Ist das en Detail? Die USA haben sich in so einigen Vorgängen zu Worte gemeldet. Beispielsweise die Marokkokrise.
Ja, allerdings kaum regelmäßig und angesichts des Weltkrieges, der eigenen Handelsverbindungen etc. dürfte man in den USA auch zu diesem Zeitpunkt schlicht andere Sorgen gehabt haben.
Das ist ganz gewiss kein Unsinn! Während des Krieges an den eigenen sogenannten Verbündeten eigenes Territorium abzutreten, wäre erst einmal der eigenen Bevölkerung überhaupt nicht zu vermitteln gewesen und gegenüber den Kriegsgegner als ein Zeichen der Schwäche und gegenüber den Neutralen ein erheblicher Prestigeverlust gewesen. Die Bedeutung von Prestige einer Großmacht muss ich jetzt aber nicht erläutern oder?
Moment, Moment.
Es der Bevölkerung zu vermitteln ist ein völlig anderes Thema als eine reine Prestigefrage, als die du es benannt hattest.
Natürlich hätte man ein Problem gehabt das der Bevölkerung zu vermitteln. Formaljuristisch hätte wahrscheinlich wenigstens das Wiener Parlament einer solchen Abtretung zustimmen müssen und gegebenenfalls hätte zusätzlich ein Plebiszit her gemusst, um es der lokalen Bevölkerung zu verkaufen.
Das wäre natürlich nicht einfach geworden.
Einem Plebiszit hätten angesichts der Bevölkerungsverhältnisse wahrscheinlich die meisten Bewohner des Trentino zugestimmt, allerdings würde es wohl schwierig gewesen sein, sie während eines Fronteinsatzes zu fragen, ob sie denn bei der Monarchie verbleiben wollten.
In der Hinsicht ist ja auch immer wieder der Einwand gekommen, dass dies bedeutet hätte das Nationalitätenprinzip anzuerkennen, was sich wiederrum mit der Verfasstheit der Monarchie nicht vertragen hätte.
Das allerdings halte ich für ein eher schwaches Argument, weil man das letztendlich in einem gewissen Rahmen schon durch den Ausgleich von 1867 anerkannt hatte.
Territorien direkt zu übergeben, wäre wahrscheinlich in dieser Form nicht gegangen.
Man hätte den Italienern allerdings so weit entgegen kommen können, für die Zeit des Krieges ein österreichisch-italienisches Kondominum über diese Territorien zu errichten, auch die Stationierung italienischer Truppen zu gestatten und die Frage im Anschluss durch ein vom gemeinsamen Bündnispartner Deutschland beaufsichtigtes Plebiszit zu entscheiden oder ähnliches.
Da hätte sich mit ein wenig Kreativität sicherlich ein Weg finden lassen.
Das an und für sich hat aber nichts mit Prestige zu tun.
Ein besonderes eingestehen von Schwäche wäre das auch nicht gewesen, denn dass Österreich-Ungarn sich in seiner Verfasstheit keinen Drei-fronten-Krieg mit Russland, Italien und Serbien leisten konnte, war ohnehin aller Welt klar.
Die Vorstellung dass die erkenntnis dieses Umstands auf der Welt irgendwen überrascht oder dies die Meinung von der militärischen Leistungsfähigkeit der K.u.K.-Monarchie gesänkt hätte, würde erstmal voraussetzen, dass alle welt sie vorher in maßlosester Weise überschätzt hätte.
Und das bildete man sich ja letztendlich nicht mal in Wien ein.
Es gibt Argumentationsmuster, die die Schwierigkeit für Wien das tatsächlich abzutreten nahelegen, aber Prestige als plausibeler Grund gehört da nun wirklich nicht dazu.
Es führt nicht zu einem Prestigeverlust, wenn jemand irgendetwas nicht schafft, dass ihm ohnehin niemand zugetraut hatte.