(Kanda) als 14. Kolonie dem Unabhängigkeitskrieg...
Die Briten verstärkten ihre Truppen...
..ein Territorium suchte, um offensiv werden zu können
Man kann sicher von einem "Motivbündel" sprechen, welches zur eigenartigen Expedition nach Kanada führte.
Zunächst spielten wohl strategische Überlegungen eine Rolle: Die Engländer, so glaubte man, könnten ihren Druck auf die 13 Staaten jederzeit durch von Norden herangeführte Truppen verstärken. Bald nach Lexington (19.4.75) beschloss man daher den Vorstoß zum Lake Champlain - am 9./10.5.75 wurden die Forts Ticonderoga und Crown Point durch die "Green Mountainboys" erobert. (Hinweis zur Größenordnung: das eine wurde von 50, das andere von 12 Mann verteidigt; vgl. Pfister, Die Amerikanische Revolution 1775-1783, Bd. 1, S. 272 f.)
Nachdem das so gut gelaufen war, schien auch mehr möglich. Washington erteilte daher am 26.8.75 dem Kommandeur der "Nordarmee" Weisung, nach Kanada einzufallen, sich dort festzusetzen, feindliche Truppen zu binden usw. General Montgomery (sein Chef, Schuyler, wurde krank) ging mit seinen etwa 1500 Mann - eigentlich sollten es 5000 sein - auch kühn voran und besetzte am 12.11. Montreal. Obendrein setzte Washington von Boston aus noch eine weitere Truppe in Marsch, 1100 Mann unter Benedict Arnold. Beide vereinigten sich am 3.12.75 vor Quebec, dessen Garnison sich aber partout nicht ergeben wollte. Die Situation der Belagerer verschlimmerte sich durch Schneestürme, und ein Eroberungsversuch an Silvester scheiterte, Montgomery fiel. Nachdem auch noch die Blattern wüteten, löste sich die bis Ende März 1776 auf 2000 Mann gebrachte Belagerungstruppe weitgehend auf und trat am 5.5.76 den Rückzug an, zusätzlich in Mitleidenschaft gezogenen durch den Angriff überlegener englischer Streitkräfte, die inzwischen bei Quebec gelandet waren.
Pfister (S. 368, 370) merkt an, dass ein Teil der Probleme auf Seiten der Kongresstruppen dadurch entstand, dass die "Kürzerdienenden" nach Ende ihrer 6, 9 oder 12 Monate Dienstpflicht wieder nach Hause gingen, unabhängig von der militärischen Situation; das war z. B. zu den Stichtagen 31.12.75 und 15.04.76 der Fall. (Amerikanische Quellen gehen hierauf nicht ein, vgl. etwa Holmes, The Battles for the War of Independence, S. 62 ff.)
Ob für die Unabhängigkeitskämpfer tatsächlich eine Chance bestand, die (Franko-) Kanadier auf ihre Seite zu ziehen? Anfang 1776 entsandte der Kongress keinen Geringeren als Franklin nach Kanada, "um namentlich die unruhig gewordene katholische Geistlichkeit zu beschwichtigen und sich ihres Einflusses auf die Kanadier zu versichern" (Pfister, S. 370). Aber insgesamt ist wohl Skepsis angebracht:
"The Canadians were friendly to the extent of supplying the Revolutionary army with food and treating them with kindness. Theywished us well; they would accept us if we were successful. Many of the English held a neutral position, waiting to see what we could do. But there was no strong spirit of independence or rebellion among either the French or the English [Canadians]." (Fisher, The True History of the American Revolution, S. 287)
Sautter (Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, S. 87) urteilt:
"Vom Überlaufen der französischsprachigen Bevölkerung konnte keine Rede sein. Der aufklärerisch-rebellische Ton der Yankee-Propaganda war dem soliden, in der Thron und Altar verbindenden katholischen Religion aufgewachsenen 'Habitant' ein blasphemischer Greuel. Der Wert des amerikanischen Papiergeldes entsprach dem der Reden. Und die Briten schienen die Stärkeren zu sein."
Wie das Bemühen um Kanada 15 Jahre später ausgegangen wäre, darüber kann man natürlich trefflich spekulieren.