Da möchte ich in aller Bescheidenheit widersprechen. Den Krieg haben die kruppschen Kanonen entschieden, wie auch schon im Deutsch-Dänischen Krieg. Die Franzosen wussten gar nicht, wo sie sich vor dem Fernfeuer der preußischen Granaten verstecken sollten. Da half auch die Überlegenheit des Chassepotgewehrs nicht.
Zum Teil.
Das französische Gewehrfeuer hatte eine Reichweite die fast doppelt so groß war wie die der Preussen. Das hat in den Gefechten zu hohen Ausfällen geführt und war mancherorts fast entscheidend.
Die französischen Mitrailleusen wurden falsch eingesetzt, wo sie jedoch zum tragen kamen, haben sie auch großen Schaden angerichtet.
Die deutsche Artillerie war dagegen sehr überlegen, es dauerte jedoch erst bis die Bedingungen zustande kamen, dass sie ihre Fähigkeiten beweisen konnten.
Die großen Schlachten zu Beginn des Krieges wurden m.E. mehr durch die schnellere Mobilisation (dabei der effektivere Gebrauch der Eisenbahn und des Telegraphen), geschicktes Maneuvrieren, gute Aufklärung (die Franzosen agierten dagegen fast blind) eine sehr aggressive Vorgehensweise und erst zuletzt duch die Artillerie entschieden, wobei die Artillerie m.E. hauptsächlich die Vorteile der Französischen Kleinwaffen aufhob und die Mitrailleusen ausschaltete.
Entscheidend war sie dann, als die Franzosen sich in Metz hatten einkesseln lassen und der weiteren Reichweite der Kruppschen Kanonen nicht entkommen konnten. Da war die Messe aber schon gelesen.
Im Deutsch-Dänischen krieg war die Preussisch-Österreichische Überlegenheit so groß, dass die Waffentechnische sich kaum beweisen konnte. Da die Dänen bei Düppel gut verschanzt waren, hatte die Artillerie auch nicht so viel Wirkung zeigen können.
Im Deutsch-Österreichischen (bzw. Deutsch-Deutschen Krieg, mein Ur-Opa kämpfte auf der Bayrischen Seite und wurde bei Kissingen verletzt) war dagegen das Zündnadelgewehr tatsächlich entscheidend, die Schlacht bei Königgratz und die vorausgehende Gefechte wurden infanteristisch entschieden, bevor die Artillerie überhaupt richtig zum Einsatz kam. Das dürfte auch ein Grund sein, warum den Franzosen (Napoleon III war ja Artillerist) die preussische Überlegenheit auf diesem Felde gar nicht auffiel, er jedoch größten Druck bei der Modernisierung der Gewehre machte. Das Chasseepot wurde ab 1866 in Windeseile eingeführt um den bei Königgratz erkannten Nachteil der gezogenen Vorderlader gegenüber dem Zündnadelgewehr aufzuholen. (Bis dahin hatte man angenommen, das Reichweite und Zielgenauigkeit der Minie-Gewehre, die höhere Schussfolge ausgleichen würden).
Ich denke, diese drei Kriege sind auch wichtig in der Entstehung der "Illusion des kurzen Krieges": Seit den Befreiungskriegen, waren eigentlich alle Kriege "kurz" und wurden in wenigen Monaten bzw. gar in Wochen, in einigen großen Schlachten entschieden. Im schlimmsten Falle gab es zum Abschluss noch eine Belagerung wie bei Sewastopol, Plewna, Paris oder Port Arthur.
Nur die kolonialen Konflikte haben sich gelegentlich in die Länge gezogen, wurden von den Militärs jedoch nicht als Maßgebend betrachtet.
Einen sich über mehrere Jahre durchgehend hinziehenden Krieg, zwischen großen europäischen Mächten, hatte es seit hundert Jahren nicht mehr gegeben.