Dann melde ich mich als zweite Mimose mal zu Wort.
Aufgrund des Problems beim Spannen beide Hände zu benötigen dürften aufgesessene Armbrustschützen mit der Feldarmbrust keine allzu große Feuerkraft gehabt haben. Die einzige Kampfesweise,die ich mir vorstellen könnte wäre die einer berittenen Infanterie, die abgesessen kämpft. also sowas wie die späteren Jäger zu Pferde.
Eine interessante Variante, die ich in einem Roman gelesen habe wäre die Verwendung einer kleineren Armbrust (Pistolenarmbrust) durch Reiter,sozusagen als Kurzdistanzwaffe.Die wäre auch leichter, ggf. wie heutige Modelle durch Schnellspannhebel und während des Reitens zu spannen gewesen und hätte eine höhere Schußfolge allerdings bei geringerer Durchschlagskraft zur Folge gehabt. Gleichwohl hätte sie gegen leichtgepanzerte Infantrie oder Kavallerie ihre Wirkung gehabt...Allerdings ist mir keine Quelle bekannt,die den Einsatz derartiger Waffen bestätigt.
Das Spannen mit beiden Händen auf dem Pferd dürfte mit meinem im Beitrag Nr.2 genannten technischen Hilfsmitteln möglich gewesen sein (hier besonders das Zahnstangengewinde).
Es stimmt auch, dass die Feuerrate daher sehr niedrig gewesen ist. Was die Kampfweise betrifft, so habe ich diese auch schon in meinem vorherigen Beitrag versucht zu ergründen. Besonders wenn man sich das Bild der Mühldorfer Schlacht ansieht, wird deutlich, dass sie durchaus im Kampf beritten eingesetzt wurden. Es gibt noch mehr Abbildungen die dies zeigen, aber leider kann ich hier über Internet keine weiteren auftreiben.
Meine Hypothese daher:
Sie ritten mit der Kavallerie an, gaben einen Schuss ab, wendeten und luden dann gegebenenfalls ihre Armbrust neu oder gingen in den Nahkampf über. Dies sollte wahrscheinlich der „Auflockerung“ des Gegners vor dem Zusammenprall dienen. Ich gebe auch recht, dass es sich höchst wahrscheinlich nicht um eine eigene, koordiniert kämpfende Einheit handelte.
Die Pistolenarmbrust ist mir für das Mittelalter und die Renaissance unbekannt, eventuell handelt es sich hierbei um eine Erfindung der Neuzeit.
… Neben der Variante der abgesessenen Infantrie fällt mir eigentlich nur die Verwendung als Trabanten bzw.Leibwache höher gestellter Personen ein, wobei die Armbrust eher Sekundärwaffe neben dem Schwert oder dem Streitkolben gewesen sein dürfte.. Und wenn ich mir die mittelalterlichen Darstellungen so anschaue meine ich auch eine solche Verwendung herauslesen zu können. Die Armbrustreiter sind dort meist dem Armeeführer oder der Fahne zugeordnet.Das würde auch Sinn machen,denn einzelne,durchbrechende Gegner oder einzelne Schützen konnte so vor Erreichen des Schutzbereiches unschädlich gemacht werden , ohne daß die Schutzformation sich auflösen mußte..
Wie bereits von Tiberio dargestellt, kann es sich bei der Armbrust nur um eine Primärwaffe handeln. Ansonsten wäre das Teil am Sattel eher hinderlich und bevor man ins Gefecht ging, denke ich, wird die Armbrust auch gespannt gewesen sein. Siehe hierzu meinen Link des Fechtbuches Thalhofer im Eintrag Nr. 2.
Das Banner eines Herrschers oder Kriegsherren war so ziemlich das wertvollste auf dem Schlachtfeld und wurde durch eine sog. Elite geschützt. Der Vorschlag, dass diese Armbrustschützen als Leibwache fungierten klingt interessant, aber ich glaube eher, dass sich da die Herren auf schlagkräftige und bestens ausgerüstete Nahkämpfer verließen. Zumal sie ja oft selbst mit angriffen und es im Schlachtgetümmel für einen Armbruster schwierig sein dürfte sich zu behaupten bzw. zu treffen. Wenn er nicht wie bereits oben oder von Tiberio erwähnt beim Fußvolk stand oder beim ersten Treffen mit anritt.
Im Buch Geschichte der Kriegskunst (Mittelalter) von Hans Delbrück steht auf S. 592
„Das Wichtigste ist, dass die Kompagnien nicht aus Einzelkriegern, sondern nach der Sitte, die im 14. Jahrhundert zu einem festen Begriff geworden war, aus Lanzen (Gleven), zusammengesetzt war. Wie viel Krieger zu einer Lanze gehörten, ist immer flüssig geblieben, nach Zeiten, Ländern, Herren und Zufällen, und wird auch für die Ordonnanz-Kompagnien Karls VII. verschieden angegeben, bald ein Ritter, ein Coutillier (leichter Reiter), ein Page und drei Schützen, bald nur zwei Schützen und noch ein Knecht (valet). Sie waren alle beritten, aber der Page, oft nur ein Knabe, und der Knecht waren keine Kombattanten, die die Schützen brauchten das Pferd nur als Transportmittel und saßen zum Gefecht ab.“
Dies ist jetzt der franz. Raum und mit Schützen werden hier wahrscheinlich die Bogenschützen gemeint sein, gilt aber auch für die Armbrustschützen, was bestätigt, dass sie abgesessen kämpften. Jedoch gibt es auch ein Beispiel, auf S. 597, welches darstellt in welchem Umfang Armbrustschützen überhaupt mit dabei waren:
„Die Lanze hatte nicht bloß Reiter und Schützen, sondern auch Fußknechte: sie zählte einen Ritter, einen Coustillier, einen Pagen, drei berittene Bogner und einen Armbruster, einen Couleuvrinier (Feuerschützen) und einen Spießer zu Fuß, das sind neun Köpfe, wozu nicht selten noch mehrere Freiwillige treten. Karl erließ Vorschriften über Verpflegung, Besoldung, Urlaub, Disziplin. Urlaub sollen in Friedenszeiten nicht mehr als 5 hommes d'armes und 15 Schützen von jeder Escadre erhalten, in Kriegszeiten 2 hommes d'armes und 6 Schützen. Jeder Kompagnie sollen nicht mehr als 30 Frauen folgen und niemand darf eine als die seinige beanspruchen.“
Problematik ist natürlich, dass ich das jetzt etwas aus dem Kontext gerissen habe und sich nur auf den franz. Raum bezieht, während im deutschen Raum (ich verwende jetzt einfach mal diese Abgrenzung) kaum Langbögen eingesetzt wurden (außer bei den Burgunderkriegen).
Wer es genauer haben möchte, kann die betreffenden Stelle auch im Internet nachlesen unter:
Delbrück, Geschichte der Kriegskunst
Und wie Tiberio schon erwähnte, wenn die Armbrust auf der Jagd zu Pferde eingesetzt werden konnte, so warum nicht auch auf dem Schlachtfeld.