Bedeutung der SA nach 1934

Jacobum

Aktives Mitglied
1934, zur Zeit des sog. "Röhm-Putsches", hatte die SA rund 4 Millionen Mitglieder. Um einer potentiellen Bedrohung durch sie zu begegnen, ließ Hitler - mit tatkräftiger Unterstützung der SS - die SA-Führung "ausschalten" (jeder kann sich vorstellen, was das in einer Diktatur heißt...).

Was mich interessiert ist, warum Hitler die SA weiterhin bestehen ließ. Dass er eine so große Organisation nicht von heute auf morgen aufkösen konnte, ist ja noch erklärlich. Aber warum wurde sie nicht peu à peu in andere Strukturen überführt? Zum Beispiel SS, RAD, später Wehrmacht?

Welche Rolle war der SA noch zugedacht nach 1934? Was hat sie noch bedeutsames getan, um ihre Existenz zu rechtfertigen?

Und warum sind noch viele in der SA geblieben, bzw. in sie eingetreten? Es war doch die Parteiorganisation mit dem schlechtesten Ruf und den geringsten Chancen auf Förderung und Anerkennung.
 
Jacobum schrieb:
1934, zur Zeit des sog. "Röhm-Putsches", hatte die SA rund 4 Millionen Mitglieder. Um einer potentiellen Bedrohung durch sie zu begegnen, ließ Hitler - mit tatkräftiger Unterstützung der SS - die SA-Führung "ausschalten" (jeder kann sich vorstellen, was das in einer Diktatur heißt...).

Was mich interessiert ist, warum Hitler die SA weiterhin bestehen ließ. Dass er eine so große Organisation nicht von heute auf morgen aufkösen konnte, ist ja noch erklärlich. Aber warum wurde sie nicht peu à peu in andere Strukturen überführt? Zum Beispiel SS, RAD, später Wehrmacht?

Da muss ich zuerst suchen um dir eine Antwort zu geben.

Welche Rolle war der SA noch zugedacht nach 1934? Was hat sie noch bedeutsames getan, um ihre Existenz zu rechtfertigen?

Und warum sind noch viele in der SA geblieben, bzw. in sie eingetreten? Es war doch die Parteiorganisation mit dem schlechtesten Ruf und den geringsten Chancen auf Förderung und Anerkennung.
Nachdem "Röhm-Putsch" konzentrierte sich die SA auf die vormilitärische Ausbildung und Wehrertüchtigung der Jugend und auf Strassensammlungen.
Beim Pogrom am 9./10.11.1938 (Reichskristallnacht) und an den darauf folgenden Tagen erlangte die SA noch einmal ihren "alten" schrecken zurück. Sie zerstörten Synagogen, misshandelten und ermordeten jüdische Menschen.
Während des zweiten Weltkrieges übernahmen die nicht eingezogenen SA Leute die Aufgabe der Truppenbetreuung der vormilitärischen Ausbildung und ab Ende 1944 der Aufbau und Verstärkung des Volkssturms.
 
ursi schrieb:
Nach dem "Röhm-Putsch" konzentrierte sich die SA auf die vormilitärische Ausbildung und Wehrertüchtigung der Jugend und auf Strassensammlungen.
Beim Pogrom am 9./10.11.1938 (Reichskristallnacht) und an den darauf folgenden Tagen erlangte die SA noch einmal ihren "alten" schrecken zurück. Sie zerstörten Synagogen, misshandelten und ermordeten jüdische Menschen.
Während des zweiten Weltkrieges übernahmen die nicht eingezogenen SA Leute die Aufgabe der Truppenbetreuung der vormilitärischen Ausbildung und ab Ende 1944 der Aufbau und Verstärkung des Volkssturms.

Danke für die rasche Antwort, Ursi!

Was Du schreibst ist richtig, wirft bei mir aber erneut die Frage auf, warum man sich für diese Tätigkeiten eine eigene Organsiation hält. Es wäre wesentlich effizienter gewesen, die "klassischen" SA-Aufgaben zusammen mit den Mitgliedern auf verschiedene andere Strukturen aufzuteilen.

Grüße,

Jacobum
 
Jacobum schrieb:
Danke für die rasche Antwort, Ursi!

Was Du schreibst ist richtig, wirft bei mir aber erneut die Frage auf, warum man sich für diese Tätigkeiten eine eigene Organsiation hält. Es wäre wesentlich effizienter gewesen, die "klassischen" SA-Aufgaben zusammen mit den Mitgliedern auf verschiedene andere Strukturen aufzuteilen.

Grüße,

Jacobum

Du hast natürlich vollkommen recht!
Aber, die uniformen waren da und bezahlt, viele waren Vorgesetzte! die hätten woanderst wieder als "Gemeiner" anfangen müssen.
Die Stammlokale waren vorhanden, usw...

Grüße Repo
 
Die Zahl ging aber drastisch zurück, von 4 Mio 1934 auf 1,6 Mio 1935.

Viele dürften Arbeit gefunden haben (z.B. im Staatsdienst) und dann "normale" Parteigenossen geworden sein, andere hatten vermutlich nur opportunistische Motive, die dann 1934 erschöpft waren.

Außerdem war die NSDAP dann in der Fläche präsenter und mußte nicht mehr auf die mobilen PGs zurückgreifen. Die SA wurde zur Sackgasse bzw. zum Sprungbrett in prestigeträchtigere Organisationen.

Würde ich mal so sagen ...
 
Albatros schrieb:
Viele dürften Arbeit gefunden haben (z.B. im Staatsdienst) und dann "normale" Parteigenossen geworden sein, ..

Der "Unbedarfte" könnte daraus lesen, daß NSDAP und SA-Mitgliedschaft Alternativen gewesen sind. Das ist natürlich nicht so.

Im Dritten Reich wurde versucht den Bürger vom Jugendlichen bis zum Greis in irgendeiner Organisation zu binden und dadurch auch zu kontrollieren. Die etlichen Organisationen (für Lehrer, Studenten, Kraftfahrer, Schriftsteller, Bauern etc) hatten m.E. nur diesen Hintergrund. Zynisch gesagt, könnte man feststellen, daß dem Deutschen halt das Vereinsleben liegt und er sich gern irgendwie organisiert. Dies Streben wurde mit Hintergedanken bedient: Für jedes Interesse eine Organisation. So wurde auch die SA weitergeführt. Den Nutzen, den die Staatsführung daraus zog, hat ja Ursi mit dem Hinweis auf die "Reichskristallnacht" beispielhaft bereits angeführt. Man brauchte auch eine breite, bewaffnete parteinahe Orga, die auf der Straße Maßnahmen einleiten und unterstützen konnte, für die die Polizei nicht geeignet erschien.

Die Alternative die SA in der SS aufgehen zu lassen, passt nicht. Das Klientel für die SS mit dem Elite-Image war ganz anders. Zum Beispiel wurden bekanntermaßen Fabrikanten, Politiker, Diplomaten und Forscher mit Ehren-Offizierstiteln in der Allgemeinen SS aufgenommen. Viele tatsächlich nur wegen dem Titel, dem Rang oder auch nur wegen der "schicken schwarzen Uniform"...
 
Arne schrieb:
Der "Unbedarfte" könnte daraus lesen, daß NSDAP und SA-Mitgliedschaft Alternativen gewesen sind. Das ist natürlich nicht so.

SA-Mitgliedschaft setzt Parteimitgliedschaft voraus.

Im Dritten Reich wurde versucht den Bürger vom Jugendlichen bis zum Greis in irgendeiner Organisation zu binden und dadurch auch zu kontrollieren.

Der Organisationsgrad wird m.E. überschätzt. Sicher gab es das Bestreben in allen Lebensbereichen präsent zu sein, aber das bedeutet nicht, dass auch alle Deutschen eingebunden waren. Mitgliedschaft war größtenteils freiwillig -abgesehen von einigen berufsständischen Organisationen und der Hitler-Jugend - waren aber sicher karrierefördernd. Zudem war die Mitgliedschaft im "NS-Tännchenbund" ein relativ einfacher Weg, seine Loyalität zu bekunden, wenn auch mit finanziellen Einbussen verbunden.

Auch wenn die Iniative zur Ausweitung der Mitgliedschaft von der NSDAP ausging - etwa die Eingliederung der Bündischen Jugend in die HJ - betraf das in erster Linie bereits Organiserte, nicht die viel größere Anzahl an Nichtorganisierten. Aber auch wenn die meisten Karteileichen gewesen sein dürften, finanzierten ihre Beiträge in nicht unerheblichem Maße die Aktivitäten der Partei.

Die Alternative die SA in der SS aufgehen zu lassen, passt nicht. Das Klientel für die SS mit dem Elite-Image war ganz anders. Zum Beispiel wurden bekanntermaßen Fabrikanten, Politiker, Diplomaten und Forscher mit Ehren-Offizierstiteln in der Allgemeinen SS aufgenommen. Viele tatsächlich nur wegen dem Titel, dem Rang oder auch nur wegen der "schicken schwarzen Uniform"...

Hatte die Himmler nicht Anfang 33 einen Einstellungsstopp für die SS verfügt? Gerade um den Elite-Charakter zu erhalten und die Überschwemmung mit opportunistischen "März-Gefallenen" zu verhindern.

Auch wenn die Sturmabteilungen nach 1934 politisch keinen Einfluß mehr hatten - die Reichswehr hatte da wohl Vorbehalte gegen das "Braune Heer" - konnte man einen so traditionellen Bestandteil der Partei nicht einfach aufgeben. Das wäre als würde man die bärenfellbemützten Wachen vor dem Buckingham Palace abschaffen.
 
Albatros schrieb:
Hatte die Himmler nicht Anfang 33 einen Einstellungsstopp für die SS verfügt? Gerade um den Elite-Charakter zu erhalten und die Überschwemmung mit opportunistischen "März-Gefallenen" zu verhindern.

Mag sein, weiß ich nicht. Aber Prominente (Sportler, Forscher etc...) Zahlungskräftige und Adel wurden auch danach reihenweise aufgenommen. Ein schnelles Beispiel: Heinrich Harrer 1938. Zum Adel, speziell die Reiter-Staffel, führt auch Wikipedia aus:

http://de.wikipedia.org/wiki/Organisationsstruktur_der_SS#Der_deutsche_Adel_und_die_Reiter-SS
 
Nach dem Röhm-Putsch wurde in verschiedenen Situationen sehr darauf geachtet, dass die SA nicht wieder den früheren Einfluss gewann.
Ein Beispiel dafür ist die Bildung des Volkssturms im Herbst 1944. Obwohl es nahegelegen hätte, die früher ohnehin paramilitärische SA mit dem Aufbau der Truppe zu betreuen, wurde tunlichst darauf geachtet, dass der Haupteinfluss für die Volkssturmbataillone bei den Gauleitern und somit der Partei lag. Der SA-Führer Wilhelm Schepmann versuchte, der SA darin mehr Geltung zu verleihen, aber letztendlich durfte sie nur die Schießausbildung der Einheiten übernehmen.
Auf die Ineffizienz der Einheiten hätte es keinen Einfluss gehabt, ob nun die SA oder die Partei selbst diese Einheiten führte. Aber durch diese Episode ist deutlich, dass man die SA aus allen Machtpositionen heraushalten wollte.
 
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