Was hier beim Casting gemacht wurde, ist, dass man für die Römer gezielt möglichst fremdländische und pseudomediterrane Gesichter gesucht hat.
Was sind pseudomediterrane Gesichter? Wenn Du gerade ein Problem mit einer Klassifizierung von Menschentypen hast(was ihr Äußeres angeht) dann versteh ich nicht, warum Dich "pseudomediterrane Gesichter" stören. Was ist denn ein echtes mediterranes Gesicht?
 
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Es ist gar nicht so umgekehrt. Die Römer, die armen Bauern überfallen, ihre Kinder rauben oder umbringen oder ans Kreuz nageln, entsprechen voll und ganz den bösen Indianer des klassischen Western. Das Kreuz ersetzt hier den Marterpfahl.
In den meisten dieser Filme sprechen die Bösen die komische Sprache - egal ob die Monster nun Klingonisch oder Quechua. Die Römer üben maßlose Gewalt wie Mingos in der Lederstrumpf-Reihe. Das ganz wird natürlich noch mit Themen wie rassistische Diskriminierung von Barbaren und Völkermordtopoi garniert ... Zwischen den Zeilen kann man White Lifes matter lesen.
Rom tötet unsere Kinder! Deutsche wehrt euch!

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Die größte Schwäche der Serie ist den wirklich interessanten historischen Charakteren kein Raum eingeräumt wird? Wo bleibt Marbod? Wo bleibt Flavus? Was ist mit Inguimerus?
Die stirps regia ist voller interessanter Charaktere, aber stattdessen wird ganz andere Geschichte ezählt. Plötzlich gibt es ein funktionierendes Königtum bei den Cheruskern, Thusnelda macht auch Veleda und Arminius auf Brutus und Wilhelm Tell ist ein Manta-Fahrer, aber ich will ja nicht weiter spoilern.

Die objektiv Bösen waren im "Wilden Westen" aber schon eher die WASPs, auch wenn sie ua mittels der Sprache anders charakterisiert wurden.

Es muss doch auch noch Personal für Barbaren 2021, 2022 ..... bleiben.;)
 
Zwischen den Zeilen kann man White Lifes matter lesen.
Rom tötet unsere Kinder! Deutsche wehrt euch!
Ja geh — diese Geschichte wird überall auf der Welt verstanden, ganz unabhängig von Hautfarben (unterdrückte und darbende Kleinbauern und Schafzüchter sind in vielen Teilen der Welt noch Realität). Und für einen internationalen Markt wurde die Serie ja auch produziert.
Laurence Rupp, der Darsteller von "Ari" Arminius hat stahlblaue Augen und blasse Haut. Obwohl er Schauspieler Rupp aus Wien stammt, würde ich ihn nie für einen mediterranen Typen halten
Warum auch, wenn Arminius doch aus Germanien stammte?
- besonders wenn der Klischee-Sizilianer Gaetano Aronica als Varus danebensteht. (Der echte Varus stammte übrigens gar nicht aus dem fernen Sizilien aus Cremona in der Po-Ebene.)
Dafür stammt Valerio Morigi, der Darsteller des Metellus, aus Rom daselbst.
Wenn in der "taz" steht, die Verfilmung sei so unnötig wie ein Suebenknoten, muss ich leider wiedersprechen. Kein Filmgermane trägt diesen sorgsam gezwirnten Dutt an der Schläfe.
Diese drei wohlfrisierten Herren hast Du wohl übersehen — und das sind nur die, die ich auf die Schnelle in einer einzelnen Folge gefunden habe:

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Die größte Schwäche der Serie ist den wirklich interessanten historischen Charakteren kein Raum eingeräumt wird? Wo bleibt Marbod? Wo bleibt Flavus? Was ist mit Inguimerus? Die stirps regia ist voller interessanter Charaktere, aber stattdessen wird ganz andere Geschichte ezählt. Plötzlich gibt es ein funktionierendes Königtum bei den Cheruskern, Thusnelda macht auch Veleda und Arminius auf Brutus und Wilhelm Tell ist ein Manta-Fahrer, aber ich will ja nicht weiter spoilern.
Wo Du recht hast, hast Du recht. Wobei wohl sowohl Flavus als auch Marbod in einer allfälligen zweiten Staffel auftauchen dürften. Die Rufe des internationalen Römerfan-Publikums nach der Rache des Germanicus werden jedenfalls immer lauter. Und vielleicht darf dann auch Inguimerus in Idistaviso noch eine Rolle spielen.

Bud Spencer und Terence Hill natürlich;)
Nu, der Mario aus Lommatzsch!
Der durfte ja schon in der unsäglichen Nibelungenverfilmung von 1966 den blondgelockten Giselher geben ;)
 
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Ja geh — diese Geschichte wird überall auf der Welt verstanden, ganz unabhängig von Hautfarben (unterdrückte und darbende Kleinbauern und Schafzüchter sind in vielen Teilen der Welt noch Realität). Und für einen internationalen Markt wurde die Serie ja auch produziert.
Ich glaube diese Geschichte wird nirgendwo auf der Welt verstanden. In der Serie kommen nämlich gar keine darbenden Kleinbauern vor, sondern darbende Hochadelige. Nahezu alle Germanen in der Serie sind nämlich von edler Geburt. Was auch immer der phantasiegermanische Titel "Reik" bedeuten soll. Selbst dieser cheruskische Dorfhooligan, der jeden mit dem Vorschlaghammer verprügelt, ist ziemlich nah mit dem "Reik" der Brukterer verwandt. (Reik [sic!] Diese Barbaren nannten ihre Stammesführer nicht gotisch reiks, sondern altprussisch reik.)

Kurz und knapp: Es gibt keine Kleinbauern in dieser Serie. Wer diese Barbaren als Kleinbauern versteht, hat nichts verstanden.
Bei den erbärmlichen Langhütten mitten im Wald mit einem Beet Getreidevor der Tür und einer Ziege im Stall handelt es sich durch die Bank Königshöfe.
Selbst Folkwin Wolfspeer in seinem Lumpenkostüm hat eine Titulatur. Im Jargon der Netflix-Serie ist Folkwin ein "Schwertträger", in der Hierachie des Stammes ist er offenbar ziemlich weit oben angesiedelt - in direkter Beziehung zu den Stammesfürsten.
 
Ich glaube diese Geschichte wird nirgendwo auf der Welt verstanden.
Hier wird, wenn auch sehr simplifiziert, die Geschichte eines Bauernvolkes beschrieben, dass sich erfolgreich gegen eine technologisch überlegene Kolonial- bzw. Besatzungsmacht auflehnte. Das wird nahezu überall auf der Welt verstanden.
In der Serie kommen nämlich gar keine darbenden Kleinbauern vor, sondern darbende Hochadelige.
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Kurz und knapp: Es gibt keine Kleinbauern in dieser Serie. Wer diese Barbaren als Kleinbauern versteht, hat nichts verstanden.
Sind der Großteil der Cherusker etwa keine Kleinbauern gewesen?
Bei den erbärmlichen Langhütten mitten im Wald mit einem Beet Getreidevor der Tür und einer Ziege im Stall handelt es sich durch die Bank Königshöfe.
Dein verständlicher Sarkasmus in allen Ehren, aber zu mehr hat das Budget der Produktion halt nicht gelangt. — Nebenbei gefragt: wie sieht es überhaupt aus mit archäologischen Nachweisen von cheruskischen "Königshöfen" zur Zeitenwende?
 
Aber dieser Großteil kommt nach Darstellung von Maglor und Wemhoff nicht vor.
Hm. Mir schien eher, dass das Dorf für eine Anführersippe ein wenig zu bescheiden daherkommt — was wohl auch Maglor mit den "Getreidebeeten" in einer spärlichen Lichtung meinte. Man ist hier offenbar zu sehr dem römischen Topos der dichten Wälder gefolgt.

Hier einmal zwei Screenshots, wobei im zweiten die Rennöfen positiv auffallen:

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Hein verständlicher Sarkasmus in allen Ehren, aber zu mehr hat das Budget der Produktion halt nicht gelangt. — Nebenbei gefragt: wie sieht es überhaupt aus mit archäologischen Nachweisen von cheruskischen "Königshöfen" zur Zeitenwende?
Wie groß germanische Bauernhöfe waren ist archäologisch sehr gut erforscht. Von den Pfostensetzungen u.a. lässt sich direkt die Anzahl der Stallboxen und zugehörigen Großvieheinheiten berechnen. Das bedeutet, es ist ziemlich genau bekannt, wie viele Kühe der Germane im Stall hatte. Für die Ausgrabung Federsen Wierde gibt reichliche Überlegungen zur Sozialstruktur und wie viele Rinder welcher Stand wohl hatte. In der Serie hat der cheruskische Fürstenhof lediglich ein paar Ziegen und Pferde, einen Riesenvorrat scharlochroter Wollfäden, zwei Rennöfen, um die sich niemand kümmert und Unmengen von Petrolium. (Das Petrolium ist schon ein böser Spoiler von mir!)

Die Produktionskosten spielen hier meines Erachtens gar keine Rolle. Das Dorf besteht zu einem Großteil aus Computeranimation und kann ganz leicht ganz anders programmiert werden.
Und mal ganz ehrlich, ein ausgedehnten echtes Gerstenfeld oder eine echte Rinderherde im Hintergrund hätte jetzt keineswegs das Budget gesprengt. Wahrschenlich hätte man dafür noch nicht mal was bezahlen müssen. Landwirtschaft gibt es überall in Europa, auch in Ungarn.

Die Germanendorfkulisse basiert auf altbekannten Klischees (Germanen leben im Urwald) und Schlamperei.
DIe fehlende Konsistenz ist vor allem bei der Färbehütte erkennbar. Thusnelda hat in der ganzen Hütte mit scharlachroter Wollknäuel aufgehängt. Rote Textilfarbe (Kermes, Krapp) ist aus archäologischer Sicht kein Problem, im Gegenteil ist die Verwendung von z.B. durch die Rot Thorsberg-Textilien belegt. Eigentlich ar das auch mal ganz gut, dass sie gezeigt haben, dass die Germanen nicht nur braun und schwarz trugen, sondern es schon ganz bunt trieben.
Das Problem ist nur, dass Thusnelda und ihr Hausfreund Folkwin farblose Lumpen tragen und auch im Dorf alle nur Kleidung in gedeckten Farben tragen. (Ausnahme ist natürlich das weiße Hochzeitskleid - weiße Hochzeitskledung tauchte in Wirklichkeit erst Anfang des 20. Jahrhundert in Germanien auf.)
Das ergibt zusammen genommen natürlich gar keinen Sinn. Im Dorf wird im großen Stil rote Wolle hergestellt, aber nicht mal mutmaßliche Festgewänder der cheruskischen Adeligen haben diese Qualität.
Die einfachste Erklärung für diesen Widerspruch ist, dass der Kostüm- und Kulissendesigner sich nicht abgestimmt haben.

Ds gleiche Problem gibt es bei den Rennhöfen. Sie sehen nicht mal schlecht aus, aber es bedient sich auch keiner. Sie kockeln nur so vor sich hin. Eigentlich bräuchte man pro Rennofen zwei Germanen am Blasenbalg, damit auch wirklich Eisen verhüttet wird. Dafür hat es aber nicht gereicht.
Für die Rennöfen bräuchte man natürlich auch Holzkohle, aber viellleicht nehmen die in der Serie auch Petrolium dafür.

Anderer Widerspruch: Das cheruskische Hof produziert anscheinend den ganze Zeit Eisen und scharlachrote Wolle. Warum verlangen dan die Römer nicht dieses Eisen und die rote Wolle als Tribut und geben sich stattdessen mit dem alten Ziegenbock des Stammesfürsten zufrieden?
Das Germanendorf könnte problemlos rote Mäntel oder Stahl für die Legionen liefern und sie holen sich den Ziegenbock - so ziemlich das ungenießbarste Fleisch.
 
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Die Produktionskosten spielen hier meines Erachtens gar keine Rolle. Das Dorf besteht zu einem Großteil aus Computeranimation und kann ganz leicht ganz anders programmiert werden.
Noch ärgerlicher ist es bei den Totalen des römischen Lagers, die ja wohl vollständig per CGI erzeugt wurden. Da sehen wir ein schlampig angelegtes Marschlager das direkt an den Waldrand grenzt, ohne jede Sicht oder gar ein Schussfeld. Stattdessen hätte man ein hölzernes Standlager à la Haltern erwarten können, für das dank moderner Technik kein einziger Baum hätte gefällt werden müssen.
 
Wahrscheinlich haben die Szenenbildner nur an die Neun-Zehn-Leugen-Regel gedacht.
Hätte man nur mich als Berater angefragt — aber nein. ;)

Spaß beiseite — Story time :

In meiner Jugend bin ich einmal nicht nur Zeuge sondern auch Beteiligter an einem historisch-cineastischen Desaster geworden. Ich studierte in Berlin, als für eine Kinoproduktion unter einem damals sehr renommierten Regisseur Statisten gesucht wurden. Da wurde ich dann zusammen mit hundert anderen Anfangszwanzigern in zivile Kostüme der späten 1920er Jahre gesteckt, und jeder bekam einen halben Besenstiel in die Hand. Es stellte sich heraus, dass wir eine Nazi-Schlägertruppe spielen und zu diesem Zwecke martialisch erst von mehreren bereitgestellten historisch korrekten LKWs springen (dabei bedrohlich mit unseren Knüppeln hantierend) und diese dann wieder entern sollten.

Nur sahen wir leider in unseren Zivilklamotten so gar nicht wie Nazischläger oder gar SA-Leute aus, zudem erwies sich sich das Besteigen der Ladeflächen für viele der Heldendarsteller mangels Sportlichkeit als sehr mühsam, zumal nach dem x-ten Take. Dass der große Regie-Maestro während der Dreharbeiten mit Abwesenheit glänzte und sich von einem Assistenten vertreten ließ, der nebenbei sicher mehr Freude mit einer Ballett-Choreografie gehabt hätte, ist auch nicht hilfreich gewesen.

Zum Glück hatte aber nachher jemand ein Einsehen, und die Szene wurde komplett geschnitten — was dem Streifen letztlich doch noch immerhin eine Oscar-Nominierung beschert hat. ;)
 
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Aber dieser Großteil kommt nach Darstellung von Maglor und Wemhoff nicht vor.
Das Arbeiten auf den Beeten kommt nicht vor. Das liegt vielleicht daran, dass fast alle Szenen im Cheruskerdorf spannungsgeladene Konfrontationen waren, entweder mit den Römern, oder in der Gemeinde selbst. Wie kommt das denn, wenn drei Menschen ans Kreuz genagelt werden, und die anderen lungern in ihrem Gemüsebeet ummenand.
 
Das Arbeiten auf den Beeten kommt nicht vor.
Was auch daran liegen könnte, dass auf den meisten Beeten nahezu erntereifes Getreide steht. ;)

In einem anderen Forum wurde ein Statist kritisiert, der angeblich sinnlos Heu umgewendet hätte — wobei das vor der Einführung der Silage durchaus übliche Praxis gewesen ist und zum Teil von Bergbauern noch heute praktiziert wird. (Allerdings kann ich mich an diese Einstellung nicht erinnern.)

Man kann es eben mit der Detailkritik auch übertreiben. Wo hätte man trotz aller Schwächen jemals ein überzeugenderes Germanendorf gesehen? Auch wenn es freilich als Sitz eines 'Reiks' etwas bescheiden anmutet.
 
Wir sind halt alle ein bisschen Sheldon und wissen, dass mit der Calvin Klein-Unterbuxe auf den Mittelaltermarkt zu gehen einfach nicht authentisch ist.
Vor dem Ausgehen ist beim Anlegen des Linnernen jedoch keinesfalls das Auftragen von agilen Flöhen und Läusen zu vergessen - derart ausstaffiert lässt's sich beim Verhandeln mit dem Krämer auch gleich viel authentischer nachdenklich abwägend am Kopfe (und sonstwo) kratzen.
 
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