausen/Thüringen: Mulhusa Thuringorum
Saalfeld: Salfelda Thuringorum
Tongeren: Aduatuca Tungrorum
Duisburg: Duisburgum , Teutoburgum, Tuiscoburgum
Konstanz: Augusta Turgoïorum
Tübingen Tubinga
Tours: Turonum
Zug: Tugium
Zurich: Turicum,


Die Thus und Tu kommen also mit schöner Regelmäßigkeit vor, manchmal mit Umlautung u->ü und kleinen Abwandlungen (+s,+n,+r) Welchen Ursprungs auch immer, dieser Orteilsname ist ein factum.

Die von mir gemachte Annahme ist also durchaus nachvollziehbar.


Beste Grüsse, Trajan.
 
Wir reden hier von ORTSNAMEN und nicht von Blümchen und der gleichen.

Für Ortsnamen gilt dasselbe wie von allen anderen Wörtern: Das Vorhandensein von zwei identischen Buchstaben belegt keinesfalls eine Wortwurzel.

Tübingen,
hier haben wir , wegen dem Ortsnamen Bingen:

Hier zerschneidest den Namen an der nachweisbar falschen Stelle. Tübingen gehört zu den zahlreichen Ortsnamen auf "-ingen". Das "b" ist - ebenfalls nachweisbar - erst sekundär entstanden.
Darauf gibt allein schon der Ortsname den Hinweis: der Name des Ortsgründers Tuwo in der Vorsilbe und die Namensendung auf -ing(en) deutet auf Gründung während der Völkerwanderungszeit hin. Die Tübinger Unterstadt hat dort ihren Ursprung.


Die Thus und Tu kommen also mit schöner Regelmäßigkeit vor,
Ja, und zwar überall auf der Welt. Ich kann auch ein koreanisches Ortsnamenverzeichnis aufschlagen und finde mit schöner Regelmäßigkeit Ortsnamen auf Thu- und Tu. Ebenso finde ich auf deutschem Sprachgebiet "mit schöner Regelmäßigkeit" Ortsnamen, die mit "A-" oder "Ar-" anfangen, die ließen sich ja in irgendeinen Zusammenhang mit Arminius bringen. Oder die vielen Ortsnamen mit "Hü-" oder "Hi" mit "Hyokkose"...

Welchen Ursprungs auch immer, dieser Orteilsname ist ein factum.
Das ist kein "Ortsteilname", sondern das sind zwei willkürlich gewählte Anfangsbuchstaben.
Ich kann nicht verstehen, wozu derartige Buchstabenspielchen dienen könnten.
 
@ Hyokkose: Ich hoffe mit "nachweislich" meinst du nicht die Herleitung vom Name des Ortsgründers Tuwo, sondern nur die urkundliche Ortsnamensüberlieferung, wobei ich diesbezüglich den Angaben bei Wikipedia nicht trauen würde, da zwei unterschiedliche Angabe:
1078: Erste urkundliche Erwähnung von Schloss Hohentübingen im Zusammenhang mit der Belagerung von „castrum twingia“ (= Zwingburg) durch König Heinrich IV.
Tübingen ? Wikipedia
Im Jahre 1078 findet das Bauwerk seine erste schriftliche Erwähnung: die Zwiefaltener Annalen beschreiben die Belagerung einer Burg "Duwingen" durch König Heinrich IV. im Verlauf des Investiturstreites; gleichzeitig wird ein gewisser Graf Hugo III. von Tübingen in „... einer weiteren Quelle ...“ erwähnt
Schloss Hohentübingen ? Wikipedia
Da mag zwar eine Quelle angegeben werden, aber wie? Wie dem auch sei, ist das mit Herrn Tuwo gewiß eine Spekulation, oder ist ein solcher überliefert? Dann immer her damit!
 
@ Hyokkose: Ich hoffe mit "nachweislich" meinst du nicht die Herleitung vom Name des Ortsgründers Tuwo, sondern nur die urkundliche Ortsnamensüberlieferung
Selbstverständlich. Für die alten Schreibweisen (mit "w" und ohne "b") gibt es eine solidere Internetquelle als Wikipedia: Geschichte der Stadt Tübingen - Google Buchsuche

wobei ich diesbezüglich den Angaben bei Wikipedia nicht trauen würde, da zwei unterschiedliche Angabe:
Für die beiden unterschiedlichen Schreibweisen kann Wikipedia nichts, die sind urkundlich überliefert. Der Erklärung von "castrum twingia" als "Zwingburg" ist natürlich nicht zu trauen, im Gegenteil: Die kann man wohl in die Tonne treten. Auch der Herr Tuwo ist (wenngleich nicht ganz so unplausibel) nicht urkundlich dingfest zu machen.
 
Ebenso finde ich auf deutschem Sprachgebiet "mit schöner Regelmäßigkeit" Ortsnamen, die mit "A-" oder "Ar-" anfangen, die ließen sich ja in irgendeinen Zusammenhang mit Arminius bringen. Oder die vielen Ortsnamen mit "Hü-" oder "Hi" mit "Hyokkose"...



So,so...
Zuerst Trajan lächerlich machen und dann das hier:


Für Ortsnamen gilt dasselbe wie von allen anderen Wörtern: Das Vorhandensein von zwei identischen Buchstaben belegt keinesfalls eine Wortwurzel.

Darauf gibt allein schon der Ortsname den Hinweis: der Name des Ortsgründers Tuwo in der Vorsilbe und die Namensendung auf -ing(en) deutet (…)

Aha, zuerst besagt das Vorhandensein von zwei identischen Buchstaben angeblich keine Wortwurzel, dann wird aber Tuwo – ingen angeblich nachweisbar zu –bingen konstruiert.

Dank Muspillis Einwand entpuppte sich das ganze kurz darauf als Rohrkrepierer:
Auch der Herr Tuwo ist (wenngleich nicht ganz so unplausibel) nicht urkundlich dingfest zu machen.


Aber nichts für ungut!
Ich halte Trajans Überlegungen für sehr interessant. Es ist kaum anzunehmen, dass die Übereinstimmungen in den Anfangssilben Thu –snelda und Thu – melicus Zufall sein sollen. Ob es sich tatsächlich um geographische Hinweise handelt, müsste er noch belegen.
Allerdings ist der Hinweis auf den Thüster Berg – der sich auch nicht zufällig im Kerngebiet der Cherusker befindet und wahrscheinlich mit dem germ. Gott Thuisto in Verbindung bringen lässt – sehr interessant.
 
Aha, zuerst besagt das Vorhandensein von zwei identischen Buchstaben angeblich keine Wortwurzel, dann wird aber Tuwo – ingen angeblich nachweisbar zu –bingen konstruiert.

Daß auch Du hier auf die erbärmliche Masche verfällst, den Inhalt dessen zu ignorieren, was ich geschrieben habe, und stattdessen irgendwas daher konstruierst, was ich "angeblich nachweisbar" behauptet haben soll, wundert mich nicht. Was genau nachweisbar ist, habe ich in zwei Sätzen sehr präzise beschrieben. Falls noch irgendwelche Unklarheiten geblieben wären, sind diese mittlerweile durch Muspillis Nachfrage bereinigt worden.

Von weiteren unsachlichen Kommentaren bitte ich abzusehen.


Ich halte Trajans Überlegungen für sehr interessant.
Das sei Dir unbenommen, es liegt allerdings lediglich an Deiner mangelnden linguistischen Kompetenz. Anderenfalls würdest Du sie - wie ich auch - für wertlos halten. Nichts für ungut.
 
Dass die Bildungen mit þu oder θου verwandt sein können, das ist nicht in Abrede zu stellen, vorausgesetzt, die Worte lassen sich morphologisch entsprechend zerteilen. Trajan sah allerdings Verwandtschaften zwischen þu/θ und tu/του, was vom Gesetz der Minimalpaarbildung her nicht funktioniert. Das Problem ergibt sich daraus, dass wir die Namen Thusnelda etc. nicht korrekt sondern deutsch lesen. Wenn wir aber antike Namen lesen, die mit -th- geschrieben werden, dann sollten wir korrekterweise an das englische -th- denken. Dies war schon die Transkription der Römer für das ihnen fremde germanische þ oder das griechische θ.
 
Ich halte Trajans Überlegungen für sehr interessant. Es ist kaum anzunehmen, dass die Übereinstimmungen in den Anfangssilben Thu –snelda und Thu – melicus Zufall sein sollen. Ob es sich tatsächlich um geographische Hinweise handelt, müsste er noch belegen.
Allerdings ist der Hinweis auf den Thüster Berg – der sich auch nicht zufällig im Kerngebiet der Cherusker befindet und wahrscheinlich mit dem germ. Gott Thuisto in Verbindung bringen lässt – sehr interessant.

Ich bin jetzt zu faul, den gesamten Thread durchzulesen, aber mir spukt im Kopf immernoch die Interpretation Thusnelda = Thursen + Hiltja --> germ. bzw. ahd. für "Riesenkampf" im Hinterkopf rum. Oder ist das ne veraltete Theorie?
Abgesehen davon, Cato, Trajan hat auch schon mal in einem anderen Thread behauptet, dass Thusnelda aus Hildesheim käme und Segestes aus dem ligurischen Segesta stamme...:pfeif:
 
Abgesehen davon, Cato, Trajan hat auch schon mal in einem anderen Thread behauptet, dass Thusnelda aus Hildesheim käme und Segestes aus dem ligurischen Segesta stamme...:pfeif:

Hat er das wirklich? :red:
Für mich hört sich das eher nach Herrn Friebe aus Halberstadt an.

Segestes aus dem ligurischen Segesta:

Bei Hildesheim gibt es ein Dorf namens Segeste. Der Name "Egestorf" bzw. "Gestorf" ist ebenfalls in dieser Gegend wiederholt vertreten.

Allerdings halte ich nicht viel von derartigen Ortsnamensableitungen. Zwischen der Gründung dieser Orte und den historischen Personen, auf die sie angeblich Bezug nehmen, liegen nicht selten mehr als 900 Jahre. Ein Zusammenhang ist somit äußerst unwahrscheinlich.
Die Höhenzüge im Gebiet des ehemaligen Cheruskerlandes weisen allerdings Namen auf, die sehr hohen Alters sein könnten: Deister, Süntel, Ith, Thüster (Berg) gehen wahrscheinlich auf Namen aus vorchristlicher Zeit zurück.
 
Wo auch immer du das her hast, von mir bestimmt nicht!!! Schiebe mir nicht einfach etwas unter, sondern zitiere ggf. korrekt und fair.

Tut mir leid, Trajan, habe da etwas durcheinander gebracht. Ich entschuldige mich hiermit offiziell bei Dir. Werde beim nächsten Mal erstmal überlegen, was ich schreibe, bevor ich zur Tat schreite.

Aragorn
 
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