Bayerische Könige

Rovere schrieb:
Kennst du Golo Manns Bio "Ludwig I."? Eigentlich die Zusammenfassung eines Referats dieses großen Historikers über Ludwig I. und eines der schönsten Biographien überhaupt.


Nein. Aber werd sie mir natürlich besorgen, wenn du sie mir schon empfiehlst. :yes:
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Kann sein, dass wir uns da mal begegnet sind. Ist ein beliebter Treff für junge Leute. Im Sommer bin ich da Stammgast.
Ich war noch nie oben und kenne sie nur vom Vorbeifahren - aber allein der Blick von der - prosaischen - Autobahn am Abend ist atemberaubend!
Überhaupt ist für mich Bayern irgendwie das Land der träumenden Herrscher, niergendwo sonst findet man soviele extravagante Persönlichkeiten an der Regierung als an der Isar. Und immer wieder der gleiche Versuch - durch Kunst Größe zu suggerieren. Sei es das Antiquarium Wilhelm V., die ausufernde Residenz Kurfürst Maximilians, die Schlösserprojekte Max Emmanuels oder die Bauten Ludwig I.
Auch Bayreuth mit seinen Festspielen konnte nur in Bayern entstehen, vom Wahn eines Ludwig II. brauchen wir da gar nicht reden.
Und eigentlich ist auch heute (Hoch-)Kultur nirgendwo in Deutschland so bedeutend wie in München. Allein schon die Spitzendirigenten die in München ständig arbeiten - James Levine, Lorin Mazel, Zubin Metha usw. machen einen sogar in Wien neidisch!
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Nachdem er während seiner ersten Regierungsjahre bei den Bayern noch als beliebt galt, da er die Staatsfinanzen sanierte und als innenpolitisch liberal galt, schwand sein Ansehen, da er unter dem Eindruck des Hambacher Festes sowie der Julirevolution in Frankreich einen zunehmend autoritärerer werdenden Regierungsstil annahm und in Bayern nach 1830 wieder Zensur und restaurativer Katholizismus herrschten.
Das mit dem restaurativem Katholizismus scheint mir ein Klischee. Dagegen spricht schon die Schule bei Sailer. Sowohl seine Frau Therese als auch seine Mutter waren evangelisch. Die Rolle dieser Frauen ist bisher kaum gewürdigt worden. Bei Therese gab es Schwierigkeiten bei der Bestattung, erst vor seit diesem Jahrhundert liegen sie vereint nebeneinander im Grab. Die Bestattung Thereses wurde immerhin von Döllinger vorgenommen.
 
Dieser Ausdruck stammt nicht von mir, sondern ist ausdrücklich aus einer meiner Quellen übernommen. Dieses Buch habe ich weiter oben bereits genannt. Es handelt sich um "München und seine Fürsten" von Christoph Steber. :bussi:
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Dieser Ausdruck stammt nicht von mir, sondern ist ausdrücklich aus einer meiner Quellen übernommen. Dieses Buch habe ich weiter oben bereits genannt. Es handelt sich um "München und seine Fürsten" von Christoph Steber. :bussi:
Darf es deshalb kein Klischee sein? :trost:
 
Lukrezia Borgia schrieb:
habe dir ja mit keinem Wort widersprochen. :bussi:

(Nie würde ich es wagen :rofl: )
Das unterscheidet virt von real. :) :) :)
Dennoch halte ich die Rolle der beiden Königsfrauen im allgemeinen Bewusstsein für total unterbelichtet.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Der Thread heißt ja "Bayerische Könige".
Aber du hast die Frauen ins "Spiel" gebracht. Da beide keine "Heimchen am Herd" waren, was selbst mir, einem impotierterten Unterfranken, nicht entgangen ist, habe ich ganz zart auf dieses Desiderat hingewiesen. :still:
 
Schade, dass es hier bisher nicht weiterging. :(

Ich hätte noch eine Frage nach König Otto. Warum wurde der kurz vor Lebensende doch noch abgesetzt, obwohl doch schon jahrzehntelang in Regentschaft über ihn hinwegregiert wurde? Konnte es Ludwig III. einfach nicht abwarten, bis er endlich König wird?
 
Ohne jetzt groß nachgesehen zu haben:
Otto war ohnehin regierungsunfähig, seine Aufgaben wurden durch Luitpold erfüllt. Nachdem Luitpold 1912 starb wurde dessen Sohn Ludiwg Prinzregent. Um sich selbst auf den Thron zu setzen, musste zunächst die bayrische Verfassung geändert werden, bis er dann 1913 als Ludiwg III. den Thron besteigen konnte. Allerdings blieb Otto bis zu seinem Tod "König ehrenhalber".
Mutmaßung:
Luitpold war nicht daran interessiert selbst den Thron zu besteigen, Ludwig musste erst abwarten bis er selbst Prinzregent wurde, um die dafür notwendige Verfassungsänderung anzutreiben und es war ja 13 nicht abzusehen, dass Otto bereits 16 das zeitliche segnet.
 
Ich finde es schade, daß der Diskussionsfaden ein verhältnismäßig rasches Ende gefunden hat. Über Maximilian I. Joseph und über Ludwig I. (den viele irrtümlicherweise für den Vater Ludwigs des II. halten) gäbe es noch viel zu erzählen. Maximilian II. (Sohn Ludwig des I.) wurde, wenn ich es richtig sehe, überhaupt noch nicht erwähnt. Ludwig II. ist natürlich ein eigenes "Thema".
Prinzregent Luitpold war zwar nicht König, hat aber anstelle von König Otto lange Zeit regiert und gehört meines Erachtens beim Thema "Bayerische Könige" beschrieben. Über Ludwig III., den letzten bayerischen König, ist der Öffentlichkeit verhältnismäßig wenig bekannt.

Ich möchte mit Anmerkungen über den ersten bayrischen König Max Joseph I., der ja zunächst von 1799 bis 1806 Kurfürst Bayern (Pfalz-Bayern) war, beginnen.

Die Kurzfassung seines Werdegangs könnte lauten: "Französischer Offizier wird Graf von Rappoltstein, Herzog von Zweibrücken und durch glückliche Umstände König von Bayern".

Fortsetzung folgt.

Liebe Grüße an Alle, vor allem an Lukrezia als Themeneröffnerin!
 
Max Joseph war, was seinen Aufstieg zum König von-Pfalz Bayern betrifft, ein Glückskind.

Er konnte nur Erbe Karl Theodors als Kurfürst von Pfalz-Bayern und auf dieser Grundlage später König von Bayern werden, weil eine ganze Reihe vor ihm Nachfolgeberechtigter verstarben, kinderlos blieben bzw. keine sukzessionberechtigten Kinder hatten.
Max Joseph war ja der zweitgeborene Sohn eines Zweitgeborenen einer Nebenlinie der Wittelsbacher.

Hätte Maximilian III. Joseph, Kurfürst von Bayern, einen Sohn gehabt, hätte dieser ihn statt Karl Theodor beerbt.

Wäre aus den beiden Ehen Kurfürst Karl Theodors ein Sohn hervorgegangen, wäre dieser nachfolgeberechtigt gewesen (von seinen Mätressen hatte Karl Theodor Söhne, die aber aufgrund ihrer Abstammung nicht sukzessionsberechtigt waren).

Hätte der Herzog von Zweibrücken-Birkenfeld, Christian IV., der Onkel Max Josephs, einen zur Nachfolge berechtigten Erben gehabt, wäre dieser vor ihm zum Zuge gekommen.
Christian IV. hatte zwar Söhne mit der Tänzerin Maria Anna Camasse (spätere Gräfin von Forbach) und hat diese auch geheiratet. Da es sich um eine "morganatische Ehe" handelte, waren die Söhne nicht erbberechtigt.

Wäre der ältere Bruder Max Josephs, Herzog Karl August von Zweibrücken-Birkenfeld, nicht vor ihm verstorben bzw. hätte der Sohn aus seiner Ehe mit Maria Amalia von Sachsen (Karl August Friedrich, 1774 - 1784) den Tod Karl Theodors im Jahre 1799 erlebt, hätten sie die Nachfolge anstelle von Max Joseph antreten können.

Hätte Karl Theodor seinen und Kaiser Josephs II. Plan, Bayern gegen die österreichischen Niederlande (etwa das heutige Belgien) einzutauschen, verwirklichen können, wäre Max Joseph ebenfalls nicht Kurfürst und König von Bayern geworden.

Seltsame Kapriolen der Geschichte!
 
Mercy schrieb:
Oder Weisheit oft ungeliebter Erbfolgeregelungen.

Jede starre Regelung der Erbfolge - bei den Wittelsbachern nach dem Recht der Primogenitur (Nachfolgerecht des jeweils erstgeborenen bzw. ältesten Sohnes) - hat auch große Nachteile. Der Erstgeborene ist nicht vonvornherein der Bestgeeignete.

Aufgrund der internationalen Verzweigtheit des Adels konnte evtl. auch jemand Landeserbe werden, dem das Land, seine Bevölkerung und deren Gepflogenheiten ganz fremd waren.

Dies hätte auch bei Max Joseph der Fall werden können (wurde es aber glücklicherweise nicht). Max Joseph hatte französische Erzieher, war französischer Offizier, verbrachte einen großen Teil seiner Jugendjahre in Frankreich in Gesellschaft französischen Adliger und schlecht beleumundeter Personen. Daß er dennoch bei den Bayern gut ankam, ist zum Teil der Unbeliebtheit seiner Vorgängers Karl Theodor, überwiegend aber seinem mit dem bayerischen Naturell harmonierenden Charakter zuzuschreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
König Otto I. von Bayern

Bei diesem Thema wurde auch schon der geisteskranke König Otto I. von Bayern erwähnt. Ich habe entdeckt, daß über ihn ein Buch existiert (das ich allerdings noch nicht kenne): "Schattenkönig: Otto, der Bruder König Ludwigs II. von Bayern". Autor: Alfons Schweiggert. München - Ehrenwirt 1992.
 
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