Bedeutung des Okkulten in der NS-Ideologie

Simon

Mitglied
Gestern abend kam auf n-tv eine Dokumentation mit dem Titel: "hitlers Mystiken" von der ich leider nur Teil1 gesehen habe. Hierin wurde auf die Rolle von Okkultismus in der NS-Ideologie beschrieben.
Besonders Rosenberg,Hess und Himmler schienen dem verfallen zu sein.
Leider blieb die Dokumentation relativ oberflächlich. Ich würde mich daher über weitergehende Informationen zu diesem Thema freuen.
Besonders:
- Die Rolle Atlantis sowie der "indischen hohen priester" im Kontext des Rassismus und Antisemitismus
- Wie eine Sage aus der hellenistischen Welt(daher stammt Atlantis doch?) mit der germanischen Volksideologie, sowie dem germanischen Heidentum vereinbar war.
- Inwieweit diese Okkulten Anschauungen auf die reale Politik des Ns einfluss hatte

Wenn es dem Thema entsprechende Literatur gibt, würde ich mich auf darüber freuen.

Vielen Dank schonmal

Simon
 
Wenn es dem Thema entsprechende Literatur gibt, würde ich mich auf darüber freuen.


Sehr empfehlenswert:


Rüdiger Sünner, Schwarze Sonne - Entfesselung und Mißbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik, Freiburg 1999



- Die Rolle Atlantis sowie der "indischen hohen priester" im Kontext des Rassismus und Antisemitismus
- Wie eine Sage aus der hellenistischen Welt(daher stammt Atlantis doch?) mit der germanischen Volksideologie, sowie dem germanischen Heidentum vereinbar war.


Speziell zu diesem Thema wäre interessant:

Franz Wegener, Das atlantidische Weltbild - Nationalsozialismus und neue Rechte auf der Suche nach dem versunkenen Atlantis, Gladbeck 2000
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hierin wurde auf die Rolle von Okkultismus in der NS-Ideologie beschrieben.
Besonders Rosenberg,Hess und Himmler schienen dem verfallen zu sein.
Leider blieb die Dokumentation relativ oberflächlich.

Ich hab durch Zufall auch die Sendung gesehen. Oberflächlich ist noch geprahlt. Muss wieder eine Doku von der BBC gewesen sein.
Insgesamt waren allerdings einige Dinge dabei, die nachrecherchiert werden können.
Zum Beispiel Horoskope für den günstigsten Angriffstermin, Pendeln über Landkarten (beste Aufmarschgebiete und -termine) oder eben die Planetenkonstellation im Horoskop bei Hess Flug nach Schottland.
Auch die Bhagavad Gita, die Himmler immer bei sich trug ist interessant.
Erst nach einigen Fehlentscheidungen wurden Hellsehen, Pendeln und Horoskopdeutungen unter den Nazis verboten.
Nur solche SS-Größen wie Himmler und Hess esoterisierten weiter.
Karl Maria Wiligut
 
Weshalb eigentlich? In bewusster Verkehrung des verachteten Christentums?

In dieser Richtung jedenfalls. Himmler in einer Rede im Januar 1937:
" ..so sind wir angetreten und marschieren nach unabänderlichen Gesetzen als ein nationalsozialist. soldatischer Orden nordisch bestimmter Männer und als eine geschworene Gemeinschaft ihrer Sippen den Weg in eine ferne Zukunft und wünschen und glauben, wir möchten nicht nur sein die Enkel, die es besser ausfochten,sondern darüber hinaus die Ahnen spätester , für das ewige Leben des dt. german. Volkes notwendiger Geschlechter...."

Eine Art Glaubensbekenntnis mit viel absichtsvoller Verwendung sakraler Begriffe, die für den aufzubauenden Führermythos von Anfang an entsprechende Verwendung fanden. Der Führer-und Elitemythos war so erfolgreich, weil er das kleinbürgerlich-mittelständige metaphysische Vakuum , das durch die weitreichende Zersetzung der Glaubensinhalte im 19.Jahrh. mit schlußendlichem Kaisersturz im 20.Jahrh. entstanden war , auffüllte.
Ein säkularisierter Messianismus wurde gepflegt, der Führer als nord. Heilsbringer ersehnt.......der andere Messias war abgeschrieben.
Leicht gemacht wurde es denn solchen Esoterikern wie Himmler, welcher die Nazi-Ideologie in eine rassische Sakralik umbog, durch die in wilhelminischer Zeit eingeübte Untertanenmentalität mit ihrer servilen Bereitschaft nach Oben zu hören -und nach unten zu treten. Wenn es nur gelänge, den breiten Massen nach der Enttäuschung von 1918 wieder einen emotionalen Affekt dieser Art zuzuschanzen, so waren dafür bald Juden und andere Éntrechtete der geeignete Gegenstand dieser neuen Religion.
 
Erwähnenswert wäre in dem Zusammenhang sicherlich das Ahnenerbe der SS. Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es dazu bereits einen Thread... Müsste über die Suchfunktion einfach zu finden sein.

Der Atlantismythos wurde in abgewandelter Form insbesondere von Herman Wirth, Mitbegründer des Ahnenerbes, aufgegriffen. Allerdings bezog sich dieser dabei nicht auf die griechischen Überlieferungen, sondern auf eine angeblich in altfriesisch verfasste Schrift, die Ura-Linda-Chronik, von der man haute allgemein annimmt, dass es eine niederländische Bibelparodie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist, also keineswegs ein historisches Dokument der Frühgeschichte. Wirth fertigte selbyt eine Übersetzung der Chronik an, darin ist von einer Insel namens Atland die Rede, welche einst vor der Küste Frieslands gelegen haben sollen. Auch wenn nicht von Atlantis die Rede sit, sind da doch zweifellos Paralellen erkennbar. Es war der Niederländer Wirth, der meinte, den Ursprung der "nordischen" Kultur dort verorten zu können.

Andere Personen aus dem Umfeld des Ahnenerbes betrieben Gralsforschung, so bereiste der SS-Mann Otto Rahn Frankreich und erforschte die Relikte der Katharer. Bis zu seinem vermutlichen Selbstmord 1939 veröffentlichte Rahn zwei Bücher, "Kreuzzug gegen den Gral" und "Luzifers Hofgesind", die sich mit seinen Reisen und Recherchen beschäftigten.

Eher noch dem Umfeld des italienischen Faschismus als dem des Nationalsozialismus wäre Baron Julius Evola zuzuorden. Neben kulturpessimistischen Werken verfasste er auch zahlreiche esoterische Werke, darunter zahlreiche Essays, bspw. "Das Hakenkreuz als Polares Symbol" . Neben der auch hier vertretenen Gralsmystik beschäftigte er sich mit indischen Traditionen, in seinem Kurztext "Die rote Fahne" (Ich bin mir nicht sicher, ob die Titel wortwörtlich korrekt sind oder ob ich etwas verwechsel) konstruiert er Parallelen des Kastenwesens Indiens mit der modernen Welt und zeigt Aspekte eines vermeintlichen spirituellen Niederganges auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Des weiteren ist noch der Österreicher Lanz von Liebenfels zu nennen. Der ehemalige Zisterzienser veröffentlichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter anderem in der von ihm gegründeten Zeitschrift Ostara Publikationen und Aufsätze aus dem Schnittbereich von Verschwörungstheorien, Rassenlehre und Esoterik. Liebenfels befürwortete ausdrücklich die Eugenik, als Begründung der Notwendigkeit führte er zahlreiche Antike, biblische und mittelalterliche Quellen an, die er in teilweise haarsträubender Weise umgedeutet oder neu "übersetzt" hatte. Demnach dienten die Thermen Roms primär dazu, Geschlechtsverkehr zwischen Menschen und im Meer lebenden Tiermenschen zu ermöglichen und die biblische Passion Christi beschreibe in Wahrheit stellenweise die versuchte Vergewaltigung durch die auch Sodomsäfflinge genannten Tiermenschen. Seiner Theorie zur Folge seien die Völker der welt in Unterschiedlicher weise durch den Verkehr mit den Sodomsäfflingen verunreinigt, wobei die Deutschen immer noch das am wenigsten verseuchte Volk darstellen sollten. Bei vollendeter Reinzucht vermutete er zu dem das Widererlangen durch Herabrassung verlorener göttlicher, wissernschaftlich der Elektrizität nahestehender Fähigkeiten. Zur Überprüfung seiner Theorie, die er selbst als Theozoologie bezeichnete, empfahl er nicht zuletzt, probehalber "minderwertige" Menschentypen wie Negride mit Affen zu kreuzen.
 
Um noch einmal Bezug auf das Start-Posting zu nehmen:

Man kann die Thematik des Okkulten im Dritten Reich nicht auf selbiges, sei es nun geographisch oder zeitlich, beschränken. Der bereits erwähnte Liebenfels publizierte zeitlich bereits Jahrzehnte vorher, ebenso wie der ebenfalls aus Österreich stammende Guido von List, der sich mit Runenkunde beschäftigte und ein eigenes, laut eigenen Angaben auf Erscheinungen und Offenbarungen beruhendes Runensystem, den Armanen-Furthark, kreierte.

Allgemein interpretiert man Okkultismus und Esoterik mit völkischer Note als Teile einer Strömung namens Ariosophie, deren Wurzeln im 19. Jahrhundert liegen. Bevor die Ariosophie begründet wurde, exisiterte bereits eine andere esoterische Strömung namens Theosophie, sie sich vor allem um die in Amerika lebende gebürtige Deutschrussin Helena Petrowna Blavatsky formierte. Um die Frage nach dem Atlantismythos aufzugreifen: Blavatsky schidlerte in ihrer Geheimlehre die Existenz vorhergegangener und zukünftiger Menschenarten, welche sie als Wurzelrassen bezeichnete und deren Lebensraum sie auf vor Jahrmillionen versunkenen Kontinenten wie dem damals hypothetisch diskutierten Lemuria oder Mu lokalisierte. Eine der Wurzelrassen charakterisierte sie als die der Arier, weshalb die Theosophie oftmals retrospektiv als Grundstein der späteren Ariosophie angesehen wird. Allerdings wurden durch die Theosophie auch andere Schulen der Esoterik, welche nich ariosophischer Natur waren, beeinflusst, unter anderem die Rudolf Steiners.

Problematisch ist, dass sich bei der Betrachtung des Dritten Reiches kein einheitliches Bild der Esoterik ergibt. Zwar gingen viele Nationalsozialisten aus der völkischen und ariosophischen bewegung hervor, andererseits verspotteten führende Personen des NS derartige Strömungen, so nannte Joseph Goebbels sie bspw. unzeitgemäß. Andere Individuen wie Heinrich Himmler wiederum ließen sich von Esoterikern wie Karl Maria Wiligut (siehe Hurvineks Link) beraten. Bei dem SS-nahen Ahnenerbe wiederum vermengten sich esoterische Aspekte oftmals mit (pseudo)historischen Forschungen wie denen der Herman Wirth.
 
Dieses ganze Zeugs ist mir sehr Suspekt.

Anzumerken bliebe aber doch, dass Ludendorff, insbesondere seine Frau Mathilde in dieser braun-okkulten Brühe auch ganz ordentlich mitgemixt haben. Die Frau Ludendorff noch bis in die 60er Jahre hinein.
(man hat sie, glaube 1960, als staatsgefährdend verboten, vermutlich hielt die zuständige Justiz die Kosten der Psychiatrie für den Steuerzahler als zu hoch)

Auch dem lieben Steiner, (der von den Schulen die die Kinder der Pädagogen so gerne besuchen:still:)
wird da einiges, wohl nicht ganz zu unrecht, nachgesagt.
 
Ein kurzer Artikel zu der erwähnten Steiner-Problematik:

steiner-rassismus

Passend zum Einwand. Ruediger Suenner ist übrigens Urheber mehrer Dokumentationen über das Dritte Reich und die Ariosophie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein kurzer Artikel zu der erwähnten Steiner-Problematik

Ein besonders krauses Zitat (aus dem Link Zitate zum Rassismus von Rudolf Steiner )

Rudolf Steiner schrieb:
Neulich bin ich in Basel in eine Buchhandlung gekommen, da fand ich das neueste Programm dessen, was gedruckt wird: ein Negerroman, wie überhaupt jetzt Neger allmählich in die Zivilisation von Europa hineinkommen! Es werden überall Negertänze aufgeführt, Negertänze gehüpft. Aber wir haben ja sogar schon diesen Negerroman. Er ist urlangweilig, greulich langweilig, aber die Leute verschlingen ihn. Ja, ich bin meinerseits davon überzeugt, wenn wir noch eine Anzahl Negerromane kriegen und geben diese den schwangeren Frauen zu lesen, in der ersten Zeit der Schwangerschaft namentlich, wo sie heute ja gerade solche Gelüste manchmal entwickeln können - wir geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür gesorgt werden, dass Neger nach Europa kommen, damit Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistigs Lesen von Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz grau sind, Mulattenhaare haben, die mulattenähnlich aussehen werden.
 
Ein besonders krauses Zitat (aus dem Link Zitate zum Rassismus von Rudolf Steiner )

Ich kenne persönlich 2 Journalisten und Autoren-Brüder, (sie haben auch zu KZ´s etliches veröffentlicht)
die haben Steiner und Walddorf gefressen, :still:
sie zerlegen und warnen laufend vor diesem braun-okkulten Hintergrund.

Und ein Drittel der Zöglinge sind Pädagogen-Kinder, nicht nur, dass sich die Eltern da ja selbst in Frage stellen...
 
- Die Rolle Atlantis

- Wie eine Sage aus der hellenistischen Welt(daher stammt Atlantis doch?) mit der germanischen Volksideologie, sowie dem germanischen Heidentum vereinbar war.

Um ein weiteres Mal diese Frage aufzugreifen:

Liebenfels deutete die Göttekrriege der Edda als Konflikt zwischen hochrassigen Gottmenschen, die er in den Asen zu erkennen glaubte, und rassisch minderwertigen Vormenschen, zu deren Vertretern er die Wanen rechnete.

Interessanterweise aber taucht Atlantis in Liebenfels gerade nicht als Urheimat der "Asen", sondern als die der "Wanen" auf:

"Die "Götter" sind nichts als die sekundären und tertiären Ahnen des Menschen, deren Geist am Ungetrübtesten in der blonden, heroischen Rasse fortlebt und deren Urheimat der Norden ist. Die Heimat der wanischen Rassen ist Lemuria und Atlantis."

Lanz von Liebenfels, Ostara Nr. 10

Interessanterweise scheint es innehralb der Ariosophie und völkischen Esoterik auch keine einheitliche Deutung des Atlantis-Mythos zu geben.
 
Zurück
Oben